Schmerzen im Unterschenkel sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Ursachen haben kann. Während einige Ursachen harmlos sind und von selbst verschwinden, können andere auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen und bedürfen medizinischer Abklärung. Es ist wichtig, die verschiedenen potenziellen Ursachen von Nervenschmerzen im Unterschenkel zu verstehen, um eine angemessene Diagnose und Behandlung zu gewährleisten.
Ursachen von Schmerzen im Unterschenkel
Die Ursachen für Schmerzen im Unterschenkel sind vielfältig und reichen von Verletzungen bis hin zu systemischen Erkrankungen.
Verletzungen und Überlastung
- Verletzungen: Knochenbrüche, Muskelfaserrisse oder Bänderdehnungen im Bereich des Fußgelenks, Knies oder der Hüfte können Schmerzen im Unterschenkel verursachen.
- Muskelkater: Muskelkater nach sportlicher Betätigung oder ungewohnter körperlicher Anstrengung kann ebenfalls schmerzhaft sein.
- Muskelkrämpfe: Plötzliche, starke Schmerzen aufgrund von Muskelkrämpfen, insbesondere Wadenkrämpfen, sind häufig. Regelmäßig auftretende nächtliche Wadenkrämpfe sollten jedoch ärztlich abgeklärt werden.
- Fehlstellungen: Fuß- oder Beindeformitäten können ebenfalls zu Schmerzen im Unterschenkel führen.
- Schienbeinkantensyndrom: Schmerzen im vorderen Unterschenkel, insbesondere entlang des Schienbeins, treten häufig nach sportlicher Aktivität auf, insbesondere beim Joggen.
Erkrankungen
- Venenschwäche: Ein Blutstau im Unterschenkel aufgrund einer Venenschwäche kann zu Schwellungen, Schmerzen und Krampfadern führen.
- Arterienerkrankung: Arteriosklerose oder periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) können die Durchblutung der Beine beeinträchtigen und Schmerzen verursachen, insbesondere bei Belastung.
- Herz-Kreislauf-Erkrankung: Eine unzureichende Pumpleistung des Herzens kann die Durchblutung im Körper beeinträchtigen und zu Schmerzen in den Beinen führen.
- Venenthrombose: Plötzlich auftretende Schmerzen, Schwellungen und Wärme im Bein können auf eine Venenthrombose hindeuten, die umgehend ärztlich behandelt werden muss, um eine Lungenembolie zu verhindern.
- Lipödem: Krankhafte Fetteinlagerungen im Gewebe können zu schweren, geschwollenen und schmerzenden Beinen führen.
- Rückenschmerzen: Verspannungen im Rücken oder Bandscheibenprobleme können in die Beine ausstrahlen und Nervenschmerzen verursachen, insbesondere im Bereich des Ischiasnervs.
- Entzündungen: Entzündungen in den Gelenken oder im Gewebe können Beschwerden im Unterschenkel verursachen.
- Polyneuropathie: Eine Erkrankung der peripheren Nerven, die zu Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühlen und Schmerzen in den Füßen und Unterschenkeln führen kann.
- Diabetes mellitus: Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel kann die Nerven schädigen und zu einer diabetischen Polyneuropathie führen.
- Alkoholmissbrauch: Chronischer Alkoholkonsum kann ebenfalls Nervenschäden verursachen und eine Polyneuropathie auslösen.
- Mangelernährung: Ein Mangel an bestimmten Vitaminen, insbesondere B-Vitaminen, kann zu Nervenschäden führen.
- Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen wie das Guillain-Barré-Syndrom oder rheumatoide Arthritis können Entzündungen verursachen, die die Nerven schädigen.
- Infektionen: Borreliose, Diphtherie oder Gürtelrose können ebenfalls Nervenschäden verursachen.
- Medikamente: Einige Medikamente können als Nebenwirkung Nervenschäden verursachen.
- Giftige Substanzen: Kontakt mit Schwermetallen oder anderen giftigen Substanzen kann die Nerven schädigen.
- Hormonelles Ungleichgewicht: Eine Schilddrüsenunterfunktion kann ebenfalls Nervenschäden verursachen.
- Erbliche Veranlagung: In seltenen Fällen kann eine Polyneuropathie erblich bedingt sein.
Weitere Ursachen
- Bewegungsmangel und Übergewicht: Können zu einer Überlastung der Beine führen und Schmerzen verursachen.
- Kompartmentsyndrom: Eine Schwellung der Muskulatur im Unterschenkel kann zu erhöhtem Druck führen, der die Durchblutung und Nervenfunktion beeinträchtigt.
- Ischiasbeschwerden oder Bandscheibenvorfall: In seltenen Fällen können Schmerzen in der Rückseite des Unterschenkels durch eine Reizung des Ischiasnervs verursacht werden.
Symptome von Schmerzen im Unterschenkel
Die Symptome von Schmerzen im Unterschenkel können je nach Ursache variieren. Häufige Begleitsymptome sind:
- Schwellungen: Des Beines
- Schwere: Gefühl in den Beinen
- Juckreiz: Am Bein
- Kribbeln: Im Bein
- Spannungsgefühl: In den Beinen, insbesondere in der Wade
- Besenreiser und Krampfadern
- Taubheitsgefühl, Brennen oder Kribbeln: Im Unterschenkel, was auf einen Bandscheibenvorfall oder eine Spinalkanalstenose hindeuten kann.
- Kalte Füße
- Erschöpfungszustände
- Eingeschränktes Temperatur- oder Schmerzempfinden
- Muskelschwäche, Muskelzucken oder Muskelkrämpfe
- Schwindel, Blasenschwäche, Durchfall oder verstärktes Schwitzen: Bei einer vegetativen Polyneuropathie
Diagnose von Schmerzen im Unterschenkel
Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um die richtige Behandlung einzuleiten. Der Arzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei wird er nach der Art, Lokalisation und Dauer der Schmerzen fragen, sowie nach Begleitsymptomen und Vorerkrankungen.
Untersuchungsmethoden
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt prüft die Beweglichkeit, Reflexe, Sensibilität und Durchblutung des Beins.
- Neurologische Untersuchung: Um die Nervenfunktion zu überprüfen, kann der Arzt die Nervenleitgeschwindigkeit messen und eine Elektromyographie (EMG) durchführen.
- Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen können Hinweise auf Entzündungen, Stoffwechselstörungen oder Vitaminmangel geben.
- Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen, Ultraschalluntersuchungen, MRT oder CT können Verletzungen, Entzündungen, Gefäßerkrankungen oder Tumore darstellen.
- Elektroneurographie: Misst die elektrischen Impulse der Nerven, um Nervenschädigungen festzustellen und die Nervenausfälle abzugrenzen.
- Elektromyographie: Macht deutlich, ob und wie stark die Muskeln auf die Nervensignale ansprechen.
- Untersuchungen von Urin, Gehirnwasser, Blut oder Gewebeproben sowie genetische Tests und bildgebende Verfahren: Diese Methoden sind sinnvoll, wenn Diabetes und Alkoholkrankheit als Ursache unwahrscheinlich sind und das Beschwerdebild sowie elektrophysiologische Untersuchungsbefunde weiteren Abklärungsbedarf ergeben. Auch wenn die Symptome sehr plötzlich auftreten, kann eine zusätzliche Diagnostik sinnvoll sein.
- Lauf- oder Ganganalyse: Kann Fuß-, Knie- und Hüftgelenkfehlstellungen detektieren, indem der Bewegungsablauf mit mehreren Videokameras aufgezeichnet und anschließend mithilfe spezieller Programme analysiert wird.
Behandlung von Schmerzen im Unterschenkel
Die Behandlung von Schmerzen im Unterschenkel richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
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Konservative Maßnahmen
- Kühlen: Bei akuten Verletzungen oder Entzündungen kann das Kühlen der betroffenen Stelle Schmerzen lindern und Schwellungen reduzieren.
- Wärme: Bei Verspannungen oder Muskelkrämpfen kann Wärme, z.B. in Form von warmen Bädern oder Saunabesuchen, das Gewebe lockern und die Durchblutung fördern.
- Schmerzmittel: Schmerzstillende Medikamente, wie z.B. nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) oder Paracetamol, können akute Schmerzen lindern. Bei starken Nervenschmerzen können auch Antidepressiva oder Antikonvulsiva eingesetzt werden.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen können die Muskulatur stärken, die Beweglichkeit verbessern und die Schmerzen lindern.
- Kompressionstherapie: Das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann die Durchblutung der Beine verbessern und Schwellungen reduzieren.
- Bewegung: Moderate Bewegung, wie z.B. Spazierengehen oder Fußgymnastik, kann die Durchblutung der Beine anregen.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, Fisch, gesunden Fetten und Vollkornprodukten kann die Gesundheit der Venen unterstützen.
- Neural-Akupunktur: Kann Missempfindungen und Schmerzen lindern.
- Spezifische Physiotherapie: Kann Lähmungen und Muskelschwund, Gleichgewichtsstörungen und Gangstörungen behandeln. Diese kann gegebenenfalls um elektrische oder magneto-elektrische Stimulationverfahren ergänzt werden.
Medikamentöse Therapie
- Schmerzmittel: Bei starken Schmerzen können Opioide verschrieben werden, jedoch nur für kurze Zeit, da sie zu Abhängigkeit führen können.
- Antidepressiva: Können bei Nervenschmerzen eingesetzt werden, da sie die Weiterleitung von Schmerzsignalen dämpfen.
- Antikonvulsiva: Bremsen die Erregbarkeit der Nerven und wirken schmerzlindernd.
- Virusstatika: Bei Gürtelrose werden Virusstatika eingesetzt, um die Viren zu bekämpfen.
- Antibiotika oder Kortison: Können sinnvoll sein, wenn Infektionen oder Entzündungen zu den Nervenschäden führen.
Operative Maßnahmen
- Thrombektomie: Bei einer Thrombose kann eine operative Entfernung des Blutgerinnsels erforderlich sein, insbesondere wenn die Oberschenkel- oder Beckenvenen betroffen sind.
- Weitere operative Eingriffe: Je nach Ursache der Schmerzen können weitere operative Eingriffe erforderlich sein, z.B. bei Bandscheibenvorfällen oder Knochenbrüchen.
Weitere Behandlungsansätze
- Ausschaltung der Ursache: Das primäre Ziel der Behandlung ist die Ausschaltung der Ursache der Polyneuropathie. Die bedeutet z.B. einen Diabetes mellitus optimal mit Medikamenten einzustellen. Medikamente, die eine Polyneuropathie verursachen, müssen abgesetzt oder ausgetauscht werden, insofern sie nicht aus anderem Grund unabdingbar notwendig sind. Eine toxische Exposition, beispielsweise durch Schwermetalle oder Umweltgifte, muss beendet werden. Ist Alkohol die Ursache der Polyneuropathie, so muss vollständige, lebenslange Abstinenz eingehalten werden. Auch kleinere Mengen Alkohol können eine Verschlechterung herbeiführen oder eine Ausheilung verhindern, da das Nervensystem bereits vorgeschädigt ist. Alkoholabstinenz ist immer eine Voraussetzung für eine Verbesserung oder Ausheilung der Symptomatik.
- Behandlung der Schmerzen oder unangenehmen Missempfindungen: Hierfür stehen mehrere Medikamente zur Verfügung.
- Cortison-Infusionen, Plasmapherese oder die Gabe von Immunglobulinen: Können zu einer Linderung oder gar Ausheilung führen, wenn eine entzündliche Ursache der Polyneuropathie vorliegt.
Vorbeugung von Schmerzen im Unterschenkel
Einige Maßnahmen können helfen, Schmerzen im Unterschenkel vorzubeugen:
- Regelmäßige Bewegung: Fördert die Durchblutung und stärkt die Muskulatur.
- Vermeidung von Übergewicht: Reduziert die Belastung der Beine.
- Ausgewogene Ernährung: Versorgt den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen.
- Vermeidung von langem Stehen oder Sitzen: Regelmäßige Pausen einlegen und die Beine bewegen.
- Tragen von geeignetem Schuhwerk: Vermeidet Fehlbelastungen der Füße und Beine.
- Kontrolle des Blutzuckerspiegels: Bei Diabetes ist eine gute Blutzuckereinstellung wichtig, um Nervenschäden vorzubeugen.
- Vermeidung von Alkoholmissbrauch: Schützt die Nerven vor Schäden.
- Regelmäßige Fußkontrolle: Bei Diabetes ist eine regelmäßige Kontrolle der Füße wichtig, um Verletzungen frühzeitig zu erkennen.
- Dehnung der Wadenmuskulatur: Damit sie einer hohen Belastung besser standhalten kann. Bevor mit der Dehnung begonnen wird, muss sichergegangen werden, dass die Entzündung beziehungsweise die Muskelfaserrisse vollständig abgeheilt sind.
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