Das Morton-Neurom, auch bekannt als Morton-Syndrom, Metatarsalgie oder Morton’sche Neuralgie, ist eine schmerzhafte Erkrankung, die den Vorfuß betrifft. Sie ist gekennzeichnet durch eine Verdickung des Gewebes um einen der Nerven, der zu den Zehen führt, meist zwischen der zweiten und dritten oder der dritten und vierten Zehe. Diese Verdickung kann eine erhebliche Belastung darstellen, da die Schmerzen die Mobilität und Lebensqualität stark beeinträchtigen können.
In unserer Unfallpraxis Savignyplatz in Berlin-Charlottenburg bieten wir Ihnen eine umfassende Betreuung, von der Diagnose bis zur Operation, durch unsere erfahrenen Orthopäden und Chirurgen.
Was ist ein Morton-Neurom?
Das Morton-Neurom ist die Entzündung und Verdickung der bindegewebigen Hülle des Mittelfußnerven, meist als Folge eines Spreizfußes. Bei einer Spreizfußfehlstellung sind die Mittelfußknochen verschoben und zeigen fächerförmig nach außen, was zu einem Platzmangel zwischen den Mittelfußknochen führen kann. Bei jedem Schritt wird der Nerv gegen ein Band an der Fußsohle gedrückt, was zu einer Schwellung der bindegewebigen Nervenhülle und Schmerzen führt.
Symptome des Morton-Neuroms
Einige Betroffene beschreiben die Symptome als pelziges Kribbeln oder Brennen in den Zehen. Andere klagen über einen plötzlich stechenden Schmerz. Typischerweise verspüren Betroffene zuerst Taubheit, Kribbeln oder ein diffuses Missempfinden in den Zehen. Die Schmerzen treten oft in stressigen Momenten auf, sei es bei längeren Spaziergängen, im Beruf, beim Sport oder sogar beim Entspannen zu Hause.
Ursachen und Risikofaktoren
Eine Reihe von Risikofaktoren können das Morton-Neurom auslösen oder verstärken. Eine häufige Ursache ist ein Platzmangel zwischen den Mittelfußknochen. Mechanische Belastung durch enge Schuhe mit hohen Absätzen sowie Sportarten mit hohem Stoß- und Druckaufprall sorgen für eine wiederholte, mechanische Belastung und Druck auf den Vorfuß. Forscher gehen davon aus, dass auch die familiäre Veranlagung eine Rolle spielt. Auch traumatische Verletzungen wie Verstauchungen und Prellungen im Bereich des Vorfußes können den Nerv schädigen.
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Diagnose des Morton-Neuroms
Die Diagnose eines Morton-Neuroms erfolgt in der Regel durch eine eingehende Untersuchung durch einen spezialisierten Orthopäden oder Fußchirurgen. Wichtig ist, Erkrankungen auszuschließen, die eine sehr ähnliche Symptomatik hervorrufen können, wie Instabilität im Grundgelenk, Gelenkschleimhautentzündung oder Schleimbeutelentzündungen der Mittelfußköpfchen, Knorpelschäden der Köpfchen oder ein Riss der Gelenkkapsel (plantare Platte).
In Vorbereitung einer Operation des Morton-Neuroms wird die Größe des Morton-Neuroms im MRT (Magnetresonanztomographie) ermittelt. Aufnahmen in Bauchlage erlauben ein exaktes Erfassen des Neuroms. Die Größenbestimmung entscheidet über die nachfolgende Behandlung: Nur bis zu einer maximalen Größe von 0,8 mm ist es möglich, das Morton Neurom nervenerhaltend zu operieren.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten
Vor einer möglichen medikamentösen und gar operativen Therapie wird beim Morton Neurom zunächst die klassische Behandlung ausprobiert. Dabei werden eine Reihe von Hilfsmitteln aus dem Sanitätsfachhandel eingesetzt, die im täglichen Gebrauch einen großen Unterschied machen, da sie Schmerzen reduzieren und so die Belastbarkeit wiederherstellen.
Zu den konservativen Behandlungsmöglichkeiten gehören:
- Orthopädische Einlagen: Um die Belastung für den Fuß so gering wie möglich zu halten, ist es beim Morton Neurom ratsam, in den Schuhen grundsätzlich orthopädische Einlagen mit Vorfußpolsterung und Köpfchenerhöhung zu tragen.
- Geeignetes Schuhwerk: Für das Schuhwerk gilt: Je weicher und breiter, desto besser. Das Tragen von Schuhen mit breiteren Zehenboxen reduziert den Druck auf die betroffenen Zehen und lindert dadurch die Schmerzen.
- Schmerzlindernde Medikamente: Entzündungshemmende Medikamente, wie Ibuprofen, können vorübergehend Schmerzen und Entzündungen lindern. Als konservative Behandlungsmöglichkeiten stehen wiederholte Infiltrationen (z.B. mit Kortison) im Vordergrund. Diese dürfen jedoch nicht zu häufig angewendet werden, da es sonst zu Haut- und Fetteinschmelzungen im Bereich der Infiltration kommen kann.
- Physiotherapie: Eine gezielte Mobilisation des Vorfußes, beispielsweise durch Fußmassagen und bestimmte Fußübungen, trägt bei einem Morton Neurom zur Rückbildung des Nervenknotens bei und schafft Platz zwischen den meist zu eng stehenden Mittelfußknochen.
Operative Behandlung des Morton-Neuroms
Eine Indikation zur Nervenfreilegung und ggf. Nervenentfernung besteht nur, wenn der Patient auf eine vorangegangene Testinfiltration positiv reagiert hat, alle anderen Erkrankungen klinisch oder radiologisch ausgeschlossen wurden und ein chronisches Beschwerdebild vorliegt.
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Ziel dieser Fußoperation ist es, den Nerven an seiner Teilungsstelle aufzusuchen und den Engpass zu beseitigen: Liegt eine Verdickung des Nervs (Morton-Neurom) vor, sollte eine großzügige operative Entfernung (Resektion) des Nervs bis weit hinter das Köpfchen erfolgen. Ein zu kurz entfernter Nerv kann sonst zu einem schmerzhaften Neuromrezidiv führen. Dies hätte eine deutlich schwierigere Revision oder Zweitoperation zur Folge.
Die Fußspezialisten bevorzugen die nervenerhaltende Operation des Morton Neuroms. Nach der Druckverminderung kann die entzündete Nervenumhüllung wieder abschwellen. Um den Druck zu verringern, kann der Operateur das Bindegewebe lockern, das die Metatarsalknochen (Mittelfußknochen) miteinander verbindet.
Operationsmethoden
Der operative Eingriff kann sowohl von der Streckseite als auch von der Fußsohlenseite durchgeführt werden. Eine Narbe an der Fußsohle kann Beschwerden verursachen, so dass in den meisten Fällen eine Operation von oben bevorzugt wird. Revisionen werden häufiger von unten operiert, da hier der Nerv sehr oft in seiner ganzen Länge dargestellt werden muss.
Die endoskopische Dekompression des Morton Neuroms kann besonders gut mit der Umstellung der Metatarsalknochen (Osteotomie) kombiniert werden. Dabei wird die Richtung der Mittelfußknochen, die dem Morton Neurom benachbart liegen, geändert. Bei der endoskopisch durchgeführten Osteotomie kann diese Operation unter direkter endoskopischer Sicht auf die beteiligten Metatarsalknochen erfolgen. Wenn gleichzeitig mit dem Morton Neurom eine Bursitis (Schleimbeutelentzündung) operiert wird, erfolgt dies in einer offenen Operation. Die Schleimbeutelentfernung in diesem Bereich kann nicht als endoskopische Operation durchgeführt werden.
Nachbehandlung nach der Operation
Der Fuß sollte in den ersten Tagen nach der Morton-Neurom-Operation unbedingt hochgelagert und geschont werden, um lokale Nachblutungen zu vermeiden. Eine Wundheilungsstörung ist sonst häufig die Folge. Danach kann der Fuß schmerzadaptiert in einer Therapiesandale und mit Gehstützen belastet werden. Nach ca. 14 Tagen ist die Wundheilung in der Regel abgeschlossen, so dass ein Belastungsaufbau erfolgen kann.
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Um ein Einbluten und die Bildung eines Blutergusses (Hämatom) in den Bereich des Morton Neuroms zu vermeiden, werden Patienten bei jedem Mittelfußeingriff für zwei Tage stationär aufgenommen. Hämatome führen zur Bildung großflächiger Narbenplatten, die chronische Vorfußschmerzen verursachen können. Das kann Verklebungen von Nerven oder von Nervenstümpfen mit dem Bindegewebe ergeben. Deswegen ist ein Aufenthalt mit Hochlagern des operierten Fußes essentiell. Dieser Nachbehandlungsplan ist für den offenen und für den endoskopischen Eingriff bei Morton Neurom gleich.
In den ersten zwei Tagen nach dem Eingriff sollten Sie sich unbedingt schonen und den operierten Fuß hochlegen. Sie bekommen Sie einen Verbandschuh, mit dem Sie aber erst nach zwei Tagen wieder laufen können. Der Vorteil des Verbandschuhs ist, dass der Vorfuß beim Laufen nicht belastet wird. Der Druckverband, der nach der Entfernung des Morton-Neuroms angelegt wird, muss sieben Tage lang angelegt bleiben.
Mögliche Komplikationen
Bei jeder Operation können Komplikationen auftreten. Obwohl der orthopädische Chirurg in einer hochsterilen Umgebung arbeitet, besteht immer ein Infektionsrisiko. Speziell beim Morton-Neurom ist es möglich, dass sich ein neues Morton-Neurom als Narbe am Ende des entfernten Empfindungsnervs bildet. Der Schmerz kann dann zurückkehren. Glücklicherweise ist diese Komplikation äußerst selten.
Die häufigsten Komplikationen sind Nachblutungen, Hämatombildungen oder Wunddehiszenzen. Diese Komplikationen werden durch die Eröffnung der Blutleere am Ende des Eingriffs (vor dem Wundverschluss) und eine sorgfältige elektrische Blutstillung vermieden. Bei persistierender Blutung kann manchmal eine Drainage für einen Tag notwendig werden.
Inzisionen an der Fußsohle (plantarer Zugang) heilen oft mit Entstehung von sog. hyperkeratotischen Narben. Diese sind extrem schmerzhaft und schwer zu behandeln. Aus diesem Grund führen wir die Inzision auf dem Fußrücken durch.
Rezidive werden in bis zu 4% und Beschwerdepersistenz in bis zu 25% der Fälle berichtet. Nach unserer Erfahrung handelt es sich um keine Rezidiv, sondern eher um eine andere Diagnose oder eine inkomplette Resektion. Infektionen treten nach diesen Eingriffen extrem selten auf.
Arbeitsunfähigkeit nach der Operation
Patienten mit sitzender Tätigkeit können zur Arbeit nach ca. 4 Wochen rückkehren. Home Office könnte man sogar nach ca. 2 Wochen ausüben. Berufe mit körperlicher Belastung können erst nach 6-8 Wochen ausgeübt werden.
Erfolgsaussichten nach der Operation
Die Erfolgschancen bei der Behandlung eines Morton-Neuroms sind hoch, insbesondere bei frühzeitiger Diagnose und optimaler Therapie. Die konservative Behandlung führt bei vielen Patienten zu einer deutlichen Besserung der Symptome, in einigen Fällen verschwinden sie sogar ganz.
In bis zu 88% der Fälle wird eine Rückbildung der Beschwerden erreicht. Die nach der Nervenresektion verbleibende Taubheit der betroffenen Zeheninnenseite wird von den Betroffenen in der Regel gut toleriert und führt nicht zu relevanten Einschränkungen.
Fazit
Das Morton-Neurom ist eine schmerzhafte Erkrankung, die jedoch gut behandelt werden kann. Eine frühzeitige Diagnose und eine individuell angepasste Therapie sind entscheidend für den Erfolg. Sowohl konservative als auch operative Behandlungsmethoden können zu einer deutlichen Besserung der Symptome führen.
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