Gesundheit und Medizin haben eine lange und wechselvolle Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Auch in Erkelenz hat sich im Laufe der Zeit eine bemerkenswerte medizinische Infrastruktur entwickelt, insbesondere im Bereich der Neurologie. Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte der Neurologie in Erkelenz, von den antiken Wurzeln der Medizin bis zur modernen Schlaganfallversorgung und den jüngsten Entwicklungen in der neurologischen Versorgung der Stadt.
Antike Wurzeln der Medizin
Die antike Medizin, insbesondere die griechische, hat grundlegende Beiträge zur Entwicklung der wissenschaftlichen Medizin geleistet. Begriffe wie "Natur", "Ursache", "Symptom" und "Indikation" sowie Methoden wie Experimente und Differenzialdiagnose haben ihren Ursprung in dieser Zeit. Gesundheit wurde in der Antike hoch geschätzt und als wichtige Voraussetzung für ein glückliches Leben angesehen. Philosophen und Ärzte diskutierten intensiv darüber, was Gesundheit genau ist, worin sie besteht und wie man sie erhalten kann.
Im archaischen griechischen Denken wurde Gesundheit als ein "äußeres Gut" betrachtet, ähnlich wie adlige Herkunft oder Reichtum. Sie galt als ein von der Natur gegebenes Gut, über das man keine Kontrolle hatte. Unter dem Einfluss der griechischen Medizin entwickelte sich jedoch die Vorstellung, dass der Mensch seine Gesundheit bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen und Verantwortung dafür übernehmen kann. Gesundheit wurde als Zustand von Gleichgewicht und Harmonie angesehen, der durch eine bestimmte Lebensführung beeinflusst werden kann.
Die griechische Diätetik, die mehr als nur "Diät" umfasste, beinhaltete alle Aspekte der körperlichen Lebensführung, wie Ernährung, Arbeit, Erholung, Sport und Körperpflege. Sie war ein wichtiger Teil der Gesundheitsversorgung und zielte darauf ab, die Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern. Auch Philosophen wie Aristoteles betonten die Bedeutung der körperlichen Gesundheit für moralisches und intelligentes Handeln.
Galen von Pergamon, ein bedeutender Mediziner und Naturwissenschaftler, entwickelte eine umfassende Theorie des gesunden Lebens und entwarf ein Idealbild des "besten Zustands des Körpers". Er betonte die Bedeutung des Gleichgewichts und der Berücksichtigung der individuellen Umstände. Galen war der Ansicht, dass der menschliche Körper ein von der Natur wunderbar konstruiertes System ist, in dem alle Teile einen Zweck erfüllen und auf die Gesundheit und das gesunde Zusammenspiel körperlicher und geistiger Funktionen abgestimmt sind. Er glaubte, dass Krankheit oft auf menschliche Faktoren wie einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen ist und dass man ihr bis zu einem gewissen Grad vorbeugen kann.
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Die Hermann-Josef-Stiftung in Erkelenz: Ein Eckpfeiler der medizinischen Versorgung
Die Hermann-Josef-Stiftung in Erkelenz spielt seit 1867 eine zentrale Rolle in der medizinischen Versorgung der Stadt. Die Stiftung, gegründet von Hermann Josef Gormanns, ermöglicht die Pflege von Kranken und Bedürftigen. Sie ist eine selbstständige kirchliche Stiftung privaten Rechts und einer der größten Arbeitgeber der Stadt mit über 1150 Mitarbeitern.
Die Stiftung umfasst vier große Bereiche:
- Krankenhaus: Das Hermann-Josef-Krankenhaus ist ein wichtiger Bestandteil der Stiftung und bietet ein breites Spektrum an medizinischen Leistungen, darunter auch Neurologie.
- Altenheim: Das Altenheim der Stiftung bietet Platz für Seniorinnen und Senioren und trägt zur Versorgung älterer Menschen in Erkelenz bei.
- Ambulantes Pflegezentrum: Das ambulante Pflegezentrum bietet häusliche Alten- und Krankenpflege an und unterstützt Menschen, die zu Hause gepflegt werden müssen.
- Hospiz: Das Hospiz der Stiftung bietet Menschen in ihrer letzten Lebensphase eine würdevolle Begleitung.
Hermann-Josef Gormanns stellte bereits 1864 ein Wohnhaus für die ambulante Krankenpflege zur Verfügung. 1867 vermachte er der Stadt Erkelenz eine Stiftung zur Errichtung eines Armen-, Kranken- und Waisenhauses. Die Preußische Landesregierung genehmigte die Hermann-Josef-Stiftung im Jahr 1869, und das Gebäude wurde 1871 fertiggestellt.
Die Familie Jungbluth verzichtete auf eine Nutznießung aus dem Kapital der Stiftung und stiftete das Geld zugunsten der Hermann-Josef-Stiftung. Jusitizrat Franz Jungbluth arbeitete die Statuten für die Stiftung aus und sorgte für die Errichtung des Hermann-Josef-Stifts. Bei der Einweihung des Stiftes erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Erkelenz.
Entwicklung des Hermann-Josef-Krankenhauses
Das Hermann-Josef-Krankenhaus hat im Laufe der Zeit verschiedene Entwicklungsphasen durchlaufen. Im Ersten Weltkrieg wurde es als Kriegslazarett genutzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde es 1944 evakuiert und 1945 durch Bomben zerstört. Nach dem Krieg wurde das Krankenhaus zunächst in der Martin-Luther-Schule in Hückelhoven und in einem Notkrankenhaus in Erkelenz untergebracht.
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1949 entschied der Rat der Stadt Erkelenz über den Neubau eines Krankenhauses am jetzigen Standort. 1950 konnte die Innere Abteilung die Arbeit aufnehmen, und 1952 wurden alle Kranken in Erkelenz übernommen. Die Dernbacher Schwestern zogen sich 1950 aus der Krankenhauspflege zurück, und die Cellitinnen zur Heiligen Maria übernahmen den Dienst. In den folgenden Jahren erfolgten weitere Bauten und Erweiterungen.
1988 übernahm die Stiftung das Krankenhaus in Immerath. Durch Anbauten und Eröffnungen von neuen Stationen konnte das Krankenhaus bis heute erheblich erweitert werden. Seit 2010 ist es durch Kooperationsvertrag auch "Akademisches Lehrkrankenhaus der RWTH Aachen".
Das Krankenhaus unterhält heute 10 Abteilungen, darunter Neurologie. Seit 2023 nimmt das Krankenhaus an einem bundesweit einmaligen Projekt zur Energieversorgung durch Wasserstoff teil, um den Energiebedarf umweltfreundlicher zu gestalten.
Die neurologische Abteilung am Hermann-Josef-Krankenhaus
Die neurologische Abteilung am Hermann-Josef-Krankenhaus ist ein wichtiger Bestandteil der medizinischen Versorgung in Erkelenz. Sie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen für Patienten mit neurologischen Erkrankungen.
Ein besonderer Schwerpunkt der neurologischen Abteilung liegt auf der Schlaganfallversorgung. Die Stroke Unit im Hermann-Josef-Krankenhaus ist seit 2016 als "regionale Stroke Unit" zertifiziert. Dies bedeutet, dass sie die hohen Qualitätsstandards der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe erfüllt. Die rasche und effektive Hilfe beim Schlaganfall ist ein Spezialgebiet der neurologischen Abteilung.
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Bei rechtzeitiger Behandlung und bei Eintreffen der Patientinnen und Patienten innerhalb eines Zeitfensters ist eine spezielle Lysetherapie zur Verbesserung der Prognose möglich. Ein kleiner Teil von besonders schwer betroffenen Patientinnen und Patienten profitiert von der mechanischen Rekanalisation verschlossener Gefäße.
Im Jahr 2016 wurde die Neurologische Station im Hermann-Josef-Krankenhaus um 57 Betten erweitert. Die neuen Räume befinden sich im dritten Obergeschoss des Krankenhauses und bieten den Patienten einen Blick über Erkelenz. Die Station verfügt über Patientenzimmer, Untersuchungsräume, Büro- sowie Besprechungszimmer. Die Patienten können in Drei-Bett-Zimmern, Zwei-Bett-Zimmern und Ein-Bett-Zimmern untergebracht werden, die alle über eigene Badezimmer verfügen.
Die Station wird von Dr. David Luy und Chefarzt Dr. Christian Isensee geleitet, der auch für die Geriatrie und Palliativstation verantwortlich ist.
Das Neurozentrum Erkelenz: Ein neuer Weg in der neurologischen Versorgung
Anfang September eröffnete Esther Pelzer, eine promovierte Neurologin, das "Neurozentrum Erkelenz". Nach ihrer Tätigkeit als Oberärztin im Hermann-Josef-Krankenhaus wagte sie den Sprung in die Selbstständigkeit.
Pelzer begründete ihren Schritt mit der "politisch bedingten Veränderung der Struktur des Gesundheitswesens". Sie bemängelte, dass Krankenhäuser keine kontinuierliche Betreuung von Patienten oder gar eine Beziehung zu den Patienten mit Beachtung der individuellen Bedürfnisse aufbauen können.
Das "Neurozentrum Erkelenz" ist eine kleine, gemütliche Praxis, die Pelzer als Bindeglied zwischen dem niedergelassenen Arzt und dem Krankenhaus sieht. Sie möchte eine "Ambulantisierung" von Untersuchungen ermöglichen, von denen sich Kliniken wegen der Versorgungsstruktur verabschieden müssten.
Pelzer hat sich bewusst dafür entschieden, ihre ärztliche Tätigkeit in einer spezialfachärztlichen Behandlung auszuüben, um ihren Patienten eine qualifizierte ärztliche Leistung anzubieten, bei der sie sich intensiver und grundlegender mit ihren Beschwerden befassen kann. Sie ist in der Auswahl ihrer Therapien frei und kann ihren Patienten eine medizinische Leistung anbieten, die sich allein an ihrem individuellen Beschwerdebild und nicht an den Limitierungen einer Versicherung orientiert.
Pelzer ist nach wie vor an einer neurologischen Fachklinik in Köln tätig, um ihren Patienten spezielle Untersuchungsmöglichkeiten anbieten zu können, die im Neurozentrum Erkelenz nicht angeboten werden können.
Das Neurozentrum Erkelenz verfügt über die Geräte, die für eine neurologische Praxis benötigt werden, etwa um Gehirnströme zu messen oder durch Ultraschall Verengungen oder Störungen im Körper zu erkennen. Die Praxis ist behindertengerecht gestaltet, insbesondere mit einer behindertengerechten Toilette.
Weitere Angebote im Bereich Neurologie in Erkelenz
Neben dem Hermann-Josef-Krankenhaus und dem Neurozentrum Erkelenz gibt es in Erkelenz weitere Angebote im Bereich Neurologie:
- Ambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie: Die Ambulanz bietet Diagnostik und Therapie für Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen oder neurologischen Auffälligkeiten an.
- Niedergelassene Neurologen: In Erkelenz gibt es mehrere niedergelassene Neurologen, die Patienten mit neurologischen Erkrankungen ambulant betreuen.
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