Kieferschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft. Sie können sich auf unterschiedliche Weise äußern und verschiedene Ursachen haben. Ein harter Apfel, ein zähes Stück Brot, und plötzlich zieht ein scharfer Schmerz durch den Kiefer. Kopf- und Nackenverspannungen gehören zum Alltag und werden trotz neuer Kopfkissen und verschiedener Behandlungen nicht besser. Diese und ähnliche Phänomene sind häufig Symptome einer Fehlfunktion des Kiefers, welche häufig jahrelang unerkannt bleibt.
Was sind Kieferschmerzen?
Kieferschmerzen bezeichnen Beschwerden, die den Kauapparat betreffen. Dieser setzt sich aus Kiefergelenken (Oberkiefer und Unterkiefer), den Zähnen, dem Kieferknochen und der Kaumuskulatur zusammen. Durch die Schmerzen können Verspannungen entstehen, die bis in den Nacken und in die Schulter ausstrahlen. Es gibt viele Auslöser und Behandlungsmöglichkeiten für Kieferschmerzen. Teilweise lassen sich bereits mit Übungen Erfolge erzielen, es können aber auch Erkrankungen die Ursache sein.
Symptome von Kieferschmerzen
Kieferschmerzen können sich vielfältig äußern. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Schmerzen im Kieferbereich: Die Schmerzen können auf einer oder beiden Seiten des Gesichts auftreten und von unterschiedlicher Intensität sein. Sie können sich als Ziehen im Kiefer äußern, als Knacken beim Öffnen des Mundes oder als dumpfer Schmerz, der bis in den Kopf ausstrahlt.
- Kiefergelenkgeräusche: Viele Menschen berichten von einem Knacken oder Knirschen im Kiefergelenk, wenn sie den Mund öffnen oder schließen.
- Eingeschränkte Kieferbeweglichkeit: Schwierigkeiten beim Öffnen des Mundes oder beim Kauen können ebenfalls auf Kieferschmerzen hindeuten. Häufig treten Beschwerden auf, wenn der Mund beim Gähnen sehr weit geöffnet wird.
- Ausstrahlende Schmerzen: Kieferschmerzen können in den Kopf, Nacken, Schultern oder sogar in den Rücken ausstrahlen.
- Begleitsymptome: Zahnschmerzen, Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, Schwindel, Verspannungen und Schluckbeschwerden können ebenfalls im Zusammenhang mit Kieferschmerzen auftreten.
Ursachen von Kieferschmerzen
Die Ursachen für Kieferschmerzen sind vielfältig. Einige der häufigsten Ursachen sind:
- Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): Eine CMD ist eine Fehlfunktion des Kiefergelenks und der umliegenden Muskulatur. Die Ursachen sind vielfältig, gehen aber alle auf Verspannungen der Kau-, Kopf- und Gesichtsmuskulatur zurück. Diese treten zum Beispiel auf, wenn der Zahnersatz schlecht sitzt oder mit den Zähnen geknirscht wird. Die CMD ist ein Krankheitsbild, das etwa 30 % der deutschen Bevölkerung betrifft - mit steigender Tendenz. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
- Zähneknirschen (Bruxismus): Unbewusstes Zähneknirschen oder -pressen, oft während des Schlafs, kann zu Verspannungen und Schmerzen in der Kiefermuskulatur führen. Oft korreliert die CMD mit einem unbewussten Zähneknirschen oder -pressen (auch Bruxismus genannt).
- Zahnprobleme: Karies, Zahnfleischentzündungen (Parodontitis) oder entzündete Zahnwurzeln können Kieferschmerzen verursachen. Eine der häufigsten Ursachen für den Kieferschmerz ist eine gewisse Nachlässigkeit im Zahnpflegeverhalten der Betroffenen selbst. Vor allem durch Karies ausgelöste Defekten (Pulpitis) kommt hier eine bedeutende Rolle zu, da die weitreichenden destruktiven Folgen trotz umfangreicher Informationsarbeit noch unterschätzt werden. Sind die Zähne so stark angegriffen, dass es zu starken, pochenden Schmerzen im Kiefergelenk kommt und die gesamte Kaumuskulatur in Mitleidenschaft gezogen wird, so ist es höchste Zeit, den Arzt aufzusuchen.
- Entzündungen: Entzündungen im Kieferbereich, wie z.B. eine Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris) oder eine Entzündung des Zahnfleisches um einen Weisheitszahn (Perikoronitis), können Kieferschmerzen verursachen.
- Verletzungen: Verletzungen des Kiefers, z.B. durch einen Sturz oder Schlag, können zu Kieferschmerzen führen.
- Stress: Stress kann zu Verspannungen der Kiefermuskulatur führen und somit Kieferschmerzen verursachen.
- Fehlstellungen: Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers können zu einer ungleichmäßigen Belastung der Kiefermuskulatur führen und Kieferschmerzen verursachen.
- Andere Erkrankungen: In seltenen Fällen können Kieferschmerzen auch durch andere Erkrankungen verursacht werden, wie z.B. eine Trigeminusneuralgie, Fibromyalgie oder ein Herzinfarkt.
Diagnose von Kieferschmerzen
Um die Ursache von Kieferschmerzen zu ermitteln, ist eine sorgfältige Diagnose erforderlich. Diese umfasst in der Regel:
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- Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten ausführlich zu seinen Beschwerden, Vorerkrankungen und Lebensgewohnheiten.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht den Kiefer, die Kiefermuskulatur und das Kiefergelenk. Dabei achtet er auf Verspannungen, Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Dabei setzen wir auf moderne Verfahren wie Röntgen/ MRT zur Beurteilung der Gelenkstrukturen, eine präzise ganzheitliche Kiefergelenks-/ CMD-Analyse sowie manuelle Funktionsprüfung durch gezieltes Abtasten und Beweglichkeitstests.
- Bildgebende Verfahren: In manchen Fällen sind bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT erforderlich, um die Ursache der Kieferschmerzen zu ermitteln.
Behandlung von Kieferschmerzen
Die Behandlung von Kieferschmerzen richtet sich nach der Ursache. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können:
- Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, die Schmerzen zu lindern.
- Muskelrelaxanzien: Muskelrelaxanzien können helfen, die verspannte Kiefermuskulatur zu entspannen.
- Aufbissschienen: Individuell angepasste Aufbissschienen können helfen, die Kiefergelenke zu entlasten und die Muskulatur zu entspannen, insbesondere bei Zähneknirschen oder -pressen. Eine fachgerechte Anpassung in unserer Zahnarztpraxis ist hierbei entscheidend.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen und manuelle Therapien können helfen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit des Kiefergelenks zu verbessern.
- Stressmanagement: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder Atemtraining können helfen, den Kreislauf des Zähnepressens / der Kieferanspannung zu durchbrechen.
- Botox-Injektion: Bei extremem Bruxismus lässt sich die Kaumuskelaktivität durch eine Botox-Injektion herabsenken, wodurch eine schnelle Linderung der Beschwerden eintritt.
- Zahnärztliche Behandlung: Bei Zahnproblemen wie Karies oder Parodontitis ist eine zahnärztliche Behandlung erforderlich.
- Kieferorthopädische Behandlung: Bei Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers kann eine kieferorthopädische Behandlung helfen.
- Operation: In seltenen Fällen ist eine Operation erforderlich, um die Ursache der Kieferschmerzen zu beheben.
Was Sie selbst tun können
Neben den oben genannten Behandlungsmöglichkeiten gibt es auch einige Dinge, die Sie selbst tun können, um Kieferschmerzen zu lindern:
- Vermeiden Sie harte oder zähe Lebensmittel: Diese belasten die Kiefermuskulatur unnötig.
- Vermeiden Sie Kaugummi kauen: Kaugummi kauen kann die Kiefermuskulatur überlasten.
- Entspannen Sie sich: Stress kann die Kiefermuskulatur verspannen. Versuchen Sie, Stress abzubauen, z.B. durch Entspannungsübungen oder Sport.
- Wärme: Wärme kann helfen, die Kiefermuskulatur zu entspannen. Legen Sie eine warme Kompresse auf den Kiefer oder nehmen Sie ein warmes Bad.
- Kälte: Bei akuten Schmerzen kann Kälte helfen, die Schwellung zu reduzieren. Legen Sie einen Kühlbeutel auf den Kiefer.
- Massieren Sie die Kiefermuskulatur: Massieren Sie die Kiefermuskulatur sanft mit den Fingern.
- Achten Sie auf eine gute Körperhaltung: Eine schlechte Körperhaltung kann die Kiefermuskulatur belasten. Achten Sie auf eine aufrechte Haltung.
- Machen Sie Kieferübungen: Es gibt verschiedene Kieferübungen, die helfen können, die Kiefermuskulatur zu entspannen und die Beweglichkeit des Kiefergelenks zu verbessern.
Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?
Sie sollten einen Arzt aufsuchen, wenn:
- die Kieferschmerzen stark sind oder länger als ein paar Tage andauern
- die Kieferschmerzen mit anderen Symptomen wie Fieber, Schwellungen oder Kopfschmerzen einhergehen
- Sie Schwierigkeiten haben, den Mund zu öffnen oder zu schließen
- Sie ein Knacken oder Knirschen im Kiefergelenk hören
- Sie vermuten, dass die Kieferschmerzen durch eine andere Erkrankung verursacht werden
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