Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) ist eine bedeutende medizinische Fachgesellschaft in Deutschland, die sich der Verbesserung der neurologischen Krankenversorgung verschrieben hat. Mit über 12.300 Mitgliedern ist sie die größte neurologische Fachgesellschaft in Europa. Die DGN fördert Wissenschaft, Forschung, Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie und beteiligt sich aktiv an der gesundheitspolitischen Diskussion. Gegründet im Jahr 1907 in Dresden, hat sich die DGN zu einer zentralen Institution für Neurologen in Deutschland und international entwickelt.
Ziele und Aufgaben der DGN
Die DGN verfolgt eine Vielzahl von Zielen, um die neurologische Versorgung in Deutschland zu verbessern. Dazu gehören:
- Förderung von Wissenschaft und Forschung: Die DGN unterstützt aktiv die Forschung im Bereich der Neurologie, um neue Erkenntnisse über neurologische Erkrankungen zu gewinnen und innovative Behandlungsmethoden zu entwickeln.
- Lehre, Fort- und Weiterbildung: Die DGN engagiert sich in der Aus- und Weiterbildung von Neurologen, um sicherzustellen, dass diese über das notwendige Wissen und die Fähigkeiten verfügen, um Patienten optimal zu versorgen.
- Gesundheitspolitische Diskussion: Die DGN beteiligt sich aktiv an der gesundheitspolitischen Diskussion, um die Interessen der Neurologen und ihrer Patienten zu vertreten und die Rahmenbedingungen für die neurologische Versorgung zu verbessern.
- Veranstaltung von Kongressen: Die DGN organisiert regelmäßig wissenschaftliche Kongresse, die eine wichtige Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen zwischen deutschen und internationalen Neurologen bieten.
- Auslobung von Wissenschaftspreisen: Die DGN vergibt Wissenschaftspreise, um herausragende Forschungsarbeiten im Bereich der Neurologie zu würdigen und zu unterstützen.
Die DGN als Interessenvertretung
Die DGN vertritt die Interessen der in Krankenversorgung, Forschung und Lehre neurologisch tätigen Ärzte in Deutschland. Sie ist sowohl Mitgliedergesellschaft als auch Dachgesellschaft der sogenannten Schwerpunktgesellschaften, die sich speziellen Erkrankungen und Themen in der Neurologie widmen.
Handlungsrichtlinien für Therapiefreiheit
Als erste medizinische Fachgesellschaft in Deutschland hat die DGN ihren Mitgliedern Handlungsrichtlinien an die Hand gegeben für Fälle, in denen ökonomische Interessen die Therapiefreiheit beeinträchtigen könnten. Gleichzeitig formuliert die Gesellschaft Regeln für ihr eigenes Verhalten. Diese Handlungsrichtlinien berücksichtigen unter anderem den Umgang mit Spenden, die Erstellung neurologischer Leitlinien, die Durchführung von Kongressen, die Zusammenarbeit von DGN-Führungskräften mit der Industrie sowie die Beteiligung von Pharmaunternehmen im Rahmen einer Fachmesse oder in Form von Industriesymposien.
Die Bedeutung der Neurologie
Die Neurologie befasst sich mit dem hochkomplexen System des Nervensystems, das für Wahrnehmung, Bewegung, Denken, Sprechen und Fühlen zuständig ist. Neurologinnen und Neurologen erforschen und behandeln Störungen oder Krankheiten dieses Systems. Sie haben mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern zu tun, darunter Epilepsie, Parkinson und Multiple Sklerose, sie diagnostizieren Alzheimer und andere Demenzen und untersuchen, ob es sich bei Kopfschmerzen um Clusterkopfschmerz oder Migräne handelt oder ob der Schmerz auf eine schlimmere Erkrankung wie etwa einen Hirntumor hinweist.
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In Deutschland und auch international genießt die Neurologie ein hohes Ansehen, die Fachrichtung kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Lange Zeit wurde die Neurologie als eine medizinische Fachrichtung betrachtet, die Krankheiten zwar diagnostizieren, aber kaum wirksam behandeln konnte. Das hat sich im vergangenen Vierteljahrhundert grundlegend geändert. Effektive Behandlungsmethoden für Schlaganfall und Multiple Sklerose wurden gefunden und wirksame Medikamente entwickelt, mit denen lange unheilbar scheinende Krankheiten behandelt werden können. Vor allem durch neue bildgebende Verfahren sind Aufbau und Funktion des Gehirns besser erforschbar und können so auch besser behandelt werden. Auch in der Notfallmedizin spielen Neurologinnen und Neurologen mittlerweile eine wichtige Rolle. So gehört die Neurologie inzwischen zu den rasch wachsenden medizinischen Disziplinen, man nennt sie auch die Schlüsselmedizin des 21. Jahrhunderts.
Die Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR)
Die Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation e.V. (DGNR) ist ein Zusammenschluss von Ärzten, die auf dem Gebiet der Neurorehabilitation tätig sind. Ihr Ziel ist die Weiterentwicklung der neurologischen Rehabilitation - für eine bessere Versorgung von Patienten mit schweren Schädigungen des zentralen und peripheren Nervensystems. Die gemeinnützige wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft mit Sitz in Bonn besteht seit 1989. Die DGNR ist eine Schwerpunktgesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).
Die DGNR setzt sich für die Erforschung und Weiterentwicklung von Methoden und Verfahren in der Neurologischen Rehabilitation ein, fördert die ärztliche Weiterbildung in diesem Bereich und engagiert sich für die Ausbildung anderer an der Rehabilitation beteiligter Berufsgruppen. Dafür arbeitet sie eng mit Leistungsträgern und für die Rehabilitation verantwortlichen Organen und Organisationen zusammen.
Kritik an der Stellungnahme der DGN zu ME/CFS
Die Deutsche Gesellschaft für ME/CFS hat mit Besorgnis die am 22. Juli 2025 veröffentlichte Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zum aktuellen Forschungsstand bei Myalgischer Enzephalomyelitis / Chronischem Fatigue Syndrom (ME/CFS) zur Kenntnis genommen. Die veröffentlichte Stellungnahme der DGN wird dem formulierten Anspruch nicht gerecht, den aktuellen internationalen Forschungsstand sachlich und umfassend einzuordnen. Statt neue Erkenntnisse aufzugreifen und das Krankheitsbild differenziert und realistisch darzustellen, werden biomedizinische Ansätze relativiert und ein stärkerer Fokus auf psychosomatische Konzepte gefordert, die international jedoch längst als nicht mehr haltbar gelten. Das gefährdet nicht nur die wissenschaftliche Anschlussfähigkeit, sondern auch die Versorgung Betroffener, da nachweislich unwirksame und potenziell schädigende Therapien, wie Aktivierungsprogramme oder vermeintlich kurativ eingesetzte kognitive Verhaltenstherapie, erneut legitimiert erscheinen.
Auch der Zeitpunkt der Stellungnahme wirft Fragen auf. Gerade jetzt, da das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) ME/CFS zur Forschungspriorität erklärt hat, wäre eine evidenzbasierte Positionierung der Neurologie nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht nur angemessen, sondern dringlich erforderlich. Nur so lässt sich der notwendige Forschungsschub effektiv unterstützen.
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Kritikpunkte im Detail
- Infragestellung der Krankheitsentität ME/CFS: Die DGN betont wiederholt, wie vielgestaltig und schwer einzugrenzen die Erkrankung sei. Es entsteht der Eindruck, dass die Legitimität von ME/CFS als Krankheitsentität in Frage gestellt wird. Dabei sind klare somatische Befunde seit Jahrzehnten bekannt und definierte Diagnosekriterien längst etabliert.
- Ignorieren zentraler Forschungsergebnisse: Besonders kritisch ist, dass zentrale Forschungsergebnisse zu den pathobiologischen Grundlagen von ME/CFS der letzten Jahre in der Stellungnahme der DGN unberücksichtigt bleiben. Dabei wurden in den vergangenen Jahren eine Vielzahl pathophysiologischer Veränderungen bei ME/CFS beschrieben und wiederholt repliziert.
- Psychologisierung der Beschwerden: Statt echter Hilfe erfahren viele Betroffene Psychologisierung ihrer Beschwerden und Stigmatisierung. König et al. (2024) konnten zeigen, dass der häufigste von ME/CFS-Betroffenen berichtete Grund für Suizidgedanken war, dass Ärzt*innen ihre Erkrankung fälschlicherweise als psychosomatisch bedingt einordneten.
- Zweifel an der somatischen Genese: Die Stellungnahme der DGN erweckt den Eindruck, auf verschiedenen Ebenen gezielt Zweifel zu säen: Zweifel an einer somatischen Genese, Zweifel an einer diagnostizierbaren Krankheitsentität, Zweifel an Prävalenzschätzungen und Zweifel an Erkenntnissen zur Pathophysiologie.
- Fehlende Anerkennung der dramatischen Lage: Was die Stellungnahme jedoch völlig vermissen lässt, ist eine klare Anerkennung der dramatischen Lage, in der sich hunderttausende ME/CFS-Betroffene in Deutschland befinden. Sie leiden unter einer chronischen, schwer beeinträchtigenden Erkrankung - und erhalten keine angemessene medizinische Versorgung.
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