Epilepsie ist eine heimtückische Erkrankung, deren Anfälle oft unvorbereitet und ohne Vorwarnung auftreten. Diese Anfälle können das alltägliche Leben von Betroffenen und ihren Familien stark belasten. Glücklicherweise lässt sich Epilepsie in den meisten Fällen gut behandeln. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Epilepsie, ihre Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten und die Rolle von Neurologen mit Spezialisierung auf Epilepsie.
Was ist Epilepsie?
Epilepsien sind Erkrankungen des Gehirns, die durch spontan auftretende epileptische Anfälle gekennzeichnet sind. Etwa ein Mensch von 100 in der Bevölkerung ist davon betroffen, was Epilepsie zu einer der häufigsten chronischen neurologischen Erkrankungen macht.
Jeder Mensch kann einen epileptischen Anfall erleiden - im Laufe des Lebens beträgt die Wahrscheinlichkeit etwa 5 %. Epilepsien sind chronische Erkrankungen, bei denen das Gehirn dazu neigt, spontan epileptische Anfälle auszulösen. Während solcher Anfälle ist die Großhirnrinde ganz oder teilweise übererregt, wodurch für kurze Zeit (10 Sekunden bis 2 Minuten) die Kontrolle über Bewusstsein, Bewegungen, Empfindungen oder andere Körperfunktionen beeinträchtigt sein kann.
Epileptische Anfälle: Vielfältige Erscheinungsformen
Es gibt verschiedene Formen epileptischer Anfälle und auch verschiedene Arten von Epilepsien. Fokale Anfälle entstehen an einem bestimmten Punkt im Gehirn, generalisierte Anfälle hingegen in beiden Hirnhälften gleichzeitig. Manche Anfälle können nur von der Patientin oder von dem Patienten selbst wahrgenommen werden (Auren), andere gehen mit Bewusstseinsstörung, Muskelzuckungen und / oder Stürzen einher (z. B. Grand-Mal-Anfälle). Generalisierte Epilepsien sind häufig angeboren und machen sich in der Regel im Kinder- oder Jugendalter bemerkbar, während fokale Epilepsien auf eine erworbene Hirnläsion, z. B.
Epileptische Anfälle sind nicht immer leicht als solche zu erkennen. Auch hat nicht jede Patientin oder jeder Patient, der einen epileptischen Anfall erleidet, notwendigerweise auch eine Epilepsie. Manche epileptischen Anfälle sind leicht zu übersehen. Andererseits kann sich hinter einem scheinbaren epileptischen Anfall auch eine durchblutungsbedingte Ohnmacht (Synkope), ein psychisch bedingter (dissoziativer) Anfall, eine Verhaltensstörung im Schlaf (Parasomnie) oder eine andere nicht-epileptische Erkrankung verbergen. Sofern eine Patientin oder ein Patient eine dauerhaft erhöhte Anfallsbereitschaft aufweist, liegt eine Epilepsie vor.
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Ursachen von Epilepsie
Für Epilepsien können verschiedene Ursachen verantwortlich sein. Doch in etwa der Hälfte der Fälle bleibt die Ursache ungeklärt. Mögliche bekannte Ursachen sind:
- Andere neurologische Erkrankung mit Epilepsie als Symptom
- Stoffwechselkrankheiten
- Pränatale Fehlentwicklungen
- Neurologische Schädigungen während Schwangerschaft und Geburt
- Vergiftungen
- Hirnverletzungen
- Genetische Faktoren
Symptome von Epilepsie
Bei einfachen fokalen Anfällen kommt es meist zu einem Muskelkrampf, bei dem das Bewusstsein erhalten bleibt. Erst bei komplexeren Anfällen kann das Bewusstsein eingeschränkt sein oder kurz aussetzen.
Die generalisierten Anfälle werden in verschiedene Formen eingeteilt:
- Absenzen: Kurze Bewusstseinsstörung, wobei der Patient lediglich in der Tätigkeit erstarrt und nach wenigen Sekunden so tut, als ob nichts gewesen wäre.
- Myoklonische Anfälle: Plötzlich auftretende, kurze, beidseitige Muskelzuckungen.
- Klonische Anfälle: Muskelzuckungen. Arme und Beine können heftig zucken. Außerdem kommt es zu vermehrtem Speichelfluss, sodass Betroffene Schaum vor dem Mund haben können.
- Tonische Anfälle: Muskelkrämpfe. Die Betroffenen versteifen oft Arme und Beine und stürzen. Dabei ist die Verletzungsgefahr sehr hoch. Es kann zu Bisswunden an der Zunge oder den Backen kommen.
- Atonische Anfälle: Plötzliches Zusammenfallen der Muskelspannung, kurze Bewusstlosigkeit.
- Status epilepticus: Notfall. Der Status epilepticus beschreibt den Zustand, bei dem die epileptischen Anfälle in so kurzen Abständen auftreten, dass sich der Betroffene zwischendurch nicht mehr erholen kann. Dieser Zustand muss umgehend vom Notarzt medikamentös unterbrochen werden, da es sonst zu schweren Hirnschädigungen kommen kann.
Diagnose von Epilepsie
Bei fast jedem dritten Patienten, der mit der Verdachtsdiagnose „Epilepsie“ vorgestellt wird, stellt sich heraus, dass die Anfälle eine andere Ursache haben. Daher ist eine sorgfältige Diagnose entscheidend.
Ein EEG (Elektroenzephalografie) ist eine sehr einfache und völlig schmerzfreie Untersuchung. Mit ihr messen wir die summierte elektrische Aktivität des Gehirns durch Aufzeichnung der Spannungsschwankungen an der Kopfoberfläche. Diese Untersuchung kann wichtige Hinweise geben, um die richtige Behandlung zu finden, und bei der Entscheidung helfen, ob ein Medikament eingenommen werden muss oder nicht.
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Vor dem ersten Termin erhalten die Patienten einen Fragebogen über die Art der Anfälle, vorangegangene Behandlungen und Untersuchungen. Für die Behandlung ist es wünschenswert, wenn die Patienten alle Vorbefunde und einen Anfallskalender mitbringen und sie von jemandem begleitet werden, der ihre Anfälle beobachtet hat.
Behandlung von Epilepsie
Epilepsien sind zwar meistens nicht heilbar (sodass die erhöhte Bereitschaft zu epileptischen Anfällen verschwände), aber durchaus gut behandelbar (sodass die Anfälle unterdrückt werden). Hierzu ist es in der Regel notwendig, dauerhaft spezielle Medikamente (Antiepileptika) einzunehmen. Zwei Drittel aller Patientinnen und Patienten werden mit einem niedrig dosierten Medikament anfallsfrei. In den Epilepsie-Ambulanzen bemüht man sich, gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten die jeweils am besten geeignete Medikation und Dosis herauszufinden, und stellt die entsprechenden Rezepte aus. Je nach Art der Epilepsie sind unterschiedliche Medikamente zur Behandlung zugelassen. Dennoch lässt sich im Einzelfall nicht vorhersagen, welche Substanz in welcher Dosis bei der individuellen Patientin oder bei dem individuellen Patienten am effektivsten und am verträglichsten wirkt. Falls nötig, passt man daher die Dosis an oder stellen auf eine andere Substanz um.
Epilepsien werden in der Regel in einem ersten Schritt konservativ, das heißt medikamentös behandelt. Dabei kommen Medikamente der Gruppe Antiepileptika zum Einsatz. In schwerwiegenden Fällen müssen mehrere Medikamente gleichzeitig gegeben werden und unterschiedliche Kombinationen ausprobiert werden. Die Antiepileptika sollen einem epileptischen Anfall vorbeugen. Die medikamentöse Behandlung einer Epilepsie ist daher immer eine Langzeittherapie und dauert meistens mehrere Jahre.
Folgende Faktoren wirken ebenfalls präventiv und schützen vor einem weiteren Anfall:
- Regelmäßige Medikamenteneinnahme
- Geregelte Lebensführung mit regelmäßigem Schlaf-Wach-Rhythmus
- Gesunde ausgewogene Ernährung
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen
- Stressvermeidung
- Vermeiden von anfallsprovozierenden Faktoren
Für eine kleine Zahl von Betroffenen, mit sogenannten therapieresistenten Epilepsien, ist eine medikamentöse Therapie nicht ausreichend. Ihnen kann mit moderner Medizin durch einen neurochirurgischen Eingriff (Epilepsiechirurgie) geholfen werden, sofern sich der Herd in einer genau umschriebenen Region des Gehirns befindet.
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Im Jahr 2021 hat die DGfE das EMOS für weitere fünf Jahre rezertifiziert - erstmals nun mit Spezialisierung auf Epilepsiechirurgie.
Nebenwirkungen von Antiepileptika
Die Einnahme von Antiepileptika stellt nach wie vor die wichtigste Therapie bei Patienten mit einer Epilepsie dar. Von den ca. 20 am häufigsten verwendeten Substanzen ist die Hälfte erst in den letzten 10 Jahren zugelassen worden. Diese neuen Antiepileptika sind zwar oft besser verträglich als die älteren, das "ideale" Antiepileptikum gibt es jedoch nicht.
Die meisten Nebenwirkungen treten in der Aufdosierungsphase auf, hierzu gehören Gangunsicherheit, Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit. Diese unerwünschten Effekte sind meist nach einigen Wochen nicht mehr spürbar. Anhaltende Nebenwirkungen wie Doppelbilder, Koordinationsstörungen, aber auch Gedächtnisstörungen oder Stimmungsschwankungen können eine Reduktion der Dosis notwendig machen.
Längerfristige unerwünschte Effekte von Antiepileptika können - meist durch Beeinflussung des Hormonhaushaltes - Haarausfall sowie Veränderungen von Gewicht, Haut und Knochendichte, aber auch sexuelle Funktionsstörungen sein.
In sehr seltenen Fällen können Antiepileptika unvorhersehbare und gefährliche Nebenwirkungen, sogenannte idiosynkratische Reaktionen, hervorrufen. Dazu gehören schwere Hautreaktionen, die mit Kreislaufversagen einhergehen können, schwerwiegende Veränderungen des Blutbildes, Leberversagen oder Sehstörungen.
Die derzeit eingesetzten Antiepileptika können die Erkrankung Epilepsie nicht heilen - sie sollen aber verhindern, dass im Rahmen der Erkrankung weitere epileptische Anfälle auftreten. Entscheidend für den Beginn einer solchen Therapie ist das Risiko, weitere Anfälle zu erleiden. Grundsätzlich ist dieses Risiko nach zwei Anfällen ohne spezifische Auslöser erhöht, daher sollte in diesem Fall eine Pharmakotherapie begonnen werden. Bei manchen Patienten kann aber auch nach nur einem Anfall eine medikamentöse Behandlung notwendig sein. Hier ist die Ursache der Epilepsie von entscheidender Bedeutung. Auch vor Beendigung einer antiepileptischen Therapie muss das individuelle Risiko weiterer Anfälle eingeschätzt werden. Wenn die Epilepsie ursächlich auf genetische Veränderungen oder umschriebene Läsionen im MRT des Gehirns zurückzuführen ist, besteht auch nach langjähriger Anfallsfreiheit beim Absetzen der Antiepileptika ein erhöhtes Rezidivrisiko.
Epilepsie und Lebensqualität
Neben den rein medizinischen Aspekten kann eine Epilepsie Auswirkung auf viele andere Lebensbereiche einer Patientin oder eines Patienten haben, beispielsweise auf die Kraftfahrzeug-Fahrtüchtigkeit, das Berufsleben oder die Familienplanung. Hierzu beraten wir unsere Patientinnen und Patienten gerne umfassend. Anfälle mit Bewusstseinsstörung führen laut Gesetzgebung dazu, dass der Betroffene vorübergehend kein Kraftfahrzeug steuern darf. Dieser und andere Faktoren können wiederum die berufliche Einsatzfähigkeit einschränken. Wir beraten unsere Patientinnen und Patienten dahingehend und leiten sie gegebenenfalls an andere Anlaufstellen weiter.
Unter medikamentöser Behandlung bleiben viele Patienten anfallsfrei und können ein normales Leben führen. Allerdings kann es nach einem Anfall zu einer „Bewährungsphase“ kommen, bei der der Betroffene auf Tätigkeiten, die sich selber oder andere Leute gefährden könnte, wie zum Beispiel Autofahren oder Gerüstbauen, verzichten muss. Bleibt der Betroffene nach einem bestimmten Zeitraum ohne Anfall, können solche Tätigkeiten wieder aufgenommen werden.
Grand-Mal-Anfälle kann das Gehirn lange Zeit kompensieren. Später kann es zu folgenden Defiziten kommen:
- Aufmerksamkeitsstörungen und Konzentrationsstörungen
- Lernstörungen
- Auffälligkeitsstörungen
- Erhöhte Verletzungsgefahr
Epilepsie und Familienplanung
Prinzipiell gehen alle Antiepileptika mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko einher. Insgesamt liegt die Rate großer Fehlbildungen bei den Kindern antiepileptisch behandelter Patientinnen mit Epilepsie bei ca. 6 % im Vergleich zu 2 - 4 % in der Normalbevölkerung. Für Frauen mit Epilepsie ist daher die Planung der Schwangerschaft besonders wichtig, um die Therapie bereits im Vorfeld im Hinblick auf die Anfallskontrolle und das Fehlbildungsrisiko zu optimieren und damit die Risiken für Mutter und Kind in der Schwangerschaft zu minimieren.
Medikamentöse Wechselwirkungen einiger Antiepileptika mit oralen Kontrazeptiva können zum Wirkungsverlust der Pillenpräparate führen. Nach aktuellem Kenntnisstand wird die orale Kontrazeption bei gleichzeitiger Behandlung mit einigen bestimmten antiepileptischen Präparaten als zuverlässig eingeschätzt, aber auch bei diesen Präparaten sollte die kontrazeptive Sicherheit durch Einnahme einer monophasischen, gestagen-betonten Pille mit einer Gestagendosis deutlich über der sogenannte Ovulationshemmdosis im Ultralangzyklus (also ohne einwöchige Einnahmepause) erhöht werden. Gegebenenfalls ist auch eine Dosisanpassung des Antiepileptikums sinnvoll.
Das Risiko der Nachkommen aller Patienten mit Epilepsie, ebenfalls an einer Epilepsie zu erkranken, liegt bei 3 - 5 % und ist damit im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung (1 - 2 %) etwa doppelt so hoch. Die einzelnen Epilepsieformen unterscheiden sich jedoch z. T. erheblich in ihrem Vererbungsrisiko. Nur sehr seltene Epilepsiesyndrome (< 1 % aller Epilepsien) unterliegen einer monogenen Vererbung im Sinne klassischer "Erbkrankheiten", bei denen die Erkrankung auf einen einzelnen Gendefekt zurückgeführt wird. Bei ca. 40 % der Epilepsien, u.a. den sogenannten idiopathischen Epilepsien, geht man davon aus, dass eine Kombination verschiedener genetischer Merkmale zur Manifestation der Erkrankung beiträgt. Die exakte genetische Architektur dieser Epilepsien ist jedoch größtenteils ungeklärt. In den übrigen Fällen werden äußere Einflussfaktoren, d. h. im Laufe des Lebens erworbene Hirnläsionen bzw.
Epilepsie und Straßenverkehr
Epilepsien gehören zu den chronischen Erkrankungen, die durch eine plötzliche Störung des Bewusstseins charakterisiert sein können. Da epileptische Anfälle in der Regel unvorhersehbar auftreten, stellen sie insbesondere im Straßenverkehr nicht nur für den Fahrer selbst, sondern auch für unbeteiligte Verkehrsteilnehmer eine Gefährdung dar. Fahreinschränkungen sollen das Risiko eines Unfalls im Rahmen eines epileptischen Anfalls so weit wie möglich minimieren.
Grundsätzlich werden zwei Gruppen von Fahrzeugen unterschieden. In Gruppe I fallen alle motorisierten Zweiräder und PKW bis 3,5 t, die Gruppe II fasst alle Fahrzeuge ab 3,5 t und solche zur Beförderung von Personen oder Gefahrengut zusammen. In der Gruppe I führt ein einmaliger spontaner epileptischer Anfall zu einem Fahrverbot von 6 Monaten (Gruppe II: 2 Jahre), wenn im EEG und im MRT des Gehirns keine Anzeichen für ein erhöhtes Wiederholungsrisiko zu finden sind.
Epilepsie und Alkoholkonsum
Häufig wird Patienten nach einem ersten epileptischen Anfall dringend empfohlen, keinen Alkohol mehr zu konsumieren. Dies führt bei vielen Menschen zu einem Verlust an Lebensqualität und mitunter auch zu einer weiteren Stigmatisierung. Studien deuten jedoch darauf hin, dass der maßvolle Konsum von Alkohol keinen Einfluss auf das Auftreten von Anfällen bei Patienten mit einer Epilepsie hat. Auch sind keine relevanten Wechselwirkungen mit den antiepileptischen Medikamenten zu erwarten.
Was sind jedoch maßvolle Mengen Alkohol? Bei einem täglichen Konsum von etwa 30 g reinen Alkohols bei Männern (¾ l Bier oder ⅓ l Wein) und 20 g bei Frauen (½ l Bier oder ¼ l Wein) sind keine allgemeinen gesundheitlichen Schäden zu erwarten, diese Menge hat in der Regel auch keinen spezifischen Effekt auf das Auftreten weiterer epileptischer Anfälle. Der - auch gelegentliche - Konsum größerer Mengen Alkohol, der oft mit einem Schlafdefizit verbunden ist, kann jedoch das Anfallsrisiko deutlich erhöhen. Insgesamt aber ist der maßvolle Konsum von Alkohol bei Patienten mit einer Epilepsie also eher unbedenklich.
Neuronale Folgen von Anfällen
Die Sorge, dass einzelne oder wiederholte epileptische Anfälle zu einem Verlust von Nervenzellen und damit zu intellektuellen Einbußen führen, bewegt viele Patienten und deren Angehörige. Methodisch ist es mitunter schwierig, diese Frage eindeutig zu beantworten.
In Tierexperimenten gibt es klare Hinweise auf neuronale Zellverluste und weitere Netzwerkveränderungen nach epileptischen Anfällen, jedoch sind die Bedingungen in diesen Modellen der Epilepsie nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragbar. Bei Patienten kann man die neuronalen Folgen von epileptischen Anfällen in der Regel nur mit bildgebenden Verfahren, wie dem MRT des Gehirns, untersuchen. Nach einem Status epilepticus, also einem lang anhaltenden epileptischen Anfall, sind in Einzelfällen Nervenzellverluste beschrieben. Allerdings ist hier nicht immer ganz klar, ob diese Veränderungen Folge des Status epilepticus oder der den Status epilepticus verursachenden Gehirnerkrankung sind. Bei Patienten mit einzelnen oder auch wiederholt und häufig auftretenden epileptischen Anfällen konnten MRT-Untersuchungen des Gehirns über einen Zeitraum von 3 - 4 Jahren keine voranschreitenden Veränderungen aufzeigen, die nicht auch bei altersgleichen Kontrollpersonen ohne Epilepsie zu finden waren.
Der Neurologe mit Spezialisierung auf Epilepsie
Fachärzte der Neurologie sind Spezialisten für epileptische Anfälle und Epilepsien. Sie sind für die Diagnose und medikamentöse Therapie verantwortlich. Sollte eine Operation nötig sein, wird ein Facharzt für Neurochirurgie hinzugezogen. In vielen Fällen erreicht der Notarzt als erstes den Betroffenen während oder nach einem generalisierten Anfall.
Wann sollte man einen Epilepsie-Spezialisten aufsuchen?
- Bei erstmaligem Auftreten eines epileptischen Anfalls
- Bei Schwierigkeiten, die Anfälle medikamentös zu kontrollieren
- Bei Verdacht auf therapieresistente Epilepsie
- Bei Fragen zur Familienplanung, Fahrtüchtigkeit oder anderen Lebensbereichen
Wie findet man einen geeigneten Spezialisten?
Die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie (DGfE) zertifiziert Epilepsiezentren und Schwerpunktpraxen in Deutschland. Eine Liste dieser Einrichtungen finden Sie auf der Website der DGfE.
Zur Zeit gibt es in Deutschland 56 Epilepsiezentren.
Zur Zeit gibt es in Deutschland 57 Schwerpunktpraxen Epileptologie.
Zur Zeit gibt es in Deutschland 50 Epilepsie-Ambulanzen für Jugendliche und Erwachsene.
Zur Zeit gibt es in Deutschland 98 Epilepsie-Ambulanzen für Kinder und Jugendliche.
Zur Zeit gibt es in Deutschland 23 Epilepsie-Beratungsstellen.
Das Epilepsiezentrum Münster - Osnabrück (EMOS)
Die betroffenen Erwachsenen aus unserer Region (Niedersachsen und Westfalen) mussten für die Behandlung in einem Epilepsiezentrum bisher längere Wege in Kauf nehmen. Darum haben wir im April 2016 das „Epilepsiezentrum Münster - Osnabrück“ (kurz: EMOS) gegründet. Seit Juli 2016 ist das EMOS von der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie (DGfE) als Epilepsiezentrum zertifiziert. Seit 2021 sind wir zudem als Zentrum mit Spezialisierung auf Epilepsiechirurgie zertifiziert.
Rund 24.000 erwachsene Epilepsie-Patienten aus dem Münsterland und dem südlichen Niedersachsen können künftig besser und umfassender versorgt werden. Das UKM (Universitätsklinikum Münster) und das Klinikum Osnabrück kooperieren im Bereich der Epileptologie und haben das gemeinsame „Epilepsiezentrum Münster-Osnabrück (EMOS)" gegründet, das von der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie zertifiziert wurde.
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