Strabismus-Behandlung in Graz: Ein umfassender Überblick

Strabismus, im Volksmund auch als Schielen bekannt, ist eine Sehstörung, bei der die Augen nicht parallel zueinander ausgerichtet sind. Dies kann zu Doppelbildern, verminderter Sehschärfe oder sogar zur Entwicklung eines "faulen Auges" (Amblyopie) führen, insbesondere bei Kindern. In Graz gibt es verschiedene medizinische Einrichtungen und Fachärzte, die sich auf die Diagnose und Behandlung von Strabismus spezialisiert haben. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Ursachen, Diagnosemethoden und Behandlungsoptionen von Strabismus, insbesondere im Kontext der medizinischen Versorgung in Graz.

Ursachen und Formen von Strabismus

Strabismus kann verschiedene Ursachen haben. Oftmals liegt eine Störung der Augenmuskeln oder der Nerven vor, die diese Muskeln steuern. In einigen Fällen kann auch eine Fehlsichtigkeit (z.B. Weitsichtigkeit) oder eine andere Augenerkrankung (z.B. Katarakt) zu Strabismus führen. Man unterscheidet verschiedene Formen von Strabismus, darunter:

  • Esotropie: Einwärts Schielen (die Augen sind zur Nase hin ausgerichtet)
  • Exotropie: Auswärts Schielen (die Augen sind von der Nase weg ausgerichtet)
  • Hypertropie: Aufwärts Schielen (ein Auge ist höher als das andere)
  • Hypotropie: Abwärts Schielen (ein Auge ist tiefer als das andere)

Strabismus kann konstant oder intermittierend auftreten, d.h. zeitweise vorhanden sein. Die Ausprägung des Schielens kann ebenfalls variieren.

Diagnose von Strabismus

Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um Folgeschäden wie Amblyopie zu vermeiden. Die Diagnose von Strabismus umfasst in der Regel eine umfassende augenärztliche Untersuchung, bei der folgende Aspekte beurteilt werden:

  • Sehschärfe: Messung der Sehschärfe beider Augen einzeln
  • Augenbeweglichkeit: Beurteilung der Fähigkeit, die Augen in alle Richtungen zu bewegen
  • Stereopsis: Prüfung des räumlichen Sehens
  • Refraktion: Bestimmung der Brechkraft der Augen, um Fehlsichtigkeiten zu erkennen
  • Abdeckungstest: Feststellung, ob ein Schielen vorliegt und welche Form es hat
  • Prismenmessung: Quantifizierung des Schielwinkels

Bei Kindern erfolgt die Diagnose oft spielerisch, um ihre Kooperation zu gewährleisten.

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Behandlungsmöglichkeiten in Graz

In Graz stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Strabismus zur Verfügung. Die Wahl der geeigneten Behandlung hängt von der Ursache, der Form und dem Schweregrad des Schielens ab. Zu den gängigen Behandlungsoptionen gehören:

Brillenkorrektur

Bei Vorliegen einer Fehlsichtigkeit kann eine Brille die Augen in die richtige Position bringen und das Schielen korrigieren. Insbesondere bei Akkommodationsstrabismus, der durch eine unkorrigierte Weitsichtigkeit verursacht wird, kann eine Brille sehr effektiv sein.

Okklusionstherapie (Abkleben)

Bei Amblyopie wird das bessere Auge für eine bestimmte Zeit am Tag abgeklebt, um das schwächere Auge zu trainieren und seine Sehschärfe zu verbessern. Diese Therapie ist besonders wirksam bei Kindern.

Orthoptische Übungen (Sehschule)

Orthoptische Übungen werden von speziell ausgebildeten Orthoptistinnen durchgeführt und zielen darauf ab, die Zusammenarbeit der Augenmuskeln zu verbessern und das räumliche Sehen zu fördern. Diese Übungen können sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen eingesetzt werden.

Prismen

Prismen können in die Brille eingearbeitet werden, um das einfallende Licht so zu brechen, dass die Doppelbilder reduziert oder beseitigt werden. Prismen sind eine gute Option für Patienten mit kleinen Schielwinkeln oder solchen, bei denen eine Operation nicht in Frage kommt.

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Operation

Eine Operation kann erforderlich sein, um die Position der Augenmuskeln zu verändern und die Augen in die richtige Ausrichtung zu bringen. Die Operation wird in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt und ist ein relativ risikoarmer Eingriff.

Botulinumtoxin (Botox)

In einigen Fällen kann Botulinumtoxin in einen oder mehrere Augenmuskeln injiziert werden, um diese vorübergehend zu schwächen und die Augen in die richtige Position zu bringen. Diese Behandlung ist vor allem bei bestimmten Formen von Strabismus, wie z.B. Lähmungen der Augenmuskeln, geeignet.

Spezialisierte Einrichtungen in Graz

In Graz gibt es mehrere Einrichtungen, die sich auf die Diagnose und Behandlung von Strabismus spezialisiert haben. Dazu gehören:

  • Universitätsklinik für Augenheilkunde: Die Universitätsklinik bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen für Strabismuspatienten jeden Alters.
  • Landesnervenklinik Sigmund Freud (LSF): Obwohl die LSF hauptsächlich auf die Behandlung von Erkrankungen des Zentralen Nervensystems und psychischen Erkrankungen spezialisiert ist, kann sie in bestimmten Fällen auch bei der Behandlung von Strabismus, insbesondere im Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen, eine Rolle spielen. Die Schwerpunkte des Krankenhauses sind die Behandlung von Erkrankungen des Zentralen Nervensystems sowie im psychischen Bereich. Neben der herkömmlichen Psychiatrie gibt es auch spezielle Bereiche, etwa eine Abteilung für die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen sowie die Gerontopsychiatrie (psychische Erkrankungen im höheren Lebensalter) und die Neuropsychiatrische Kinder- und Jugendabteilung. Die Abteilung für Neurologie ist unter anderem auf die Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert.
  • Niedergelassene Augenärzte mit Spezialisierung auf Strabismus: In Graz gibt es mehrere niedergelassene Augenärzte, die sich auf die Behandlung von Strabismus spezialisiert haben und eine umfassende Betreuung anbieten.

Der historische Kontext der Landesnervenklinik Sigmund Freud

Die Landesnervenklinik Sigmund Freud (LSF) in Graz hat eine lange und bewegte Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Im Jahr 1839 beschloss die Landesbehörde der Steiermark, als Ersatz für das bestehende „Irrenhaus“ den Neubau einer „Irrenanstalt“ in Graz anzuregen. Der Bau begann 1840, und 1863 wurde die Ausführung eines Neubaus beschlossen, der dem Stand der medizinischen Wissenschaft entsprechen sollte. Die neue „Landesirrenanstalt für Steiermark“ wurde am 26. Dezember 1872 ihrer Bestimmung übergeben.

Im Mai 1873 wurde der Psychiater Prof. Dr. Richard von Krafft-Ebing, der zuvor in Straßburg tätig war, mit der Anstaltsleitung beauftragt. Krafft-Ebing übernahm 1874 auch das Lehramt der Psychiatrie an der Universität Graz und errichtete die „Klinik für Psychiatrie“ am Feldhof. Im Jahr 1880 gab er die Funktion als Direktor der Landesirrenanstalt wieder auf, um sich ausschließlich auf Lehre und Forschung zu konzentrieren.

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Die Anstalt, die ursprünglich für 460 Patienten ausgelegt war, überdauerte zwei Weltkriege und wurde im Laufe der Zeit durch mehrere Zubauten und die Einbeziehung mehrerer Filialen erweitert. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde sie in „Sigmund Freud Klinik“ umbenannt, um an die Leistungen von Sigmund Freud zu erinnern.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden unter der ärztlichen Leitung von Oskar Begusch ca. 1200 Patienten der NS-Tötungsanstalt Hartheim zugeführt. Die „Landesirrenanstalt“ am Feldhof wurde in „Landes-Heil-und Pflegeanstalt für Geisteskranke“ am Feldhof, dann „Landessonderkrankenhaus“ umbenannt.

Heute ist die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. in Graz der Rechtsträger der Landesnervenklinik Sigmund Freud.

Neurologische Aspekte und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Strabismus kann in einigen Fällen auch neurologische Ursachen haben oder mit neurologischen Erkrankungen einhergehen. Daher ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Augenärzten und Neurologen wichtig, um die zugrunde liegende Ursache des Schielens zu identifizieren und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Die Abteilung für Neurologie der LSF ist beispielsweise auf die Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert, die in seltenen Fällen auch zu Strabismus führen können.

Forschung und Lehre in Graz

Graz ist ein wichtiger Standort für Forschung und Lehre im Bereich der Augenheilkunde und Neurologie. An der Universitätsklinik für Augenheilkunde und der Medizinischen Universität Graz werden regelmäßig Studien und Forschungsprojekte durchgeführt, um die Diagnose und Behandlung von Strabismus und anderen Augenerkrankungen zu verbessern. Zudem finden regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen und Kongresse statt, bei denen sich Fachärzte und Wissenschaftler über die neuesten Entwicklungen austauschen.

Die Bedeutung der frühen Intervention

Wie bereits erwähnt, ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Strabismus entscheidend, um Folgeschäden wie Amblyopie zu vermeiden. Eltern sollten daher aufmerksam auf Anzeichen von Schielen bei ihren Kindern achten und bei Verdacht umgehend einen Augenarzt aufsuchen. Auch bei Erwachsenen ist eine frühzeitige Behandlung wichtig, um Doppelbilder und andere Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Strabismus im Kontext der neurologischen Rehabilitation

Strabismus kann auch als Folge von neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma auftreten. In diesen Fällen ist eine neurologische Rehabilitation erforderlich, um die Augenbeweglichkeit und das Sehvermögen wiederherzustellen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Augenärzten, Neurologen und Rehabilitationsexperten ist hierbei von großer Bedeutung.

Moderne Technologien in der Strabismustherapie

In den letzten Jahren haben sich die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten in der Strabismustherapie deutlich verbessert. Moderne Technologien wie computergestützte Sehschulprogramme, hochauflösende Bildgebung und minimalinvasive Operationstechniken ermöglichen eine präzisere Diagnose und eine schonendere Behandlung von Strabismus. Auch in Graz werden diese modernen Technologien eingesetzt, um Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten.

Psychosoziale Aspekte von Strabismus

Strabismus kann nicht nur körperliche, sondern auch psychosoziale Auswirkungen haben. Kinder mit Schielen können Hänseleien und Ausgrenzungserfahrungen ausgesetzt sein, was zu einem geringen Selbstwertgefühl und sozialen Anpassungsschwierigkeiten führen kann. Auch Erwachsene mit Strabismus können unter ihrem Aussehen leiden und sich in sozialen Situationen unsicher fühlen. Eine umfassende Behandlung von Strabismus sollte daher auch die psychosozialen Aspekte berücksichtigen und gegebenenfalls eine psychologische Beratung oder Therapie umfassen.

Unterstützung für Betroffene und Angehörige

In Graz gibt es verschiedene Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die Betroffenen und Angehörigen von Strabismuspatienten Unterstützung anbieten. Diese Gruppen bieten eine Plattform zum Austausch von Erfahrungen, Informationen und Tipps und können dazu beitragen, den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern.

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