Lymphödeme sind chronische Erkrankungen, die durch eine Störung des Lymphsystems verursacht werden. Die manuelle Lymphdrainage (MLD) ist eine spezielle Massageform, die zur Behandlung von Lymphödemen eingesetzt wird. Obwohl die Lymphdrainage viele gesundheitliche Vorteile bietet, können in seltenen Fällen auch Nervenschmerzen auftreten.
Was ist ein Lymphödem?
Ein Lymphödem ist eine chronische Erkrankung, die durch eine Abflussstörung des Lymphsystems verursacht wird. Das Lymphgefäßsystem ist Teil unseres Immunsystems im Körper. Wie eine „Sondermüllabfuhr“ filtern und entsorgen die Lymphgefäße Stoffe, die in Flüssigkeit gelöst sind - die sogenannte „lymphpflichtige Last“ oder kurz „Lymphe“. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Blut-Eiweiße, Fettsäuren, Stoffwechsel- oder Entzündungsprodukte. Ist der Lymphabfluss gestört, staut sich die Lymphe im Gewebe - meist in den Beinen oder Armen.
Ein- oder beidseitige anhaltende Schwellungen in Armen und Beinen sind ein Merkmal. Grund dafür ist, dass entweder die Lymphflüssigkeit nicht abtransportiert wird oder aber die Menge an Lymphflüssigkeit so groß ist, dass das Gefäßsystem es nicht mehr schafft, die Flüssigkeit abzuleiten.
Arten von Lymphödemen
Es gibt verschiedene Arten von Lymphödemen:
- Primäres Lymphödem: Beim primären Lymphödem ist das Lymphsystem nicht richtig entwickelt. Diese Form ist angeboren und tritt manchmal schon bei der Geburt auf, bei anderen erst in der Pubertät oder aber auch im Erwachsenenalter durch einen speziellen Auslöser. In vielen Fällen sind dies kleinere Verletzungen oder Insektenstiche. Die Symptome des primären Lymphödems können sich direkt nach der Geburt, meist aber zu einem späteren Zeitpunkt zeigen.
- Sekundäres Lymphödem: Das sekundäre Lymphödem - die deutlich häufigere Form - wird durch eine Schädigung des Lymphsystems verursacht. In Deutschland entstehen sekundäre Lymphödeme häufig in Folge von Krebserkrankungen. Das Lymphgefäßsystem kann durch den Krebs geschädigt sein. Aber auch die notwendige operative Entfernung von Lymphknoten oder Bestrahlungen können einen Lymphstau hervorrufen. Es kann durch eine Operation, Verletzung, Infektion, Strahlentherapie oder andere Erkrankungen hervorgerufen werden. Mischformen, z.B. Chronische Venenerkrankungen können auch Ursache für ein sekundäres Lymphödem sein. Man spricht dann von einem Phlebo-Lymphödem. Bei einer chronisch venösen Insuffizienz kommt es zu einem vermehrten Flüssigkeitsaustritt ins Gewebe. Anfänglich transportiert das Lymphgefäßsystem diese erhöhte Flüssigkeitsmenge ab.
Symptome eines Lymphödems
Die primären Lymphödeme beginnen meist in den Zehen oder am Fußrücken. Betroffene haben ein Schweregefühl, Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen in den Gelenken. Oft passen Kleidungsstücke oder Schuhe nicht mehr.
Lesen Sie auch: Hüft-TEP und Nervenschmerzen
Nehmen Sie dauerhafte Schwellungen an Ihren Armen oder Beinen ernst. Das sogenannte „Stemmer'sche Zeichen" ist ein zuverlässiges Merkmal, um ein Lymphödem zu erkennen. Versuchen Sie, eine Hautfalte, zum Beispiel an der Zehe, anzuheben:
- Positives Stemmer'sches Zeichen: Funktioniert dies nur schwer oder gar nicht, spricht man von einem „positiven Stemmer'schen Zeichen". Dies ist ein Anzeichen für ein Lymphödem. Außerdem weisen vertiefte natürliche Hautfalten an den Gelenken und Schwellungen an Fuß- und Handrücken sowie eine pralle Haut auf ein Lymphödem hin.
- Negatives Stemmer'sches Zeichen: Ist es gut möglich, eine Hautfalte abzuheben, so spricht man von einem „negativen Stemmer’schen Zeichen“. Dies deutet darauf hin, dass kein Lymphödem vorliegt, allerdings schließt es ein Lymphödem nicht grundsätzlich aus.
Die Erkrankung wird in die Stadien 0 bis 3 unterteilt - Stufe 3 ist die sogenannte Elefantiasis. Je früher sie erkannt und therapiert wird, desto besser lassen sich die Symptome kontrollieren, das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und Komplikationen vermeiden.
Im Laufe des Tages treten Schwellungen auf, die sich bei Hochlagerung ganz oder zum Teil zurückbilden. Bei Druck auf das Gewebe bildet sich eine Delle, die für einige Zeit bestehen bleibt. Die Schwellungen bleiben auch bei längeren Ruhepausen bestehen. Die Haut ist verhärtet und das Hochlegen der Arme oder Beine bringt keine Milderung. Es kommt zu Schwellungen mit Hautveränderungen (zum Beispiel in Form kleiner Bläschen, aus denen Lymphflüssigkeit austritt). Früher wurde diese ausgeprägtere Form solcher Schwellungen auch als „Elephantiasis" bezeichnet.
Risikofaktoren für Lymphödeme
Risikofaktoren sind alle Einflüsse, die die Lymphknoten und -gefäße beeinträchtigen. In manchen Fällen entstehen Lymphödeme auch aus einer vorhergehenden Venenerkrankung. Während einer Krebstherapie werden häufig die Lymphknoten der Patienten bestrahlt oder entfernt.
Vor allem Menschen mit einer Krebsbehandlung sind gefährdet: Bestrahlung und Tumoroperation können das Lymphsystem beschädigen und zu Lymphödemen führen. Ebenso wie Verletzungen oder Operationen, insbesondere in der Nähe von Lymphknoten. Frauen nach Brustkrebserkrankung sind am häufigsten betroffen, hier entsteht das Lymphödem im Armbereich. Sie können aber auch bei Unterleibsoperationen auftreten.
Lesen Sie auch: Nervenschaden nach Zahnbehandlung: Symptome und Therapie
Einem durch ein primäres Lymphödem verursachten Lymphstau können Sie nicht vorbeugen, weil die Fehlentwicklung der Lymphgefäße angeboren ist. Vermeiden Sie grundsätzlich alle Faktoren, die eine Vermehrung der Gewebsflüssigkeit verursachen können, beziehungsweise den Lymphabfluss erschweren.
Faktoren, die Ihr Lymphsystem belasten - was Sie vermeiden sollten:
- Langes Sitzen und Stehen: Lagern Sie - so oft wie möglich - Beine und Arme hoch.
- Enge Kleidung: Schnürt sie ein, erschwert sie den Lymphabfluss zusätzlich.
- Übergewicht: Es belastet die Lymphgefäße zusätzlich.
- Zu viel Salz bei der Ernährung: Es bindet das Wasser im Körper.
- Lange Sonnenbäder, Sauna-Besuche oder heiße Wannenbäder: Wärme weitet die Gefäße.
- Stress und extreme Kälte: Beides verengt die Gefäße.
Behandlung von Lymphödemen
Lymphödeme sind nicht heilbar. Die Behandlung muss immer individuell auf die Patientin oder den Patienten abgestimmt werden - unter Berücksichtigung der Art, Schwere und Ursache. Ich rate zu einer komplexen physikalischen Entstauungstherapie. Sie besteht aus der manuellen Lymphdrainage in Kombination mit einer Kompressionstherapie. Zusätzlich Sport und Bewegungstherapie und die richtige Hautpflege. Wichtig ist die regelmäßige ärztliche Kontrolle, um mögliche Komplikationen wie Infektionen und Hautveränderungen zu verringern. Das kann zu einer besseren Lebensqualität beitragen.
Ziel ist es, durch tägliche manuelle Lymphdrainage und lymphologische Kompressionsverbände die betroffenen Gliedmaßen zunächst zu entstauen und ihren Umfang zu reduzieren. Die erste Phase der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie dauert in der Regel mehrere Wochen. Die Erhaltungsphase der KPE hat zum Ziel, die Erfolge aus der Entstauungsphase zu erhalten und das Gewebe weiter zu verbessern. Die Maßnahmen der Erhaltungsphase werden in der Regel ein Leben lang angewendet. Außerdem wird der Kompressionsverband gegen den medizinischen Kompressionsstrumpf ausgetauscht: In der Regel kommen flachgestrickte medizinische Kompressionsstrümpfe zum Einsatz.
- Die Manuelle Lymphdrainage ist eine von spezialisierten Therapeuten durchgeführte Massagetechnik: Mit bestimmten Bewegungen regt der Lymphtherapeut den Lymphabfluss an.
- In der Entstauungsphase wird nach jeder MLD ein lymphologischer Kompressionsverband angelegt. Dieser wird den sich täglich verändernden Umfängen der betroffenen Gliedmaßen angepasst. Ohne Kompression würde die betroffene Extremität innerhalb kurzer Zeit wieder anschwellen. In der Erhaltungsphase kommen flachgestrickte medizinische Kompressionsstrümpfe zum Einsatz, um ein erneutes Auftreten eines Ödems zu verhindern.
- Eine tägliche und gründliche Hautpflege mit speziellen Pflegeprodukten ist bei lymphatischen Erkrankungen essenziell: Die Haut ist besonders empfindlich und neigt zu Trockenheit und Juckreiz. Infektionen, Entzündungen und Wundheilungsstörungen entstehen schnell, denn die oberste Hautschicht ist im Hinblick auf Feuchtigkeit oft unterversorgt: Die Haut kann ihre natürliche Barrierefunktion nicht mehr ausüben.
- Wichtig ist: Bewegen Sie sich kontinuierlich - und am besten direkt nach der manuellen Lymphdrainage und mit der Kompressionsversorgung.
- Um optimale Therapieerfolge zu erzielen, ist auch die Motivation des Patienten entscheidend, sich nach Anleitung eines Therapeuten möglichst eigenständig und aktiv in die Behandlung einzubringen. Kleine Verhaltensänderungen sorgen bereits für mehr Wohlbefinden: Achten Sie auf eine sorgfältige Hautpflege und vermeiden Sie Verletzungen: Lymphödem-Patienten sind anfälliger für Infektionen. Entlasten Sie Ihre Beine durch regelmäßige Bewegung. Üben Sie geeignete Gymnastik (Wassergymnastik / Schwimmen) und Sportarten mit geringem Verletzungsrisiko aus. Desinfizieren Sie kleinste Verletzungen sofort. Bei Rötungen, Schwellungen oder Fieber suchen Sie bitte umgehend einen Arzt auf. Und zu guter Letzt: Tragen Sie täglich medizinische Kompressionsstrümpfe, vor allem, wenn Sie sich bewegen (zum Beispiel beim Sport).
Ich empfehle entstauende Sportarten wie Schwimmen, Aquajogging oder Aquacycling. Bei intakter Haut sind dies hervorragende Sportdisziplinen und eine Therapieergänzung. Meiden sollte man entwässernde Medikamente (Diuretika). Durch sie erhöht sich die Eiweißkonzentration im Gewebe und die Ödementwicklung wird sogar gefördert. Spezielle Arzneimittel gibt es nicht.
Lesen Sie auch: Medikamentenfreie Schmerzlinderung bei Nervenschmerzen
Tipp: Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus, beispielsweise in einem Online-Forum oder vor Ort in einer Selbsthilfegruppe. Dort schließen sich Lymphpatienten zusammen, um sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen: Sie teilen Erfahrungen und Neuigkeiten in Bezug auf die Behandlung und aus dem Alltag mit ihren Erkrankungen. Ebenfalls gibt es interessante Blogs von Patient:innen auf Social Media.
Ansprechpartner sind je nach Situation Hausärzte, Onkologen oder auf Lymphödeme spezialisierte Fachärzte und Kliniken. Achten Sie bei der Suche nach einem geeigneten Facharzt auf den Zusatz „Phlebologe" oder „Lymphologe". Der Arzt verordnet bei entsprechender Diagnose eine lymphologische Kompressionsversorgung. In vielen Regionen bestehen Lymphnetzwerke. Lymphnetzwerke pflegen einen ständigen Erfahrungsaustausch, sie bilden sich untereinander weiter und führen Informationsveranstaltungen für Betroffene durch. Recherchieren Sie ein Lymphnetzwerk in Ihrer Nähe im Internet.
Jeder Mensch ist anders. Vor allem Lymphödem-Patienten haben je nach Körperbau, Krankheitsbild und Lebenssituation unterschiedliche Anforderungen an ihre Kompressionsversorgung. medi bestärkt Lip- und Lymphödem-Patienten, ihre Kompressionsstrümpfe selbstbewusst zu tragen. Farben, Muster und Ausstattungsdetails sorgen für Individualität. Der Arzt stellt die Diagnose und entscheidet über die Therapie. Bei Notwendigkeit kann er medizinische Kompressionsstrümpfe verordnen. Im medizinischen Fachhandel wird der Patient von geschultem Personal vermessen.
Manuelle Lymphdrainage (MLD)
Bei der manuellen Lymphdrainage (ML; MLD) handelt es sich um ein therapeutisches Verfahren der physikalischen Anwendungen. Es ist eine spezielle Form der Massage, die zur Behandlung von Lymphödemen eingesetzt werden kann. Ob manuell oder mithilfe eines Geräts - eine Lymphdrainage kann Schwellungen und Stauungen im Körper lindern. Menschen sollten nach einer Lymphdrainage viel Wasser trinken und sich ausruhen. Leichte Spaziergänge sind in Ordnung. Bei Beschwerden wie geschwollenen, schweren Beinen in der Schwangerschaft kann eine manuelle Lymphdrainage Abhilfe schaffen.
Die manuelle Lymphdrainage ist ein spezialisiertes therapeutisches Verfahren, das darauf abzielt, das Lymphsystem zu aktivieren und eine verbesserte Drainage der Lymphflüssigkeit zu fördern. Die MLD verwendet spezielle Massage- und Grifftechniken, die auf die Physiologie des Lymphsystems abgestimmt sind. Sie ist eine sehr sanfte entstauende Körpertherapie, welche zur Verbesserung des Lymphabflusses bei Lymphabflussstörungen angewendet wird. Gekennzeichnet ist die Manuelle Lymphdrainage durch sanfte rhythmische, kreisende und pumpende Bewegungen. Je nach Behandlungsgebiet dauert die manuelle Lymphdrainage 30 -60 Minuten. Eventuell erfolgt anschließend noch eine Kompression des betroffenen Körperabschnittes durch Wickel. Dieses ist vom behandelnden Arzt zu verordnen. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen entlastet den Körper im Bereich der Schwellung ebenfalls.
Wie funktioniert das Lymphsystem?
Das Lymphgefäßsystem ist neben dem Blutkreislauf das wichtigste Transportsystem im Körper und spielt auch im Immunsystem eine wichtige Rolle. Über die kleinsten Gefäße des Blutkreislaufes (Kapillare) gelangt ein Teil des Blutes, das so genannte Blutplasma in das umliegende Körpergewebe (Zwischenzellgewebe), das damit vollständig durchtränkt wird. Dieser Prozess dient der Ernährung der umliegenden Zellen ebenso wie dem Abtransport von Stoffwechselprodukten. Die sich im Blut befindlichen Blutzellen verbleiben in den Blutbahnen, da sie nicht durch die Gefäßwände hinaus in das umliegende Körpergewebe dringen können.
Die im Gewebe entstandene Flüssigkeit (Gewebsflüssigkeit) besteht nur aus Wasser und gelösten Stoffen. Hat der Stoffwechselvorgang stattgefunden, möchte der Körper die Gewebsflüssigkeit mit den anfallenden Abfallprodukten der Verstoffwechselung wieder loswerden und gibt sie wieder in die Blutgefäße zurück (ca. Die übrige Gewebsflüssigkeit (ca.10%), beinhaltet Wasser und gelösten Stoffe, welche nicht durch Ihre Größe von den Blutgefäßen aufgenommen werden können. Um das Gewebe jedoch vollständig zu reinigen, wird die Restflüssigkeit über die Lymphbahnen als Lymphe zum Herzen abtransportiert, wo sie dann wieder den Blutkreislauf zugeführt und über die Nieren ausgeschieden wird. Am Tag entstehen so 2-3 Liter Lymphe, welcher der Körper verarbeiten muss, damit das Gewebe gut verstoffwechselt und nicht belastet wird. Vor der Abgabe ins Blut filtern jedoch noch Lymphknoten Fremdkörper oder Krankheitserreger als zentrale Rolle im Immunsystem heraus.
Anwendungsgebiete der MLD
Chronisches Lymphödem − das chronische Lymphödem stellt eine der wichtigsten Indikationen für die Anwendung des Verfahrens dar.
Weitere Anwendungsgebiete sind:
- Chronische venöse Insuffizienz (CVI) − bei einer venösen Insuffizienz können Ödeme entstehen, die durch die Drainage jedoch effektiv therapiert werden können. Obwohl die primäre Ursache in einer Schädigung des venösen Gefäßsystems zu finden ist, stellt das Verfahren eine Therapieoption der Wahl dar.
- Ödeme bedingt durch Hypoproteinämie − eine Hypoproteinämie (Eiweißmangel) kann durch verschiedene Auslöser bedingt sein. Neben einer renalen (nierenbedingte) Ursache kann auch ein Leberschaden eine Hypoproteinämie verursachen.
- Postapoplektisches Ödem − nach einem Insult (Schlaganfall) können Lymphödeme die ohnehin komplizierte Rehabilitation erschweren und den Patienten stark belasten.
- Lipödem − durch die Fetteinlagerungen wird das Gefäßsystem deutlich belastet; es kommt häufig zu sekundären Ödemen (Wassereinlagerungen).
- Postoperative und posttraumatische Schwellungen − über einen besonders hohen Stellenwert verfügt die manuelle Lymphdrainage bei der Behandlung einer operativ oder traumatisch bedingten Schwellung eines Körperareals. Die Anwendung der manuellen Lymphdrainage sollte nach Möglichkeit frühzeitig erfolgen, da so die Wundheilung deutlich verbessert werden kann. Des Weiteren werden zusätzliche Behandlungsmaßnahmen durch die Lymphdrainage positiv beeinflusst.
- Reizerguss − ein Reizerguss, der beispielsweise infolge einer aktivierten Arthrose auftreten kann, lässt sich nur bedingt effektiv mit der manuellen Lymphdrainage behandeln.
- Maligne (bösartige) Tumoren − in der Rehabilitation von Tumoroperationen wird die Lymphdrainage eingesetzt. Sie stellt aber keine Behandlungsoption für einen Tumor dar.
Auch bei anderen Krankheiten kann eine Lymphdrainange förderlich sein, der therapeutische Stellenwert ist dabei jedoch geringer. Dazu zählen:
- Chronische Polyarthritis
- CRPS (complex regional pain syndrome, ehemals Morbus Sudeck)
- Schwellungen nach Halbseitenlähmung (Hemiparese) bei Schlaganfall
- Kopfschmerzen
Darüber hinaus gibt es weitere, nicht-krankheitsbedingte Einsatzgebiete für die Lymphdrainage: Schwangerschaft kann bei Frauen beispielsweise zu Ödemen führen, die vor allem abends und nach langem Stehen auftreten. Diese sind nicht zwingend behandlungsbedürftig, können eine Schwangere aber sehr belasten. Dann hilft eine Lymphdrainage. Cellulite ist ein weiteres Anwendungsgebiet. Wissenschaftlich eindeutig belegt ist die Wirkung von Lymphdrainage hier aber nicht.
Techniken der MLD
Die manuelle Lymphdrainage beruht auf der manuellen kreisförmigen Reizsetzung auf der Haut des Patienten, die bis in tiefere Gewebeschichten wirken kann. Anders als bei der klassischen Massage reicht der Druck nicht aus, um eine Gefäßreaktion beziehungsweise eine verstärkte Durchblutung hervorzurufen. Durch Dehnreize in Quer- und Längsrichtung ist es möglich, ein großes Volumen interstitieller Flüssigkeit in Richtung der nächstgelegenen Lymphknotengruppen zu mobilisieren.
Bei der Lymphdrainage sollen die Lymphgefäße stimuliert und zu einem verstärktem Abtransport der Lymphflüssigkeit angeregt werden. Eine vermehrte Durchblutung oder eine Aktivierung von Schmerzrezeptoren der Haut ist nicht Ziel der Lymphdrainage. „Massage“ in ihrer klassischen Form dagegen wirkt über beide Mechanismen.
Die besondere Wirkung der Lymphdrainage erzielt der Therapeut durch kreisförmige Bewegungen. Wichtig sind dabei vor allem die folgenden vier Grundgriffe:
- stehender Kreis
- Pumpgriff − dieser dynamische Griff wird meist an den Extremitäten von der Peripherie nach zentral ausgeführt, um dort die Flüssigkeit zu reduzieren.
- Schöpfgriff − dieser Griff wird an den Unterschenkeln und den Unterarmen genutzt.
- Drehgriff − der dynamische Drehgriff ist besonders zur Anwendung an großen Körperflächen geeignet.
Diese Griffe werden grundsätzlich verwendet. Abhängig von der Ursache des Ödems kommen dann sogenannte „Ergänzungsgriffe“ hinzu. Nach der Behandlung wird die entsprechende Körperstelle eingewickelt („Kompressionstherapie“). Dies verhindert, dass sich nach Beendigung der manuellen Lymphdrainage das Ödem wieder ausbildet. Die Lymphdrainage sollte von einem speziell dafür ausgebildeten Physiotherapeuten durchgeführt werden.
Wer darf eine MLD durchführen?
Die manuelle Lymphdrainage darf nur von speziell ausgebildeten Fachkräften durchgeführt werden. Dazu gehören: Physiotherapeutinnen, Masseurinnen und medizinische Bademeister*innen mit abgeschlossener Berufsausbildung und spezieller Weiterbildung in der manuellen Lymphdrainage. Um Manuelle Lymphdrainage anwenden zu dürfen, benötigen Physiotherapeuten eine gesonderte Fortbildung, den diese Behandlungsmethode ist durchaus komplex. Sie müssen den Verlauf der Lymphbahnen im Körper genau kennen und erlernen spezielle Massagetechniken, die nur bei der Manuellen Lymphdrainage zum Einsatz kommen.
Verhalten nach einer Lymphdrainage
Verhalten nach einer Lymphdrainage:
- Viel Wasser trinken
- Ausruhen
- Leichte Spaziergänge sind in Ordnung
Nervenschmerzen nach Lymphdrainage
Obwohl die Lymphdrainage eine sanfte und schonende Therapieform ist, können in seltenen Fällen auch Nervenschmerzen auftreten. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein:
- Direkte Nervenreizung: Durch die Massagegriffe können Nervenbahnen gereizt werden, insbesondere wenn diese bereits vorgeschädigt sind oder in unmittelbarer Nähe des Ödems verlaufen.
- Erhöhter Druck auf Nerven: Durch die Entstauung des Gewebes kann es zu einer vorübergehenden Verlagerung von Flüssigkeit kommen, die Druck auf umliegende Nerven ausübt.
- Entzündungsreaktion: In seltenen Fällen kann die Lymphdrainage eine Entzündungsreaktion im Gewebe auslösen, die sich auf die Nerven ausweiten kann.
- Falsche Technik: Bei unsachgemäßer Durchführung der Lymphdrainage können Nervenbahnen gequetscht oder überdehnt werden.
Symptome von Nervenschmerzen nach Lymphdrainage
Die Symptome von Nervenschmerzen nach Lymphdrainage können sehr unterschiedlich sein und reichen von leichten Beschwerden bis hin zu starken Schmerzen. Typische Symptome sind:
- Brennende, stechende oder ziehende Schmerzen
- Kribbeln oder Taubheitsgefühle
- Elektrisierende Schmerzen
- Überempfindlichkeit gegenüber Berührungen
- Muskelschwäche
Behandlung von Nervenschmerzen nach Lymphdrainage
Die Behandlung von Nervenschmerzen nach Lymphdrainage richtet sich nach der Ursache und der Schwere der Beschwerden. In den meisten Fällen sind die Schmerzen vorübergehend und verschwinden von selbst wieder. Folgende Maßnahmen können jedoch zur Linderung der Beschwerden beitragen:
- Schmerzmittel: Bei leichten bis mittelstarken Schmerzen können rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden.
- Kühlende Umschläge: Kühlende Umschläge können helfen, Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
- Schonung: Vermeiden Sie unnötige Belastungen des betroffenen Bereichs.
- Anpassung der Lymphdrainage-Technik: Der Therapeut sollte die Lymphdrainage-Technik anpassen und den Druck reduzieren.
- Nervenberuhigende Medikamente: In schweren Fällen können nervenberuhigende Medikamente wie Amitriptylin oder Gabapentin verschrieben werden.
- Physiotherapie: Physiotherapeutische Übungen können helfen, die Nervenfunktion zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
In folgenden Fällen sollte man einen Arzt aufsuchen:
- Die Schmerzen sind sehr stark oder werden schlimmer.
- Es treten Taubheitsgefühle oder Muskelschwäche auf.
- Die Schmerzen halten länger als ein paar Tage an.
- Es treten weitere Symptome wie Fieber oder Schüttelfrost auf.
Kontraindikationen der Lymphdrainage
Bei bestimmten Krankheitszuständen sollte die Lymphdrainage nicht angewendet werden. Dazu zählen:
- bösartige Tumoren
- akute Entzündungen
- starke Herzschwäche (dekompensierte Herzinsuffizienz Grad III-IV)
- Herzrhythmusstörungen
- sehr niedriger Blutdruck (Hypotonie, unter 100/60 mmHg)
- akute tiefe Thrombose der Beinvenen
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Carotis-Sinus-Syndrom (v.a. relevant bei Lymphdrainage am Hals)
- unklare Hautveränderungen (Erysipel)
Relative Kontraindikationen
In diesen Fällen sollte die Lymphdrainage nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen:
- Niereninsuffizienz: Der Körper scheidet die zusätzlich mobilisierte Flüssigkeit möglicherweise nicht ausreichend aus.
- Schwere arterielle Durchblutungsstörungen: Die Entstauung könnte die Blutzirkulation in den betroffenen Bereichen zusätzlich verschlechtern.
- Schwangerschaft bei Risikofaktoren
tags: #Nervenschmerzen #nach #Lymphdrainage #Ursachen #und #Behandlung