Nervenschmerzen in Beinen und Füßen: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Nervenschmerzen in Beinen und Füßen können äußerst belastend sein und die Lebensqualität erheblich einschränken. Oftmals werden sie als brennend, stechend oder elektrisierend beschrieben und können von Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder Muskelschwäche begleitet sein. Die Ursachen für solche Nervenschmerzen sind vielfältig und reichen von harmlosen Auslösern bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Nervenschmerzen in Beinen und Füßen, erklärt die diagnostischen Möglichkeiten und gibt einen Überblick über die Behandlungsansätze.

Das Burning-Feet-Syndrom

Das Burning-Feet-Syndrom, auch bekannt als brennende Füße, ist ein Zustand, der durch verschiedene Beschwerden in den Füßen gekennzeichnet ist, wie Kribbeln, Brennen, Stechen, Taubheitsgefühle, Ameisenlaufen, Hitzegefühle und elektrisierende Schmerzen. Diese Symptome können auf eine gestörte Nervenfunktion in den Beinen hindeuten. Obwohl genaue Daten zur Häufigkeit fehlen, leiden bis zu 10 % der Bevölkerung unter Nervenschmerzen unterschiedlicher Ursache.

Ursachen des Burning-Feet-Syndroms

In den meisten Fällen wird das Burning-Feet-Syndrom durch eine chronische Schädigung eines oder mehrerer Nerven verursacht, die den Fuß versorgen. Eine häufige Ursache ist Diabetes mellitus. Es gibt jedoch viele andere mögliche Ursachen, die im Folgenden näher erläutert werden.

Häufige Ursachen von Nervenschmerzen in Beinen und Füßen

Polyneuropathie

Die Polyneuropathie ist eine der häufigsten Ursachen für das Burning-Feet-Syndrom. Es handelt sich dabei um eine Erkrankung, bei der die Nerven außerhalb von Rückenmark und Gehirn geschädigt sind. Die sensorischen Nerven, die für die Wahrnehmung von Schmerz, Berührung, Druck und Temperatur zuständig sind, sind besonders betroffen.

Die Symptome beginnen meist symmetrisch an den Füßen und können sich auf die Beine ausweiten. Betroffene leiden unter elektrisierenden Nervenschmerzen, Missempfindungen, reduzierter Empfindung (Pelzigkeit) und Störungen der Temperaturwahrnehmung. In fortgeschrittenen Stadien können Hautveränderungen, Störungen der Schweißbildung, Muskelkrämpfe und Lähmungen auftreten.

Lesen Sie auch: Hüft-TEP und Nervenschmerzen

Diabetes mellitus ist die häufigste Ursache für Polyneuropathie. Chronischer Alkoholmissbrauch, Vitaminmangel (Vitamin B12, B6 oder Folsäure), Entzündungen, genetische Erkrankungen und Tumorerkrankungen können ebenfalls eine Polyneuropathie auslösen.

Polyneuropathie durch Diabetes

Diabetes mellitus ist eine der Hauptursachen für Polyneuropathie. Bis zu einem Drittel der Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 entwickeln im Laufe ihres Lebens Nervenschäden. Eine schlechte Blutzuckereinstellung und eine lange Krankheitsdauer erhöhen das Risiko.

Die Neuropathie kann sich schleichend über Jahre hinweg entwickeln und verschiedene Nerven betreffen. Es gibt verschiedene Formen der diabetischen Neuropathie:

  • Symmetrische Polyneuropathie: Die Beschwerden beginnen in den Füßen und breiten sich später auf Hände und Beine aus. Typisch sind gestörte sensorische Empfindungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle und eine reduzierte Schmerzwahrnehmung.
  • Autonome Neuropathie: Schädigt die Nerven, die Herzschlag, Blutdruck, Blutzucker und die Tätigkeit der inneren Organe beeinflussen. Stoffwechsel, Verdauung, Blasenfunktion und Sexualität können beeinträchtigt sein.
  • Fokale Neuropathien: Betreffen nur wenige Nerven und treten plötzlich auf. Die diabetische Amyotrophie verursacht heftige Schmerzen am Oberschenkel, Bein oder Gesäß. Augenmuskeln können ebenfalls betroffen sein.

Eine Polyneuropathie kann zur Entwicklung eines diabetischen Fußsyndroms führen. Durch die Nervenschäden bemerken Betroffene Wunden oder Verletzungen am Fuß nicht rechtzeitig, was zu schwerwiegenden Entzündungen und Amputationen führen kann.

Polyneuropathie durch Alkoholkonsum

Auch langjähriger, hoher Alkoholkonsum kann eine Neuropathie auslösen, da Alkohol als Nervengift gilt und die Reizweiterleitung stört. Eine Mangelernährung, die oft mit Alkoholmissbrauch einhergeht, kann ebenfalls zu einem Vitaminmangel führen und die Nervenschäden verstärken.

Lesen Sie auch: Nervenschaden nach Zahnbehandlung: Symptome und Therapie

Weitere Ursachen für Polyneuropathie

Neben Diabetes und Alkohol gibt es noch weitere Ursachen für Polyneuropathie:

  • Vitamin-B12-Mangel
  • Nierenerkrankungen
  • Lebererkrankungen
  • Schilddrüsenüberfunktion oder -unterfunktion
  • Infektionen mit Viren und Bakterien (z. B. Borreliose, Herpes simplex)
  • Autoimmunerkrankungen (z. B. Guillain-Barré-Syndrom)
  • Krebserkrankungen
  • Chemotherapie
  • Gifte (z. B. Schwermetalle)

Verengte Blutgefäße in den Beinen (arterielle Verschlusskrankheit, pAVK)

Die arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist eine häufige Erkrankung, bei der sich die Blutgefäße in den Beinen durch Plaquebildung (Atherosklerose) verengen und verhärten. Dies führt zu einer Durchblutungsstörung, die Schmerzen verursacht, insbesondere bei Belastung.

Die Schmerzen treten zuerst im Bereich der Füße auf, können aber auch Unterschenkel und Oberschenkel betreffen. Sie verschlimmern sich bei Belastung und bessern sich in Ruhe. In fortgeschrittenen Stadien können auch Ruheschmerzen und schlecht heilende Wunden an den Füßen auftreten.

Risikofaktoren für die pAVK sind Rauchen, Diabetes und hohe Blutfettwerte.

Morton-Neuralgie (Morton-Metatarsalgie)

Die Morton-Neuralgie ist eine häufige Ursache für Schmerzen im Vorfußbereich, die bis in die Zehen ausstrahlen können. Die Schmerzen werden als dumpf, brennend und elektrisierend beschrieben und nehmen beim Gehen zu. Ursache ist die Reizung eines Nervs, der zwischen zwei Zehen verläuft.

Lesen Sie auch: Medikamentenfreie Schmerzlinderung bei Nervenschmerzen

Plantarfasziitis

Die Plantarfasziitis ist eine Reizung des Ansatzes der Sehnenplatte an der Ferse, die zu Fersenschmerzen führt. Die Schmerzen sind besonders stark bei Belastung und können durch Laufen auf hartem Untergrund oder Fußfehlstellungen wie Hohlfuß oder Plattfuß begünstigt werden.

Tinea pedis (Fußpilz)

Fußpilz ist eine Pilzinfektion des Fußes, die durch Feuchtigkeit und Schwitzen begünstigt wird. Sie führt zu Juckreiz, Rötung und Schuppenbildung, vor allem zwischen den Zehen und an der Fußsohle.

Seltene Ursachen von Nervenschmerzen in Beinen und Füßen

Tarsaltunnelsyndrom

Das Tarsaltunnelsyndrom ist eine seltene Erkrankung, bei der der Schienbeinnerv an einer Engstelle im Bereich des Sprunggelenks (Tarsaltunnel) eingeengt und gereizt wird. Dies führt zu Schmerzen, Brennen, Kribbeln und Taubheit vom Sprunggelenk bis in die Zehen. Das Tarsaltunnelsyndrom kann bei Sportlern nach Verletzungen oder Überlastung, bei Plattfüßen oder bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Gicht auftreten.

Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS)

Das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS) ist ein Schmerzsyndrom, das nach Verletzungen der Beine oder Arme auftreten kann. Es kommt zu einer Störung der Gefühlswahrnehmung, der Bewegungsfähigkeit, der Hautfarbe und der Schweißbildung. Der Schmerz ist häufig brennend oder elektrisierend und bleibt auch nach Abklingen des Verletzungsschmerzes bestehen.

Erythromelalgie

Die Erythromelalgie ist eine seltene Erkrankung, die durch eine Störung der Nerven- und Gefäßfunktion gekennzeichnet ist. Sie äußert sich in anfallsartig brennenden Schmerzen mit Rötung und Überwärmung der Haut, insbesondere an den Füßen.

Weitere Ursachen von Nervenschmerzen in Beinen und Füßen

Es gibt zahlreiche weitere Ursachen für das Burning-Feet-Syndrom und Nervenschmerzen in Beinen und Füßen. Dazu zählen unter anderem:

  • Zu enge Schuhe
  • Überlastung des Fußes
  • Verletzungen
  • Kontaktallergie
  • Diabetische Fußgeschwüre
  • Restless-Legs-Syndrom
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Multiple Sklerose
  • Sarkoidose
  • HIV-Infektion
  • Medikamentennebenwirkungen

Diagnostische Untersuchung bei Nervenschmerzen in Beinen und Füßen

Um die Ursache von Nervenschmerzen in Beinen und Füßen zu ermitteln, ist eine sorgfältige ärztliche Untersuchung erforderlich. Zunächst wird der Arzt Sie ausführlich zu Ihren Beschwerden befragen. Dabei sind Vorerkrankungen, frühere Verletzungen und eingenommene Medikamente von Bedeutung.

Anschließend werden Ihre Füße auf Hautveränderungen, Schwellungen, Fehlstellungen oder Verletzungen untersucht. Der Arzt tastet die Pulse an den Füßen und prüft die Nervenfunktionen. Auch Ihr Gangbild wird beurteilt.

Ergänzend können Blutwerte bestimmt werden, um mögliche Ursachen wie Diabetes, Vitaminmangel oder Entzündungen zu identifizieren. In bestimmten Fällen kann eine Überweisung zu Spezialisten für Neurologie oder Schmerzmedizin erforderlich sein, die weitergehende Untersuchungen durchführen können.

Neurologische Untersuchungsmethoden

Zur genauen Diagnose einer Polyneuropathie stehen verschiedene neurologische Untersuchungsmethoden zur Verfügung:

  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG): Dabei wird Strom durch die Nervenbahnen geschickt, um die Geschwindigkeit der Nervenleitung zu messen.
  • Quantitative Sensorische Testung (QST): Mit verschiedenen Gefühlstests an der Haut werden 13 Werte ermittelt, um festzustellen, welche Nervenfasern geschädigt sind und wie stark die Schädigung fortgeschritten ist.
  • Thermode: Computergesteuerte Temperaturreize werden eingesetzt, um das Temperaturempfinden exakt zu messen.
  • Nerv-Muskel-Biopsie: Eine Gewebeprobe aus dem Schienbein wird entnommen und feingeweblich untersucht, um die Ursache der Polyneuropathie zu finden.
  • Hautbiopsie: Eine Gewebeprobe aus der Haut wird unter dem Mikroskop untersucht, um Small-Fiber-Neuropathien zu diagnostizieren.
  • Elektroneurographie: Misst die elektrischen Impulse der Nerven, um herauszufinden, wie die Nervensignale transportiert und im Körper verteilt werden.
  • Elektromyographie: Macht deutlich, ob und wie stark die Muskeln auf die Nervensignale ansprechen.

Bildgebende Verfahren

In manchen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT eingesetzt werden, um eine Nervenschädigung direkt sichtbar zu machen oder andere Ursachen wie Bandscheibenvorfälle auszuschließen.

Behandlung von Nervenschmerzen in Beinen und Füßen

Die Behandlung von Nervenschmerzen in Beinen und Füßen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Ziel ist es, die Ursache zu beseitigen oder zu behandeln, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Behandlung der Ursache

  • Diabetes: Eine gute Blutzuckereinstellung und Gewichtskontrolle sind entscheidend, um die Nervenschädigung zu stoppen oder zu verlangsamen.
  • Alkoholmissbrauch: Vollständige Abstinenz ist notwendig, um die Nervenregeneration zu ermöglichen.
  • Vitaminmangel: Die Einnahme von Vitaminpräparaten kann den Mangel ausgleichen und die Nervenfunktion verbessern.
  • Infektionen: Antibiotika oder Virostatika können eingesetzt werden, um die Infektion zu behandeln.
  • Entzündungen: Kortison oder andere entzündungshemmende Medikamente können die Entzündung reduzieren und die Nervenfunktion verbessern.
  • Verengte Blutgefäße: Medikamente, Bewegungstherapie oder operative Eingriffe können die Durchblutung verbessern.

Schmerztherapie

Zur Behandlung der Schmerzen stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung:

  • Antidepressiva: Können die Weiterleitung von Schmerzsignalen dämpfen.
  • Antikonvulsiva: Bremsen die Erregbarkeit der Nerven und wirken schmerzlindernd.
  • Opioide: Werden nur bei starken Schmerzen und für kurze Zeit eingesetzt, da sie zu Abhängigkeit führen können.
  • Capsaicin-Salbe oder -Pflaster: Können Schmerzen und Juckreiz lindern und die Durchblutung fördern.
  • Lokalanästhetika: Können den Teufelskreis der Schmerzen vorübergehend unterbrechen.

Weitere Maßnahmen

  • Physiotherapie: Kann bei Lähmungen, Muskelschwund, Gleichgewichtsstörungen und Gangstörungen helfen.
  • Ergotherapie: Kann bei ungünstigen Bewegungsabläufen und Gleichgewichtsstörungen unterstützen.
  • Orthopädische Einlagen: Können bei Fußfehlstellungen helfen.
  • Kühlung der Füße: Kann bei brennenden Schmerzen Linderung verschaffen.
  • Hochlagerung der Füße: Kann Schwellungen reduzieren.
  • Neural-Akupunktur: Kann Missempfindungen und Schmerzen lindern.
  • Elektrotherapie (TENS): Kann die Nerven stimulieren und Schmerzen reduzieren.
  • Psychotherapie: Kann bei der Bewältigung chronischer Schmerzen helfen.

Wichtige Hinweise für Diabetiker

Diabetiker sollten besonders auf ihre Füße achten und sie regelmäßig auf Wunden oder Verletzungen kontrollieren. Eine optimale Blutzuckereinstellung ist entscheidend, um die Entwicklung oder das Fortschreiten einer Polyneuropathie zu verhindern.

tags: #Nervenschmerzen #in #Beinen #und #Füßen #Ursachen