In unserer schnelllebigen und anspruchsvollen Welt sind Psyche und Nervensystem täglich zahlreichen Belastungen ausgesetzt. Ständige Erreichbarkeit, Informationsflut und der Druck, auf alles reagieren zu müssen, können auf Dauer überfordern und zu seelischen und psychosomatischen Beschwerden führen. Die Homöopathie bietet hier eine sanfte und nebenwirkungsfreie Heilmethode, die die Selbstheilungskräfte anregt und helfen kann, die täglichen Anstrengungen zu bewältigen.
Die Belastung des modernen Lebens
Der alltägliche Wahnsinn mit all seinen Herausforderungen und Überangeboten kann unseren Körper negativ belasten, besonders dann, wenn kein Ausgleich, keine Ruhe und keine Pausen folgen. Unsere Psyche ist eng mit dem "vegetativen Nervensystem" verbunden, das alle unbewusst ablaufenden Körperfunktionen steuert. Je nachdem, ob wir uns in "Alarmstimmung" oder in "Ruhe" befinden, werden Körperorgane unterschiedlich durchblutet und Körperfunktionen aktiviert. Es überrascht daher nicht, dass Herz-Kreislauferkrankungen und vegetative Beschwerden wie Schlafstörungen, nervöse Kopfschmerzen, Reizmagen, Reizdarm und Reizblase zunehmen. Gerade sensible Menschen haben oft Schwierigkeiten, in einen Entspannungszustand zu finden.
Die enge Verbindung zwischen Psyche und vegetativem Nervensystem beeinflusst auch andere Organe und Systeme im Körper, wie das Verdauungssystem, das Hormonsystem, die ableitenden Harnwege und die Haut. Das psychische Wohlbefinden hat somit einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit dieser Organe, ebenso wie die Ernährung, die Bewegung und der "Vergiftungszustand" des Körpers die Befindlichkeit der Psyche beeinflussen.
Strategien zum Schutz der Psyche
Um heutzutage psychisch gesund und stabil zu bleiben, ist es wichtig, sich bewusst mit der Umwelt und den Anforderungen des modernen Lebens auseinanderzusetzen. Dazu gehört, bewusst auf Manches zu verzichten, "Nein" zu sagen, Bewegung und Entspannung in den Alltag zu integrieren und Denkmuster zu entwickeln, die gedanklichen Stress reduzieren.
Es gibt zahlreiche Verfahren aus dem Bereich der Komplementärmedizin, die dazu beitragen, die Psyche zu stabilisieren. Bewegungs- und Entspannungstherapien helfen dabei, Stress abzubauen und ihm besser zu begegnen. Psychotherapien, obwohl sie nicht im engeren Sinne zur Komplementärmedizin gehören, stellen einen wichtigen Baustein dar. Menschen, die Bedrückendes erlebt haben oder unter Ängsten und Sorgen leiden, sollten sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Lesen Sie auch: Diagnose von Schmerzen an der Außenseite des Knies
Auch die Ernährung hat einen enormen Einfluss auf unser psychisches Befinden. Qualitativ hochwertige Lebensmittel und das Meiden von Zusatzstoffen und industriell vorgefertigten Produkten sind das Beste, was wir für unseren Körper und unsere Psyche tun können. Manche Substanzen wirken direkt auf das Nervensystem, bei anderen wird dies vermutet.
Pflanzenheilkunde zur Stärkung der Nerven
Die Pflanzenheilkunde bietet verschiedene Heilpflanzen, die sich günstig auf die Nerven auswirken. Beruhigende Pflanzen sind die Baldrianwurzel, gegen Schlafstörungen sind Hopfenzapfen, Passionsblumenkraut und Melissenblätter geeignet. Gerade die Melisse, insbesondere die Zitronenmelisse, ist ein wohlschmeckender Tee, der bei nervösen Beschwerden eingesetzt werden kann. Lavendel wirkt entspannend, insbesondere bei äußerlicher Anwendung als Körperöl, Eau de Toilette, Badezusatz oder Raumspray. Bitterstoffe wirken allgemein stärkend, auch auf die Psyche. Wer psychisch "außer sich" ist, kann vermehrt Bittermittel in die Ernährung integrieren, wie z. B. Chicoree, Endiviensalat, Radicchio und Artischocken. Aromatische Tees aus Bitterstoffen sind Schafgarbentee oder Engelwurztee, eventuell mit etwas Wermut, um durch diesen Bitterreiz wieder Bodenhaftung zu gewinnen.
Wachmachende, belebende energetische Verfahren wie die Akupunktur können ebenfalls helfen, Blockaden im Energiefluss zu beheben und damit auch günstig auf die Psyche zu wirken. Letztendlich ist entscheidend, welche Strategie Ihnen persönlich gut hilft und Ihrem Naturell entgegenkommt.
Homöopathie bei psychischen Beschwerden
Gezielte Entspannung und eine typgerechte, gesunde Lebensweise sind wichtige Voraussetzungen, um die innere Balance zu erhalten beziehungsweise wiederzuerlangen. Daneben bietet die Homöopathie sanfte, aber wirksame Unterstützung für das Gleichgewicht von Körper und Seele. Sie kann bei leichten Verstimmungen in der Selbsthilfe angewendet werden, ist aber auch bei schweren psychischen Erkrankungen als unterstützende Therapie durch einen erfahrenen Therapeuten anzuraten. Je früher Sie auf die Signale Ihres Körpers und Ihrer Seele reagieren, desto größer ist die Chance, mit homöopathischen Mitteln eine Besserung zu erzielen. Deshalb empfiehlt es sich, sowohl zur Selbstmedikation als auch zusätzlich zu einer schulmedizinischen Behandlung homöopathische Arzneien in Betracht zu ziehen.
Bewährte homöopathische Arzneien bei psychischen Beschwerden
Es gibt eine Vielzahl homöopathischer Arzneien, die sich bei der Behandlung von psychischen Beschwerden bewährt haben. Einige Beispiele sind:
Lesen Sie auch: Nurvet Kautabletten Nerven: Die Inhaltsstoffe und ihre Wirkung.
- Aconitum D12 (der Sturmhut): Das wichtigste Mittel nach Erleben eines Schocks mit Todesangst. Es tritt eine ängstliche Unruhe auf mit Herzklopfen, angsterfülltem Blick und Blässe. Es ist das Mittel der Wahl, wenn nach schrecklichen Erlebnissen den Betroffenen die Bilder nicht aus dem Kopf gehen und im schlimmsten Fall auch Panikattacken auslösen.
- Gelsemium D12 (der Gelbe oder Wilde Jasmin): Geeignet für Menschen, die nach einem Schrecken "wie gelähmt", kraftlos und völlig überfordert sind. Die Erwartungsangst führt zu einer zittrigen Lähmung, man ist zu schwach, um noch irgendetwas vorzubereiten. Die Knie zittern, die Lider werden schwer.
- Argentum nitricum D12 (das Silbernitrat): Kann bei Unruhe und Aufregung vor besonderen Ereignissen, Lampenfieber, Herzjagen und Durchfällen helfen. Eines der besten Mittel bei Erwartungsangst, vor einer Prüfung oder einem gefürchteten Ereignis.
- Ignatia D12 (die Ignatiusbohne): Unterstützt bei der Bewältigung von Trennungsschmerzen, wie Heimweh, enttäuschter Liebe oder Verlust eines geliebten Menschen. Leitsymptome sind ausgesprochene Traurigkeit und der Hang zum stillen Kummer.
- Natrium chloratum D12 (das Kochsalz): Das Kummermittel schlechthin. Es wird eingesetzt bei Depressionen als Folge von Kummer und Ärger; bei Ängsten, die durch Stress und Überlastung hervorgerufen werden. Das Leitsymptom der Betroffenen ist allerdings, dass sie sich freiwillig zurückziehen und in Ruhe gelassen werden wollen.
- Opium: Geeignet bei großer Benommenheit, eingeschränktem Bewusstsein und Gefühl nach einem Schreck. Schmerzen werden nicht mehr empfunden, die Situation nicht verstanden.
- Nux vomica D12 (die Brechnuss): Für streitbare, jähzornige Menschen mit cholerischem und hypochondrischem Temperament. Das Mittel wirkt bei Beschwerden, die durch einen zu hohen Genussmittelkonsum, Überreizung des Nervensystems oder Überforderung verursacht werden.
Aurum/Apis regina comp.
Aurum/Apis regina comp., Globuli velati, ist ein weiteres anthroposophisches Arzneimittel, das zur Harmonisierung des Wesensgliedergefüges bei seelisch bedingten, funktionellen Organstörungen eingesetzt wird. Es kann bei Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Schwindelgefühlen, Kreuzschmerzen, nervösen Erschöpfungszuständen, Stimmungsschwankungen in den Wechseljahren, depressiver Verstimmung, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche Anwendung finden. Es wirkt beruhigend, stärkt die Nerven, lindert Erschöpfung und wirkt seelisch bedingten Organstörungen entgegen. Eine Anwendung über mehr als 6 Wochen erfordert eine Rücksprache mit dem Arzt.
Dosierung
Erwachsene nehmen in der Regel 2-mal täglich 5 Globuli. Nach einer dreiwöchigen Einnahme sollte eine einwöchige Pause eingelegt werden, um danach die Einnahme fortzusetzen. Bei Besserung des Befindens kann das Arzneimittel abgesetzt werden.
Weitere homöopathische Einzel- und Komplexmittel
Neben den genannten Einzelmitteln gibt es eine Vielzahl von homöopathischen Komplexmitteln, die verschiedene Inhaltsstoffe kombinieren, um ein breiteres Spektrum an Beschwerden abzudecken. Einige Beispiele sind:
- Calmvalera Hevert: Befreit von innerer Unruhe, Stress und Anspannung und beseitigt damit häufig einhergehende Schlafstörungen. Die Wirkstoffe machen weder abhängig, noch müde oder schläfrig. Wichtige Inhaltstoffe sind „Anamirta cocculus D4“, „Zincum isovalerianicum D3“ und „Lilium lancifolium D4“. Sie helfen auch gegen Angstzustände und Erschöpfung.
- LUNAFINI Globuli: Fördert den gesunden Schlaf, wirkt gegen Nervosität und Anspannung und sorgt für Entspannung, ohne müde zu machen. Daher ist das Medikament auch hervorragend für Kinder geeignet.
- Presselin Nervenkomplex Tabletten (Combustin): Viele Heilpraktiker empfehlen dieses natürliche und homöopathische Produkt zu längeren Anwendung und therapeutischen Begleitung und Behandlung bei Angstattacken und innerer Erschöpfung.
Rhus toxicodendron: Ein besonderes Mittel bei Nervenleiden
Auf dem Giftsumach Rhus toxicodendron basiert eines der am häufigsten gebrauchten Mittel in der Homöopathie. Es wird vor allem bei Erkrankungen der Sehnen und Bänder, im psychischen Bereich sowie bei Nervenleiden eingesetzt.
Wann wird Rhus toxicodendron eingesetzt?
Rhus toxicodendron wird in der Homöopathie in stark verdünnter Form eingesetzt, um akute Schmerzen des Bewegungsapparates zu bessern, besonders nach Verrenkungen, Verstauchungen und Zerrungen. Auch gegen einen Hexenschuss und Arthrose kann Rhus toxicodendron helfen. Manche Therapeuten empfehlen es außerdem bei Depressionen, die durch eine Phase der körperlichen Überanstrengung entstanden sind. Typische Symptome sind beispielsweise steife Gelenke. Auch bei vielen Hautbeschwerden passt der Giftsumach, besonders dann, wenn die Hautausschläge mit Bläschenbildung einhergehen. Zu welchen Beschwerden passt Rhus toxicodendron?
Lesen Sie auch: Warum Eltern manchmal nerven
- Der Patient will sich (trotz der Schmerzen!) ständig bewegen.
- Vor allem nachts findet der Patient in keiner Position Ruhe.
- Der Patient hat eine empfindliche, belegte Zunge mit roter Zungenspitze.
- Die kranke Person hat Durst und Verlangen nach kalter Milch.
- Es kommt zu trockenem Husten, wenn die Person friert, besonders nachts.
Die Beschwerden werden besser durch fortgesetzte Bewegungen, warme und heiße Anwendungen, warmes Baden oder Reiben. Sie werden schlimmer durch Nässe und Kälte, kaltes Baden, Zugluft, Frühjahr und Herbst, zu Beginn der Bewegung, Ruhe, längeres Liegen oder Stehen, körperliche Anstrengung, nachts und nach Mitternacht.
Rhus toxicodendron für Baby und Kind
Rhus toxicodendron soll sich bei Kindern bei der Behandlung von grippalen Infekten, Verstauchungen und Zerrungen sowie bei Windpocken und anderen juckenden Hautausschlägen mit Bläschen bewährt haben. Die Kinder sind unruhig und werfen sich im Schlaf hin und her. Meist wollen sie nichts Festes essen, verlangen aber nach kalten Getränken. Haben die Kinder Gliederschmerzen, sind diese schlimmer, wenn die Kinder ruhig liegen sollen.
Der Rhus-toxicodendron-Typ
Der Gemütszustand eines Rhus-toxicodendron-Patienten wechselt oft mit dem Stadium der Erkrankung. Eigentlich ist der Patient fröhlich, witzig, lebhaft, schlagfertig und freundlich. Wird der Rhus-toxicodendron-Typ krank, weicht dieser Zustand einer inneren Ruhelosigkeit und Erregung. Der Patient ist nun leicht reizbar und schnell frustriert. Das Rhus-toxicodendron-Kind ist unruhig und kann kaum stillhalten. Diese Ruhelosigkeit geht oft mit großer Reizbarkeit oder gar Boshaftigkeit einher.
Anwendung und Dosierung von Rhus toxicodendron
Rhus toxicodendron ist ein homöopathisches Einzelmittel, das als Streukügelchen (Globuli), Salbe oder als Tropfen erhältlich ist. Viele homöopathische Komplexmittel, die zur Behandlung von Beschwerden des Bewegungsapparates oder bei grippalen Infekten eingesetzt werden, enthalten Rhus toxicodendron.
Bei akuten Krankheiten wird Rhus toxicodendron D6 mehrmals täglich eingenommen. Rhus toxicodendron D12 eignet sich ebenfalls zur Behandlung von akuten Krankheiten, sollte aber nur ein bis zwei Mal täglich eingenommen werden. Höhere Potenzen sollten nur nach Verordnung durch einen Homöopathen eingesetzt werden.
Homöopathische Arzneimittel haben keine Nebenwirkungen, beim Auftreten von Erstverschlimmerungen muss aber die Einnahme von Rhus toxicodendron unterbrochen werden. Bei Selbstmedikation sollen sich die Beschwerden rasch bessern.
Typische Anwendungsgebiete von Rhus toxicodendron
- Arthritis
- Arthrose
- Lumbago (Hexenschuss)
- Ischiasbeschwerden
- Muskelkater
- Halswirbelsäulensyndrom
- Sehnenscheidenentzündungen
- Muskel- und Sehnenzerrungen
- Verstauchungen, Verrenkungen, Prellungen
- Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
- Erkältungen, Grippe, fiebrige Infekte
- Gürtelrose (Herpes zoster)
- Hautausschläge
- Schlafstörungen
Wichtiger Hinweis
Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt. Bei länger anhaltenden oder schlimmer werdenden Beschwerden sollte immer ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden, um die Ursache abzuklären. Dies gilt besonders bei Erkrankungen von Babys und Kindern.
tags: #nerven #stärken #homöopathie