Nervenschmerzen unter der Achsel: Ursachen, Symptome und Behandlung

Schmerzen unter der Achsel können vielfältige Ursachen haben, von harmlosen Muskelverspannungen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen. Da in diesem Bereich zahlreiche Nerven, Blutgefäße und Lymphbahnen verlaufen, ist eine genaue Diagnose entscheidend, um die richtige Behandlung einzuleiten. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen von Nervenschmerzen unter der Achsel, ihre Symptome und die verschiedenen Therapieansätze.

Anatomie der Achselhöhle

Die Axilla, auch Achselhöhle genannt, ist ein anatomischer Raum zwischen der seitlichen Thoraxwand und dem medialen Oberarm. Sie enthält wichtige Strukturen für die Versorgung der oberen Extremität. Dazu gehören:

  • Nerven: Der Plexus brachialis, ein Nervengeflecht, das sich in den gesamten Arm und die Schulter ausbreitet und für die motorische und sensible Versorgung zuständig ist. Der Nervus axillaris ist einer der wichtigsten Nerven zur Durchführung der Armhebung.
  • Blutgefäße: Die Arteria und Vena axillaris, die die Blutzufuhr und den Abtransport des Blutes gewährleisten. Nach dem Verlauf unter dem Schlüsselbein hindurch wird die A. subclavia zur A. axillaris. Aus dieser gehen zahlreiche Äste hervor, die die Schulterregion versorgen.
  • Lymphknoten: Etwa 20-30 Lymphknoten, die in eine oberflächliche und eine tiefe Schicht eingeteilt sind und die Lymphe der Arme, Brust und Halsstrukturen sammeln.

Ursachen von Nervenschmerzen unter der Achsel

Die Ursachen für Nervenschmerzen unter der Achsel können vielfältig sein und sowohl harmlose als auch ernsthafte Gründe haben. Es ist wichtig, die genaue Ursache zu identifizieren, um eine gezielte Behandlung zu ermöglichen.

Verletzungen und Erkrankungen des Bewegungsapparats

Mögliche, oft harmlose Ursachen sind Verletzungen und Erkrankungen des Bewegungsapparats im Bereich der Schulter. Hiervon können der Oberarmknochen, das Schultergelenk, das Schulterblatt oder das Schlüsselbein betroffen sein. Häufig sind auch Zerrungen, Risse oder Verspannungen der Muskulatur, welche die Achselhöhle bildet.

  • Humeruskopffrakturen: Brüche des Oberarmkopfes (proximale Humeruskopffrakturen) können den Nervus axillaris verletzen, da dieser am Oberarmkopf entlang verläuft. Der Bruch des Oberarmkopfes in Schulternähe ist nach dem Oberschenkelhals- und dem Unterarmbruch am Handgelenk die dritthäufigste Fraktur bei älteren Menschen. Die proximale (körpernahe) Humerusfraktur liegt meist kombiniert mit einem vermehrten Knochenabbau (Osteoporose) vor und betrifft Frauen häufiger als Männer. Junge Menschen erleiden einen Bruch des Oberarmkopfes seltener und dann meist als Folge eines Unfalls mit hoher Sturzenergie, z. B.
  • Schulterluxationen: Eine Schulterluxation, die Ausrenkung des Oberarmkopfes (Humeruskopf) aus der Gelenkpfanne (Glenoid) des Schultergelenks, kann ebenfalls den Nervus axillaris schädigen. Meist ist ein traumatisches Ereignis wie beispielsweise ein Sturz auf den Arm ursächlich für die Luxation der Schulter. Im Rahmen der Auskugelung des Humeruskopfes aus dem Schultergelenk kann es zu Begleitverletzungen wie Bänderrissen, Verletzungen der Rotatorenmanschette oder Rissen der Gelenklippe (Labrum glenoidale) kommen.
  • Thoracic-Outlet-Syndrom (TOS): Beim Thoracic-Outlet-Syndrom (TOS) werden zwischen Hals und Brust Nerven oder Blutgefäße eingeengt, was zu Schulterschmerzen, Nackenproblemen, Schwäche und Taubheit in Armen und Händen führen kann. Risikofaktoren für das TOS sind schlechte Körperhaltung, das Tragen schwerer Lasten auf der Schulter, Schleudertrauma, Gewichtheben sowie Sportarten mit wiederholten Arm- und Schulterbewegungen (z.B. Schwimmen, Golf, Volleyball) ungünstige Schlafpositionen, aber auch Anspannung durch Depressionen und Stress. Weitere Ursachen sind Veränderungen am Schlüsselbein, beispielsweise nach einem Bruch. Das Thoracic-Outlet-Syndrom kann auch Folge einer sogenannten atavistischen Halsrippe sein.
  • Nervus-axillaris-Neuralgie: Sie bezieht sich auf Schmerzen und sensorische Störungen, die durch eine Schädigung oder Dysfunktion des Nervus axillaris verursacht werden. Die häufigsten Ursachen für eine Nervus-axillaris-Neuralgie sind direkte Traumata, Druckschäden durch falsche Lagerung während einer Operation oder wiederholte Überlastung.

Entzündungen und Infektionen

Hinter Schmerzen unter der Achsel können auch Entzündungen stecken. Entzündungen entstehen in den meisten Fällen durch eingedrungene Erreger, welche die Haut oder Lymphknoten befallen und eine schmerzhafte Rötung mit Schwellung verursachen. Da die Lymphknoten der Achsel einen zentralen Sammelpunkt darstellen, können Erreger auch auf diesem Weg in die Achsel gelangen.

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  • Lymphknotenentzündung (Lymphadenitis): Schwellungen der Lymphknoten treten in den meisten Fällen durch Infektionen mit bakteriellen oder viralen Erregern auf.
  • Hautinfektionen: Insbesondere nach kleineren Verletzungen, zum Beispiel nach dem Rasieren, ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion erhöht. Abseits der kleinen sichtbaren Schnitte, entstehen unbemerkt viele Mikroverletzungen der Haut, die eine potentielle Eintrittspforte für Keime auf der Hautoberfläche darstellen. Ein Abszess ist ein mit Eiter gefüllter Hohlraum, der meist nicht von alleine abheilt und entstehen kann, wenn eine Entzündung entsteht (etwa bei mangelnder Hygiene oder auch bei eingewachsenen Haaren oder ähnlichem) und gleichzeitige die Oberfläche der Haut beschädigt wird.
  • Entzündung des Nervus axillaris: Eine Entzündung des Nervus axillaris kann im Rahmen einer Entzündung des ganzen Nervengeflechts (Plexus brachialis) im Arm auftreten.

Weitere Ursachen

  • Schilddrüsenerkrankungen: Schmerzen unter der Achsel werden nur in sehr seltenen Fällen durch die Schilddrüse verursacht. Heutzutage können Operationen der Schilddrüse im Rahmen von Überfunktionen, Knoten oder Krebs durch einen Zugangsweg in der Achsel durchgeführt werden. Auch im Rahmen eines Schilddrüsenkrebses kann es zu Schmerzen der Achsel kommen.
  • Brusterkrankungen: Beschwerden in der Brust, die mit Schmerzen unter der Achsel einhergehen, sollten unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden. Auch hier können lediglich Entzündungen vorliegen. Die Brustentzündung kann vermehrt in der mütterlichen Stillzeit auftreten. Auch wenn gutartige Knoten deutlich häufiger anzutreffen sind, sollte eine Verhärtung genau diagnostiziert werden. Da die axillären Lymphknoten unter anderem die Lymphe des Brustgewebes ableiten, kann ein vergrößerterer Knoten ein Hinweis auf einen Tumor in diesem Bereich sein.
  • Bösartige Erkrankungen: Bösartige Zellen können durch die Lymphe zu den Lymphknoten transportiert werden und dort kleine Absiedlungen verursachen. Bösartige Erkrankungen verursachen in der Regel keine schmerzhaften Lymphknoten, weshalb diese sehr unwahrscheinlich werden.
  • Kompression des Nervus axillaris: Eine Kompression des Nervus axillaris kann auch Schmerzen verursachen. Besonders gefährdet für Einklemmungen ist der Nervus axillaris bei Schulterauskugelungen. Auch in der sogenannten hinteren Achsellücke kann es seltener zu Einklemmungen des Nervus axillaris kommen. Dies nennt man auch das Quadrilaterale Space Syndrom.

Symptome von Nervenschmerzen unter der Achsel

Die Symptome variieren stark mit der zugrundeliegenden Ursache der Schmerzen unter der Achsel. Die Begleitsymptome geben oft die entscheidenden Hinweise für eine endgültige Diagnosestellung.

  • Schmerzen: Die Schmerzen können unterschiedlich sein, von einem kurzen Schmerz bei einer bestimmten Bewegung bis hin zu einem ausstrahlenden oder stechenden Schmerz. Bei einer Läsion des Nervus axillaris können neuropathische Schmerzen auftreten, welche vom Nerven ausgehen und sich als brennende, stechende sowie elektrisierende Schmerzen (besonders in der Achselhöhle) äußern.
  • Bewegungseinschränkungen: Muskuläre Beschwerden gehen entsprechend mit Druck-, Berührungs- und Bewegungsschmerzen einher. Bei Zerrungen, Muskelkatern oder Rissen einer bestimmten Muskelgruppe sind die entsprechenden Bewegungen demnach eingeschränkt und meist schmerzhaft. Bei einer Läsion des Nervus axillaris kommt es zu einer Parese der Armanhebung bei Abduktion seitwärts und vorwärts sowie zu einer Schwäche der Außenrotation.
  • Sensibilitätsstörungen: Es können Sensibilitätsstörungen im Bereich der äußeren Schulter und Schulterkappe bei einer Läsion des Nervus axillaris auftreten. Diese Sensibilitätsstörungen können sich in Taubheitsgefühlen äußern.
  • Schwellungen: Geschwollene Lymphknoten können ein Hinweis auf eine Entzündung oder ein malignes Vorgehen sein. Entzündete Lymphknoten sind meist angeschwollen und können starke Schmerzen verursachen.
  • Weitere Symptome: Je nach Ursache können weitere Symptome wie Fieber, Rötung, Unwohlsein, Schmerzen in der Schulter, dem Brustkorb, dem Kiefer und Atemnot auftreten.

Diagnose von Nervenschmerzen unter der Achsel

Die Diagnosestellung erfolgt zu Großteilen mithilfe einer gezielten Befragung und körperlichen Untersuchung. Auch wenn die Ursachen für Schmerze unter der Achsel breit gefächert sind, lassen sich die möglichen Gründe anhand der Begleitumstände stark eingrenzen.

  • Anamnese: Der Arzt wird Fragen zu den Schmerzen, Begleitsymptomen, Vorerkrankungen, Verletzungen und eingenommenen Medikamenten stellen.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird die Achselhöhle abtasten, die Beweglichkeit der Schulter prüfen und neurologische Tests durchführen, um die Funktion der Nerven zu überprüfen.
  • Bildgebende Verfahren: Je nach Verdachtsdiagnose können weitere Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen, Ultraschall, MRT oder CT durchgeführt werden. Die MR Neurographie des Arm-Nervengeflechts ermöglicht die selektive und gleichzeitige Darstellung aller Durchflechtungsstufen des Plexus brachialis in einer Untersuchungssitzung und die Möglichkeit auch Teilläsionen eines Nervenstranges nachzuweisen.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Elektroneurographie (ENG) und Elektromyographie (EMG) können helfen, die Funktion der Nerven zu beurteilen.

Behandlung von Nervenschmerzen unter der Achsel

Die Behandlung von Schmerzen unter der Achsel variiert stark mit der zugrundeliegenden Ursache und kann symptomatisch oder ursächlich erfolgen.

Konservative Behandlung

  • Schmerzmittel: Eine potentielle symptomatische Therapie, die viele Ursachen abdeckt, stellt die primäre Gabe von leichten Schmerzmedikamenten dar. Die häufigsten Vertreter sind Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac.
  • Physiotherapie: Bei muskulären Problemen, Nervenkompressionen und zur Verbesserung der Beweglichkeit kann Physiotherapie hilfreich sein. Physiotherapie, insbesondere Übungen, die darauf abzielen, die Schulterblattstabilisatoren zu stärken und die Flexibilität des Schultergelenks zu verbessern, kann bei der Linderung der Symptome hilfreich sein. Mit gezielter Dehnung und Kräftigung soll ein muskuläres Ungleichgewicht ausgleichen und die Haltung verbessert werden. Unterstützend können Kinesio-Tapes wirksam sein.
  • Entzündungshemmende Maßnahmen: Bei Entzündungen können entzündungshemmende Medikamente oder Kortisonspritzen eingesetzt werden.
  • Weitere Maßnahmen: Je nach Ursache können weitere Maßnahmen wie Ruhigstellung, Kühlung, Wärme oder Lymphdrainage erforderlich sein.

Operative Behandlung

In einigen Fällen ist eine Operation erforderlich, um die Ursache der Schmerzen zu beheben. Dies kann beispielsweise bei Nervenkompressionen, Knochenbrüchen oder Tumoren der Fall sein. Bei ausgeprägten Symptomen von Nervenkompressionen und bei gefährlichen Gefäßeinengungen kann eine Entfernung der umgebenden Strukturen erforderlich sein, die für die Einengung verantwortlich sind, z.B. bestimmte Muskeln, zusätzliche verdickte Bänder, oder auch die erste Rippe. Bei traumatischer Nervendurchtrennung ist eine chirurgische Intervention Mittel der Wahl.

Was kann ich tun, um eine bessere Nervenfunktion des N. axillaris zu erhalten?

Je nach Ausprägung der Funktionseinschränkung kann Krankengymnastik und vorsichtiges Training des Musculus deltoideus und des Musculus teres minor helfen die Funktion des Nervus axillaris erhalten.

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