Die neurologisch-psychiatrische Untersuchung ist ein umfassender Prozess zur Beurteilung von Erkrankungen des Nervensystems und psychischen Störungen. Sie kombiniert neurologische und psychiatrische Untersuchungstechniken, um ein ganzheitliches Bild des Patienten zu erhalten. Ziel ist es, die Ursache von Beschwerden zu ermitteln und eine geeignete Therapie einzuleiten.
Einleitung
In der neurologisch-psychiatrischen Praxis steht die umfassende Untersuchung des Patienten im Mittelpunkt. Es ist von besonderem Interesse, langjährige Erfahrung mit den neuesten Erkenntnissen der medizinischen Forschung zu verbinden, um eine bestmögliche medizinische Betreuung zu gewährleisten. Die neurologische Untersuchung dient dazu, Krankheiten des Nervensystems zu erkennen. Dazu zählen sehr unterschiedliche Krankheitsbilder wie zum Beispiel ein Schlaganfall, Epilepsie, Multiple Sklerose, Parkinson oder chronische Migräne. Die psychiatrische Untersuchung dient der Einschätzung von psychiatrischen Patient*innen äquivalent zu einer internistischen Untersuchung.
Ablauf der Untersuchung
Um einen reibungslosen Ablauf der Untersuchung und Behandlung zu ermöglichen, ist eine telefonische Terminvereinbarung notwendig. Sollte ein vereinbarter Termin nicht eingehalten werden können, ist eine rasche Absage erforderlich.
Aufnahme und Anamnese
Zu Beginn der Behandlung erfolgt die Aufnahme am Empfang, wo die Formalitäten erledigt werden und die Assistentinnen eine kurze Vorgeschichte des Beschwerdebildes aufnehmen. Zum Termin sollte die Krankenversichertenkarte mitgebracht werden, ebenso eine Liste der regelmäßig eingenommenen Medikamente. Falls bereits Voruntersuchungen zu den entsprechenden Beschwerden durchgeführt wurden, sind entsprechende Vorberichte sowie durchgeführte Untersuchungen, Röntgen- und Kernspinbilder mitzubringen. Bei speziellen Fragestellungen wird gegebenenfalls ein zusätzlicher Fragebogen ausgehändigt, der zur weiteren Abklärung auszufüllen ist. Gegebenenfalls werden auch Aufklärungsgespräche über mögliche Zusatzuntersuchungen durchgeführt.
Ärztliches Gespräch und Anamnese
Zu Beginn der ärztlichen Untersuchung steht immer eine ausführliche Erhebung des Beschwerdebildes und der Krankenvorgeschichte. Besonderes Interesse gilt hier einer exakten Beschreibung des Beschwerdebildes, der Dauer der Symptomatik, möglicher Auslösefaktoren sowie relevanter Vorerkrankungen. Im Rahmen dieses Gesprächs teilt der Patient seine Krankheits(vor)geschichte zu allgemeinen Aspekten (z.B. Vorerkrankungen und Operationen) und seine jetzigen Beschwerden mit. Diese so genannte Anamnese liefert wesentliche diagnostische Hinweise und zugleich Ansatzpunkte für weitere Untersuchungen. Die psychiatrische Anamnese zielt darauf ab, Informationen zu sammeln, die zu einer fundierten Diagnose beitragen. Das Gespräch zwischen Arzt und Patient liefert wichtige Informationen dazu, welche Art von psychischer Störung vorliegt. Dazu gehört die Erhebung der aktuellen Symptomatik, die Erfassung der Lebenssituation und der biographischen Entwicklung des Patienten. Es erfolgt eine Suchtanamnese, das Erfragen von Vorerkrankungen sowie die Familienanamnese.
Lesen Sie auch: Kontext und Bedeutung: Neurologisch unauffällig
Neurologische Untersuchung
Im Anschluss an die Anamnese erfolgt eine ausführliche neurologische Untersuchung. Diese beinhaltet in der Regel die Überprüfung von Kraft und Koordination, von Gefühlsstörungen, die Überprüfung der Sinnessysteme und in Abhängigkeit vom Beschwerdebild auch der geistigen Leistungsfähigkeit und berücksichtigt nicht zuletzt auch internistische und orthopädische Aspekte. Die neurologische Untersuchung ist nach dem Erheben der Anamnese der nächste Schritt, um Ausfälle und Funktionsabweichungen des Nervensystems zu erkennen. Sie bildet die Grundlage jeder neurologischen Diagnostik. In den meisten Fällen kann sogar eine richtungsweisende Verdachtsdiagnose gestellt werden. Die neurologische Untersuchung gliedert sich auf in die genaue Betrachtung des Patienten (Inspektion), eine kurze allgemeine internistische Untersuchung, das Untersuchen der Hirnnerven, die Prüfung der Reflexe, die Testung der Muskelkraft und der Bewegungsabläufe, die Sensibilitätsprüfung, die Untersuchung der vegetativen Funktionen und die Feststellung des psychischen Befundes.
Inspektion des Körpers
Beim genauen Betrachten des Patienten kann der Neurologe erkennen, ob z.B. das Gangbild oder die Haltung gestört ist oder eine Störung der Gleichgewichtsfunktion vorliegt.
Untersuchung des Kopfes und der Hirnnerven
Hierbei achtet der Neurologe besonders auf die Fähigkeit zu sehen, zu riechen, zu schmecken und das Hören, auf Augenbewegungen, Gesichtsmimik, Schlucken und Sprechen. Der Mensch besitzt 12 Hirnnerven. Bei Hirnerkrankungen oder Verletzungen kann die Funktion dieser Nerven gestört sein. Da jeder Hirnnerv eine ganz bestimmte Aufgabe hat, kann diese mit Funktionstests überprüft werden. Als Beispiel können dienen der Gesichtsnerv (Nervus facialis), der geprüft wird indem der Patient Grimassen schneidet. Für den Riechnerv werden verschiedene Aromastoffe (z.B. Kaffee, Bittermandel) eingesetzt, für das Schmecken Salz und Zucker.
Prüfung der Reflexe
Reflexe sind unwillkürlich ablaufende Reaktionen des Nervensystems auf einen Reiz. Mit Hilfe eines Hammers kann der Neurologe die so genannten Muskeleigenreflexe oder Muskeldehnungsreflexe (z.B. Achillessehnenreflex oder Patellarsehnenreflex) auslösen, d.h. die reflexartige Kontraktion des Muskels auf eine plötzliche Dehnung. Bei den Fremdreflexen betreffen Reizort und Reizantwort verschiedene Strukturen (z.B. Bauchhautreflexe). Bei diesen Tests achtet der Arzt v.a.
Muskelkraft, Muskelspannung, Muskelumfang, Muskeldruckschmerz
Hierbei beurteilt der Neurologe den gesamten Bewegungsapparat (Wirbelsäule, Gelenke, Gliedmaßen) und die Muskulatur. Mit dieser Untersuchung kann man z.B. Zunächst prüft der Arzt passiv die Beweglichkeit der Gliedmaßen, d.h. der Patient lässt sich bewegen ohne aktiv beteiligt zu sein. Durch Halteversuche (Arm- oder Beinhalteversuch), z.T. mit geschlossenen Augen, kann der Neurologe wichtige Informationen auf latente (d.h. noch nicht ausgeprägte) Lähmungen z.B. Aber auch das Prüfen der Feinbeweglichkeit ist sehr aufschlussreich. Kann ein Patient z.B. nicht mehr Knöpfe schließen oder nicht mehr richtig schreiben, kann dies mitunter der einzige Hinweis auf eine zentrale (d.h.
Lesen Sie auch: Werner und Keil: Was Patienten sagen
Bewegungsablauf und Koordination
Mit Hilfe dieser Untersuchung kann sich der Arzt ein gutes Bild vom Zusammenspiel mehrerer Muskeln machen. Dazu bedient er sich u.a. so genannter Zielversuche, bei denen der Patient z.B. im großen Bogen den Zeigefinger zur Nase führen muss (Finger-Nase-Versuch). Es wird beobachtet, wie der Patient stehen und gehen kann, auch mit geschlossenen Augen, wie er rasche Bewegungsabläufe meistert.
Sensibilität
Bei dieser Untersuchung erhält der Neurologe Aufschluss über Schmerz- und Temperaturempfinden sowie über Druck- und Berührungswahrnehmung. Durch Reizung der Haut sucht der Arzt nach Störungen der so genannten Oberflächensensibilität, durch Bestreichen der Haut mit einem Stück Zellstoff oder Watte nach Störungen der Berührungsempfindung, durch spitze Gegenstände nach dem Schmerzempfinden. . Das Anhalten einer kräftig angeschlagenen Stimmgabel an verschiedenen Knochenvorsprüngen dient dem Überprüfen der Tiefensensibilität.
Vegetatives Nervensystem
Das vegetative oder auch autonome Nervensystem ist Teil des peripheren Nervensystems. Es ist an der Steuerung von Körperfunktionen beteiligt, auf die der Mensch normalerweise keinen Einfluss hat, z.B.
Psychischer Befund
Bei neurologischen Erkrankungen kann auch der psychische Zustand des Patienten beeinträchtigt sein, sei es durch eine eingeschränkte Merkfähigkeit, verminderte Konzentration, eine geänderte Bewusstseinslage (z.B. Schläfrigkeit) oder eine veränderte Grundstimmung.
Psychiatrische Untersuchung
Nach Anamnese und Vorgespräch wird Schritt für Schritt die psychiatrische Untersuchung durchgeführt, um Körper und Geist ganzheitlich zu beurteilen. Mit präzisen Fragen und gezielten Tests wird der Zustand des Nervensystems und des geistig-seelischen Wohlbefindens analysiert, um den Ursprung der Beschwerden genau zu lokalisieren. Die psychiatrische Untersuchung legt ihren Fokus auf den geistig-seelischen Funktionsbereich und erfasst das Zusammenspiel von Denken, Fühlen und Handeln. Hierbei werden verschiedene Aspekte des psychischen Zustands analysiert.
Lesen Sie auch: Leistungen der Praxis P7 in Mannheim
Die psychiatrische Untersuchung dient der Einschätzung von psychiatrischen Patientinnen äquivalent zu einer internistischen Untersuchung. Sie beinhaltet eine Anamnese und eine körperliche Untersuchung. Neben den üblichen Aspekten einer Untersuchung gehören das Erstellen eines psychopathologischen Befundes und die Einschätzung des Suizidrisikos zu der Grunduntersuchung dazu. Zur psychiatrischen Untersuchung ist ein standardisiertes Vorgehen notwendig, um die Befunde reproduzierbar zu machen und vorliegende Symptome in das ICD-System einsortieren zu können. Der Ablauf der Untersuchung kann aber je nach Symptomatik von Patientinnen angepasst werden.
Standardisierte Erfassung
Standardisierte Erfassung, z. B. Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychatrie e.V.
Orientierung
Orientierung zur Person: Wie heißen Sie? Können Sie mir Ihr Geburtsdatum nennen?Zeitliche Orientierung: Können Sie mir das heutige Datum/den heutigen Wochentag/den Monat/die Jahreszeit nennen?Örtliche Orientierung: Wissen Sie, wo Sie hier sind?Situative Orientierung: Wissen Sie warum Sie hier sind? Wissen Sie wie Sie hierhergekommen sind?
Fragen können bei orientierten Personen als despektierlich wahrgenommen werden → Fragen einleiten, z. B.
Gedächtnis
Retrograde Amnesie: Erinnerungslücken hinsichtlich der Geschehnisse vor einem definierten Ereignis (z. B.Antegrade Amnesie: Erinnerungslücken nacheinem definierten Ereignis (z. B.Sonderform Transiente globale Amnesie (TGA): plötzlich auftretende temporäre (max.Paramnesien: verfälschte Erinnerungen.
Denken
Denkverlangsamung: Verlangsamung des Denkablaufs, die bereits an der langsamen Sprache erkennbar sein kann, Vorkommen z. B.Umständliches Denken: fehlende Fähigkeit zur Differenzierung zwischen wichtigen und unwichtigen Gedankeninhalten, z. B.Eingeengtes Denken: Das Denken ist auf wenige Themen fixiert, z. B.Perseverationen: ständige Wiederholung eines Gedankens, der evtl.Grübeln: ständiges Nachsinnen über ein emotional belastendes Thema, z. B.Ideenflucht: sprachlicher Ausdruck des Gedankendrängens, der durch die Artikulation immer neuer gedanklicher Assoziationen mit häufigem Themenwechsel und ununterbrochenem Redefluss gekennzeichnet ist, z. B.Vorbeireden: Nichtbeantwortung oder inhaltlich inadäquate Beantwortung einer vom Untersucher gestellten Frage, obgleich diese vom Patient*innen inhaltlich verstanden wurde, z. B.Inkohärentes/zerfahrenes Denken: unlogische Aneinanderreihung von Sätzen oder Satzbausteinen, z. B.Systematischer Wahn: Verknüpfung verschiedener Wahneinfälle bzw.Beziehungswahn: krankhafter Bezug von Geschehnissen und Sinneswahrnehmungen zur eigenen Person, z. B.Beeinträchtigungswahn: Überzeugung, dass (eine) andere Person(en) die eigene Person beeinträchtigen/schädigen versucht.Zwänge: unwillkürlich aufdrängende und als störend empfundene Gedanken oder Handlungen, denen sich Betroffene nicht entziehen können.Zwangsimpulse: unangenehm empfundene Handlungsimpulse, denen jedoch nicht nachgegeben wird, z. B.
Wahrnehmungsstörungen
Wahrnehmungsstörungen: Wie wird die Umgebung wahrgenommen?Olfaktorische Halluzinationen: Wahrnehmung von meist als unangenehm empfundenen Gerüchen (z. B.
Affekt
Parathymie: Affekt steht im Gegensatz zum Erlebnisinhalt.
Suizidalität
Initial Beurteilung durch Bildungsgrad und sprachliche Fähigkeiten, ggf.Suizidgedanken und frühere Suizidversuche sind unabhängige Risikofaktoren für einen Suizid.Selbstverletzung: Methoden, die Schmerzen verursachen, ohne die Absicht, einen Suizid zu begehen (z. B.Suizidhandlungen: Handlungen (z. B.Suizid: Handlung endet tödlich.Einschätzung sollte begonnen werden mit direkteren Fragen, z. B.
Weitere Untersuchungen
Je nach Beschwerdebild kann der Neurologe zusätzliche Untersuchungen veranlassen, um die Diagnose zu sichern wie z.B. In Abhängigkeit vom erhobenen Befund werden danach gegebenenfalls weitere technische Zusatzuntersuchungen veranlasst. Selten kann es sein, dass noch radiologische Zusatzuntersuchungen erforderlich werden, z.B. eine Kernspintomografie des Gehirns.
Befundbesprechung und Therapie
Nach Einordnung der Befunde und Diagnosestellung wird eine entsprechende Therapie eingeleitet. Bei uns erhältst Du verständliche Informationen zu Diagnosen und Behandlungsmöglichkeiten.
Gutachterliche Untersuchungen
Die Beauftragung eines Gutachtens erfolgt in der Regel auf die Initiative von Gerichten, Versicherungen und Ämtern, in Ausnahmefällen auch von Privatpersonen. Im ersten Schritt studiert der Gutachter die Akten und prüft, ob alle Unterlagen vollständig vorliegen. Gegebenenfalls bittet er den Probanden bzw. Es ist sinnvoll, wenn der Proband/die Probandin im Vorfeld bestimmte Dinge schriftlich festhält und zur Begutachtung mitbringt, zum Beispiel, welche Medikamente er/ sie einnimmt, welche früheren Erkrankungen er/sie hatte und andere Dinge, die ihm/ihr besonders wichtig sind. Dies ist hilfreich für den Fall, dass er/sie diese Dinge im Gespräch vergisst. Je nach Fall, kann die Anamnese und Untersuchung einige Stunden in Anspruch nehmen. Allerdings gibt es bei bestimmten Untersuchungen Einschränkungen, z.B. bei gutachterlichen Untersuchungen im Auftrag eines Zivilgerichts. Die Schweigepflicht gilt im Falle eines Gutachtens nicht gegenüber dem Gutachtenauftraggeber, also z.B. Für den Probanden/die Probandin relevant ist in diesem Zusammenhang auch, dass das Ergebnis des Gutachtens, also die Beurteilung, nur dem Gericht mitgeteilt werden darf, nicht aber dem Probanden/der Probandin direkt. Selbst wenn der Gutachter das Ergebnis am Ende der Untersuchung schon abschließend überblicken könnte, darf er dieses Ergebnis nicht dem Probanden/der Probandin mitteilen - denn die letzte Entscheidung obliegt nach wie vor dem Gericht.
Ziele der neurologisch-psychiatrischen Untersuchung
Die neurologisch-psychiatrische Untersuchung verfolgt das Ziel, in Kenntnis der komplexen Anatomie und Funktionsweise des menschlichen Nervensystems von einzelnen Symptomen des Patienten auf den Ort der Schädigung zu schließen. In keinem anderen Gebiet der Medizin ist dieses diagnostische Vorgehen ähnlich entscheidend. Ziel ist es, Deine Beschwerden zu lindern, Deine Lebensqualität zu verbessern und Dich bei der Genesung zu unterstützen. Wir legen Wert auf offene und wertschätzende Umgangsformen in unserer Zusammenarbeit.
Bedeutung der Anamnese
Besonders in unserem Fachgebiet ist das ausführliche Gespräch, die Anamnese, von großer Bedeutung. Für die diagnostische Einordnung auf neurologischem und psychiatrischem Fachgebiet spielt die genaue Erfassung der Beschwerden im Gespräch eine große Rolle.
tags: #neurologisch #psychiatrische #untersuchung #ablauf