Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft. Oftmals sind die Nerven im Rücken beteiligt, was zu zusätzlichen Beschwerden führen kann. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Nerven- und Rückenschmerzen, die Symptome, Diagnoseverfahren und Behandlungsmöglichkeiten.
Einführung
Rückenschmerzen sind typischerweise im unteren Rückenbereich lokalisiert und können mit oder ohne Schmerzausstrahlung in die Beine einhergehen. Wenn Nerven beteiligt sind, spricht man von Nervenschmerzen oder neuropathischen Schmerzen. Diese können spontan auftreten und werden oft als ziehend, brennend oder blitzartig beschrieben. Nervenschmerzen sind häufig mit Taubheitsgefühlen oder Missempfindungen verbunden.
Ursachen von Nerven- und Rückenschmerzen
Weder Nerven- noch Rückenschmerzen stellen ein einheitliches Krankheitsbild dar, sondern sind Symptome verschiedener Erkrankungen. Nervenschmerzen treten auf, wenn Nervenfasern, die für die Schmerzinformationsverarbeitung verantwortlich sind, geschädigt werden. Der Schädigungsort kann irgendwo in der Schmerzbahn liegen, die von der Haut über die Nerven, das Rückenmark bis zum Gehirn verläuft.
Nervenwurzelreizung
Eine Nervenwurzelreizung kann durch Bandscheibenvorfälle, degenerativ bedingte knöcherne Anbauten oder Verengungen des Wirbelsäulenkanals oder von Nervenkanälen entstehen.
Polyneuropathien
Häufigste Ursache neuropathischer Schmerzen in der westlichen Welt sind Polyneuropathien, eine Erkrankung der peripheren Nerven. Dabei sind die Nerven außerhalb des Gehirns oder des Rückenmarks irritiert, gereizt oder sogar geschädigt. Gründe dafür können Diabetes, übermäßiger Alkoholkonsum, Infektionen, Unfälle oder Traumata mit Nervenschädigung sein.
Lesen Sie auch: Diagnose von Schmerzen an der Außenseite des Knies
Vegetative Dystonie
Eine Störung des vegetativen Nervensystems kann eine Vielzahl an Problemen verursachen, die oft unter der Bezeichnung der vegetativen Dystonie zusammengefasst werden. Das vegetative Nervensystem reguliert lebenswichtige Körperfunktionen, die nicht bewusst steuerbar sind, wie Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, Körpertemperatur oder die sexuelle Reaktion.
Weitere Ursachen
- Querschnittslähmung: Hierbei ist das Rückenmark verletzt, meist durch Unfälle.
- Epilepsie: Plötzlich auftretende Anfälle, die durch Störungen im Gehirn hervorgerufen werden.
- Parkinson: Ursachen sind entweder kleine Einschlüsse, die sich in den Nervenzellen bilden, oder die Nervenzellen produzieren in bestimmten Regionen des Gehirns zu wenig Dopamin.
- Alzheimer: Betroffene sind am Anfang nur zeitweise orientierungslos und wissen nicht genau, wo sie sich befinden.
- Multiple Sklerose (MS): Bei MS-Kranken sind die Nerven beschädigt, weil ihre Schutzhülle zerfällt.
- Stiff-Person-Syndrom (SPS): Eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der die Muskeln am Rücken und Bauch immer steifer und fester werden.
Risikofaktoren für chronische Schmerzen
Der wichtigste Risikofaktor für die Chronifizierung von Schmerzen ist vorausgegangener Schmerz. Zusätzlich spielen oft psychosoziale, arbeitsplatzbezogene, familiäre und sozioökonomische Belastungsfaktoren eine Rolle. Psychische Störungen wie Angst und Depression können genauso wie eine Persönlichkeitsstruktur mit der Tendenz zur Vermeidung oder Überforderung die Schmerzchronifizierung begünstigen. Fehlender Stressabbau kann zu Muskelverspannungen führen.
Symptome
Die Symptome von Nerven- und Rückenschmerzen können vielfältig sein und hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Schmerzen im unteren Rückenbereich
- Schmerzausstrahlung in die Beine
- Ziehende, brennende oder blitzartige Schmerzen
- Taubheitsgefühl oder Missempfindungen
- Muskelverspannungen
- Kribbeln, Jucken oder Brennen in Händen und Füßen
- Herzstechen oder Herzklopfen/-rasen
- Schwindel oder Ohnmacht beim Aufstehen
- Übermäßiges Schwitzen oder mangelndes Schwitzen
- Sexuelle Funktionsstörungen
- Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung oder Durchfall
- Schluckbeschwerden
- Muskelsteifheit und -krämpfe
Diagnose
Die Diagnose wird durch eine sorgfältige Anamnese und eine gründliche körperliche Untersuchung gestellt. Weitere apparative Diagnostik kann in Abhängigkeit von der vermuteten auslösenden Erkrankung notwendig sein. Auch spezielle Schmerzfragebögen können zum Einsatz kommen. Bei Verdacht auf Neuropathie wird im Patientengespräch abgeklärt, welche Risikofaktoren vorliegen könnten. Mediziner können mit einfachen Tests die Sensibilität oder die Empfindungsfähigkeit der betroffenen Stellen prüfen. Bei Verdacht auf das Stiff-Person-Syndrom sind neurologische Tests und elektrophysiologische Untersuchungen wichtig. Bei einer Elektromyographie (EMG) wird mit feinen Untersuchungsnadeln die andauernde elektrische Aktivität in den betroffenen Muskeln gemessen. Die Untersuchung von Nervenwasser kann weitere wichtige Hinweise auf die Erkrankung geben.
Behandlung
Nerven- und Rückenschmerzen werden medikamentös und nicht medikamentös behandelt. Die Therapie wird durch schmerztherapeutisch erfahrene Ärzte, ggf. auch multidisziplinär, an die besonderen Bedürfnisse des jeweiligen Patienten angepasst. Es ist darauf hinzuweisen, dass der Patient aktiv in die Therapie miteinbezogen werden und auch selbst Verantwortung für eine aktive Schmerzbewältigung übernehmen muss.
Lesen Sie auch: Nurvet Kautabletten Nerven: Die Inhaltsstoffe und ihre Wirkung.
Medikamentöse Therapie
Das Prinzip der medikamentösen Therapie ist „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Bei Nervenschmerzen kann von den speziellen Symptomen auf die zugrunde liegenden Ursachen geschlossen und so eine spezifische medikamentöse Therapie initiiert werden. Gegen das Stiff-Person-Syndrom helfen Medikamente, die das fehlgeleitete Immunsystem dämpfen. Zum Einsatz kommen Kortisonpräparate. Zusätzlich helfen muskelentspannende Medikamente (zum Beispiel Baclofen, Tizanidin und Diazepam).
Nicht-medikamentöse Therapie
- Physiotherapie, Krankengymnastik und Muskelentspannung: Diese Maßnahmen können die Muskeln lockern und die Bewegungsfähigkeit verbessern.
- Psychotherapie: Patientinnen und Patienten lernen dabei ihre individuellen Auslöser der Muskelverspannungen kennen - etwa Stress oder auch negative Gedanken.
- Entspannungsmethoden: Entspannungsmethoden wie Yoga, Meditation oder andere Achtsamkeitsübungen können dabei helfen, das Stresslevel zu senken und das Nervensystem wieder zu beruhigen.
- Bewegung und Training: Regelmäßige Bewegung wie Ausdauertraining oder Krafttraining fördert den Stressabbau.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten kann die Gesundheit des autonomen Nervensystems unterstützen.
- Schlaf: Ein gesunder Schlaf ist unerlässlich für die Stressbewältigung und Regeneration des Nervensystems.
- Pflanzliche und homöopathische Mittel: Pflanzliche oder homöopathische Mittel können eine unterstützende Therapieoption sein. Die Passionsblume kann bei Unruhezuständen oder Schlafstörungen helfen. Gelber Jasmin und Schlangenwurzel können bei Schwindel, nervlich bedingtem Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Beschwerden Linderung verschaffen. Und die gelbe Nieswurz kann Kreislaufproblemen vorbeugen.
Spezielle Therapien bei Polyneuropathie
- Bewegung und Training: Experten empfehlen Bewegung und Training, am besten in der Gruppe.
- Kühlen und Kompression: Kühlen und Kompression können Nervenschäden deutlich verringern.
- Gleichgewichtstraining: Übungen für das gestörte Gleichgewicht wirken sich aus auf Nervenschäden in den Füßen.
- Kraftübungen: Kraftübungen helfen, die Muskeln zu stärken und die Koordination zu fördern.
Prävention
Eine aktive Lebensführung mit ausreichend Bewegung, Entspannung und einer ausgewogenen Work-Life-Balance kann als präventive Maßnahme empfohlen werden. Bei einer vegetativen Störung ist es wichtig, die Balance zwischen Körper und Psyche wiederherzustellen.
Krankheitsverlauf und Prognose
Der Krankheitsverlauf ist bei jedem Patienten sehr individuell und von der zugrunde liegenden Erkrankung sowie anderen äußeren Faktoren abhängig. Zusätzliche Begleiterkrankungen haben besonderen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Bei chronischen Nerven- und Rückenschmerzen ist das oberste Therapieziel die ausreichende Schmerzreduktion. Schmerzfreiheit kann oft nicht erreicht werden. Schmerzbewältigungsmechanismen können den Umgang mit den chronischen Schmerzen verändern und dazu führen, dass der Schmerz „weniger Raum“ im Leben einnimmt. Ist erst eine Chronifizierung der Schmerzen eingetreten, ist eine vollständige Heilung unwahrscheinlich. Aufgrund der unterschiedlichen Erkrankungen, die den Nerven- und Rückenschmerzen zugrunde liegen können, sind allgemeingültige Aussagen schwierig. Ziel ist eine individuelle Therapie, sodass der Patient möglichst uneingeschränkt seinen Alltag bewältigen kann.
Lesen Sie auch: Warum Eltern manchmal nerven