Bei den meisten Menschen verursachen die Weisheitszähne irgendwann Probleme. Sie wachsen schief ein oder im Kiefer ist nicht genug Platz. Die Weisheitszahn-OP gehört mit zu den gefürchtetsten Eingriffen beim Zahnarzt oder Kieferchirurg. Dieser Artikel befasst sich mit den Ursachen von Nervenschmerzen nach einer Weisheitszahn-OP und beleuchtet die verschiedenen Behandlungsansätze, um diese Beschwerden zu lindern.
Weisheitszähne: Ein Relikt aus der Steinzeit
Weisheitszähne sind ein Relikt aus der Steinzeit, als die Menschen ihr Essen noch unverarbeitet zerkauen mussten. Heute bescheren die Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit Patienten meist eher Schmerzen, statt nützlich zu sein. Die 4 Weisheitszähne brechen in der Regel erst im Erwachsenenalter durch, daher stammt auch ihr Name. Die Essgewohnheiten unserer Vorfahren unterschieden sich stark von unseren heutigen. Das Essen war häufig grob, faserig oder sehnig und es stand zu dessen Zerkleinerung kein zusätzliches Werkzeug zur Verfügung. Deshalb benötigten Neandertaler und Co. einen weiteren Mahlzahn, um die Nahrung ideal zerkleinern zu können, dieser fand in dem größeren Kiefer genügend Platz. Heutzutage werden die Weisheitszähne nicht mehr benötigt, etwa 20 Prozent der Menschen besitzen auch keine mehr. Bei den restlichen kommt es aufgrund des kleineren Kiefers häufig zu Problemen, was meist eine Weisheitszahn-OP erforderlich macht.
Ursachen für Nervenschmerzen nach Weisheitszahn-OP
Nervenschmerzen nach einer Weisheitszahn-OP können verschiedene Ursachen haben:
- Direkte Nervenverletzung: Während des Eingriffs kann es in seltenen Fällen zu einer Verletzung von Nerven kommen, insbesondere des Unterkiefernervs. Das äußert sich durch ein Taubheitsgefühl an Lippe, Zunge oder Kinn. Meistens bildet sich die Sensibilitätsstörung nach einigen Tagen oder Wochen zurück.
- Entzündung: Nach der Entfernung eines Weisheitszahns kann es zu einer Entzündung der Wunde kommen. Besonders häufig tritt die sogenannte Alveolitis sicca auf, bei der sich das schützende Blutgerinnsel auflöst oder gar nicht erst bildet. Typische Anzeichen sind intensive Schmerzen, ein unangenehmer Geruch oder Geschmack im Mund und ein verzögerter Heilungsverlauf.
- Druck auf Nerven: Eine Schwellung nach der Operation kann Druck auf die umliegenden Nerven ausüben und so Schmerzen verursachen. Eine deutliche Schwellung im Wangenbereich ist nach dem Eingriff normal. Sie erreicht meist nach 48 bis 72 Stunden ihren Höhepunkt und klingt dann langsam ab.
- Narbenbildung: In einigen Fällen kann die Narbenbildung nach der Operation Nerven einklemmen und Schmerzen verursachen.
- Phantomschmerzen: Beim Zahn gehen die Schmerzen meist auf eine Schädigung sensibler Nerven während des Eingriffes zurück. Als Reaktion auf diese Schädigung schüttet der Nerv Wachstumsfaktoren aus, um die Neugestaltung der Nervenzelle einzuleiten.
Symptome von Nervenschmerzen
Nervenschmerzen nach einer Weisheitszahn-OP können sich auf unterschiedliche Weise äußern:
- Taubheitsgefühl: Ein Taubheitsgefühl an Lippe, Zunge oder Kinn kann auf eine Nervenverletzung hindeuten.
- Kribbeln: Ein Kribbeln im Bereich der Zunge, Lippe oder des Kinns kann ebenfalls ein Anzeichen für eine Nervenirritation sein.
- Brennende Schmerzen: Brennende Schmerzen im Bereich der Operationswunde können auf eine Entzündung oder Nervenschädigung hindeuten.
- Stechende Schmerzen: Stechende Schmerzen, die sich entlang des Nerven ausbreiten, können auf eine Nervenreizung hindeuten.
- Druckschmerz: Ein Druckschmerz im Bereich der Operationswunde kann auf eine Schwellung oder Entzündung hindeuten, die auf die Nerven drückt.
Diagnose von Nervenschmerzen
Die Diagnose von Nervenschmerzen nach einer Weisheitszahn-OP erfolgt in der Regel durch eine klinische Untersuchung. Der Zahnarzt wird den Patienten nach seinen Symptomen fragen und den Bereich der Operation untersuchen. In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder eine Computertomographie (CT) erforderlich sein, um die Ursache der Schmerzen zu ermitteln.
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Behandlung von Nervenschmerzen
Die Behandlung von Nervenschmerzen nach einer Weisheitszahn-OP richtet sich nach der Ursache der Schmerzen. In vielen Fällen können die Schmerzen mit konservativen Maßnahmen gelindert werden:
- Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, die Schmerzen zu lindern. Ibuprofen wirkt zusätzlich entzündungshemmend.
- Kühlen: Kühlen Sie die betroffene Stelle in den ersten Tagen regelmäßig mit einem feuchten, kalten Waschlappen oder Kühlpad. Wichtig: nicht dauerhaft kühlen und keine gefrorenen Gegenstände direkt auf die Haut legen. Eine ausreichende Kühlung kann helfen, die Schwellung schneller abklingen zu lassen.
- Mundspülungen: Spülungen mit lauwarmem Salzwasser oder einer antiseptischen Mundspüllösung können helfen, die Wunde sauber zu halten und Entzündungen vorzubeugen.
- Weiche Kost: Vermeiden Sie harte oder klebrige Nahrungsmittel, die den Weisheitszahn zusätzlich reizen könnten.
- Physiotherapie: In einigen Fällen kann Physiotherapie helfen, die Muskeln im Kieferbereich zu entspannen und die Schmerzen zu lindern.
- Lokalanästhetika: In manchen Fällen kann die lokale Behandlung mit Capsaicin oder einem Lokalanästhetikum Phantomschmerzen lindern.
In einigen Fällen können invasive Behandlungen erforderlich sein:
- Nervenblockade: Eine Nervenblockade kann helfen, die Schmerzen zu lindern, indem die Nerven, die die Schmerzen verursachen, blockiert werden.
- Operation: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Ursache der Schmerzen zu beseitigen, z. B. um Narbengewebe zu entfernen, das auf einen Nerv drückt.
Vorbeugung von Nervenschmerzen
Es gibt einige Maßnahmen, die helfen können, Nervenschmerzen nach einer Weisheitszahn-OP vorzubeugen:
- Wählen Sie einen erfahrenen Chirurgen: Ein erfahrener Chirurg kann das Risiko von Nervenverletzungen minimieren.
- Befolgen Sie die Anweisungen des Chirurgen: Befolgen Sie die Anweisungen des Chirurgen zur Vorbereitung auf die Operation und zur Nachsorge.
- Vermeiden Sie Rauchen: Rauchen kann die Wundheilung verzögern und das Risiko von Komplikationen erhöhen.
- Achten Sie auf eine gute Mundhygiene: Eine gute Mundhygiene kann helfen, Infektionen vorzubeugen.
- Vermeiden Sie unnötige Belastung: Vermeiden Sie unnötige Belastung des Kiefers in den ersten Tagen nach der Operation.
Komplikationen und Risiken
Wie bei jedem operativen Eingriff gibt es auch bei einer Weisheitszahn-OP gewisse Nebenwirkungen. Dazu gehören Schwellungen, leichte Schmerzen und eine vorübergehende Einschränkung der Mundöffnung. Von einer Komplikation ist die Rede, wenn der Heilungsverlauf gestört wird oder wenn Symptome auftreten, die eine gezielte Behandlung erfordern.
Zu den möglichen Komplikationen gehören:
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- Infektionen: Nach der Entfernung eines Weisheitszahns kann es zu einer Entzündung der Wunde kommen.
- Nachblutungen: Leichte Blutungen sind in den ersten Stunden nach dem Eingriff völlig normal. Wenn es jedoch zu starken oder wiederkehrenden Blutungen kommt, sollten Sie Ihre Zahnarztpraxis kontaktieren.
- Nervenverletzungen: In seltenen Fällen kann es bei der Weisheitszahn-OP zu einer Verletzung von Nerven kommen, insbesondere des Unterkiefernervs. Das äußert sich durch ein Taubheitsgefühl an Lippe, Zunge oder Kinn.
- Kieferklemme: Nach dem Eingriff kann es vorkommen, dass Sie den Mund nur noch eingeschränkt öffnen können. Diese sogenannte Kieferklemme entsteht meist durch eine Reizung der Kaumuskulatur oder des Kiefergelenks.
- Blutergüsse: Nach der Operation können sich an der Wange oder im Kieferbereich Blutergüsse bilden. Diese zeigen sich als bläuliche oder gelbliche Verfärbungen der Haut und entstehen durch kleine Gefäße, die während des Eingriffs verletzt wurden.
- Schmerzen im Kiefergelenk: Gelegentlich kommt es nach der Behandlung zu Schmerzen im Kiefergelenk oder zu Verspannungen der umliegenden Muskulatur.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist völlig normal, dass der Heilungsprozess nach einer Weisheitszahn-OP einige Tage in Anspruch nimmt. Dennoch gibt es bestimmte Anzeichen, bei denen Sie nicht zögern sollten, Ihre Zahnarztpraxis aufzusuchen. Dazu gehören starke oder zunehmende Schmerzen, unangenehmer Geruch oder Geschmack im Mund, Fieber oder auffällige Schwellungen. Auch Taubheitsgefühle, die nach mehreren Tagen noch bestehen, oder Blutungen, die nicht aufhören, sollten unbedingt abgeklärt werden.
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