Nervenwurzelkompression: Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Nervenwurzelkompression ist ein medizinischer Zustand, bei dem Druck auf eine Nervenwurzel eines Spinalnervs ausgeübt wird, der aus dem Rückenmark austritt. Dies kann sehr quälende Schmerzen verursachen. Damit es nicht zu einem Nervenschaden kommt, ist eine frühzeitige Diagnostik und zielgerichtete Therapie sehr wichtig. Dr. Bela Braag, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Spezialist für orthopädische Erkrankungen bei Lumedis, hat diesen Artikel für Sie aktualisiert.

Was ist eine Nervenwurzelkompression?

Eine Nervenwurzelkompression entsteht, wenn im Bereich der Wirbelsäule Druck auf eine Nervenwurzel eines Spinalnervs ausgeübt wird, der aus dem Rückenmark austritt. Durch die mechanische Kompression werden Nervenfasern in ihrer Funktion beeinträchtigt, und je nach Ursache und Ausdehnung kann es zu einer Nervenschädigung kommen.

Ursachen einer Nervenwurzelkompression

Die Nervenwurzelkompression wird oft durch strukturelle Veränderungen der Wirbelsäule verursacht. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

  • Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps): Ein Bandscheibenvorfall ist eine häufige Ursache einer Nervenwurzelkompression. Dabei kommt es zu einer Schädigung der Faserhülle (Anulus pulposus) der Bandscheibe, sodass Material aus dem Inneren, der sogenannte Gallertkern (Nucleus pulposus) austritt. Das austretende Material kann sich dann im Spinalraum ausbreiten und Druck auf die Nervenwurzeln der Spinalnerven ausüben. Die Bandscheiben dienen der Wirbelsäule zur Federung zwischen den knöchernen Wirbelkörpern. Durch falsche Belastung oder ein Trauma kann die Bandscheibe verletzt werden und einen Diskusprolaps mit Heraustreten des Gallertkerns hervorrufen. Typischerweise sind Menschen zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr betroffen. Ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule ist ein in Deutschland weitverbreitetes Krankheitsbild und die häufigste Ursache einer Nervenwurzelkompression. Im Bereich der Lendenwirbelsäule kann dies zu Schmerzen, Taubheitsgefühl in den Beinen und Lähmungen führen.
  • Neuroforamenstenose: Eine Neuroforamenstenose beschreibt einen Zustand, bei dem die Neuroforamina stenosiert, also verengt sind. Neuroforamina sind Öffnungen der knöchernen Wirbelsäule, durch die Nerven den Spinalkanal verlassen und in Richtung Arme und Beine verlaufen, um diese zu innervieren. Im Rahmen einer Neuroforamenstenose kommt es durch angeborene oder degenerative Verengungen der knöchernen Öffnungen zu einer Kompression der Nerven, die durch die entsprechenden Foramina ziehen.
  • Spinalkanalstenose: Eine weitere häufige Ursache ist die Spinalkanalstenose.
  • Spondylose (Arthrose der Wirbelsäule): Verschleißerscheinungen der Wirbelgelenke und Bandscheiben können chronische Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen, die in die Beine ausstrahlen.
  • Spondylitis, Spondylodiszitis: Seltenere Ursachen sind Spondylitis, Spondylodiszitis (bakterielle Entzündung der Wirbelkörper bzw. der Bandscheibe) - eine seltene, aber lebensbedrohliche Erkrankung. Infektionen und Entzündungen z.B. der Harnwege oder der Blase können über die Blutbahn in den gesamten Körper gestreut werden.
  • Tumore: Ebenfalls selten sind gutartige und bösartige Tumoren der Wirbelsäule. Sie können die Wirbelkörper, den Wirbelkanal oder die Wirbelbögen befallen.
  • Hämatome: Blutergüsse im Wirbelkanal können so groß werden, dass sie auf Nervenwurzeln drücken.
  • Infektionskrankheiten: Nervenwurzeln werden auch direkt durch Infektionskrankheiten bedroht.
  • Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule (Spondylarthrose oder Spondylose): Durch Verschleiß entstehen z. B. knöcherne Anbauten (Osteophyten), die auf die Nervenwurzeln drücken.
  • Trauma: Auch starke, von außen einwirkende Gewalt kann auf die Nerven drücken.
  • Wirbelgleiten: Wenn sich Wirbelkörper gegeneinander verschieben.

Wo kommt eine Nervenwurzelkompression am häufigsten vor?

Theoretisch kann es überall an der Wirbelsäule zu einer Nervenwurzelkompression kommen. Besonders häufig findet man eine Nervenwurzelkompression an der Hals- (HWS) und Lendenwirbelsäule (LWS). Eine Wurzelkompression liegt am häufigsten im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule vor, da die Lendenwirbelsäule viele Belastungen auffängt und das Körpergewicht bei Bewegungen besonders stark auf die Wirbel und Bandscheiben in dieser Region ausübt.

Symptome einer Nervenwurzelkompression

Eine Nervenwurzelkompression kann unter Umständen schwierig zu erkennen sein, da sie abhängig von der individuellen Ursache, der Lokalisation und dem Ausmaß der Kompression unterschiedliche Symptome verursacht. Wenn der Nervenplexus mit an der Kompression beteiligt ist (z.B. entzündliche Prozesse komprimiert werden.

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Die Nervenwurzeln reagieren dabei immer gleich, egal welche Ursache sie stört. Typische Symptome sind:

  • Schmerzen: Lokale Schmerzen im Rücken sowie ausstrahlende Schmerzen in Arme oder Beine (z. B. Ischiasschmerz). Radikuläre Schmerzen entstehen durch Reizung, Druck oder Schädigung von Nervenwurzeln und strahlen typischerweise entlang des Versorgungsgebietes (Dermatom) des Spinalnervs aus. Die Schmerzen werden oft als elektrisierend, brennend oder scharf beschrieben. Bewegung und Belastung können die Schmerzen verstärken.
  • Empfindungsstörungen: Taubheitsgefühl oder Missempfindungen (Parästhesien) wie Kribbeln oder Brennen im betroffenen Bereich.
  • Muskelschwäche: Je nachdem, welche Nervenwurzel betroffen ist, kann es zu motorischen Störungen wie Kraftverlust oder Lähmungen kommen. Beispielsweise kann eine Reizung der Nervenwurzel L5/S1 zu einer Fußheberschwäche (S1) führen.
  • Reflexveränderungen: Abgeschwächte oder fehlende Reflexe.
  • Einschränkungen der Beweglichkeit: Die Schmerzen können zu Schonhaltungen und Bewegungseinschränkungen führen.

Die Beschwerden richten sich aber nicht nur danach, ob Hinter- oder Vorderwurzel unter Druck geraten, sondern auch danach, in welchem Segment des Rückenmarks die Nervenwurzeln bedrängt werden. So hat der Betroffene bei einer zervikalen Radikulopathie Probleme im Nacken und in den Armen und Händen.

Radikulopathie: Reizung oder Schädigung einer Nervenwurzel

Bei einer Radikulopathie wird eine Nervenwurzel des Rückenmarks gereizt oder geschädigt. Je nachdem, welche Nervenwurzel betroffen ist, kommt es zu Schmerzen, Missempfindungen oder neurologischen Ausfällen. Ursachen für die Reizung oder Schädigung von Nervenwurzeln gibt es viele. Radikulopathien gibt es viele. Sie reichen vom Bandscheibenprolaps bis zu Wirbelsäulentumoren.

Radikulopathien (von lat. radix „Wurzel“, griech. patheia „Leiden“) betreffen Spinalnerven. Diese Nervenwurzeln stammen aus dem Rückenmark, das aus 31 Segmenten besteht. Aus jedem dieser Segmente entspringen rechts und links je eine vordere und eine hintere Nervenwurzel. Diese verbinden sich noch im Wirbelkanal und verlassen diesen als Spinalnerv durch das Zwischenwirbelloch. Eine Einklemmung oder Entzündung können die Nervenwurzel reizen oder schädigen. Je nachdem, welche Nervenwurzeln betroffen sind, kommt es zu Beschwerden. Sind vor allem motorische Störungen die Folge, leiten hintere Nervenwurzeln Informationen von der Haut und aus dem Körperinneren zum Gehirn.

Im Allgemeinen unterscheidet man die Radikulopathien danach, in welchem Wirbelsäulensegment sie auftreten:

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  • Zervikale Radikulopathie: Betrifft die Halswirbelsäule (HWS). Typische Symptome sind Nackenschmerzen, die auch in die Schulter und den Arm ausstrahlen können. Nicht immer bleibt es dabei. Oft empfinden die Patienten auch Taubheitsgefühle oder Kribbeln bis in die Fingerspitzen. Die Beschwerden breiten sich dabei typischerweise entlang der sogenannten Dermatome aus, die von einem Spinalnerven versorgt wird. Ist z. B. die Nervenwurzel des 5. Halswirbelkörpers (C5) betroffen, strahlen die Schmerzen in die Schulter aus. Bei einer C6-Radikulopathie sind häufig der Bizeps, der Handgelenkstrecker, der Daumen und Zeigefinger mit einbezogen. Daumen und Zeigefinger sind meist unbeeinträchtigt. Bei der C7-Radikulopathie kann der Trizeps betroffen sein (Trizepsmuskel kann vermindert sein. Die Schmerzen strahlen in den Mittelfinger aus. Bei der C8-Radikulopathie strahlen die Schmerzen in den Ring- und Kleinfinger aus.
  • Thorakale Radikulopathie: Betrifft die Brustwirbelsäule. Hier sind die Spinalnerven Th1 bis Th12 betroffen. Die thorakale Radikulopathie ist eher selten. Typische Symptome sind Rückenschmerzen und/oder Schmerzen im Bereich des Brustkorbs und der Körpermitte sowie Missempfindungen um den Brustkorb/Bauch herum.
  • Lumbale Radikulopathie: Betrifft die Lendenwirbelsäule. Deren sensiblen Anteile teilen sich die Bereiche von Becken und Bein ebenfalls in Dermatome auf, allerdings weniger streng abgegrenzt als die Dermatome der Halswirbelsäule. In den betroffenen Bereichen kommt es zu Taubheitsgefühlen, Missempfindungen oder Schmerzen. Sind motorische Nervenwurzeln betroffen, sind auch Kraftverlust oder Lähmungen des Fußes oder Beines möglich. Bei einer L4-Radikulopathie schmerzt die Innenseite des Oberschenkels bis zur Innenseite des Unterschenkels und die Streckung des Kniegelenks fällt schwer. Bei einer L5-Radikulopathie sind der seitliche Oberschenkel, die Außenseite des Unterschenkels und der Fußrücken bis zur Großzehe betroffen. Kraftminderung oder gar Lähmungen betreffen vor allem den M. quadriceps femoris. Bei einer S1-Radikulopathie sind die Rückseite des Oberschenkels, die Außenseite des Unterschenkels und an der Fußsohle bemerkbar.

Wurzelreizung L5/S1

Eine Wurzelreizung L5/S1 Symptome äußert sich oft durch charakteristische Beschwerden, die eng mit der Anatomie der Lendenwirbelsäule verknüpft sind. Dieses Krankheitsbild entsteht, wenn die Nervenwurzeln im unteren Bereich der Wirbelsäule gereizt oder komprimiert werden - häufig infolge eines Bandscheibenvorfalls. Betroffene klagen typischerweise über Schmerzen im unteren Rücken, die bis ins Bein ausstrahlen können, begleitet von Taubheit oder Kribbeln.

Die Wurzelreizung L5/S1 bezeichnet eine Reizung oder Kompression der Nervenwurzel im Bereich des L5/S1-Segments - der Übergangszone zwischen dem fünften Lendenwirbel (L5) und dem ersten Kreuzbeinwirbel (S1).

Am L5/S1-Segment treten die Nervenwurzeln der Spinalnerven L5 und S1 aus dem Wirbelkanal aus. Diese versorgen unter anderem:

  • Hautareale an Bein und Fuß.
  • Muskeln der Hüfte und des Unterschenkels.

Eine Reizung der Nervenwurzel in diesem Bereich entsteht oft durch Druck, etwa durch einen Bandscheibenvorfall oder knöcherne Veränderungen. Da das L5/S1-Segment besonders hohen Belastungen ausgesetzt ist, zählt es zu den häufigsten Lokalisationen für derartige Beschwerden.

Typische Beschwerden sind:

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  • Schmerzen, die vom unteren Rücken über das Gesäß bis ins Bein und den Fuß ziehen.
  • Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Taubheit oder Brennen im betroffenen Bereich.
  • Lähmungen oder Schwäche in bestimmten Muskeln, insbesondere beim Anheben des Fußes oder der Großzehe.

Die Symptome folgen oft dem sogenannten Dermatom - dem Hautareal, das von der gereizten Nervenwurzel versorgt wird. So können die Schmerzen bei einer Reizung der Nervenwurzel L5 bis zur Außenseite des Beins und des Fußrückens ausstrahlen, während eine Reizung der Nervenwurzel S1 eher die Rückseite des Beins und die Fußsohle betrifft.

Weitere mögliche Anzeichen sind:

  • Schwierigkeiten beim Gehen oder Stehen aufgrund von Muskelschwäche.
  • Ein Gefühl der Instabilität im betroffenen Bein.
  • Schmerzen, die sich bei Husten, Niesen oder Pressen verstärken.

Beinschmerzen durch Nervenwurzelkompression

Schmerzen im Bein haben oft ihren Ursprung in der Wirbelsäule, z. B. durch eine Nervenwurzelkompression. Häufige Ursachen sind Bandscheibenvorfälle, Spinalkanalstenosen oder Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule. Beinschmerzen sind häufig ein Symptom für Probleme in der Lendenwirbelsäule. Hier verlaufen wichtige Nerven, die die Beine versorgen. Typische Symptome bei Nervenirritationen:

  • Stechende Schmerzen im Oberschenkel oder in der Wade
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühle im Fuß
  • Schwäche in den Beinen, die das Gehen erschwert

Das bekannteste Beispiel ist der Ischiasschmerz. Er entsteht durch die Reizung des Ischiasnervs, der vom unteren Rücken über das Gesäß bis ins Bein verläuft. Verschleiß und strukturelle Veränderungen in der Wirbelsäule sind die häufigsten Ursachen für Beinschmerzen.

Diagnose einer Nervenwurzelkompression

Zunächst führt der Orthopäde ein Anamnesegespräch mit dem Betroffenen. Darin werden Fragen zum aktuellen Beschwerdebild sowie Vorerkrankungen gestellt. Im Rahmen einer klinischen Untersuchung wird der Patient auf orthopädische und neurologische Auffälligkeiten untersucht. Eine wichtige Rolle spielen Red Flags.

Hinweise auf das Vorliegen einer Radikulopathie und ihre Lokalisation geben die Anamnese und die körperliche Untersuchung. Dabei werden unter anderem Haltung und Beweglichkeit, Sensibilität und Reflexe geprüft, um die Höhe der Nervenwurzelreizung festzustellen. Mithilfe der Bildgebung wird versucht, die Ursache und die genaue Lokalisation für die Nervenreizung zu finden.

Zur Diagnose einer Nervenwurzelkompression werden verschiedene Methoden eingesetzt:

  • Klinische Untersuchung: Der Arzt untersucht die Reflexe, die Sensibilität und die Muskelkraft, um die betroffene Nervenwurzel zu identifizieren. Der Arzt führt spezifische Tests durch, um die Funktion der Nervenwurzeln zu überprüfen:
    • Lasègue-Test: Der Patient liegt auf dem Rücken, und das gestreckte Bein wird angehoben. Schmerzen bei 30-70 Grad deuten auf eine Reizung der Nervenwurzel hin.
    • Kraft- und Reflexprüfung: Schwäche in bestimmten Muskeln oder abgeschwächte Reflexe können auf eine Nervenwurzelkompression hindeuten.
    • Sensibilitätsprüfung: Taubheit oder Kribbeln in bestimmten Hautarealen (Dermatomen) liefern Hinweise auf die betroffene Nervenwurzel.
  • Röntgenaufnahmen: Röntgenaufnahmen werden bei unklaren Befunden häufig als primäre bildgebende Diagnostik eingesetzt. Dafür wird das zu untersuchende Areal, zum Beispiel die Lendenwirbelsäule, in verschiedenen Ebenen durchleuchtet. Hiermit können knöcherne Veränderungen, zum Beispiel arthrotische Veränderungen beurteilt werden. Bei einem Bandscheibenvorfall zeigen sich im Röntgenbild lediglich indirekte Zeichen.
  • MRT (Magnetresonanztomographie): Die Magnetresonanztomographie, kurz MRT, ist eine diagnostische Untersuchungsmethode, die ohne Strahlenbelastung der Darstellung von Körperstrukturen und -geweben dient. Das MRT ist die Untersuchung der Wahl, wenn es um die Untersuchung von Weichteil- und Nervengewebe geht. Bei einem Bandscheibenvorfall kann mit dem MRT das Krankheitsausmaß genau dargestellt werden. Der Bandscheibenvorfall kann dabei in einen medialen, lateralen oder mediolateralen Vorfall klassifiziert werden. Außerdem zeigen die Schnittbilder welche Nervenfasern bedrängt oder verletzt werden, woraus sich eine therapeutische Konsequenz ableiten lässt. Bei Verdacht auf eine Wurzelreizung L5/S1 ist die MRT (Magnetresonanztomographie) das Mittel der Wahl. Sie ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Wirbelsäule, der Bandscheiben und der Nervenwurzeln.
  • EMG (Elektromyographie): Bei der Elektromyographie, EMG, handelt es sich um ein Untersuchungsverfahren, dass der Messung der Muskelaktivität dient. Dabei wird die Muskelaktivität entweder mittels Oberflächen-EMG ermittelt. Bei dem Oberflächen-EMG klebt man Elektroden auf die Haut, bei dem Nadel-EMG werden feine Nadeln durch die Haut in die Muskulatur vorgeschoben.
  • Wirbelsäulenvermessung: Eine Wirbelsäulenvermessung dient der Diagnostik von Fehlstellungen und Verkrümmungen der Wirbelsäule. Die Vermessung erfolgt ohne Strahlenbelastung und wird lichtoptisch durchgeführt. errechnet. Die Wirbelsäulenvermessung kann als Präventionsmaßnahme helfen, durch Fehlhaltungen bedingte Schonhaltungen und Folgeerkrankungen zu verhindern.
  • Ultraschalluntersuchung: Die Ultraschalluntersuchung spielt in der Diagnostik einer Nervenwurzelkompression eine untergeordnete Rolle. Sie eignet sich vor allem zur Darstellung von Weichteilgewebe.
  • Liquorpunktion: Manchmal bleibt trotz bildgebender Diagnostik die Ursache einer Radikulopathie im Dunkeln. Dann führen die Ärzte eine Liquorpunktion durch und untersucht die entnommene Hirnflüssigkeit. So lassen sich z. B. Entzündungen oder Infektionen nachweisen.

Behandlung einer Nervenwurzelkompression

Die Behandlung einer Nervenwurzelkompression hängt von der Ursache und dem Beschwerdebild ab. Häufig liegen Bandscheibenvorfälle vor, die zunehmend konservativ behandelt werden. Bei starken therapieresistenten Beschwerden kommen zunehmend periradikuläre Therapien (PRT) zum Einsatz. Operationen werden erwogen, wenn trotz konservativer Behandlung starke Symptome bestehen, die Symptome schlimmer werden oder „Red-flag-Symptome“ auftreten, wie Muskellähmungen oder unwillkürliches Wasserlassen. Bei einer Neuroforamenstenose und/oder Facettensyndrom erfolgt die Erstellung eines individuellen Behandlungsplanes.

Sofern Kaudasymptome oder akute Lähmungen funktionell wichtiger Muskeln (Fallfuß) nicht zum sofortigen operativen Eingriff zwingen, ist die Behandlung zunächst konservativ. Im Vordergrund stehen Schmerzbeseitigung, Wurzelabschwellung und Förderung des venösen Abflusses aus dem Epiduralraum. Dies erreicht man am ehesten durch Analgesie systemisch oder besser lokal durch epidurale oder perineurale Injektionen. Epiduraler Venenstau und Chronifizierung werden durch Bewegung abgebaut. Mit dieser Behandlung stellt man den kompensierten Zustand wieder her. Die Deformierung bleibt, die Schmerzen sind beseitigt.

Konservative Behandlung

Die konservative Therapie umfasst in der Regel:

  • Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung eingesetzt werden. Bei starken Schmerzen können vorübergehend auch Opioide verordnet werden. Aufgrund der geringeren Nebenwirkungen sollten zunächst Nichtopioidanalgetika (Paracetamol) bei unzureichender Wirkung nichtsteroidale Antiphlogistika, Antirheumatika (NSAR) eingesetzt werden. Bei mit dieser Medikation nicht zu beherrschenden Schmerzzuständen kann eine kurzfristige Gabe von Opioidanalgetika gerechtfertigt sein.
  • Muskelrelaxantien: Muskelentspannende Medikamente können bei Muskelverspannungen helfen.
  • Kortison: Cortison ist ein Medikament mit weitem Anwendungsspektrum. Es wirkt unter anderem antientzündlich und abschwellend. Cortison findet Anwendung im Rahmen einer periradikulären Therapie, um bei gereizten Nervenwurzeln entzündlichen Prozessen entgegenzuwirken und somit die Beschwerden zu lindern.
  • Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur, Verbesserung der Beweglichkeit und Entlastung der Nervenwurzel. Übungen eignen sich rehabilitativ und präventiv, um muskuläre Dysbalancen und Fehlhaltungen vorzubeugen. Das bedeutet, dass man mit einem gezielten Training sowohl Rücken- als auch Brust- und Bauchmuskulatur trainieren sollte. Es geht dabei darum, den Rumpf zu stabilisieren. Darüber hinaus stellen Übungen einen wichtigen Bestandteil der konservativen Therapie einer Nervenwurzelkompression dar. Eine gezielte Trainingstherapie mit Übungen ist sehr relevant, um bei einem Bandscheibenvorfall mit konservativer Behandlung den bestmöglichen Therapieerfolgt zu erreichen.
  • Wärme- oder Kälteanwendungen: Können zur Schmerzlinderung beitragen.
  • Periradikuläre Therapie (PRT): Eine periradikuläre Therapie, kurz PRT, ist eine schmerzlindernde Behandlungsmethode bei chronischen chronischen Rückenschmerzen, die durch eine Irritation einer Nervenwurzel entstehen. Die mit Abstand häufigste Indikation zur Durchführung einer PRT ist ein Bandscheibenvorfall. Eine periradikuläre Therapie wird MRT-gesteuert durchgeführt. Das bedeutet, dass die kranke Nervenwurzel unter radiologischer Sicht mit dem MRT-Gerät dargestellt und die Punktionsnadel gezielt platziert werden kann. Dabei spritzt der Arzt unter Röntgenkontrolle ein Gemisch aus Kortison und Betäubungsmitteln in die Nähe der gereizten Nervenwurzel.

Nichtmedikamentöse Therapie: Um das Behandlungsziel Schmerzbeseitigung, Wurzelabschwellung, Abbau des epiduralen Venenstaus, Entchronifizierung zu erreichen, steht ein umfangreiches Spektrum von Behandlungsmethoden zur Verfügung. Das ärztliche Gespräch mit eingehender Beratung ist äußerst wichtig und dient der Aufklärung. Bewährt haben sich Wärmeapplikation und entlastende Lagerungen mit 90° gebeugten Hüften und Kniegelenken in der Stufenlage. Mehrere valide klinische Studien haben gezeigt, dass Bettruhe sowohl beim unkomplizierten Rückenschmerz als auch beim lumbalen Wurzelkompressionssyndrom nicht wirksam ist, sondern eher schlechtere Resultate ergibt. Im Gegenteil: Bewegungsprogramme unter Anleitung durch Krankengymnasten wie zum Beispiel im Göttinger Rückenintensivprogramm oder im Ei-genprogramm durch Bewegung im schmerzfreien Raum, tragen eher dazu bei, chronifizierte Wurzelsyndrome abzubauen als passive Maßnahmen wie Massagen und Einnahme einer dauernden Schonhaltung. Andere passive therapeutische Maßnahmen wie Orthesen sollten nur nach kritischer fachärztlicher Indikationsstellung verordnet werden. Unabdingbare Voraussetzung für die vorübergehende Versorgung mit einer Rumpforthese ist die gleichzeitige Durchführung von Übungen unter krankengymnastischer Anleitung. Von der manuellen Therapie scheinen am ehesten Patienten mit akuten Rückenschmerzen ohne radikuläre Symptomatik zu profitieren.

Operative Behandlung

Wenn die konservative Behandlung nicht ausreichend hilft oder neurologische Ausfälle auftreten, kann eine Operation notwendig sein. Ziel der Operation ist die Dekompression der beengten Nervenwurzel. Dazu gibt es verschiedene Verfahren.

Mögliche operative Verfahren sind:

  • Mikrochirurgische Dekompression: Entfernung von störendem Gewebe, um den Druck von der komprimierten Nervenwurzel zu nehmen. Dabei führt der Operateur ein spezielles Mikroskop und feinste Instrumente über einen kleinen Zugang in den Wirbelkanal ein.
  • Laminektomie: Erweiterung des Wirbelkanals, um mehr Platz für die Nervenwurzel zu schaffen.
  • Diskektomie: Entfernung des Bandscheibengewebes bei einem Bandscheibenvorfall. In manchen Fällen reicht das Abtragen von störenden Strukturen nicht aus, um die Nervenwurzel zu befreien. Dann kann der Operateur sogenannte Cages als Platzhalter in das Bandscheibenfach zwischen zwei Wirbelkörpern einsetzen. Dies hilft, zwischen den Wirbelkörpern einen ausreichenden Abstand und den Druck vom Nervengewebe zu halten.
  • Nukleoplastie: In manchen Kliniken wird zur Dekompression auch die Nukleoplastie eingesetzt.

Bei diskogener Wurzelkompression hängt das Procedere davon ab, ob die Bandscheibe geschlossen ist oder nicht. Bei erhaltenem Anulus fibrosus kommen perkutane intradiskale therapeutische Verfahren infrage.

Was macht Lumedis einzigartig bei chronischer Nervenwurzelkompression?

Die Wirbelsäulenspezialisten von Lumedis machen einen umfangreichen Muskelfunktionstest und verändern die Statik der Wirbelsäule meist durch gezielte Trainingsmaßnahmen minimal durch gezielte Übungen.

Dauer des Krankheitsverlaufs

Die Dauer des Krankheitsverlaufs einer Nervenwurzelkompression ist oft sehr unterschiedlich und kann mehrere Monate betragen oder chronisch verlaufen. Bandscheibenvorfälle können unter konservativer Therapie mehrere Monate bis zu einem Jahr Beschwerden hervorrufen.

Differentialdiagnosen

Nicht alle Schmerzen im unteren Rücken sind auf eine Wurzelreizung zurückzuführen. Mögliche Alternativen sind:

  • Muskelverspannungen oder -verletzungen.
  • Entzündliche Erkrankungen wie eine Spondylodiszitis.
  • Tumore oder Infektionen im Bereich der Wirbelsäule.

Prävention

Neben Fehlhaltungen, die durch muskuläre Dysbalancen entstehen, gibt es auch jene, die durch knöcherne Fehlstellungen hervorgerufen werden. Eine muskuläre Dysbalance ist ein Ungleichgewicht zwischen den Muskelpartien, das heißt Spieler und Gegenspieler. Der Rückenmuskulatur stehen die Brust- und Bauchmuskulatur gegenüber. Solche Dysbalancen begünstigen Fehlhaltungen und Folgen wie einen Bandscheibenvorfall und somit Nervenwurzelkompressionen.

Um Rückfälle zu vermeiden, sind langfristige Maßnahmen wichtig:

  • Regelmäßige Physiotherapie zur Stärkung der Rückenmuskulatur und zum Schutz der Nervenfasern.
  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht.
  • Ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Rückenschmerzen im unteren Rückenbereich sind weit verbreitet, doch nicht immer harmlos. Während leichte Beschwerden oft von selbst abklingen, gibt es bestimmte Warnsignale, die einen umgehenden Besuch beim Arzt oder Orthopäden erforderlich machen:

  • Anhaltende Schmerzen: Wenn die Rückenschmerzen länger als 4-6 Wochen bestehen oder sich verschlimmern.
  • Neurologische Ausfälle: Taubheit, Kribbeln, Schwäche in den Beinen oder Lähmungen.
  • Blasen- oder Darmstörungen: Verlust der Kontrolle über Blase oder Darm (z.B. Inkontinenz).
  • Unfall oder Trauma: Rückenschmerzen nach einem Sturz, Unfall oder schwerem Heben.
  • Begleitsymptome: Fieber, Nachtschweiß oder ungewollter Gewichtsverlust.

Bestimmte Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für ernsthafte Ursachen der Rückenschmerzen:

  • Alter über 50 Jahre.
  • Vorgeschichte von Krebserkrankungen oder Osteoporose.
  • Langjähriger Nikotin- oder Alkoholkonsum.

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