Muhammad Ali, Ottfried Fischer und Michael J. Fox - bekannte Persönlichkeiten, die an Morbus Parkinson erkrankt sind oder waren. Diese Krankheit, die in Deutschland etwa 400.000 Menschen betrifft und damit die zweithäufigste neurologische Erkrankung darstellt, wirft viele Fragen auf. Dieser Artikel beleuchtet die Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten von Parkinson und gibt Einblicke in die Arbeit von Neurologen, die sich auf diese Krankheit spezialisiert haben.
Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, bei der dopaminproduzierende Nervenzellen im Gehirn absterben. Dieser Dopaminmangel führt zu den charakteristischen Symptomen der Krankheit. Die Parkinson-Krankheit wird auch als »Schüttellähmung« benannt. James Parkinson beschrieb vor etwa 200 Jahren die ersten Patienten mit Parkinsonsymptomen.
Symptome von Morbus Parkinson
Die Symptome von Parkinson entwickeln sich schleichend über Jahre hinweg. Zu Beginn sind oft Gehirnregionen betroffen, die den Geruchssinn, den Verdauungstrakt und den Schlaf steuern. Typische Frühsymptome sind:
- Geruchsstörungen: Ein Nachlassen des Geruchssinns, ohne akute Ursache wie einen Virusinfekt, kann Jahre vor den motorischen Symptomen auftreten.
- Verstopfung: Störungen des vegetativen Nervensystems können zu Verstopfung führen.
- Schlafstörungen: Um-sich-Schlagen im Schlaf kann ein frühes Anzeichen sein.
- Depressionen: Ein Nachlassen der Stimmung kann ebenfalls ein Frühsymptom sein, da Dopamin auch im Belohnungssystem eine Rolle spielt.
- Schmerzen: Unspezifische Schmerzen können auftreten.
Die klassischen Hauptsymptome, die meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr einsetzen, sind:
- Zittern (Tremor): Meist beginnt es an einer Hand und wird als »Schüttellähmung« bezeichnet.
- Muskelsteifigkeit (Rigor): Erhöhter Muskeltonus führt zu Steifigkeit und dem sogenannten Zahnradphänomen.
- Bewegungsarmut (Akinese): Verlangsamte Bewegungen, fehlendes Mitschwingen eines Armes beim Gehen, kleinere Handschrift und eine leisere, monotone Stimme sind typisch.
- Posturale Instabilität: Stand- und Gangunsicherheit aufgrund gestörter Stellreflexe.
Diagnose von Morbus Parkinson
Die Diagnose von Morbus Parkinson basiert in erster Linie auf der klinischen Untersuchung durch einen erfahrenen Neurologen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Anamnese, bei der der Arzt die Krankengeschichte des Patienten und seiner Familie erfasst. Auch die Beobachtung des Patienten und seiner Bewegungen gibt Aufschluss. Angehörige können wertvolle Informationen über Verhaltensänderungen, Stimmungsschwankungen oder Veränderungen der Beweglichkeit liefern.
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Ergänzend kommen bildgebende Verfahren und in seltenen Fällen nuklearmedizinische Untersuchungen zum Einsatz. Riechtests und Tests zur Veränderlichkeit der Herzfrequenz können ebenfalls durchgeführt werden. Es ist wichtig, Parkinson von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, den sogenannten Parkinson-Plus-Syndromen, zu unterscheiden, da diese eine andere Behandlung erfordern.
Behandlungsmöglichkeiten bei Morbus Parkinson
Obwohl Morbus Parkinson derzeit nicht heilbar ist, gibt es eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen. Hierfür stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung:
- L-Dopa: Ein Dopamin-Vorläufer, der seit über 40 JahrenStandard in der Parkinson-Therapie ist.
- Dopaminagonisten: Medikamente, die dem Gehirn Dopamin vorspielen und als Pflaster oder Spritze erhältlich sind.
- MAO-B-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von Dopamin verlangsamen.
- COMT-Hemmer: Werden bei auftretenden Wirkungsschwankungen (On-Off-Fluktuationen) eingesetzt, um L-Dopa besser verfügbar zu machen.
In späteren Krankheitsphasen können auch eine Apomorphin-Pumpe (Injektion des Medikaments unter die Haut) oder eine Pumpe zur direkten Medikamentenapplikation in den Darm in Frage kommen.
Tiefe Hirnstimulation (Hirnschrittmacher)
Die tiefe Hirnstimulation ist ein neurochirurgisches Verfahren, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnregionen implantiert werden. Diese Elektroden senden elektrische Impulse aus, die die Hirnaktivität beeinflussen und so die Symptome von Parkinson reduzieren können.
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Komplexbehandlung
Die Komplexbehandlung bei Parkinson umfasst verschiedene Therapieformen, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden:
- Medikamentöse Therapie: Anpassung der Medikamente zur bestmöglichen Symptomkontrolle.
- Physiotherapie: Verbesserung der Beweglichkeit, des Gleichgewichts und der Koordination.
- Ergotherapie: Förderung der Selbstständigkeit im Alltag durchTraining vonAlltagsaktivitäten.
- Logopädie: Verbesserung der Sprach- und Schluckfunktion.
- Psychologische Betreuung: Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung und derReduktion von psychischen Belastungen wie Depressionen.
Krankenhäuser und Reha-Kliniken bieten häufig eine dreiwöchige Komplextherapie an, bei der alle genannten Fachbereiche zusammenarbeiten.
Weitere Therapieansätze
- BIG-Therapie: Eine spezielle Form der Physiotherapie, die auf große,amplitude Bewegungen abzielt.
- Bewegungsübungen: Regelmäßige körperliche Aktivität, auch mit Spielkonsolen, ist wichtig.
- Selbsthilfegruppen: Bieten die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen.
- Tanztherapie: Kann die Beweglichkeit und das Körpergefühl verbessern.
Spezialisierte Parkinson-Zentren
Für eine optimale Versorgung von Parkinson-Patienten gibt es spezialisierte Parkinson-Zentren. Diese Zentren verfügen über ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften mit langjähriger Erfahrung in der Behandlung von Parkinson. Sie bieten eine umfassende Diagnostik, individuelle Therapieplanung und Zugang zu modernsten Behandlungsmethoden.
Diagnostische Möglichkeiten in spezialisierten Zentren:
- Parkinson-spezifische neurologische Untersuchung
- L-Dopa-Test
- Differenzialdiagnostische Abklärung
- Hirnstrommessung (EEG)
- 24-Stunden-EEG, Video-EEG, Schlafentzugs-EEG
- Lumbalpunktion (Liquoruntersuchung)
- Muskelmessungen (EMG)
- Extra- und transkranielle Duplexsonographie
- Hirnparenchym-Sonographie
- Messung der Nerven und autonomer Nerven
- Muskel-Nerven-Ultraschall
- Transkranielle Magnetstimulation
- Tremorregistrierung
- Computer-, Kernspintomographie
- Parkinson-Demenz-Test (MoCA, CERAD)
- Fiberendoskopische Schluckprüfung (FEES)
- Fachtherapeutische Assessments
Therapeutische Angebote in spezialisierten Zentren:
- Spezifische medikamentöse Therapie
- Pumpentherapie (Apomorphin und Duodopa)
- Diagnostik von Patienten mit einem Tiefenhirnstimulator
- Spezifische Analyse bei Gangstörung
Einige Zentren bieten spezielle Komplexbehandlungen für Rücken- und Gelenkbeschwerden oder zur Sturzprävention an. Die enge Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen, wie z.B. der Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie, ermöglicht eine umfassende Versorgung der Patienten.
Leben mit Parkinson
Die Diagnose Morbus Parkinson ist für viele Betroffene und ihre Angehörigen zunächst ein Schock. Es ist wichtig zu wissen, dass es viele Möglichkeiten gibt, die Symptome zu behandeln und die Lebensqualität zu verbessern. Eine frühzeitige Diagnose und eine individuelle Therapieplanung sind entscheidend.
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Neben der medizinischen Behandlung spielen auch Selbsthilfe,Information und Austausch mit anderen Betroffenen eine wichtige Rolle. Die Deutsche Parkinson Vereinigung e.V. (dPV) bietet eine Vielzahl von Informationen, Beratungsangeboten und Selbsthilfegruppen.
Forschung und Ausblick
Die Parkinson-Forschung arbeitet kontinuierlich an neuen Therapien und Medikamenten, um die Symptome der Krankheit besser zu behandeln und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Ein wichtiges Ziel ist die Entwicklung von neuroprotektiven Medikamenten, die das Absterben von Nervenzellen verhindern oder verlangsamen können. Auch die Erforschung der Ursachen von Parkinson ist von großer Bedeutung, um in Zukunft möglicherweise eine ursächliche Behandlung zu entwickeln.
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