Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden, das viele Ursachen haben kann. Eine mögliche Ursache sind Probleme mit den Facettengelenken, kleinen Gelenken, die die Wirbelkörper miteinander verbinden und die Beweglichkeit der Wirbelsäule ermöglichen. Wenn diese Gelenke gereizt oder entzündet sind, kann dies zu Schmerzen führen, die als Facettensyndrom bezeichnet werden. Eine Behandlungsoption bei anhaltenden Facettenschmerzen ist die Facettendenervation, auch Nervenverödung genannt.
Was ist eine Facettendenervation?
Bei der Facettendenervation werden die Nervenfasern, die Schmerzsignale von den Facettengelenken zum Gehirn leiten, gezielt verödet. Dies geschieht in der Regel durch Hitze (Radiofrequenzdenervation) oder Kälte (Kryodenervation). Ziel des Eingriffs ist es, die Schmerzweiterleitung zu unterbrechen und so die Beschwerden zu lindern.
Wann kommt eine Facettendenervation infrage?
Eine Facettendenervation wird in der Regel dann in Betracht gezogen, wenn:
- Rückenschmerzen seit mindestens drei Monaten bestehen und den Alltag erheblich einschränken.
- Konservative Behandlungen wie Physiotherapie, Schmerzmittel und Bewegungstherapie keine ausreichende Besserung bringen.
- Ärztliche Untersuchungen Hinweise darauf liefern, dass die Schmerzen von den Facettengelenken ausgehen.
- Mindestens eine Facettenblockade (siehe unten) gezeigt hat, dass die Schmerzen wahrscheinlich in einem oder mehreren Facettengelenken entstehen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Entscheidung für oder gegen eine Facettendenervation immer individuell getroffen werden sollte, unter Berücksichtigung der persönlichen Situation und des Leidensdrucks des Patienten.
Wie läuft eine Facettendenervation ab?
Vor dem Eingriff erfolgt in der Regel eine sorgfältige Diagnostik, um sicherzustellen, dass die Schmerzen tatsächlich von den Facettengelenken ausgehen. Dazu gehört in der Regel eine Facettenblockade.
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Facettenblockade
Bei einer Facettenblockade wird ein kurz wirksames Betäubungsmittel an die Seitenäste der Spinalnerven gespritzt, die die Facettengelenke im betroffenen Rückenbereich versorgen. Wenn die Schmerzen nach der Injektion deutlich nachlassen, deutet dies darauf hin, dass die Facettengelenke tatsächlich die Schmerzquelle sind. Um die Aussagekraft der Untersuchung zu erhöhen, wird die Facettenblockade manchmal wiederholt.
Der Eingriff
Die Facettendenervation selbst ist in der Regel ein ambulanter Eingriff, der ohne Narkose durchgeführt werden kann. Der Patient liegt dabei auf dem Bauch. Unter Röntgenkontrolle werden feine Hohlnadeln (Kanülen) in den Rücken gestochen. Über die Kanülen wird eine kleine Sonde an die betroffenen Nervenäste geführt. Mit der Sonde überträgt der Arzt entweder Hitze (Thermokoagulation oder Radiofrequenzdenervation) oder Kälte (Kryodenervation), um die Nervenfasern zu veröden.
Wie wirksam ist eine Facettendenervation?
Die Studienlage zur Wirksamkeit der Facettendenervation ist nicht eindeutig. Einige Studien liefern Hinweise darauf, dass der Eingriff Schmerzen über einen Zeitraum von etwa vier Wochen lindern kann. Längerfristig konnte jedoch in vielen Fällen kein Vorteil gegenüber einer Scheinbehandlung (Placebo) festgestellt werden.
Eine große Studie untersuchte, was bei einer Facettenarthrose besser hilft: Physiotherapie allein oder Physiotherapie plus Facettendenervation. Alle Teilnehmer erhielten eine konservative Therapie mit Physiotherapie und bei Bedarf psychotherapeutische Unterstützung. Es zeigte sich, dass beide Gruppen ähnliche Verbesserungen erfuhren, was die Frage aufwirft, ob die Facettendenervation einen zusätzlichen Nutzen bringt.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Wirksamkeit der Facettendenervation von verschiedenen Faktoren abhängen kann, wie z. B. der Ursache der Schmerzen, dem individuellen Ansprechen des Patienten und der Erfahrung des behandelnden Arztes.
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Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?
Wie bei jedem medizinischen Eingriff gibt es auch bei der Facettendenervation potenzielle Risiken und Nebenwirkungen. Dazu gehören:
- Schmerzen an der Einstichstelle: Nach der Facettenblockade und der Facettendenervation kann die Einstichstelle schmerzen und es kann zu kleinen Blutergüssen in der Haut kommen.
- Hautirritationen: Die umliegende Haut kann für einige Tage bis wenige Wochen druckempfindlich sein und taub werden, kribbeln oder jucken.
- Bewegungseinschränkungen: Manchmal ist die Beweglichkeit etwas eingeschränkt, weil das erhitzte Gewebe gereizt ist.
- Nervenentzündung: Die verödeten Nerven können sich vorübergehend entzünden, was sich ähnlich anfühlt wie ein Sonnenbrand. Um dies zu vermeiden, wird nach der Verödung manchmal etwas Kortison an die Nerven gespritzt.
- Muskelschwäche: Die verödeten Nerven sind nicht nur für die Facettengelenke zuständig, sondern auch für bestimmte Muskeln und Bänder zwischen den Wirbeln und entlang der Wirbelsäule. Die Verödung kann diese Muskeln und die Bandscheiben daher etwas schwächen. Meist hat dies keine gesundheitlichen Folgen, aber es ist nicht ganz auszuschließen, dass dadurch die Wirbelsäule instabiler wird.
- Nervenverletzung: Wenn bei der Behandlung versehentlich eine Nervenwurzel erhitzt wird, kann es vorübergehend zu Beinschmerzen, einem Schwächegefühl oder Taubheit in den Beinen kommen.
Welche Alternativen gibt es zur Facettendenervation?
Bevor eine Facettendenervation in Betracht gezogen wird, sollten alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden. Dazu gehören:
- Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Kräftigung der Rücken- und Rumpfmuskulatur sowie zur Verbesserung der Beweglichkeit.
- Schmerzmittel: Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente.
- Bewegungstherapie: Sportarten wie Yoga oder Pilates, die die Rückenmuskulatur stärken und die Beweglichkeit verbessern.
- Injektionen: Injektionen von Kortikosteroiden in die Facettengelenke, um Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
In einigen Fällen kann auch eine Operation in Erwägung gezogen werden, z. B. eine Versteifung der Wirbelsäule (Spondylodese). Dies ist jedoch in der Regel nur bei schweren Fällen von Instabilität oder Fehlstellungen der Wirbelsäule erforderlich.
Erfahrungen von Patienten
Die Erfahrungen von Patienten mit der Facettendenervation sind unterschiedlich. Einige berichten von einer deutlichen Schmerzlinderung und einer Verbesserung ihrer Lebensqualität. Andere hingegen verspüren nur eine kurzzeitige Besserung oder gar keine Wirkung.
Es ist wichtig, sich vor dem Eingriff umfassend zu informieren und die Erwartungen realistisch zu halten. Ein offenes Gespräch mit dem behandelnden Arzt über die potenziellen Vor- und Nachteile der Facettendenervation ist unerlässlich.
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Einige Patienten berichten, dass sie nach der Facettendenervation zusätzlich Physiotherapie und andere Maßnahmen ergriffen haben, um ihre Rückenmuskulatur zu stärken und ihre Beweglichkeit zu verbessern. Dies kann dazu beitragen, den langfristigen Erfolg des Eingriffs zu sichern.
ISG-Denervation als Alternative bei Kreuzdarmbeingelenk-Schmerzen
Eine ähnliche Methode wie die Facettendenervation ist die ISG-Denervation (Denervierung des Iliosakralgelenks oder Kreuzdarmbeingelenks). Diese wird bei Schmerzen eingesetzt, die vom Iliosakralgelenk (ISG) ausgehen, dem Gelenk zwischen Kreuzbein und Darmbein.
Wann kommt eine ISG-Denervation infrage?
Die ISG-Denervation kommt beim chronischen ISG-Syndrom zum Einsatz, also bei starken, dauerhaft anhaltenden Schmerzen im Bereich des Kreuzdarmbeingelenks. Sie wird allerdings erst erwogen, wenn die empfohlenen konservativen Maßnahmen die Rückenschmerzen nicht ausreichend lindern.
Wie läuft eine ISG-Denervation ab?
Bei der ISG-Denervation werden mit einer Radiofrequenzsonde die kleinen Nervenäste verödet, die Schmerzsignale aus dem erkrankten Iliosakralgelenk zum zentralen Nervensystem transportieren. Vor einer Denervierung muss der Arzt erst prüfen, ob sich die Schmerzen durch Ausschalten der mutmaßlichen Nervenäste überhaupt lindern lassen. Dazu dient eine diagnostische Probeinfiltration. Wenn die Schmerzen des Patienten durch diese vorübergehende Nervenblockade verschwinden, hat der Operateur den richtigen Bereich ausgewählt. Nach positiver Probeinfiltration erfolgt der eigentliche Eingriff der Denervierung.
Risiken und Komplikationen
Die minimalinvasive ISG-Denervierung birgt wie jeder medizinische Eingriff gewisse Risiken. Dazu gehören:
- Infektionen
- Blutungen
- Nervenverletzung
Erfolgsaussichten
Meist spürt der Patient direkt nach dem Eingriff eine deutliche Linderung seiner ISG-Schmerzen. Für den vollen Effekt kann es jedoch ein bis zwei Wochen dauern. Die meisten Patienten bleiben mindestens ein Jahr schmerzfrei. Die ISG-Denervation ist wiederholbar, da sich die verödeten Nerven mit der Zeit erholen können.
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