Der Nervus glossopharyngeus, auch bekannt als Zungen-Rachen-Nerv oder neunter Hirnnerv (N. IX), ist ein komplexer Nerv, der eine Vielzahl von Funktionen im Kopf- und Halsbereich erfüllt. Er ist ein gemischter Nerv, was bedeutet, dass er sowohl sensorische als auch motorische Fasern enthält. Seine Fasern umfassen sensible, sensorische, motorische und parasympathische Anteile. Der Nervus glossopharyngeus spielt eine entscheidende Rolle bei der Innervation des hinteren Zungendrittels, des weichen Gaumens, des Nasopharynx, der Tonsillen und des Mittelohrs. Darüber hinaus steuert er den Musculus stylopharyngeus, einen Rachenheber, der beim Schlucken hilft, und den Musculus cricopharyngeus, der die Nahrung weiter zum Ösophagus befördert.
Anatomie und Verlauf des Nervus Glossopharyngeus
Der Nervus glossopharyngeus hat seinen Ursprung in der Medulla oblongata, einem Teil des Hirnstamms. Nach seinem Austritt aus dem Gehirn bildet er zwei Ganglien, knotenförmige Ansammlungen von Nervenzellkörpern in einem Nervenstrang, von denen mehrere Äste abgehen. Er verlässt den Schädel durch das Foramen jugulare, eine Öffnung an der Schädelbasis zwischen Hinterhaupts- und Felsenbein. Dort tritt er zusammen mit dem Nervus vagus (N. X), dem Nervus accessorius (N. XI) und der Vena jugularis interna aus.
Sensible Fasern
Die sensiblen Fasern des Nervus glossopharyngeus innervieren das hintere Zungendrittel, den weichen Gaumen, den Nasopharynx, die Tonsillen und das Mittelohr. Diese Fasern sind für die Übertragung von Empfindungen wie Berührung, Schmerz und Temperatur aus diesen Bereichen verantwortlich.
Sensorische Fasern
Die sensorischen Fasern des Nervus glossopharyngeus sind für die Geschmackswahrnehmung im hinteren Zungendrittel zuständig. Sie ermöglichen es uns, bittere Geschmäcker wahrzunehmen.
Motorische Fasern
Die motorischen Fasern des Nervus glossopharyngeus innervieren zwei wichtige Muskeln:
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- Musculus stylopharyngeus: Dieser Muskel hebt den Rachen beim Schlucken an.
- Musculus cricopharyngeus: Dieser Muskel befördert die Nahrung weiter zum Ösophagus (Speiseröhre) beim Schlucken.
Parasympathische Fasern
Die parasympathischen Fasern des Nervus glossopharyngeus verlaufen als Nervus auriculotemporalis zur Glandula parotis (Ohrspeicheldrüse). Ihre Funktion besteht darin, den Speichelfluss anzuregen.
Viszeral-afferente Fasern
Der Nervus glossopharyngeus enthält auch viszeral-afferente Fasern, die Informationen vom Glomus caroticum (Karotisdrüse) übertragen. Das Glomus caroticum ist ein kleines Organ, das den Sauerstoffgehalt und den Kohlendioxidgehalt im Blut misst und den Blutdruck reguliert.
Funktionen des Nervus Glossopharyngeus
Der Nervus glossopharyngeus spielt eine entscheidende Rolle bei verschiedenen Funktionen im Kopf- und Halsbereich:
- Schmecken: Er ermöglicht die Geschmackswahrnehmung im hinteren Zungendrittel.
- Schlucken: Er steuert Muskeln, die am Schluckvorgang beteiligt sind.
- Speichelfluss: Er regt die Speichelproduktion in der Ohrspeicheldrüse an.
- Regulation des Blutdrucks: Er überträgt Informationen vom Glomus caroticum, das an der Blutdruckregulation beteiligt ist.
- Sensibilität: Er vermittelt Empfindungen aus dem hinteren Zungendrittel, dem weichen Gaumen, dem Nasopharynx, den Tonsillen und dem Mittelohr.
Klinische Bedeutung des Nervus Glossopharyngeus
Schädigungen des Nervus glossopharyngeus können zu einer Vielzahl von Symptomen führen, je nachdem, welche Fasern betroffen sind. Mögliche Ursachen für eine Schädigung sind:
- Prozesse im Bereich der Schädelbasis: Tumoren (einschließlich Glomus jugulare Tumor), Traumata, Aneurysmen (einschließlich der Arteria basilaris und Aa. vertebrales), Sinus-sigmoideus-Thrombose
- Prozesse im Bereich der Arteria carotis interna: Aneurysma, Dissektion, Schädigung im Rahmen einer Operation
- Prozesse im Kerngebiet: Ischämie
Zu den möglichen Symptomen einer Schädigung des Nervus glossopharyngeus gehören:
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- Geschmacksverlust im hinteren Zungendrittel
- Schluckbeschwerden (Dysphagie)
- Verminderter Speichelfluss
- Sensibilitätsstörungen im hinteren Zungendrittel, weichen Gaumen, Nasopharynx und Tonsillen
- Glossopharyngeusneuralgie: Eine seltene Erkrankung, die durch heftige, stechende Schmerzen im Versorgungsgebiet des Nervus glossopharyngeus gekennzeichnet ist.
Diagnostik
Die Diagnose einer Schädigung des Nervus glossopharyngeus umfasst in der Regel eine neurologische Untersuchung, bei der die Funktionen des Nervs überprüft werden. Dazu gehören die Prüfung des Geschmacks, des Schluckreflexes, der Sensibilität und der Speichelproduktion. Bildgebende Verfahren wie die Kernspintomographie (MRT) oder die Computertomographie (CT) können eingesetzt werden, um die Ursache der Schädigung zu identifizieren.
Differentialdiagnose
Es ist wichtig, eine Schädigung des Nervus glossopharyngeus von anderen Erkrankungen abzugrenzen, die ähnliche Symptome verursachen können. Dazu gehören beispielsweise:
- Schädigung des Nervus vagus (N. X): Der Nervus vagus innerviert ebenfalls den Rachen und den Kehlkopf und kann bei Schädigung ähnliche Schluckbeschwerden verursachen.
- Schädigung des Nervus facialis (N. VII): Der Nervus facialis ist für die Geschmackswahrnehmung im vorderen Zungendrittel zuständig.
- Zentrale Ursachen: Schlaganfall oder andere Erkrankungen des Gehirns können ebenfalls Schluckbeschwerden und Sensibilitätsstörungen verursachen.
Der Nervus Lingualis: Ein wichtiger sensorischer Nerv der Zunge
Der Nervus lingualis ist ein weiterer wichtiger Nerv, der für die Funktion der Zunge von Bedeutung ist. Er ist ein sensibler Ast des Nervus mandibularis (V3), welcher wiederum ein Hauptast des Nervus trigeminus (V) ist. Der Nervus lingualis innerviert die vorderen zwei Drittel der Zunge sowie den Mundboden und spielt eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung von Berührung, Schmerz, Temperatur und Geschmack.
Anatomie und Verlauf des Nervus Lingualis
Der Nervus lingualis entspringt aus dem Schädel durch das Foramen ovale und zieht in die Fossa infratemporalis. Während seines Verlaufs nimmt er die Chorda tympani, einen Ast des Nervus facialis (VII), auf. Diese Verbindung ermöglicht die Übertragung von Geschmacksempfindungen und parasympathischen Fasern zur Speichelsekretion. Der Nerv verläuft nahe der Glandula submandibularis, unterkreuzt den Ductus submandibularis und erreicht schließlich die Unterseite der Zunge.
Funktionen des Nervus Lingualis
- Sensible Innervation: Versorgung der vorderen zwei Drittel der Zunge mit Berührungs-, Schmerz- und Temperaturwahrnehmung.
- Geschmacksempfindung: Über die Chorda tympani werden Geschmackssignale aus dem vorderen Zungenbereich übertragen.
- Speichelsekretion: Parasympathische Fasern regen die Speicheldrüsen (Glandula submandibularis und Glandula sublingualis) zur Sekretion an.
Klinische Bedeutung des Nervus Lingualis
Der Nervus lingualis kann während zahnärztlicher Eingriffe wie Weisheitszahnentfernungen oder Implantatoperationen verletzt werden. Eine Verletzung kann zu Sensibilitätsstörungen, Taubheit oder Geschmacksverlust führen. Um Schäden zu vermeiden, sollte ein Sicherheitsabstand von etwa 2 mm zum Nerv eingehalten werden.
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Risikofaktoren bei Eingriffen:
- Iatrogene Verletzungen durch scharfe oder stumpfe Traumata während chirurgischer Eingriffe
- Postoperative Komplikationen wie Ödeme, Hämatome oder Infektionen
Überblick über die Hirnnerven
Die Hirnnerven sind zwölf Nervenpaare, die direkt aus dem Gehirn entspringen und für die Steuerung verschiedener Funktionen im Kopf- und Halsbereich zuständig sind. Sie werden von I bis XII durchnummeriert und haben unterschiedliche Qualitäten: sensorisch, motorisch, oder gemischt.
| Hirnnerv | Bezeichnung | Qualität | Funktion |
|---|---|---|---|
| I | Nervus olfactorius (Riechnerv) | sensorisch | Geruchswahrnehmung |
| II | Nervus opticus (Sehnerv) | sensorisch | Sehen |
| III | Nervus oculomotorius | parasympathisch-motorisch | Augenbewegung, Pupillenverengung, Akkommodation |
| IV | Nervus trochlearis | motorisch | Augenbewegung |
| V | Nervus trigeminus | sensibel-motorisch | Sensibilität des Gesichts, der Mund- und Nasenschleimhaut, der Zähne, der Dura mater; Steuerung der Kaumuskulatur |
| VI | Nervus abducens | motorisch | Augenbewegung |
| VII | Nervus facialis | sensorisch-parasympathisch-motorisch | Geschmacksempfindung im vorderen Zungendrittel, Speichel- und Tränenproduktion, Steuerung der Gesichtsmuskulatur |
| VIII | Nervus vestibulocochlearis | sensorisch | Hören und Gleichgewicht |
| IX | Nervus glossopharyngeus | sensorisch-parasympathisch-motorisch | Geschmacksempfindung im hinteren Zungendrittel, Speichelproduktion, Schlucken, Regulation des Blutdrucks |
| X | Nervus vagus | sensorisch-parasympathisch-motorisch | Steuerung von Herz, Lunge, Magen, Darm; Schlucken, Sprechen, Husten |
| XI | Nervus accessorius | motorisch | Steuerung des Musculus sternocleidomastoideus und des Musculus trapezius |
| XII | Nervus hypoglossus | motorisch | Steuerung der Zungenmuskulatur |
Der Nervus Hypoglossus: Kontrolle der Zungenbewegungen
Der Nervus hypoglossus, der zwölfte Hirnnerv (N. XII), ist ein rein motorischer Nerv, der die gesamte Zungenmuskulatur innerviert. Er entspringt von allen 12 Hirnnerven am weitesten unten am Gehirn. Der motorische Ursprungskern des Nervus hypoglossus ist der Nucleus nervi hypoglossi. Von hier aus ziehen seine Fasern durch die Medulla oblongata nach kaudal und treten zwischen Olive und Pyramide des Hirnstamms aus. Zusätzlich lagern sich hier Fasern aus den Rückenmarkssegmenten C1-2 an. Danach verlässt er den Schädel über den Canalis nervi hypoglossi an der Schädelbasis in der Nähe des Foramen magnum. Extrakraniell verläuft der Hirnnerv zwischen dem Musculus mylohyoideus und dem Musculus hyoglossus, bis er sich dann in seine Endäste aufzweigt.
Funktionen des Nervus Hypoglossus
Der Nervus hypoglossus steuert die inneren und äußeren Zungenmuskeln, was seine Qualität als allgemein somatoefferent beschreibt. Er ist entscheidend für Funktionen wie Sprechen, Kauen und Schlucken.
Klinische Bedeutung des Nervus Hypoglossus
Eine Schädigung des Nervus hypoglossus kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, die mit der Funktion der Zungenmuskulatur zusammenhängen. Typische Symptome sind eine Zungenatrophie, Zungenabweichung beim Herausstrecken der Zunge oder Schluckstörungen (Dysphagie). Auch Sprachstörungen kommen wegen der Funktionseinschränkung der Zunge vor.
Eine Schädigung des Nervus hypoglossus wird in der Regel durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung, Bildgebung und elektrophysiologischen Tests diagnostiziert. Zunächst wird die Zungenbeweglichkeit überprüft, um Asymmetrien oder Abweichungen zu erkennen, da eine Schädigung des Nervus hypoglossus typischerweise zu einer Zungenabweichung zur betroffenen Seite führt.