Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Über 70.000 Mal wird die Diagnose im Jahr gestellt, über 17.000 Frauen sterben jährlich daran. Entscheidend ist, dass die Erkrankung rechtzeitig erkannt wird. Da die Überlebensrate nach Brustkrebs heute recht hoch ist - 83 Prozent der Patientinnen sind zehn Jahre nach der Diagnose noch am Leben -, ist die Behandlung von Spätfolgen ein drängendes Problem. Die Behandlungen bei Brustkrebs können einige Spätfolgen nach sich ziehen, die auch noch Monate oder Jahre nach dem Abschluss der Therapien vorhanden sein können. Viele Frauen mit Brustkrebs rechnen mit unmittelbaren Nebenwirkungen, wenn sie sich Krebstherapien wie einer Operation, Bestrahlung, Chemotherapie oder Antihormontherapie unterziehen. Doch Beschwerden und Spätfolgen können sich auch noch Monate oder Jahre später entwickeln, wenn die Krebsbehandlungen längst abgeschlossen sind. Eine der möglichen Spätfolgen sind Nervenschmerzen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Nervenschmerzen nach einer Brustkrebsoperation.
Einführung in Nervenschmerzen nach Brustkrebs-OP
Nervenschmerzen, auch bekannt als neuropathische Schmerzen, können eine belastende Folge einer Brustkrebsbehandlung sein. Diese Schmerzen entstehen durch Schädigungen oder Funktionsstörungen des Nervensystems und können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, die Ursachen dieser Schmerzen zu verstehen, um geeignete Behandlungsstrategien entwickeln zu können.
Ursachen von Nervenschmerzen nach Brustkrebs-OP
Nervenschmerzen nach einer Brustkrebsoperation können verschiedene Ursachen haben:
- Operation: Die Entfernung von Lymphknoten aus der Achselhöhle ist eine Hauptursache für chronische Schmerzen nach einer Brustkrebsoperation, da dabei wahrscheinlich sensorische Nerven durchtrennt werden. Dieser Eingriff erhöht das Risiko für chronischen Schmerz nach einer Brustkrebsoperation um 21 Prozent. Auch der Schnitt und die Naht können die Beweglichlichkeit von Schulter und Arm verringert sein. Hinzu kommen meist Wundschmerzen in den ersten Tagen.
- Chemotherapie: Chemotherapie-Medikamente können Nervenenden, Nervenzellen oder die isolierende Hülle um die Nervenzellfortsätze herum zerstören und den Stoff- und Informationsaustausch zwischen Nervenzellen und Gewebe behindern.
- Strahlentherapie: Auch eine Strahlentherapie kann eine Nervenschädigung hervorrufen.
- Tumor selbst: Der Tumor selbst kann ebenfalls eine Nervenschädigung hervorrufen.
- Weitere Risikofaktoren: Ein höheres Risiko haben demnach stets jüngere Frauen, Patientinnen, deren Lymphknoten aus der Achselhöhle entfernt worden sind, sowie Frauen, die sich einer Strahlentherapie unterzogen haben, und Frauen, die vor oder unmittelbar nach der Operation große Schmerzen hatten. Auch Begleiterkrankungen wie Diabetis mellitus oder Niereninsuffizienz können das Risiko erhöhen. Sehr wahrscheinlich ist ebenfalls, das Patient*innen mit einem hohen Alkoholkonsum ein größeres Erkrankungsrisiko haben. Auch genetische Faktoren beeinflussen den Schweregrad der Chemotherapie-induzierten Neuropathie.
Symptome von Nervenschmerzen
Die Symptome von Nervenschmerzen können vielfältig sein und sich von Person zu Person unterscheiden. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühle
- Muskelschwäche
- Schmerzen in den Fußsohlen oder Fingerspitzen
- Schwierigkeiten bei feinmotorischen, alltäglichen Aktivitäten
- Gleichgewichtsstörungen und Stürze
- Unwillkürliches Muskelzucken oder Muskelkrämpfe
- Kraftlosigkeit in Armen und Beinen
- Hör- und Sehstörungen (bei Schädigungen von Hirnnerven)
Diagnose von Nervenschmerzen
Um Nervenschmerzen zu diagnostizieren, stehen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung:
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- Testung des Vibrationsempfindens: Ob man Vibrationen spürt, testet der Arzt mit einer Stimmgabel. Ein vermindertes Vibrationsempfinden ist während und kurz nach einer Krebsbehandlung oft ein erster Hinweis auf eine Neuropathie, noch bevor man die Empfindungsstörungen im Alltag wahrnimmt.
- Prüfung von Reflexen: Der Arzt kann verschiedene Muskeleigenreflexe prüfen, wie etwa den Achillessehnenreflex. Ist der Achillessehnenreflex abgeschwächt oder ganz erloschen, fehlt diese Bewegung. Dies kann auf eine Schädigung peripherer Nerven hinweisen.
- Messen der oberflächlichen Reizwahrnehmung: Ob man an der Körperoberfläche Reize normal wahrnehmen kann, testet der Arzt, indem er das Schmerz-, Temperatur-, Berührungs- und Druckempfinden untersucht.
- Motorik und funktionale Beeinträchtigungen testen: Der Arzt schaut sich an, ob eine Muskelschwäche beim Fuß- und Zehenheber oder Fingerspreizer erkennbar ist. Möglicherweise muss man auch einen Gehtest machen.
- Elektroneurografie (ENG) - Nervenleitgeschwindigkeit messen: Bei Patienten mit ausgeprägten Neuropathien wird gemessen, wie schnell und wie gut Nerven Reize weiterleiten.
- Elektromyografie (EMG) - elektrische Aktivität im Muskel messen: Insbesondere bei Patienten mit Muskelschwächen kann eine Elektromyografie (EMG) zum Einsatz kommen. Damit messen Neurologen die elektrische Aktivität eines Muskels und stellen fest, ob der Muskel selbst erkrankt ist, oder ob der Nerv geschädigt ist, der diesen Muskel mit Informationen versorgt.
- Hörtest - Schwerhörigkeit feststellen: Was tun, wenn man klingende Ohrgeräusche hat oder schlechter hört? Dann sollte ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt einen Hörtest durchführen.
Behandlung von Nervenschmerzen
Die Behandlung von Nervenschmerzen zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden können:
Medikamentöse Behandlung
- Medikamente zur Behandlung neuropathischer Schmerzen: Übliche Schmerzmittel wie etwa Acetysalicylsäure (ASS) helfen bei neuropathischen Schmerzen nicht. Dazu zählen beispielsweise die Wirkstoffe Duloxetin, Venlafaxin und Amitryptilin. Hochwertige Studien zeigen: Diese Mittel können teilweise Schmerzen durch Nervenschäden lindern.Duloxetin ist laut einer aktuellen Leitlinie am wirksamsten.
- Antikonvulsiva: Bei Nervenschäden durch eine Chemotherapie kann man auch Mittel erhalten, die eigentlich gegen Krampfanfälle entwickelt wurden. Sie heißen Antikonvulsiva. Dazu zählen beispielsweise Gabapentin und Pregabalin.
- Opioide: Schwache und starke Opioide sind bei der Behandlung neuropathischer Schmerzen wirksam und können bei Chemotherapie-bedingten Nervenschmerzen eingesetzt werden.
- Pflaster und Cremes: Ergänzend stehen Substanzen in Pflastern oder Salben zur Verfügung, die örtlich wirken, zum Teil direkt an den betroffenen Schmerzfasern. Ihr schmerzlindernder Effekt ist jedoch begrenzt. In einer Leitlinie empfehlen Fachleute Betroffenen, bei denen andere Mittel nicht geholfen haben, Pflaster mit Capsaicin 8 Prozent und Lidocain 5 Prozent.
Nicht-medikamentöse Behandlung
- Akupunktur: Als experimentelles Behandlungsverfahren für neuropathische Schmerzen gilt etwa die Akupunktur. Ob Akupunktur gegen neuropathische Schmerzen wirksam ist, ist bislang nicht sicher belegt.
- Bewegungsübungen, Physiotherapie, Ergotherapie, Elektrotherapie: Schwierigkeiten beim Gehen? Balanceübungen können helfen. Sie zielen auf den Ausgleich der Probleme und sollen vor allem die Einschränkungen im Alltag abmildern. BewegungsübungenWer unter neuropathischen Beschwerden leidet, dem empfiehlt eine Leitlinie Bewegungsübungen. In der Leitlinie raten Fachleute zu sogenanntem sensomotorischem Training oder Vibrationstraining. Auch die Feinmotorik von Händen und Füßen zu trainieren, kann helfen. Physiotherapeutische Maßnahmen können Betroffenen dabei helfen, wieder etwas sicherer beim Gehen zu werden, ihr Gleichgewicht wiederzuerlangen und ihr Sturzrisiko zu senken. Manche Betroffenen profitieren auch von Ergotherapie. Bei der Ergotherapie kommen Hilfsmittel wie etwa Fußrollen, Bürsten oder Igelbälle zum Einsatz, oder Patienten gehen etwa durch eine mit Bohnen, Erbsen und Körnern gefüllt Wanne. Bei einer Elektrotherapie werden die Nerven elektrisch stimuliert.
Weitere Maßnahmen
- Sich schützen: Kälte vermeiden: Patient*innen, die mit Probleme mit Kältereizen haben, sollten sich nicht zu lange in kalten Räumen oder bei kaltem Wetter draußen aufhalten, ohne sich entsprechend zu schützen. Für einen guten Stand sorgen: Um sich sicher fortzubewegen, sollten Vorkehrungen wie festes Schuhwerk oder eine Gehhilfe getroffen werden. Verletzungen und Infektionen vorbeugen: Verletzungen, wie Schnittwunden oder Verbrennungen an Händen und Füßen werden später oder gar nicht wahrgenommen, wenn das Empfinden an diesen Stellen stark eingeschränkt ist. Ohrgeräusche minimieren: Wer bei lauten Geräuschen an Tinnitus leidet, sollte laute Umgebungen meiden.
Weitere mögliche Beschwerden nach Brustkrebs-OP und deren Behandlung
Nach einer Brustkrebsoperation können neben Nervenschmerzen noch weitere Beschwerden auftreten, die die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen können. Es ist wichtig, diese Beschwerden frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um langfristige Folgen zu vermeiden.
- Muskuläre Beschwerden und Fehlhaltungen: Nach einer Brustkrebsoperation kann es im oberen Rücken sowie im Nacken- und Schulterbereich zu muskulären Beschwerden und Fehlhaltungen kommen. Wenn eine Brust komplett entfernt werden musste (Mastektomie), verändert sich die Gewichtsverteilung. Dies führt unter Umständen bei einer Patientin - gerade bei großen Brüsten - zu einer Asymmetrie im Oberkörper. Die Beweglichkeit der Schulter und/oder des Arms sind meist auch beeinträchtigt, wenn in der Achselhöhle Lymphknoten entfernt wurden. Durch den Schnitt und die Naht können die Beweglichlichkeit von Schulter und Arm verringert sein. Hinzu kommen meist Wundschmerzen in den ersten Tagen. Der Körper versucht, diese Beeinträchtigungen auszugleichen. Der Schmerz führt dazu, dass viele Frauen unbewusst eine Schonhaltung einnehmen. Die Folge ist eine Fehlhaltung, die zu Muskelverspannungen führt.
- Wie lassen sich Fehlhaltungen vorbeugen? Wenn nach der Operation Beschwerden im oberen Rücken oder in den Armen auftreten, ist es zunächst wichtig, die körperliche Symmetrie wiederherzustellen. Nach einer brusterhaltenden Operation sollte die betroffene Brust daher mit einem speziellen Büstenhalter oder Sport-BH gestützt werden. Wurde die Brust abgenommen, kann nach abgeschlossener Wundheilung eine äußere Prothese getragen werden. Diese besteht meist aus Silikon und ist einer echten Brust nachgebildet. Sie wird in einen speziellen BH eingelegt. Es gibt auch selbsthaftende Brustprothesen. Diese stellen nicht nur das körperliche Gleichgewicht wieder her, sondern können, wenn es gewollt ist, den Verlust der Brust nach außen kaschieren. Nach dem Eingriff dauert die Wundheilung etwa drei Wochen. Danach können gewohnte Alltagsaktivitäten allmählich wieder aufgenommen werden. Beschwerden im Muskel- und Gelenkapparat lassen sich mithilfe von gezielten Übungen verringern. Sie sollten jedoch immer zuerst mit dem behandelnden Arzt, der Ärztin, der Physiotherapeutin oder dem Physiotherapeuten besprechen, welche Übungen in Ihrer individuellen Situation geeignet sind. Generell gilt: Vermeiden Sie ruckartige, unkontrollierte Bewegungen. Hören Sie auf Ihren Körper. Es sollte sich niemals unangenehm anfühlen oder schmerzhaft sein. Bevor Sie mit den Übungen beginnen, ist es hilfreich, dass Sie sich einmal im Spiegel betrachten. Oft steht die Schulter auf der operierten Seite ein wenig höher und nach vorn. Achten Sie bei den Übungen bewusst auf eine aufrechte Körperhaltung und nehmen Sie sich genügend Zeit dafür. Am besten integrieren Sie solche Übungen möglichst regelmäßig in Ihren Alltag.
- Lymphödem: Ein Lymphödem kann sich nach einer Brust-OP (brusterhaltend, Mastektomie) entwickeln, wenn zusätzlich mehrere Lymphknoten in der Achselhöhle entfernt wurden. Auch nach einer Bestrahlung ist ein Lymphödem möglich. Die Lymphe kann nicht mehr richtig abfließen und staut sich im Arm - er schwillt an. Meist entsteht das Lymphödem direkt nach der Behandlung, manchmal auch zu einem späteren Zeitpunkt. Ein Lymphödem sollten Sie so schnell wie möglich behandeln lassen, um Spätfolgen wie Entzündungen oder Verhärtungen zu vermeiden. Suchen Sie daher ärztlichen Rat, wenn folgende Anzeichen am Arm (Seite der entfernten Lymphknoten) auftreten: Schwellung, Spannungsgefühl, Kraftverlust, Lähmungserscheinungen Bewegungseinschränkungen oder Schmerzen.
- Was hilft beim Lymphödem? Die Kombination aus manueller Lymphdrainage (Physiotherapie), Kompressionsbandagen und Bewegungstherapie (Übungen zeigen lassen) fördert das Abfließen der gestauten Lymphflüssigkeit aus dem Gewebe. Als Unterstützung können Sie Ihren betroffenen Arm öfters hochlagern - dies fördert den Abfluss Lymphflüssigkeit. Pflegen Sie Ihre Haut zudem mit rückfettenden Cremes, denn auch der Hautzustand ist bei einem Lymphödem und den damit womöglich verbundenen Hautproblemen wichtig. Dazu zählt zum Beispiel die Wundrose, eine bakterielle Infektion und Entzündung der oberen Hautschichten und Lymphwege. Sie entsteht aufgrund des verlangsamten Lymphabflusses. Achtung: Bei einem Lymphödem besteht die Gefahr, dass es wieder zurückkehrt.
- Fatigue: Fatigue bedeutet per Definition einen besonders schweren körperlichen, geistigen und seelischen Erschöpfungszustand, der sich nicht durch ausreichend Schlaf, Erholung und Schonung bessert. Bis zu 90 Prozent Menschen mit einer Krebserkrankung leiden während oder kurz nach der Krebstherapie unter Fatigue, berichtet die Deutsche Krebsgesellschaft. Bei 20 bis 50 Prozent der Betroffenen hält der Erschöpfungszustand sogar über Monate oder Jahre an und die Fatigue wird chronisch. Die Ursachen für dafür liegen vermutlich in der Krebserkrankung selbst sowie in den Krebsbehandlungen. Auch psychische Belastungen scheinen eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Fatigue zu spielen. Viele Frauen empfinden die Fatigue infolge einer Brustkrebserkrankung als starke Einschränkung ihrer Lebensqualität. Sie können ihrem Alltag und Beruf, aber auch ihren Hobbys und Freizeitaktivitäten nicht mehr so nachgehen wie zuvor.
- Was hilft bei Fatigue? Auch wenn es vielleicht widersprüchlich klingt: Körperliche Aktivität ist ein sehr wirksames Mittel gegen Fatigue.
- Herzschädigungen: Manche „Zellgifte“ (Zytostatika), die bei Chemotherapien zum Einsatz kommen, aber auch eine Strahlentherapie können langfristig das Herz schädigen. Diese Krebstherapien können auch bestehende Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems verschlechtern, zum Beispiel eine Herzmuskelschwäche. Herzschädigend können auch sogenannte „zielgerichtete Therapien“ (engl. targeted therapy“) wirken. Eine Herzschädigung kann sich durch eine Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder einen erhöhten Blutdruck (Hypertonie) äußern. Diese Herzprobleme müssen Sie behandeln lassen.
- Was kann schützen? Dass diese Medikamente das Herz schädigen können, ist bekannt. Wenn Sie diese Medikamente erhalten, kontrollieren und überwachen Ärztinnen und Ärzte Ihr Herz daher vor und während der Therapie.
- Nebenwirkungen der Antihormontherapie: Die Mehrzahl der Mammakarzinome wächst unter dem Einfluss von Geschlechtshormonen: Östrogen und/oder Progesteron. Diese Tumoren sind hormonrezeptorpositiv (HR+). Dann ist eine Antihormontherapie (endokrine Therapie) eine wichtige Behandlungsmöglichkeit. Diese antihormonelle Behandlung dauert meist fünf, manchmal auch länger. Der Entzug der weiblichen Hormone kann typische Wechseljahresbeschwerden als Nebenwirkung verursachen, zum Beispiel Hitzewallungen, Schweißausbrüche, depressive Verstimmungen oder trockene Haut und Schleimhäute. Auch die Fruchtbarkeit kann (je nach Präparat) dauerhaft leiden. Einige Wirkstoffe der Antihormontherapie können als Nebenwirkung zu Gelenk- und Muskelschmerzen sowie zu einem verstärkten Knochenabbau und somit zu Knochenschwund (Osteoporose) führen.
- Was hilft bei Nebenwirkungen der Antihormontherapie? Ausreichend Bewegung und eine gesunde, ausgewogene und vielseitige Ernährung können die Nebenwirkungen bessern. So kann Sport beispielsweise Erschöpfung und Gelenkschmerzen lindern und dem Knochenabbau entgegenwirken. Auch die Akupunktur (fernöstliche Behandlung, Stiche mit feinen Nadeln) kann Gelenkschmerzen womöglich lindern. Eine gute Versorgung mit Vitamin D und Kalzium kann das Risiko für Osteoporose senken. Gegen Hitzewallungen gibt es ebenfalls Tipps und Tricks. Kleiden Sie sich zum Beispiel nach der „Zwiebeltechnik“, vermeiden Sie scharfe Gewürze und Speisen, bewegen Sie sich viel an der frischen Luft und achten Sie auf eine kühle Raumtemperatur.
- Hand-Fuß-Syndrom: Das Hand-Fuß-Syndrom äußert sich durch schmerzhafte Rötungen und Schwellungen an den Handinnenflächen und Fußsohlen. Feuchte Blasen und Schuppen können hinzukommen. Die Auslöser des Hand-Fuß-Syndroms können bestimmte Chemotherapien oder zielgerichtete Medikamente sein. Das Hand-Fuß-Syndrom ist eigentlich keine Langzeitfolge der Brustkrebsbehandlung. Die Beschwerden klingen meist einige Wochen nach dem Therapieende wieder ab.
- Was hilft beim Hand-Fuß-Syndrom? Kühlen der Hände und Füße kann helfen, die Beschwerden zu lindern. Bei starken Beschwerden sind Salben mit Kortison eine Möglichkeit. Ein Wundverband kann helfen, wenn die Haut eingerissen ist.
- Psychische Belastungen: Brustkrebs hat nicht nur Folgen für den Körper, sondern auch die Seele leidet oft unter der Erkrankung. Viele Menschen haben nach der Krebserkrankung mit Sorgen und Ängsten zu kämpfen, manche auch mit Depressionen. Viele haben Angst vor einem Rückfall (Rezidiv). Manche fürchten auch, ihren den Alltag, ihr Familienleben oder ihren Beruf nicht mehr bewältigen zu können. Damit verbunden sind meist auch finanzielle und existenzielle Sorgen.
Wellnessanwendungen mit Bedacht genießen
Eine Brustkrebserkrankung ist körperlich und mental anstrengend. Viele Betroffene möchten sich daher mit Wellness gezielt entspannen. Häufig werden Wärmeanwendungen oder Massagen als wohltuend empfunden. Aber eignen sich Sauna, heiße Quellen oder eine Massage bei Brustkrebspatientinnen mit Muskelschmerzen?
Prinzipiell spricht nichts dagegen, sich etwas zu gönnen. Bisher gibt es auch keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass durch die genannten Wellnessanwendungen das Krebsrückfallrisiko steigen könnte. Jedoch verstärkt Wärme die Durchblutung und regt damit den Stoffwechsel an. Das kann in bestimmten Situationen ungünstig sein. Besprechen Sie sich daher immer mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt, um unnötige Risiken zu vermeiden. Dann wissen Sie, welche Wellnessbehandlung bedenkenlos ist. Möchten Sie trotz Einschränkungen dennoch Wohlfühlmomente haben, versuchen Sie es doch einmal mit Meditation oder Progressiver Muskelentspannung. Die damit erlebte Entspannung kann helfen, neue Kraft zu tanken.
Vor allem sollte auf die Haut geachtet werden. Wenn sie durch die Behandlungen (Therapien) in Anspruch genommen wurde, empfiehlt sich bei Wellnessanwendungen generell Zurückhaltung: Vorsicht bei frisch verheilten Operationsnarben oder bestrahlter Haut. Beide sind besonders empfindlich. Eine stärkere Durchblutung kann zu Schwellungen führen. Wurden Lymphknoten entfernt oder die Achselhöhle bestrahlt, kann es durch Wärme oder eine Massage leichter zu einem Lymphödem (Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe) kommen. Ist ein Lymphödem schon vorhanden, sind Wärmeanwendungen tabu. Sind Sie geschwächt, reagieren Sie unter Umständen empfindlich auf ätherische Öle und bekommen womöglich Haut- oder Atemwegsreizungen. Eine Chemotherapie und moderne zielgerichtete Arzneimittel können die schützende Barrierefunktion der Haut angreifen. Vermeiden Sie daher zu langes Baden in warmem Wasser (ob zuhause oder im Spa), um sie nicht zusätzlich zu schädigen. Bedenken Sie auch, dass Wellnesseinrichtungen von vielen Menschen besucht werden und sich dort meist eine Menge Keime tummeln. Durch die geschädigte Haut können Bakterien, Viren oder Pilze leichter eindringen. Während und nach der Krebsbehandlung kann der Kreislauf geschwächt sein.
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