Nervenschmerzen am Außenknöchel: Ursachen und Behandlungsansätze

Schmerzen am Außenknöchel können vielfältige Ursachen haben und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Nervenschmerzen und anderen Schmerzarten am Außenknöchel, stellt diagnostische Verfahren vor und erläutert umfassende Behandlungsansätze.

Überblick über Schmerzen an der Außenseite des Fußes

Der äußere Fußrand ist beim Abrollen und Stabilisieren hohen Scherkräften ausgesetzt. Überlastung durch Training, lange Gehstrecken, ungeeignetes Schuhwerk oder Instabilität führen oft zu Reizungen der seitlichen Sehnen. Seltener sind Bandverletzungen, knöcherne Stressreaktionen oder Nervenreizungen die Ursache. Eine strukturierte klinische Untersuchung kann die Ursache zuverlässig eingrenzen.

Typische Symptome

  • Seitlicher Druckschmerz hinter/unter dem Außenknöchel
  • Belastungsabhängige Schmerzen beim Abrollen oder bei Richtungswechseln
  • Morgensteifigkeit/Anlaufschmerz
  • Ziehen in Außenrist/Mittelfuß, gelegentlich Brennen oder Kribbeln

Red Flags

  • Frisches Trauma mit „Knall“
  • Starke Schwellung/Fehlstellung
  • Taubheit
  • Nächtlicher Ruheschmerz
  • Fieber

In solchen Fällen sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden.

Mögliche Ursachen für Schmerzen am Außenknöchel

Schmerzen am Außenknöchel können verschiedene Ursachen haben, die von Überlastung und Fehlbelastung bis hin zu Verletzungen und spezifischen Syndromen reichen. Hier sind einige der häufigsten Ursachen im Detail:

  1. Überlastung und Fehlbelastung: Überlastungen, z.B. aufgrund von Fehlbelastungen, sind eine der Hauptursachen für Schmerzen am Außenknöchel. Eine unsymmetrische Belastung der Füße und Beine über einen längeren Zeitraum kann zu Beschwerden führen.

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  2. Unfälle und Traumata: Unfälle, insbesondere Umknicktraumata oder Verstauchungen, sind ebenfalls häufige Ursachen. Sportverletzungen, die zu Bandverletzungen des Außenbandes führen, sind besonders relevant.

  3. Peroneussehnenentzündung: Die Peroneussehne, die sich vom Musculus peroneus fortsetzt, kann sich durch Überlastung entzünden. Dies führt zu Schmerzen an der Außenseite des Knöchels, die sich bei Belastung verstärken und in Ruhe verschwinden.

  4. Sinus Tarsi Syndrom: Dieses Syndrom beschreibt Schmerzen im Bereich des Sinus Tarsi, einem knöchernen Hohlraum auf der Außenseite des Fußes, knapp vor und unterhalb der Außenknöchelspitze. Es kann durch Bandverletzungen, knöcherne Verletzungen oder schwere Fußfehlstellungen verursacht werden.

  5. Sprunggelenkschmerzen: Akute Verletzungen mit Umknicken und Prellung des Knöchels lösen oft Schmerzen im Sprunggelenk aus. Auch Fehlstellungen des Fußes können sich auf die Position des Talus in der Sprunggelenksgabel übertragen und Schmerzen verursachen.

  6. Syndesmosebandes: Verletzungen des Syndesmosebandes, das Schienbein und Wadenbein verbindet, können ebenfalls zu Schmerzen im Sprunggelenk führen.

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  7. Sprunggelenksarthrose: Knochenanbauten im Rahmen einer Sprunggelenksarthrose können die Abrollbewegung stören und Schmerzen verursachen.

  8. Tarsaltunnelsyndrom: Eine Einklemmung der Nerven im Tarsaltunnel kann zu brennenden oder stechenden Schmerzen auf der Oberfläche des Sprunggelenks führen.

  9. Entzündungen: Entzündungen der Sehnen und Sehnenansätze (Entesiopathien) können ebenfalls Schmerzen im Bereich des Außenknöchels verursachen.

  10. Weitere Ursachen:

    • Bänderrisse oder -dehnungen
    • Sprunggelenkfrakturen
    • Achillodynie (Schmerzen an der Achillessehne)
    • Fersensporn
    • Ermüdungsbrüche
    • Spreizfuß und Hallux Valgus
    • Hammerzehe
    • Knick-Senkfuß
    • Morton Neurom
    • Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, Rheuma oder Gicht
    • Knochennekrose
    • Morbus Köhler-Albau
    • Osteochondrosis dissecans
    • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)

Differenzialdiagnose

Um die genaue Ursache der Schmerzen zu ermitteln, ist eine sorgfältige Differenzialdiagnose erforderlich. Die folgende Tabelle bietet eine Übersicht über verschiedene Befundgruppen und ihre Kennzeichen:

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BefundgruppeKennzeichenHinweis
Peronealsehne (Reizung)Druckschmerz lateral, Schmerz bei Eversion/WiderstandReagiert auf Laststeuerung, Übungen, ESWT
Plantarfaszie (lateral)Anlaufschmerz, eher plantar/medial betontFußgewölbe, Wadenflexibilität, Schuhe prüfen
BandapparatPosttraumatisch, InstabilitätTaping/Orthese, Propriozeption
Knochen/StresspunktPunktueller Ruheschmerz, BelastungsintoleranzBildgebend abklären
NervenreizBrennend/kribbelnd, sensible VeränderungenEngstellen & Schuhdruck beachten

Diagnostische Verfahren

Um die genaue Ursache von Nervenschmerzen am Außenknöchel zu ermitteln, stehen verschiedene diagnostische Verfahren zur Verfügung:

  1. Anamnese: Der Arzt erfragt die Art und den Ort der Schmerzen, den Beginn der Beschwerden und ob ein Unfall vorausgegangen ist.

  2. Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht den Fuß auf Schwellungen, Rötungen und Druckschmerzhaftigkeit. Er achtet auf Instabilitäten und Bewegungseinschränkungen. Spezielle Tests helfen, die Ursache der Schmerzen zu ermitteln.

  3. Ultraschall: Der Ultraschall zeigt Muskeln, Sehnen sowie dicht unter der Haut befindliche Hämatome und Ödeme sehr gut.

  4. Röntgenbilder: Röntgenbilder zeigen Knochen, verkalkte Sehnen und manchmal auch Ödeme. Bei Verdacht auf eine Fraktur sollte immer ein Röntgenbild durchgeführt werden.

  5. MRT (Magnetresonanztomographie): Das MRT stellt sämtliche Gewebe gut dar und kommt zur Anwendung, wenn der Verdacht besteht, dass Nerven, die entlang des Außenknöchels vorbeiführen, verletzt oder gereizt werden.

  6. Laufbandanalyse: Diese diagnostische Maßnahme hilft, Fehlbelastungen herauszufinden und entsprechend zu behandeln. Ein Computer errechnet die Fehlbelastung, die dann durch Übungen ausgeglichen wird.

  7. Elektromyogramm (EMG): Das EMG dient dazu, Fehlbelastungen des Körpers herauszufinden. Elektroden werden auf die entsprechenden Muskeln aufgeklebt und die elektrische Aktivität gemessen.

  8. Dynamische Pedobarografie: Mit dieser Methode kann in vielen Fällen ein propriozeptives Defizit aufgedeckt werden.

  9. SMI-Ultraschallmethode: Mit der fortschrittlichen SMI-Ultraschallmethode (super-mikrovascular imaging) wird eine Entzündung des Fettkörpers im Sinus Tarsi sichtbar.

  10. Laboruntersuchung: Bei entsprechendem Verdacht sollte mit einer Laboruntersuchung gezielt nach Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises gesucht werden.

  11. Diagnostische Infiltration: Bei milden Beschwerden kann eine diagnostische Infiltration im Bereich des Sinus Tarsi mit Schmerzmittel und einem kortisonhaltigen Präparat erfolgen.

Behandlungsansätze für Nervenschmerzen am Außenknöchel

Die Behandlung von Nervenschmerzen und anderen Schmerzen am Außenknöchel ist individuell und richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Es gibt eine Vielzahl von konservativen und operativen Therapiemöglichkeiten.

Konservative Behandlung

Die konservative Behandlung zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Entzündung zu reduzieren und die Funktion des Fußes wiederherzustellen.

  1. Sofortmaßnahmen:

    • Belastung anpassen: Tempo reduzieren, Richtungswechsel sparsam einsetzen, Pausen einplanen.
    • Kühlen/Wärmen: Akut kühlen (48 h), danach je nach Reizlage wärmen/mobilisieren.
    • Leichte Übungen: Eversion mit Miniband, Balance, Waden-/Fußgewölbeübungen.
  2. Weitere konservative Maßnahmen:

    • Laststeuerung: Drosselung der Belastung, Kälte bei Akutreiz; später Dosierung mit Wärme/Bewegung.
    • Schuhe und Einlagen: Stabile Fersenkappe, genug Platz im Vorfuß, moderate Sprengung. Bei Gewölbekollaps oder Instabilität kann ein laterales Posting entlasten.
    • Untergründe: Harte/geneigte Flächen meiden; ebene und federnde Untergründe bevorzugen.
    • Alltag: Treppen/bergab dosieren, Lastspitzen bündeln vermeiden, Pausen einplanen.
    • Physikalische Therapie: Kälte- und Wärmeanwendungen zur Linderung der Beschwerden.
    • Physiotherapie: Übungstherapien, insbesondere das Training der Peronealsehnen und Wadenbeinmuskeln.
    • Medikamentöse Therapie: Entzündungshemmende Medikamente (z.B. Diclogel), bei starken Schmerzen auch Tabletten. Wiederholte Einspritzungen mit Lokalanästhetikum oder autologem plättchenreichem Plasma (A-PRP). Kortisoneinspritzungen werden in der Gelenk-Klinik nur einmalig durchgeführt.
    • Entzündungshemmende Maßnahmen: Docgel oder Diclogel mehrmals täglich auf den Außenknöchel auftragen.
    • Hochlagern: Das Bein sollte immer mal über den Tag hinweg hochgelagert werden.
    • Fußgymnastik: Regelmäßiges Training der Wadenmuskulatur zur Linderung der Beschwerden.
    • Vermeidung: Gehen auf unebenem Untergrund und sportliche Aktivitäten mit ruckartigen Stopp-Bewegungen vermeiden.
  3. Übungen:

    • Dehnübungen: Übungen zur Dehnung der Muskeln und Sehnen im Bereich des Sprunggelenks, z.B. Wanddehnung für die Achillessehne oder seitliches Kippen des Fußes zur Dehnung der Fußinnenseite.
    • Zehengang: Einige Minuten auf den Zehen durch die Wohnung gehen, um die Muskeln und Sehnen des Fußes zu dehnen.
    • Faszientraining: Lockern der Faszien durch Druck- und Zugtechnik, kreisende Bewegungen mit der Hand oder mit Hilfe einer Faszienrolle.
    • Grundübungen (Woche 1-3): Leichte Eversion (Miniband), isometrische Halten, Balance auf instabiler Unterlage.
    • Progression (Woche 3-6): Dynamische Eversion, Waden-/Fußgewölbetraining, Schritt- und Sprungvarianten.
  4. Stoßwellentherapie (ESWT):

    • Wirkmechanismen: Mechanotransduktion (Mikroreize aktivieren Heilantworten und Gefäßneubildung), Schmerzmodulation (weniger Ruhe-/Belastungsschmerz), Kalkfragmentierung (bei Kalkdepots).
    • Dosis: 1-3 ESWT-Sitzungen im Wochenabstand sind häufig ausreichend.
    • Ziele: Schmerzreduktion, bessere Lasttoleranz, sichere Rückkehr in Sport/Alltag.
    • Kombination: Eversion/Balance, Schuh-/Einlagencheck, entzündungsmodulierende Maßnahmen.
  5. MalleoTrain® Bandage:

    • Gibt zusätzliche Sicherheit und Stabilität.
    • Nimmt gezielt Druck von den Knöcheln, löst Verspannungen und regt die Durchblutung an.
    • Hilft sowohl bei akuten Beschwerden wie Schwellungen als auch bei chronischen Schmerzen im Sprunggelenk.
  6. Ruhigstellung: Bei Bandverletzungen muss der Fuß in der Regel für mehrere Wochen in einer Schiene ruhiggehalten werden.

Operative Behandlung

Wenn die konservativen Maßnahmen nicht ausreichend helfen, kann eine Operation in Betracht gezogen werden.

  1. Arthroskopie: Bei chronischen Beschwerden, die länger als ein halbes Jahr andauern, ist eine Arthroskopie des unteren Sprunggelenks angezeigt. Dabei kann der Fußchirurg die Ursachen der Beschwerden weiter abklären und die entzündliche Reizung therapieren. Im Rahmen der Untersuchung kann der Knorpel beurteilt, Schleimhautentzündungen sowie die Einklemmung von Schleimhautarealen oder freie Gelenkkörper nachgewiesen werden.

  2. Minimalinvasive Operation: Im Zentrum für Fuß und Sprunggelenk wird die arthroskopische minimalinvasive Operation bevorzugt. Dabei werden mit einer winzigen Optik aus der Handchirurgie (1,9mm oder 2,1mm Durchmesser) der Sinus Tarsi und das untere Sprunggelenk direkt vom Operateur inspiziert und so zeitgleich Diagnostik und Therapie durchgeführt.

  3. Offene Operation: Nur in seltenen Ausnahmefällen wird bei Sinus Tarsi Syndrom eine offene Operation durchgeführt. Dabei wird der sogenannte Ollier-Zugang mit einem Hautschnitt auf der Außenseite des Fußes unterhalb des Außenknöchels genutzt.

  4. Weitere operative Maßnahmen:

    • Entfernung von Ganglien und krankhaft verändertem Fettgewebe (Debridement).
    • Rekonstruktion gerissener Außenbänder.
    • Korrektur von Fehlstellungen des Sprunggelenks oder des Sprungbeins.
    • Versteifende Maßnahmen (Arthrodese).
    • Implantation einer Endoprothese in den Sinus Tarsi (Therapiealternative, die noch nicht abschließend beurteilt werden kann).

Fallbeispiel

Eine 38-jährige Läuferin leidet seit Wochen unter lateralen Fußschmerzen, die morgens steifer sind und belastungsabhängig auftreten. Bei der klinischen Untersuchung zeigt sich ein Druckschmerz lateral, Schmerz bei Eversion gegen Widerstand und ein schwankender Einbeinstand.

Das Vorgehen umfasst:

  • 2 Wochen Reizreduktion
  • Miniband-Eversion & Balanceübungen
  • Schuhcheck
  • 2 ESWT-Sitzungen im Wochenabstand
  • Progression der Laufumfänge mit Protokoll

Nach 6 Wochen ist die Patientin schmerzarm und kann zu Intervallen zurückkehren. Es erfolgt ein Technikfeinschliff & Prävention. Optional und statusbasiert kann ein Mikronährstoff-Check durchgeführt werden.

Prävention

Um Nervenschmerzen und anderen Schmerzen am Außenknöchel vorzubeugen, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Geeignetes Schuhwerk: Tragen von Schuhen mit stabiler Fersenkappe, ausreichend Platz im Vorfuß und moderater Sprengung.
  • Einlagen: Bei Bedarf Einlagen zur Unterstützung des Fußgewölbes und zur Korrektur von Fehlstellungen.
  • Vermeidung von Überlastung: Anpassung der Belastung bei sportlichen Aktivitäten und im Alltag.
  • Regelmäßige Dehn- und Kräftigungsübungen: Stärkung der Fuß- und Beinmuskulatur.
  • Gewichtsmanagement: Übergewicht vermeiden, um die Belastung auf die Füße zu reduzieren.
  • Barfußlaufen: Regelmäßiges Barfußlaufen auf unterschiedlichen Untergründen zur Stärkung der Fußmuskulatur.

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