Kopfschmerzen sind ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, von dem nahezu jeder Mensch im Laufe seines Lebens betroffen ist. Die International Headache Society (IHS) unterscheidet über 250 verschiedene Kopfschmerztypen, die sich in primäre, sekundäre Kopfschmerzen sowie Gesichtsneuralgien und Gesichtsschmerzen unterteilen lassen. Angesichts dieser Vielfalt ist es wichtig, einen Spezialisten zu konsultieren, um die richtige Diagnose und Behandlung zu erhalten.
Die Bedeutung der Expertise eines Neurologen bei Migräne
Ein Neurologe mit Spezialisierung auf Migräne kann eine entscheidende Rolle bei der Diagnose und Behandlung dieser komplexen Erkrankung spielen. Migräne ist mehr als nur "Kopfschmerzen" und betrifft Millionen von Menschen, oft ohne klare Diagnose oder passende Therapie. Die Expertise eines Neurologen umfasst:
- Differenzierte Diagnostik: Um die richtige Diagnose zu finden, bedarf es vor allem Zeit, um dem Patienten zuzuhören und gezielte Fragen zu stellen. Ein Neurologe kann verschiedene Kopfschmerzformen unterscheiden und Begleiterkrankungen berücksichtigen.
- Individuelle Therapie: Neben einer individuellen Beratung erfolgt die Verordnung von Akuttherapien sowie von Prophylaktika. Ein Neurologe kann eine maßgeschneiderte Therapie für fast jede Situation möglich machen.
- Umfassende Beratung und Informationsvermittlung: Ein guter Spezialist legt Wert auf eine umfassende Beratung und Informationsvermittlung, um den Patienten zum Experten seiner Erkrankung zu machen.
Kopfschmerzkategorien und ihre Besonderheiten
Die IHS unterteilt Kopfschmerzen in verschiedene Kategorien, wobei die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen von zentraler Bedeutung ist:
- Primäre Kopfschmerzen: Hierbei ist der Kopfschmerz selbst die Erkrankung. Zu den häufigsten primären Kopfschmerzformen zählen Migräne, Spannungskopfschmerz und Cluster-Kopfschmerz.
- Sekundäre Kopfschmerzen: Diese treten als Folge einer anderen Erkrankung oder Ursache auf.
- Gesichtsneuralgien und Gesichtsschmerzen: Diese Kategorie umfasst Schmerzen im Gesichtsbereich, die durch Nervenreizungen oder andere Ursachen ausgelöst werden.
Migräne: Mehr als nur Kopfschmerzen
Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die sich durch episodisch auftretende Symptome von Stunden bis Tagen Dauer äußert. Die Symptome können vielfältig sein und sich im Laufe des Lebens verändern. Es gibt nicht "das Migränegen", sondern eine Vielzahl von Genen ist dafür verantwortlich und erklärt auch die große Vielfalt der Migränesymptome.
Symptome der Migräne
Migräne kann sich äußern in:
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- Mittelstarken, beidseitigen, drückenden Kopfschmerzen, die beim Treppensteigen zunehmen.
- Rückzugsbedürfnis mit Lärm- und Lichtscheu.
- Übelkeit.
- Auren (neurologische Störungen wie Sehstörungen, Gefühlsstörungen oder Sprachstörungen).
Auslöser der Migräne
Es gibt verschiedene Faktoren, die Migräneattacken auslösen können, darunter:
- Hormonelle Zyklusschwankungen bei Frauen (menstruelle Migräne).
- Unregelmäßigkeiten in der Lebensführung und Rhythmuswechsel.
- Alkoholgenuss (vor allem Rotwein).
Behandlung der Migräne
Die Behandlung der Migräne umfasst sowohl Akuttherapien zur Linderung der Symptome während einer Attacke als auch Prophylaktika zur Reduzierung der Häufigkeit und Intensität von Attacken. Untersuchungen haben gezeigt: am besten fahren die Migräniker, die ihre Besonderheit akzeptieren, gut darüber informiert sind, die Behandlungsmöglichkeiten kennen und diese auch entschlossen anwenden. Der Lifestyle kann viel ausmachen. Regelmäßiger Schlaf, ausgewogene Ernährung, regelmäßiger Ausdauersport, Entspannungsverfahren und Vermeidung von vorhersehbarer Überforderung sind eine sehr gute Basis.
Cluster-Kopfschmerz: Wenn der Schmerz zur Qual wird
Anders als bei der Migräne sind Cluster-Kopfschmerzen bei Männern häufiger. Es handelt sich ebenfalls um Kopfschmerzattacken, die jedoch kürzer sind (30 Minuten bis 3 Stunden) als bei der Migräne und häufig zur gleichen Nacht- oder Tageszeit auftreten. Es gibt eine episodische (Attacken treten über Wochen bis Monaten auf, um dann wieder zu verschwinden) und eine chronische Form.
Trigeminusneuralgie: Stromartige Schmerzen im Gesicht
Die Trigeminusneuralgie kommt bei älteren Menschen vor und ist, wie beim Cluster-Kopfschmerz, extrem schmerzhaft. Durch eine Reizung des Trigeminusnerven am Hirnstamm durch ein arteriosklerotisch verändertes Gefäß kommt es zu stromartigen, sehr kurzen Schmerzattacken im Gesicht, meist den Ober- oder Unterkiefer betreffend.
Seltene Kopfschmerzformen
Zu den selteneren idiopathischen Kopfschmerzerkrankungen zählen der Hustenkopfschmerz, der Anstrengungskopfschmerz, der Kopfschmerz bei sexueller Betätigung, der Donnerschlagkopfschmerz, der Kopfschmerz durch Kälte, durch äußeren Druck, der primäre stechende Kopfschmerz, der schlafgebundene Kopfschmerz und der Münzkopfschmerz.
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Diagnostik von Kopfschmerzen
Bei allen über 100 Kopfschmerzformen ist die richtige Diagnose Voraussetzung für die erfolgreiche Therapie. Um die richtige Diagnose zu finden braucht es vor allem eins: Zeit. Zeit zum Zuhören und gezielten Nachfragen durch den Arzt. Das Führen eines Kopfschmerzkalenders bei länger bestehenden Kopfschmerzen ist empfehlenswert und ermöglicht die Erkennung von Häufigkeit, möglichen Triggern, Medikamentenwirkung und Risikofaktoren. Bitte bringen Sie diesen zu Ihrem Termin mit, falls Sie bereits einen derartigen Kalender führen.
Therapieansätze bei Kopfschmerzen
Die Therapie von Kopfschmerzen ist vielfältig und umfasst sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Ansätze.
Medikamentöse Therapie
- Akuttherapie: Ziel ist die schnelle Linderung der Schmerzen während einer Attacke.
- Prophylaxe: Ziel ist die Reduzierung der Häufigkeit und Intensität von Attacken.
Nicht-medikamentöse Therapie
- Verhaltenstherapie: Hierbei werden Strategien zur Stressbewältigung und zur Veränderung von festgefahrenen Verhaltensmustern erlernt.
- Entspannungsverfahren: Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Achtsamkeitsbasierte Verfahren und Imaginationsverfahren können helfen, das emotionale und körperliche Wohlbefinden zu verbessern.
- Kunsttherapie: Die Schmerzverarbeitung und Schmerzwahrnehmung kann durch malerische oder zeichnerische Medien, plastisch-skulpturales Gestalten und Fotografie gefördert werden.
- Bewegungstherapie: Bewegungseinführungen , z.B. in Nordic Walking durch lizenzierte Trainer.
- Physiotherapie: Äußerlichen Anwendung von Heilmitteln, mit denen vor allem die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers wiederhergestellt, verbessert oder erhalten werden sollen: z.B. Krankengymnastik, Therapie der Halswirbelsäule (HWS), Kraniosakraltherapie und Massagen.
- Ergotherapie: Ziel der Ergotherapie ist es, Menschen, die aufgrund ihrer chronischen Migräne-Erkrankung in ihrer physischen Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind, zu fördern, um größtmögliche Selbstständigkeit im persönlichen Umfeld zu erreichen. Z.B. durch Alltagstraining und Hilfsmittelberatung.
Multimodale Therapie
Manchmal ist es notwendig, eine sogenannte multimodale Therapie im Krankenhaus durchzuführen, um eine Veränderung einzuleiten.
Spezialisierte Einrichtungen und Angebote
Es gibt eine Vielzahl von spezialisierten Einrichtungen und Angeboten für Menschen mit Kopfschmerzen, darunter:
- Neurologisch-verhaltensmedizinische Schmerzkliniken: Diese Kliniken bieten eine spezielle Therapie von Migräne mit und ohne Aura, Migräne-Komplikationen, alle Kopfschmerzen, wie z.B. chronische Spannungskopfschmerzen, Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch, Clusterkopfschmerz, Nervenschmerz (neuropathischer Schmerz), Rückenschmerz und andere Formen chronischer Schmerzerkrankungen.
- Kopfschmerzzentren: Diese Zentren bieten Diagnostik und Therapie bei allen Arten von Kopf- und Gesichtsschmerzen an.
- Kopfschmerzambulanzen: Hier werden Patienten mit Kopfschmerzen ambulant behandelt und beraten.
Wichtige Informationen für Patienten
- Aufnahmeformalitäten: Zur Planung eines Aufnahmetermins in einer Schmerzklinik sind in der Regel eine Verordnung von Krankenhausbehandlung, eine ausgefüllte Aufnahme-Checkliste, ein Schmerzkalender und ein Schmerzfragebogen erforderlich.
- Kostenübernahme: Je nach Krankenkasse gelten unterschiedliche Regelungen für die Kostenübernahme. Zahlreiche Krankenkassen haben eine integrierte Versorgung ihrer Versicherten mit Behandlungsnetzen vertraglich geregelt.
- Schmerzkonferenzen: Im Zusammenhang mit der Einweisung, sowie der prä- oder poststationären Behandlung, können sich individuelle Fragen ergeben. Diese werden häufig in Schmerzkonferenzen beantwortet.
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