Sobald es warm wird, können uns die kleinen Kriebelmücken plagen, besonders in feuchten Sommern. Anders als Stechmücken legen Kriebelmücken ihre Eier in fließende Gewässer. Kühe, Pferde oder anderes Vieh auf der Weide sind dort in der Nähe ihre bevorzugte Nahrungsquelle, aber auch der Mensch wird gerne angefallen. Forschende erwarten, dass die Zahl dieser Blutsauger in Deutschland zunimmt. In diesem Artikel werden die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Nervenschmerzen nach Mückenstichen erläutert.
Ursachen von Nervenschmerzen nach Insektenstichen
Nervenschmerzen nach einem Insektenstich sind selten, aber möglich. Das Gift mancher Insekten enthält neurotoxische Substanzen, die Nervengewebe reizen oder schädigen können. Der Körper reagiert auf den Insektenstich häufig mit einer Entzündungsreaktion. Wenn die Einstichstelle infiziert wird, kann die Infektion sich ausbreiten und das umliegende Gewebe einschließlich der Nerven betreffen. Einige Insektenstiche können direkt in die Nähe eines Nervs erfolgen und diesen mechanisch schädigen. Ein spezielles Beispiel ist der Stich durch eine infizierte Zecke, die Borreliose-Bakterien übertragen kann. Bei einer neurogenen Entzündung setzen Nervenfasern neuroaktive Substanzen frei, die eine Entzündungsreaktion verursachen können.
Kriebelmückenstiche
Die weiblichen Kriebelmücken raspeln mit ihren scharfen Zähnchen die Haut von Mensch und Tier auf. Durch dieses Raspeln entsteht eine Wunde, die schmerzt. Anschließend kann es zu einer allergischen Reaktion auf das Eiweißgemisch kommen, das die Kriebelmücke dort injiziert. Recht häufig verursachen Bakterien in der Wunde eine Infektion: Die Haut schwillt dann stark an und kann sich rot und blau verfärben.
Allergische Reaktionen
Eine echte Allergie setzt voraus, dass das Immunsystem unter anderem Antikörper (Immunglobulin E) gegen die an sich harmlosen Proteine des Mückenspeichels bildet. Eine solche Reaktion komme nach den Stichen aber selten vor. Zwar fehlten aussagekräftige Studien zur Häufigkeit, doch man wisse: Im Vergleich zu Allergien gegen Bienen- und Wespengift spielten allergische Reaktionen auf Mückenspeichel eine untergeordnete Rolle. Allerdings ist der Nachweis einer solchen Allergie nicht einfach. Nur wenige Allergene im Mückenspeichel sind bisher identifiziert und für Testpräparate verfügbar. Besteht tatsächlich eine Allergie, kann sie jedoch nicht nur die Haut, sondern den gesamten Organismus belasten: „Dann kann es im Rahmen einer sogenannten anaphylaktischen Reaktion auch zu Übelkeit, Atemnot, Herzrasen bis hin zum Kreislaufstillstand kommen“, erklärt Maurer.
Infektionen durch Insektenstiche
Gefährlich wird es, wenn Hautkeime wie etwa Streptokokken oder Fäkalkeime wie Kolibakterien in die Wunde gelangen. Möglicherweise kann dies direkt mit dem Stich des Insekts geschehen - meist aber passiert es durch Aufkratzen, wenn man den Juckreiz nicht aushält. Eine Entzündung der Lymphgefäße (Lymphangitis) äußert sich durch rote Striche, die sich unter der Haut von der Infektionsstelle in Richtung der Lymphknoten ziehen. Denn finden Keime ihren Weg in den Blutkreislauf, droht sogar eine Blutvergiftung. Wird eine Sepsis nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, kann sie mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen und sogar zum Tod führen.
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Borreliose durch Zeckenstiche
Die Borreliose ist eine meistens durch die Zecke übertragene Infektionskrankheit, die nach Übertragung auch nach Wochen oder Monaten systemisch im Körper zu Reaktionen führen kann. Hier werden vor allem Dingen Gelenkschmerzen angegeben, die aber aufgrund der Länge der Zeit nicht mehr mit dem Zeckenbiss in Verbindung gebracht werden. Eine Blutuntersuchung könnte Hinweise darauf geben, dass eine durch eine Zecke übertragene Borrelien Infektion zu den beschriebenen Entzündungen der Gelenke verantwortlich ist.
Tigermückenstiche
Die Tigermücke ist in den Südtropen ansässig und Überträger von Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel das Dengue Fieber. In Deutschland wurde die Tigermücke ebenfalls bereits gesichtet, die Stiche der Tigermücke sind sehr unangenehm und können sich jederzeit entzünden. Auch kann es vorkommen, dass selbst nach unauffälligen Stichen durch eine Tigermücke nach einer gewissen Zeit die Gelenke zu schmerzen beginnen und auch jetzt die Patienten den Zusammenhang mit dem Tigermückenstich zunächst nicht erkennen. Die Patienten spüren neben dem Schmerz auch meistens einen Juckreiz, der sogar durch das Kratzen sich noch verstärken kann.
Symptome von Nervenschmerzen nach Insektenstichen
Muskelschmerzen in Folge eines Insektenstiches äußern sich häufig ähnlich wie Gliederschmerzen im Rahmen eines grippalen Infektes oder wie ein Muskelkater nach dem Training einer bestimmten Muskelpartie. Neben allgemeinen Symptomen wie Rötung und Überwärmung kann es auch zu Schwellungen und Schmerzen des angrenzenden Gelenkes kommen.
Allgemeine Symptome
- Juckende, weiße bis rötliche Schwellungen der Haut, die Quaddeln oder Urtika heißen
- Kleine rote Punkte (Hämorrhagien)
- Quaddeln, Papeln oder Blasen, die mit Juckreiz einhergehen können
Symptome einer allergischen Reaktion
- Juckreiz
- Schwellungen (Angioödeme)
- Quaddeln (generalisierte Urtikaria)
- Magen-Darm-Beschwerden
- Herz-Kreislauf-Beschwerden
- Anaphylaktischer Schock
Symptome einer Entzündung
- Schmerzen
- Überwärmung
- Starke Schwellungen
- Eiter
- Fieber
Symptome von Borreliose
- Gelenkschmerzen (vor allem bei Bewegung)
- Wanderröte (typisches Bild zu Beginn der Erkrankung)
Diagnose von Nervenschmerzen nach Insektenstichen
Die Diagnose von Muskelschmerzen in Folge eines Insektenstiches bezieht sich hauptsächlich auf die Erhebung der Anamnese, also die Schilderung des Erlebten sowie der Symptomatik. Durch die klinische Untersuchung, bei der der behandelnde Arzt insbesondere die betroffene Region um die Einstichstelle und deren Umgebung inspiziert, können bereits einige Diagnosen gestellt werden. Je nach Symptomatik können einige Untersuchungen wie z.B. Neben Anamnese und körperlicher Untersuchung können auch Blutuntersuchungen Aufschluss über das Krankheitsgeschehen geben. Neben allgemeinen Blutwerten wie Entzündungsmarkern können auch spezielle Testungen auf einzelne Krankheitserreger wie zum Beispiel nach Zeckenstichen auf Borreliose oder FSME durchgeführt werden, um eine entsprechende zielgerichtete Therapie anschließen zu können.
Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung schaut sich der Behandler den schmerzenden Bereich und die Gelenke an und beurteilt, ob die Gelenke geschwollen sind, gerötet und bei Bewegung die Schmerzen verstärkt werden können.
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Blutuntersuchung
Vor allem wenn mehrere Gelenke als schmerzhaft beschrieben werden, sollte man neben der körperlichen Untersuchung auch eine Blutuntersuchung durchführen, die zeigen soll, ob eine Entzündung im Körper vorhanden ist. So werden im Blutbild Entzündungswerte (CRP) sowie auch die Leukozyten und die Blutsenkungsgeschwindigkeit ermittelt, weiterhin kann man auch den so genannten Rheumafaktor untersuchen, der darüber Aussage treffen soll, ob es sich um eine rheumatologische Erkrankung handelt. Da eine Borellien Infektion ebenfalls zu Gelenkschmerzen führt, sollten auch die Antikörper gegen die Borreliose im Blut bestimmt werden. Sind diese erhöht ist von einer Borreliose auszugehen, man sollte zeitnah sodann mit einer antibiotischen Behandlung beginnen.
MRT
Ein MRT vom entsprechenden Gelenk sollte immer dann durchgeführt werden, wenn man den Verdacht hat, dass die Ursache der Schmerzen im Gelenk direkt besteht. Auch wenn das Blutbild unauffällig ist und zum Beispiel ein Röntgenbild des schmerzenden Gelenkes unauffällig war, aber weiterhin Schmerzen angegeben werden, sollte eine MRT Untersuchung des schmerzenden Gelenkes durchgeführt werden.
Behandlung von Nervenschmerzen nach Insektenstichen
Die Behandlung von Nervenschmerzen nach einem Insektenstich richtet sich nach der Ursache der Beschwerden.
Allgemeine Maßnahmen
- Kühlen: Insektenstiche sollten schnell mit feuchten Tüchern gekühlt werden. Dadurch können Juckreiz und Schwellung meist minimiert werden. Auch Coolpacks oder Eisbeutel können verwendet werden.
- Nicht kratzen: Auf keinen Fall sollte an juckenden Insektenstichen gekratzt werden, da dies zu Infektionen führen kann.
- Desinfektion: Falls möglich, sollte die Einstichstelle desinfiziert werden, damit sich die kleine Wunde nicht entzünden kann.
- Hausmittel: Quarkwickel oder Retterspitzumschläge können zur Symptomlinderung eingesetzt werden.
Medikamentöse Behandlung
- Hydrocortison-haltige Salben: Wenn die Haut nach einem Insektenstich dennoch anschwillt, juckt oder schmerzt, kann man Hydrocortison-haltige Salben auftragen.
- Antihistaminika: Bei heftigeren Reaktionen auf einen Insektenstich kann die Gabe von Antihistaminika notwendig sein.
- Glukokortikoide: Die Reaktionen werden symptombezogen mit Glukokortikoiden lokal oder systemisch behandelt.
- Schmerzmittel: Bei sehr starken Schmerzen kann auch eine entzündungshemmende Schmerztherapie in Form einer Tablette begonnen werden. Hierbei eignen sich Ibuprofen oder Diclofenac Tabletten, die man ein bis dreimal am Tag einnehmen sollte. Die maximale Einnahmezeit sollte eine Woche nicht überschreiten.
- Antibiotika: Antibiotische Medikamente kommen bei Gelenkschmerzen immer dann zum Einsatz, wenn eine infektiöse Ursache hinter den Beschwerden steht. Bei einer nachgewiesenen Borrellien Infektion sollte Clindamycin eingenommen werden. Bei Weichteilinfekten, die aus einer Insektenstichverletzung herrühren kann eine antibiotische Behandlung mit Cefuroxim durchgeführt werden.
Spezifische Therapien
- Borreliose: Bei einer Borreliose-Infektion ist eine antibiotische Behandlung erforderlich.
- Allergie: Personen mit Insektenstichallergien sollten den Kontakt mit den verursachenden Insekten vermeiden und ein Notfallset mit sich führen. Vorbeugend kann besonders bei Wespen- oder Bienenstichallergien eine Hyposensibilisierung helfen.
Vorbeugung von Insektenstichen
- Lange Kleidung: Gegen Stiche von Stechmücken hilft lange Kleidung, besonders an Gewässern oder im Wald.
- Mückensprays: Wem lange Kleidung zu warm ist, der kann es auch mit herkömmlichen Mückensprays versuchen - mit dem Wirkstoff DEET.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Ein erhöhtes Risiko besteht zwischen Frühjahr und Herbst, weil Insekten in der warmen Jahreszeit besonders aktiv sind. Beim Aufenthalt in der Nähe von Wespennestern oder Bienenstöcken können die Insekten besonders aggressiv reagieren und auch zu mehreren zustechen.
- Verhaltensweisen: Körper so weit wie möglich bedeckt halten, insbesondere bei der Gartenarbeit: Kopfschutz, langärmelige Kleidung, lange Hosen, geschlossene Schuhe, Handschuhe. Keine weite Kleidung, in der sich Insekten verfangen können. Statt bunter eher helle Kleidung tragen. Nie ohne Schuhe durchs Gras gehen - im Klee sammeln Bienen oft Honig. Achtgeben beim Sport oder Spielen im Freien. Schweiß zieht viele stechende Insekten an. Möglichst auf Picknicks verzichten - süße Speisen und Getränke ziehen Insekten an (ansonsten Speisen und Getränke abdecken und Reste wegräumen). Nie direkt aus einer Flasche oder einer Getränkedose trinken. Am besten einen Strohhalm verwenden. Vorsicht bei Abfallkörben & Müllcontainern - Wespen lieben sie. Mülltonnen daher stets verschlossen und sauber halten. Orte meiden, wo Tiere (Hunde) gefüttert werden. Verstreute Futterreste ziehen Wespen an. Keine alten Äste oder Baumstümpfe bewegen. Wespen haben darin oft ihre Nester. Bienen- und Wespennester (z.B. hohle Baumstämme, Stümpfe, Dachböden, Schuppen, Hecken) und deren Einzugsbereich meiden. Bei Wespennestern am Haus (z.B. Dachböden, Rollladenkästen) oder im Garten, Experten zu Rate ziehen und Nester ggf.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
- Bei heftigeren Reaktionen auf einen Insektenstich
- Wenn die Schwellung der Haut mehr als 10 cm Umfang annimmt
- Bei Allgemeinreaktionen, wie Fieber, Herz-Kreislauf-Beschwerden bis hin zur Ohnmacht
- Wenn sich die Rötung, Verfärbung oder Schwellung flammenförmig ausweitet beziehungsweise etwa einen Durchmesser von 15 Zentimetern erreicht
- Wenn nach einem Zeckenstich eine wandernde Rötung auftritt
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