Nervenschmerzen im Zahn: Ursachen, Symptome und Behandlung

Tief im Inneren des Zahns, geschützt durch Zahnschmelz und Dentin, befindet sich der Zahnnerv (Pulpa), ein Gewebe aus Blutgefäßen, Nervenfasern und Bindegewebe. Dieser Nerv kann sich entzünden, was zu unangenehmen Nervenschmerzen im Zahn führt.

Ursachen von Zahnnervschmerzen

Karies als Hauptursache

Mit Abstand am häufigsten entzündet sich der Zahnnerv durch Bakterieneinwirkungen infolge einer Karies. Karies ist ein Prozess, bei dem der Zahn durch säurehaltige bakterielle Abbauprodukte nach und nach verätzt und schließlich zerstört wird. Diese Kanälchen stellen eine Verbindung zwischen dem Zahnnerv und den äußeren Schichten des Dentins her. Je tiefer sich eine Karies ins Dentin ausbreitet, desto höher ist die Gefahr, dass giftige Abbauprodukte der Bakterien oder auch die Bakterien selbst über Dentinkanälchen den Zahnnerv erreichen und eine Entzündung verursachen.

Besonders heimtückisch ist Karies, die sich unsichtbar unter alten Füllungen und Kronen entwickelt. Über undichte Füllungs- und Kronenränder können Bakterien eindringen und den Zahn zerstören. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig, um Karies im Frühstadium zu erkennen und zu behandeln.

Weitere Ursachen

Zahnnerventzündungen können auch durch Reize ausgelöst werden, die beim Präparieren eines Zahnes für die Versorgung mit Kronen und Brücken entstehen (z. B. Wärmeentwicklung, Vibrationen). Auch eine Verletzung des Zahnes, die sogenannte traumatische Pulpitis, oder das zahnärztliche Beschleifen des Zahnes für eine Krone (iatrogene Pulpitis) können den Zahnnerv schädigen. Des Weiteren können eine Stauchung des Zahns, etwa bei zu hohen Füllungen oder durch Zähneknirschen und Pressen, eine abakterielle Pulpitis verursachen.

Symptome von Zahnnervschmerzen

Typische Anzeichen einer Zahnnerventzündung

Typisch für eine Entzündung des Zahnnervs sind klopfend-pulsierende Zahnschmerzen, die durch einen Überdruck im Zahn entstehen. Hinzu kommt häufig eine Heiß-Kalt-Sensibilität und/oder Aufbissempfindlichkeit. Bei einer akuten Pulpitis treten Schmerzen meist spontan auf. Der Schmerz kann dauerhaft sein oder auch mit Unterbrechungen auftreten. In seltenen Fällen verläuft das Entzündungsgeschehen ganz ohne Schmerzen.

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Ist der betroffene Zahn druck- und klopfempfindlich, ist das ein Hinweis auf einen abgestorbenen Zahnnerv. Er schmerzt bei Berührungen mit der Zunge, insbesondere aber beim Zusammenbeißen. Häufig werden die Schmerzen nachts stärker, da die Bettwärme den Entzündungsprozess forciert.

Komplikationen bei Nichtbehandlung

Entzündungen des Zahnnervs können wieder abklingen, wenn die Ursache, wie z. B. ein „Kariesloch“, beseitigt wird. Wird die Entzündung nicht behandelt, weil die Schmerzen erträglich bleiben oder sogar wieder abklingen (Zahnnerv stirbt ab), dann können sich eitrige Abszesse an der Wurzelspitze bilden („dicke Backe“). Erfolgt keine Behandlung, können sich die Bakterien aus der Markhöhle des Zahnes über die Öffnung an der Wurzelspitze in die umliegenden Knochen und die Weichteile ausdehnen. Die Entzündung breitet sich entsprechend aus, Wange und Lymphknoten schwellen an, die „dicken Backe“ entsteht.

Diagnose von Zahnnervschmerzen

Um Ihnen schnell und langfristig die Schmerzen zu nehmen bedarf es einer gründlichen und sorgfältigen Diagnose. Zögern Sie deshalb nicht schon frühzeitig einen Termin zu vereinbaren um der Ursache Ihrer Beschwerden auf die Spur zu kommen. Ihr Zahnarzt wird Ihnen zunächst einige Fragen stellen:

  • Seit wann haben Sie Beschwerden?
  • Lässt sich der Schmerz lokalisieren?
  • Ist der Schmerz permanent oder lässt er sich durch bestimmte Reize auslösen?
  • Haben Sie nachts Schmerzen?
  • Haben Sie nur morgens Schmerzen?
  • Wie ist der Schmerzcharakter? Man Unterscheidet hierbei unter: scharf, dumpf, pochend, ziehend etc.

Anschließend erfolgt eine klinische Untersuchung. Ist der Ort des Schmerzes lokalisiert fährt Ihr Zahnarzt mit einer feinen Sonde sanft um den Zahn herum um eine Entzündung des Zahnfleisches auszuschließen. Es erfolgt dann eine Kälteprobe und ein Klopftest um den Zustand des Zahnnervs zu untersuchen. Manchmal ist es notwendig noch ein Röntgenbild von dem schmerzenden Gebiet anzufertigen um eine eindeutige Diagnose stellen zu können.

Behandlung von Zahnnervschmerzen

Reversible Pulpitis

Bei der reversiblen Pulpitis im Frühstadium ist es meist ausreichend, die Ursache zu beseitigen. Das erfolgt durch eine Kariesbehandlung. Die Pulpa heilt danach vollständig aus.

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Irreversible Pulpitis

Bei einer irreversiblen Pulpitis ist eine Wurzelbehandlung oder - in besonderen Fällen - eine Wurzelspitzenresektion nötig. Gegebenenfalls kommen auch Antibiotika zum Einsatz.

Wurzelbehandlung

Bei der Wurzelbehandlung wird das entzündliche Gewebe aus dem Wurzelkanal beseitigt und dieser danach mit speziellen Materialien gefüllt. Da wurzelbehandelte Zähne mit der Zeit spröde werden und dadurch bruchgefährdet sind, erhalten sie zum Schutz vor Frakturen meist eine Krone.

Wichtig für den Erfolg der Behandlung ist, dass der Zahnarzt ALLE Wurzelkanäle findet, damit keine bakteriellen Infektionsherde im Zahn zurückbleiben. Diese Suche kann mitunter sehr aufwendig sein. Ein weiteres Problem sind Seitenkanäle und verzweigte Hohlräume im Bereich der Zahnwurzeln, aus denen Bakterien kaum restlos zu entfernen sind und die deshalb mit der Wurzelfüllung dicht „eingemauert“ werden müssen. Wurzelkanäle können stark gekrümmt sein und diverse Hohlräume, Verengungen und Verbindungskanäle ausbilden, sodass die Aufbereitung, Desinfektion und Reinigung sehr aufwendig werden können. Auch schwierige Wurzelkanäle können heute mithilfe moderner Techniken erfolgversprechend behandelt werden.

Bei der Wurzelkanalbehandlung wird das Gewebe des Zahnnervs aus dem Inneren des Zahnes entfernt und der Zahn mit einem Füllmaterial dicht verschlossen, um die Wiederbesiedlung mit Keimen zu verhindern. Insbesondere die Seitenkanälchen im Bereich der Wurzelspitze sind kaum vollständig aufzubereiten. Sind hier verbliebene Bakterien nicht durch das Wurzelfüllmaterial fest „eingemauert“, kann sich eine chronische Entzündung entwickeln, die lange Zeit auch ohne merkliche Beschwerden verlaufen kann.

Wurzelspitzenresektion

Bei einer Wurzelspitzenresektion wird die Wurzelspitze operativ entfernt und die Knochenhöhle gereinigt. Anschließend erfolgt der bakteriendichte Abschluss des Wurzelkanals. Die Wurzelspitzenresektion kommt in Frage, wenn eine chronische Entzündung im Bereich der Wurzelspitze durch eine herkömmliche Wurzelbehandlung nicht abheilt oder eine Wurzelbehandlung nicht möglich ist. Letzteres ist zum Beispiel der Fall, wenn die Wurzelkanäle unzugänglich oder stark gekrümmt sind. Ist diese Entzündung an der Wurzelspitze nicht mehr anders behandelbar, bleibt die sogenannte Wurzelspitzenresektion als letztes Mittel, um die Infektionsquellen zu beseitigen und den drohenden Verlust des Zahnes zu vermeiden. Bei dieser chirurgischen Behandlung wird Eiter- und Zystengewebe rund um die Wurzelspitze entfernt und die Zahnwurzel um etwa ein Drittel gekürzt.

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Wirtschaftliche Aspekte der Wurzelkanalbehandlung

Nicht jeder Zahn, der durch eine Wurzelkanalbehandlung erhalten werden kann, darf auf Kosten der gesetzlichen Kassen behandelt werden. Die Regelungen dazu sind kompliziert und umfangreich. Eine Wurzelkanalbehandlung als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung ist möglich, wenn der zu behandelnde Zahn im Sinne der Behandlungsrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses ERHALTUNGSWÜRDIG und ERHALTUNGSFÄHIG ist. Darüber hinaus spielen auch die Beurteilung der Gebisssituation und Fragen, ob der Zahn eine wichtige Funktion im Gesamtsystem hat oder ob eine Gegenbezahnung vorhanden ist, eine Rolle.

Bestimmte Leistungen wie z. B. eine elektronische Längenmessung des Wurzelkanals, die physikalisch-chemische Kanalaufbereitung oder die Laser-Sterilisation verbessern im Einzelfall die Qualität der Versorgung und damit die Chance auf einen langfristigen Erhalt des Zahnes. Durch die komplizierten Regelungen stellt sich nicht selten erst während der Behandlung heraus, ob die Wurzelkanalbehandlung Kassenleistung ist oder nicht.

Weitere Behandlungsansätze

Bei akuten Zahnnerventzündungen kann die Freilegung des Zahnnervs schmerzhaft sein. Zunächst können Sie diese Zahnschmerzen durch Kühlen lindern. Um den Zahn vor der Extraktion zu bewahren wird bei einer Wurzelkanalbehandlung das sogenannte Zahnmark (Pulpa) meist komplett entfernt, da der Zahn nicht mehr von allein heilen kann. Die Freilegung der Wurzelkanalgänge ist wichtig, um die Zahnwurzelentzündung komplett entfernen zu können.

Vorbeugung von Zahnnervschmerzen

Mundhygiene als Schlüssel zur Prävention

Durch eine gute Mundhygiene lässt sich die Pulpitis gut vermeiden. Jeder Zahn bedarf rundherum, einschließlich der Zahnzwischenräume, einer gründlichen Pflege. Eine zuckerarme Ernährung verhindert eine übermäßige Vermehrung schädliche Mundbakterien. Nehmen Sie zudem regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt wahr.

Den wirksamsten Schutz vor Zahnschmerzen haben Sie selbst in der Hand: eine gründliche Mundpflege. Denn regelmäßiges Zähneputzen mit der richtigen Technik beugt Karies, Parodontitis und weiteren Erkrankungen vor und hilft so, Zahnschmerzen zu verhindern.

Zahnmediziner empfehlen, die Zähne mindestens zweimal täglich zu reinigen. Denn nur so lassen sich Beläge und Essensreste von der Zahnoberfläche entfernen, die Bakterien eine ideale Brutstätte bieten. Ob Sie eine elektrische oder eine Handzahnbürste benutzen, ist dabei egal. Wichtiger ist, dass Sie mit System putzen, damit alle Bereiche gereinigt werden.

Zusätzlich zum Putzen empfehlen Zahnärzte, einmal am Tag Zahnseide oder Interdentalbürstchen zu verwenden, um die Zahnzwischenräume gründlich von Belägen zu reinigen. Schließlich entsteht die häufigste Kariesform in diesem für die Zahnbürste schwer zugänglichen Bereich.

Weitere Tipps für gesunde Zähne

Um Ihre Zähne gesund zu halten, ist ein weitgehender Verzicht auf stark zuckerhaltige Nahrungsmittel hilfreich. Denn von der darin enthaltenen Glukose ernähren sich die kariesbildenden Bakterien. Naschen Sie zwischen den Mahlzeiten möglichst selten Süßes, um den Mundbakterien nicht permanent neue Nahrung zu liefern. Nutzen Sie zweimal im Jahr die zahnärztliche Kontrolluntersuchung. So erkennt Ihr Zahnarzt beginnende Karies frühzeitig. Benutzen Sie fluoridhaltige Zahncreme und Zahnpflegekaugummis mit Xylit. Beide Wirkstoffe hemmen das Wachstum der Karies-Bakterien und stärken den Zahnschmelz.

Tipps bei überempfindlichen Zähnen

Liegen die empfindlichen Zahnhälse und mit ihnen die sogenannten Dentinkanälchen frei, schmerzt oft jeder Bissen an den Zähnen. Besonders kalte, warme-heiße, süße und saure Speisen und Getränke verursachen dann einen stechenden Schmerz.

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