Nervenschmerzen und Eisenmangel: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Eisenmangel ist ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, das oft unterschätzt wird. Er entsteht meist durch eine zu geringe Aufnahme von Eisen über die Nahrung oder durch einen großen Eisenverlust, beispielsweise durch Blutungen. Der Körper kann eine verminderte Eisenaufnahme in der Regel ausgleichen, indem er auf eigene Reserven zurückgreift. Ein Eisenmangel kann jedoch auch durch chronische Nierenerkrankungen (CKD) verursacht werden. Bei Entzündungen wird eine Substanz freigesetzt, die die Eisenaufnahme aus der Nahrung im Darm blockiert (Hepcidin).

Was ist Eisenmangel?

Eisenmangel bedeutet, dass die Eisenspeicher des Körpers leer sind. Eisen wird für die Bildung von Hämoglobin benötigt, dem Protein in den roten Blutkörperchen, das für den Sauerstofftransport verantwortlich ist. Wenn nicht genügend Eisen vorhanden ist, kann das Knochenmark nicht ausreichend rote Blutkörperchen bilden.

Es ist wichtig, zwischen Eisenmangel und Eisenmangelanämie zu unterscheiden. Bei Eisenmangel sind die Eisenvorräte im Körper zu niedrig, aber der Hämoglobingehalt ist noch ausreichend hoch. Erst wenn der Hämoglobingehalt unter bestimmte Werte sinkt, spricht man von einer Anämie (Blutarmut). Wenn die Ursache ein dauerhafter Eisenmangel ist, spricht man von einer Eisenmangelanämie.

Eine Anämie liegt vor, wenn die Hämoglobinkonzentration im Blut unter folgende alters- bzw. geschlechtsspezifische Werte sinkt:

  • 11 g/dl bei Schwangeren
  • 12 g/dl bei Frauen im gebärfähigen Alter
  • 13 g/dl bei Männern

Ursachen von Eisenmangel

Ein Eisenmangel entsteht durch ein Missverhältnis zwischen Eisenzufuhr und Eisenbedarf. Mögliche Ursachen sind:

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  • Zu geringe Eisenzufuhr über die Nahrung: Dies kann insbesondere bei vegetarischer oder veganer Ernährung der Fall sein.
  • Gestörte Eisenaufnahme: Erkrankungen wie Zöliakie, chronische Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Helicobacter-pylori-Infektionen und Gastritis sowie Magenoperationen können die Eisenaufnahme beeinträchtigen. Auch eine Dauertherapie mit Protonenpumpenhemmern oder Antazida kann die Eisenaufnahme stören.
  • Gesteigerter Eisenbedarf: In bestimmten Lebensphasen wie Schwangerschaft, Stillzeit, bei Kindern und Leistungssportlern ist der Eisenbedarf erhöht.
  • Erhöhter Eisenverlust: Starke Menstruationsblutungen, Endometriose, Myome, Krebserkrankungen, Geschwüre in Magen oder Speiseröhre, Divertikel, Hämorrhoiden, chirurgische Eingriffe, Blutspenden und Dialyse können zu Eisenverlust führen.

Symptome von Eisenmangel

Die Symptome eines Eisenmangels können vielfältig sein und hängen vom Schweregrad des Mangels ab. Allgemeine Symptome einer Blutarmut (Anämie) sind:

  • Blässe
  • Müdigkeit
  • Verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit
  • Herzklopfen
  • Kurzatmigkeit
  • Schwindel
  • Schmerzen in der Brust bei Anstrengung

Bei Eisenmangel können zusätzlich folgende Symptome auftreten:

  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Kopfschmerzen
  • Depressive Verstimmung
  • Schlafstörungen
  • Restless-Legs-Syndrom
  • Zungenbrennen
  • Entzündungen der Mundwinkel
  • Haarausfall
  • Brüchige Nägel
  • Abnorme Essgelüste (z.B. Verlangen nach Eiswürfeln)

Eisenmangel und Nervenschmerzen

Eisenmangel kann Nervenschmerzen auslösen oder verstärken, da Eisen eine wichtige Rolle im Sauerstofftransport und im Energiestoffwechsel spielt und somit für die Funktion des Nervensystems unerlässlich ist.

Mögliche Mechanismen, wie Eisenmangel Nervenschmerzen beeinflussen kann:

  • Verringerte Sauerstoffversorgung des Nervengewebes: Eisen ist ein zentraler Bestandteil des Hämoglobins, das für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich ist. Ein Mangel an Eisen führt zu einer verminderten Sauerstoffversorgung, auch in den Nerven.
  • Beeinträchtigung der Myelinsynthese: Myelin ist die Schutzhülle, die die Nervenfasern umgibt und für eine schnelle und effiziente Signalübertragung sorgt. Eisen spielt eine Rolle bei der Bildung und dem Erhalt der Myelinschicht.
  • Erhöhte Anfälligkeit für Entzündungen: Ein Eisenmangel kann das Immunsystem schwächen, was das Risiko für entzündliche Prozesse im Körper erhöht. Entzündungen können Nerven reizen und schädigen, was zu Schmerzen und Dysästhesien (unangenehmen Empfindungen) führen kann.
  • Störung der Neurotransmitter-Produktion: Eisen ist ein wichtiger Faktor für die Produktion bestimmter Neurotransmitter, darunter Dopamin und Serotonin, die für die Schmerzwahrnehmung und das allgemeine Wohlbefinden eine Rolle spielen. Ein Eisenmangel kann die Balance dieser Botenstoffe stören, was das Schmerzempfinden verstärkt und Nervenschmerzen begünstigt.
  • Beeinträchtigung der zellulären Energieproduktion: Eisen ist essentiell für die Funktion der Mitochondrien, die Energie für die Zellen bereitstellen. Nerven sind stark energieabhängig, und ein Eisenmangel führt zu einer geringeren Verfügbarkeit von ATP (Adenosintriphosphat), der Hauptenergiequelle der Zellen.

Diagnose von Eisenmangel

Zur Diagnose von Eisenmangel werden verschiedene Blutuntersuchungen durchgeführt:

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  • Ferritin: Ferritin ist ein Speicherprotein für Eisen und gibt Auskunft über die Eisenspeicher im Körper. Ein niedriger Ferritinwert deutet auf einen Eisenmangel hin. Allerdings kann der Ferritinwert bei Entzündungen fälschlicherweise erhöht sein.
  • Hämoglobin (Hb): Der Hämoglobingehalt gibt die Konzentration des roten Blutfarbstoffs im Blut an. Ein niedriger Hämoglobinwert deutet auf eine Anämie hin.
  • Mittleres korpuskuläres Volumen (MCV): Das MCV gibt die durchschnittliche Größe der roten Blutkörperchen an. Bei Eisenmangel sind die roten Blutkörperchen oft kleiner als normal (mikrozytär).
  • Transferrinsättigung: Die Transferrinsättigung gibt an, wie viel Prozent des Transferrins (ein Transportprotein für Eisen) mit Eisen beladen sind. Eine niedrige Transferrinsättigung deutet auf einen Eisenmangel hin.
  • Löslicher Transferrin-Rezeptor (sTfR): Der lösliche Transferrin-Rezeptor ist ein weiterer Parameter, der bei Eisenmangel erhöht sein kann.

Um die Ursache des Eisenmangels zu ermitteln, können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie z.B. eine Stuhlprobe auf okkultes Blut, eine Magen-Darm-Spiegelung oder eine gynäkologische Untersuchung.

Behandlung von Eisenmangel

Ziel der Behandlung ist die Normalisierung des Hämoglobingehalts und der Eisenwerte im Blut sowie die Behandlung der zugrunde liegenden Ursache.

Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen:

  • Eisenreiche Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit eisenhaltigen Lebensmitteln wie Fleisch, grünem Blattgemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen kann helfen, den Eisenbedarf zu decken. Die Eisenaufnahme kann durch die gleichzeitige Einnahme von Vitamin C verbessert werden.
  • Eisenpräparate: Bei einem ausgeprägten Eisenmangel können Eisenpräparate in Form von Tabletten, Kapseln oder Tropfen eingenommen werden. Es gibt zweiwertige und dreiwertige Eisenpräparate. Zweiwertige Präparate werden in der Regel besser aufgenommen. Eisenpräparate können Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden verursachen.
  • Eiseninfusionen: In bestimmten Fällen, z.B. bei Unverträglichkeit von oralen Eisenpräparaten, bei schweren Eisenmangelanämien oder bei Störungen der Eisenaufnahme, kann Eisen auch als Infusion direkt ins Blut gegeben werden.
  • Bluttransfusion: Bei einer schweren, lebensbedrohlichen Eisenmangelanämie kann eine Bluttransfusion erforderlich sein.

Vorbeugung von Eisenmangel

Einem Eisenmangel kann durch eine ausgewogene Ernährung vorgebeugt werden. Besonders wichtig ist dies für Risikogruppen wie Schwangere, Stillende, Kinder, Jugendliche und Frauen mit starken Menstruationsblutungen.

Weitere Ursachen für Nervenschmerzen

Es ist wichtig zu beachten, dass Nervenschmerzen viele Ursachen haben können, und Eisenmangel nur eine davon ist. Andere mögliche Ursachen für Nervenschmerzen sind:

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  • Diabetes mellitus: Ein schlecht eingestellter Diabetes kann zu Nervenschäden (diabetische Neuropathie) führen.
  • Gürtelrose: Eine Gürtelrose-Infektion kann Nervenschmerzen (postherpetische Neuralgie) verursachen.
  • Multiple Sklerose: Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Nervenschmerzen verursachen kann.
  • Rückenmarksverletzungen: Verletzungen des Rückenmarks können zu Nervenschmerzen führen.
  • Chemotherapie: Einige Chemotherapeutika können Nervenschäden verursachen.
  • Stress: Stress kann Nervenschmerzen verstärken.
  • Psychosomatische Ursachen: Psychische Faktoren können ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Nervenschmerzen spielen.
  • Muskuläre Überlastungen: Überlastung von Muskeln kann ebenfalls zu Schmerzen im Körper führen.

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