Wadenschmerzen Wade Ursachen: Ein umfassender Überblick

Wadenschmerzen sind ein weit verbreitetes Symptom, das viele Ursachen haben kann. Die Schmerzen können plötzlich auftreten oder sich allmählich entwickeln und von leicht bis stark variieren. Es ist wichtig, die Ursache der Wadenschmerzen zu identifizieren, um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Ursachen von Wadenschmerzen, Diagnosemethoden und Behandlungsmöglichkeiten.

Anatomie der Wadenmuskulatur

Bevor wir uns den Ursachen der Wadenschmerzen widmen, ist es wichtig, die Anatomie der Wadenmuskulatur zu verstehen. Die Wadenmuskulatur besteht hauptsächlich aus zwei Muskeln:

  • Musculus gastrocnemius (Zwillingswadenmuskel): Dieser Muskel ist der größere der beiden Wadenmuskeln und besteht aus zwei Köpfen, die am unteren Ende des Oberschenkelknochens entspringen.
  • Musculus soleus (Schollenmuskel): Dieser Muskel liegt unterhalb des Musculus gastrocnemius und hat seinen Ursprung an Schienbein und Wadenbein.

Beide Muskeln vereinen sich zur Achillessehne, die an der Ferse ansetzt. Die Wadenmuskulatur ist für die Plantarflexion des Fußes verantwortlich, also die Bewegung, den Fuß nach unten zu drücken (wie beim Zehenspitzenstand). Sie spielt eine wichtige Rolle beim Gehen, Laufen, Springen und anderen Aktivitäten, die eine Bewegung des Fußes erfordern.

Ursachen von Wadenschmerzen

Wadenschmerzen können viele Ursachen haben, die von harmlosen Muskelverspannungen bis zu ernsthaften Erkrankungen reichen. Im Allgemeinen können Wadenschmerzen in vier Kategorien eingeteilt werden: Verletzungen, Überlastung, segmentale Störungen und andere Ursachen.

1. Verletzungen

Verletzungen der Wadenmuskulatur sind eine häufige Ursache für Wadenschmerzen. Zu den häufigsten Verletzungen gehören:

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  • Muskelzerrung: Eine Muskelzerrung entsteht, wenn die Muskelfasern überdehnt werden. Dies kann durch plötzliche Bewegungen, Überanstrengung oder unzureichendes Aufwärmen vor dem Sport verursacht werden.
  • Muskelfaserriss: Ein Muskelfaserriss ist eine schwerere Verletzung als eine Muskelzerrung. Dabei reißen einzelne Muskelfasern oder sogar ganze Muskelbündel. Muskelfaserrisse treten häufig bei plötzlichen, explosiven Bewegungen auf, wie z. B. beim Sprinten oder Springen.
  • Wadenprellung: Eine Wadenprellung entsteht durch einen direkten Schlag auf die Wade, z. B. durch einen Tritt des Gegners beim Sport.
  • Achillessehnenriss: Obwohl die Achillessehne selbst kein Muskel ist, kann ein Riss der Achillessehne zu starken Wadenschmerzen führen. Die Achillessehne verbindet die Wadenmuskulatur mit dem Fersenbein und ist für die Kraftübertragung beim Gehen und Laufen unerlässlich.

2. Überlastung

Eine Überlastung der Wadenmuskulatur kann ebenfalls zu Wadenschmerzen führen. Dies kann durch folgende Faktoren verursacht werden:

  • Fehlbelastungen: Technikfehler beim Sport, Fußfehlstellungen oder Hüftfehlstellungen können zu einer Überlastung der Wadenmuskulatur führen.
  • Übertraining: Zu viel Training ohne ausreichende Erholung kann die Wadenmuskulatur überlasten und zu Schmerzen führen.
  • Äußere Faktoren: Witterungsbedingte Kühle, Nässe, tiefe Böden, neues Schuhwerk oder zu harte Schuhe ohne Dämpfung können die Wadenmuskulatur zusätzlich belasten.
  • Schmerzen beim Joggen: Schmerzen in der Wade beim Joggen sind meist ein Zeichen für eine Überlastung oder Fehlbelastung der Muskulatur. Unpassende Laufschuhe können die Muskulatur falsch beanspruchen und dadurch Schmerzen auslösen. Muskelverletzungen wie Zerrungen oder Muskelfaserrisse treten oft schon beim Gehen auf und verstärken sich beim Joggen.

3. Segmentale Störungen

Segmentale Störungen beziehen sich auf Probleme im Bereich der Wirbelsäule, die zu Wadenschmerzen führen können. Hierbei handelt es sich um Nervenkompressionssyndrome, insbesondere im untersten Segment der Lendenwirbelsäule. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die "neurogene Verhärtung", bei der die Ursache der Muskelverhärtung wahrscheinlich nicht im Bein, sondern in der Wirbelsäule liegt.

  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule (L5/S1) kann Wadenschmerzen verursachen. Die Schmerzen können mit Sensibilitätsstörungen und Kribbeln an der Wade, am Oberschenkel oder am Fuß einhergehen. In einigen Fällen kann es auch zu Lähmungen der durch die Nervenwurzeln versorgten Muskeln kommen.
  • Spinalkanalstenose: Eine Spinalkanalstenose ist eine Verengung des Wirbelkanals, die auf die Nervenwurzeln drücken und Wadenschmerzen verursachen kann.
  • Ischias: Reizungen des Ischiasnervs, der vom unteren Rücken über das Gesäß bis in die Beine verläuft, können ebenfalls Wadenschmerzen verursachen.

4. Andere Ursachen

Neben Verletzungen, Überlastung und segmentalen Störungen gibt es noch weitere Ursachen für Wadenschmerzen:

  • Muskelkrämpfe: Muskelkrämpfe, auch bekannt als Wadenkrämpfe, treten oft plötzlich auf, besonders während der Nacht oder körperlichen Aktivitäten. Sie können durch Dehydration, Elektrolytungleichgewichte (z. B. Magnesiummangel, Kaliummangel) oder unzureichende Dehnung der Wadenmuskulatur verursacht werden.
  • Tiefe Venenthrombose (TVT): Eine TVT ist ein Blutgerinnsel in den tiefen Venen des Beins. Sie kann zu plötzlichen, ernsthaften Schmerzen, Schwellungen und Rötungen in der Wade führen. Eine TVT ist ein medizinischer Notfall, da sie das Risiko einer Lungenembolie birgt.
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Die pAVK ist eine Verengung der Arterien, die die Beine versorgen. Sie führt zu einerMangeldurchblutung der Muskulatur, was zu Schmerzen in der Wade beim Gehen oder in Ruhe führen kann (sogenannte Schaufensterkrankheit).
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie z. B. Statine (Cholesterinsenker), können Muskelkrämpfe oder Schmerzen in der Wade als Nebenwirkung haben.
  • Infektionen: In seltenen Fällen können Wadenschmerzen auch bei Infektionskrankheiten auftreten. Dies wird auf einen katabolen Zustand der Muskulatur zurückgeführt.
  • Venöse Insuffizienz/Krampfadern: Eine Veneninsuffizienz ist eine Erkrankung, bei der die Venen in den Beinen Schwierigkeiten haben, das Blut zurück zum Herzen zu transportieren.
  • Entzündungen: Entzündungen im Bereich der Wadenmuskeln oder auch der Sehnen können ebenfalls zu Schmerzen bei Bewegungen und in Ruhe im Bereich der Wade führen.

Diagnose von Wadenschmerzen

Um die Ursache von Wadenschmerzen zu diagnostizieren, führt der Arzt in der Regel folgende Schritte durch:

  1. Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten ausführlich nach seinen Beschwerden, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und sportlichen Aktivitäten. Dabei werden Spontan- von Bewegungsschmerzen unterschieden sowie Schmerzen, die ausschließlich bei Palpation auftreten. Sind in dem Zusammenhang weitere Allgemeinsymptome wie Fieber aufgetreten?
  2. Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Wade auf Schwellungen, Rötungen, Druckschmerzhaftigkeit und Bewegungseinschränkungen. Er prüft auch die Durchblutung, Sensibilität und Reflexe im Bein.
  3. Bildgebende Verfahren: Je nach Verdacht können bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, MRT oder CT eingesetzt werden, um die Ursache der Wadenschmerzen zu ermitteln.
    • Ultraschall: Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) eignet sich besonders zur Darstellung von Flüssigkeiten. Bei Schmerzen in der Wade kann sie genutzt werden um Schwellungen und Blutergüsse zu beurteilen. Aber auch eine Beinvenenthrombose kann mit dem Ultraschall dargestellt werden. Mit einer speziellen Form, der Doppler-Sonographie, können Blutströme in Gefäßen dargestellt werden und oft kann man auch direkt das Blutgerinnsel im Gefäß sehen.
    • Röntgen: Anhand dieses Röntgenbildes erkennt der Arzt Abnutzungserscheinungen, Fehlstellungen, Entzündungen oder Tumoren bzw. kann diese ausschließen.
    • MRT: Die MRT-Aufnahme ermöglicht eine sehr genaue Darstellung von sämtlichen Gewebearten. Eine besondere Bedeutung bekommt die MRT-Untersuchung bei dem Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall.
  4. Weitere Untersuchungen: In einigen Fällen können weitere Untersuchungen wie eine Elektromyographie (EMG) zur Messung der Muskelaktivität oder Blutuntersuchungen zur Bestimmung von Entzündungswerten oder Elektrolytspiegeln erforderlich sein.

Behandlung von Wadenschmerzen

Die Behandlung von Wadenschmerzen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Im Allgemeinen können folgende Maßnahmen eingesetzt werden:

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  • Konservative Behandlung:
    • Ruhe und Schonung: Bei Verletzungen oder Überlastung der Wadenmuskulatur ist es wichtig, das Bein zu schonen und zu entlasten.
    • Kühlung: Das Auflegen von Eispackungen kann helfen, Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren. Eispackbehandlungen sollten 3 mal täglich für ca. 10 Minuten erfolgen.
    • Kompression: Das Anlegen eines Kompressionsverbandes kann ebenfalls helfen, Schwellungen zu reduzieren und die Durchblutung zu verbessern. Die Kompression sollte tagsüber erfolgen.
    • Hochlagern: Das Hochlagern des Beins kann helfen, Schwellungen zu reduzieren und die Durchblutung zu fördern.
    • Schmerzmittel: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac können helfen, Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
    • Dehnübungen: Ist das Belasten der Waden wieder möglich, kann Bewegung hilfreich sein. Hierfür empfehlen sich Dehnübungen, die die Wadenmuskulatur trainieren und beim Lösen von Verspannungen helfen. Eine klassische Dehnübung für die Wade wäre der Ausfallschritt nach vorne den man abwechselnd an beiden Beinen durchführen kann. Die Ausfallschrittbewegung sollte man einige Sekunden halten und dann das Bein entspannen. Auch kann man das eine Bein über das andere schlagen und dann mit der einen Hand den lockeren Fuß Richtung Knie ziehen, bis man ebenfalls ein Ziehen in der Wadenmuskulatur spürt.
    • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Wadenmuskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und Fehlbelastungen zu korrigieren.
    • Manuelle Therapie: Helfen kann auch die manuelle Therapie oder die therapeutische Lokalanästhesie der schmerzhaften Muskelzonen, kombiniert mit Physiotherapie und oraler Schmerzmedikation.
    • Wärmeapplikationen: Empfehlenswert sind Wärmeapplikationen und gegebenenfalls die Stoßwellenbehandlung.
    • Kinesiotaping: Bei Muskelverletzungen sind Kinesiotapes eine sinnvolle Unterstützung für die Therapie. Ein Kinesiotape ist ein elastisches, selbstklebendes Tape, das auf der Haut über dem betroffenen Bereich angebracht wird.
    • Osteopathie: Die ärztliche Osteopathie nutzt einen ganzheitlichen Ansatz, um verschiedenste Erkrankungen zu behandeln. Gerade bei chronischen Erkrankungen kann es überaus nützlich sein, diese Art der Behandlung in Anspruch zu nehmen, um die Wadenschmerzen zu lindern.
  • Spezifische Behandlungen:
    • Tiefe Venenthrombose (TVT): Eine TVT wird mit gerinnungshemmenden Medikamenten behandelt, um das Blutgerinnsel aufzulösen und das Risiko einer Lungenembolie zu verringern.
    • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Die Behandlung der pAVK umfasst Maßnahmen zur Verbesserung der Durchblutung, wie z. B. Gehtraining, Medikamente oder in schweren Fällen eine Operation.
    • Bandscheibenvorfall: Die Behandlung eines Bandscheibenvorfalls kann konservativ (z. B. Physiotherapie, Schmerzmittel) oder operativ erfolgen.
    • Muskelkrämpfe: Muskelkrämpfe können oft durch Dehnen des betroffenen Muskels gelindert werden. Vorbeugend können eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die Einnahme von Elektrolyten helfen.
  • Operative Behandlung: In einigen Fällen, z. B. bei schweren Muskelverletzungen, Achillessehnenrissen oder fortgeschrittener pAVK, kann eine Operation erforderlich sein.

Vorbeugung von Wadenschmerzen

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die helfen können, Wadenschmerzen vorzubeugen:

  • Regelmäßiges Aufwärmen vor dem Sport: Ein gutes Aufwärmprogramm bereitet die Muskeln auf die Belastung vor und reduziert das Verletzungsrisiko.
  • Dehnübungen: Regelmäßiges Dehnen der Wadenmuskulatur kann helfen, Verspannungen zu lösen und die Flexibilität zu verbessern.
  • Angemessenes Schuhwerk: Das Tragen von gut sitzenden Schuhen mit guter Dämpfung kann die Wadenmuskulatur entlasten.
  • Vermeidung von Überlastung: Steigern Sie die Trainingsintensität langsam und gönnen Sie Ihrem Körper ausreichend Erholung.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Magnesium, Kalium und Kalzium kann Muskelkrämpfen vorbeugen.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend Wasser, um Dehydration zu vermeiden.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung und stärkt die Muskulatur.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeiden Sie Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen wie Rauchen, Übergewicht und Bluthochdruck.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:

  • Die Wadenschmerzen plötzlich und stark auftreten.
  • Die Wadenschmerzen mit Schwellungen, Rötungen oderBlässe des Beins einhergehen.
  • Die Wadenschmerzen mit Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen einhergehen.
  • Die Wadenschmerzen nach kurzer Belastung auftreten und in Ruhe nachlassen (Hinweis auf pAVK).
  • Die Wadenschmerzen trotz Selbstbehandlung nicht besser werden.
  • Sie weitere Symptome wie Fieber, Schüttelfrost oder Gewichtsverlust haben.

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