Die COVID-19-Pandemie hat nicht nur akute gesundheitliche Herausforderungen mit sich gebracht, sondern auch langfristige Folgen, die als Long COVID oder Post-Vac-Syndrom bekannt sind. Diese Syndrome umfassen eine Vielzahl von Symptomen, darunter auch neurologische Beschwerden, die das Nervensystem betreffen und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. In diesem Artikel werden die Ursachen neurologischer Schmerzen nach einer COVID-19-Impfung sowie aktuelle Forschungsergebnisse und Therapieansätze beleuchtet.
Neurologische Beschwerden im Zusammenhang mit COVID-19 und Impfung
Viele Patient*innen, die mit einer Coronaviruserkrankung im Krankenhaus behandelt werden, haben neurologische Beschwerden. Diese werden oft unter dem Begriff "Neuro-Covid" zusammengefasst und umfassen anhaltende Erschöpfung, Schmerzen, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme und Schlafstörungen. In extremen Fällen kann es sogar zu demenzähnlichen Symptomen oder Psychosen kommen.
Auch nach einer COVID-19-Impfung können in seltenen Fällen ähnliche Symptome auftreten. Dies wird als Post-Vac-Syndrom bezeichnet. Obwohl die Datengrundlage noch dünn ist, deuten Fallberichte auf ein deutlich geringeres Risiko als nach einer Infektion hin.
Ursachen und Mechanismen
Die genauen Ursachen neurologischer Schmerzen nach einer COVID-19-Impfung sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Theorien und Forschungsergebnisse, die Einblicke in mögliche Mechanismen geben.
Persistenz des Spike-Proteins
Eine Studie von Helmholtz Munich und der LMU hat einen Mechanismus identifiziert, der möglicherweise die neurologischen Symptome von Long COVID erklärt. Die Studie zeigt, dass das SARS-CoV-2-Spike-Protein in den schützenden Schichten des Gehirns, den Hirnhäuten, und im Knochenmark des Schädels bis zu vier Jahre nach der Infektion verbleibt. Diese dauerhafte Präsenz des Spike-Proteins könnte bei den Betroffenen chronische Entzündungen auslösen und das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen erhöhen.
Lesen Sie auch: Finden Sie den richtigen Neurologen in Ulm
Das Spike-Protein bindet an sogenannte ACE2-Rezeptoren, die in diesen Regionen besonders häufig vorkommen. „Das könnte diese Gewebe besonders anfällig für die langfristige Ansammlung des Spike-Proteins machen“, erklärt Dr. Zhouyi Rong, Erstautor der Publikation. Ertürk ergänzt: „Unsere Daten deuten auch darauf hin, dass das persistierende Spike-Protein an den Grenzen des Gehirns zu den langfristigen neurologischen Effekten von COVID-19 und Long COVID beitragen könnte.
Immunologische Veränderungen im Gehirn
Freiburger Forscherinnen haben wichtige Fortschritte im Verständnis der immunologischen Veränderungen im Gehirn von COVID-19-Genesenen gemacht. Im Gehirn von Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden haben, fanden sie Anzeichen einer anhaltenden Aktivierung des angeborenen Immunsystems. Diese Erkenntnisse könnten entscheidend für die Entwicklung neuer Therapien für Patientinnen mit langfristigen neurologischen Symptomen nach COVID-19 sein.
Die Forscherinnen untersuchten die Gehirne von Personen, die an COVID-19 erkrankt, vollständig genesen und zu einem späteren Zeitpunkt an einer anderen Ursache verstorben waren. Bei diesen ermittelten sie immunologische Veränderungen im zentralen Nervensystem. Im Vergleich zu ebenfalls untersuchten Personen ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion fanden die Forscherinnen in den Gehirnen von Genesenen zahlreiche sogenannte Mikrogliaknötchen. Diese charakteristischen Immun-Zellansammlungen weisen auf eine chronische Immunaktivierung hin, ähnlich einer Narbe, die nicht vollständig ausheilt. „Die Mikrogliaknötchen könnten eine zentrale Rolle bei den neurologischen Veränderungen spielen, die bei einigen Genesenen beobachtet werden“, erklärt Dr. Marius Schwabenland, Erstautor der Studie.
Autoantikörper
Eine Rolle bei der Entstehung des Post-Vac-Syndroms könnten auch Autoantikörper spielen. Prof. Dr. med Mardin forscht an der Universität Erlangen zur Therapie von Long COVID und sieht auch Menschen ohne stattgehabte Infektion. „Wir hatten bisher 3 Fälle, in denen Menschen genau die Autoantikörper aufwiesen, die wir sonst bei Personen mit Long COVID sehen,“ erklärte Mardin. Dazu zählten neben Autoantikörpern gegen Angiotensin-konvertierendes Enzym 2 (ACE2), an das auch das Spike-Protein des Coronavirus andockt, auch Antikörper gegen Beta2-Glykoprotein.
Andere Theorien zur Pathogenese
Es gibt weitere Theorien zur Pathogenese des PVS nach COVID-19-Impfungen, darunter:
Lesen Sie auch: Tagesklinik für Neurologie
- Entzündung des Gefäßendothels (Endotheliitis)
- Störungen ACE-abhängiger vaskulärer und metabolischer Regelkreise
- Persistenz von Spike-Proteinen in Geweben
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose neurologischer Schmerzen nach einer COVID-19-Impfung kann schwierig sein, da die Symptome vielfältig und unspezifisch sind. Eine ausführliche Anamnese, neurologische Untersuchung und gegebenenfalls weitere diagnostische Tests wie Blutuntersuchungen, MRT oder Liquoruntersuchungen können helfen, die Ursache der Beschwerden zu identifizieren.
Die Behandlung neurologischer Schmerzen nach einer COVID-19-Impfung ist in erster Linie symptomatisch. Schmerzmittel, Physiotherapie, Ergotherapie und psychologische Unterstützung können helfen, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. In einigen Fällen können auch spezifische Therapien wie Immuntherapien oder Antikoagulantien in Betracht gezogen werden.
Neue Möglichkeiten zur Diagnose und Behandlung
Die Studie von Helmholtz Munich und der LMU eröffnet neue Möglichkeiten zur Diagnose und Behandlung der langfristigen neurologischen Effekte von COVID-19. Im Gegensatz zu Gehirngewebe sind das Knochenmark des Schädels und die Hirnhäute für medizinische Untersuchungen leichter zugänglich. Kombiniert mit Protein-Panels - Tests zum Nachweis spezifischer Proteine in Gewebeproben - könnte dies ermöglichen, Spike-Proteine oder Entzündungsmarker im Blut oder der Gehirnflüssigkeit zu identifizieren. „Solche Marker sind für eine frühzeitige Diagnose von COVID-19-bedingten neurologischen Komplikationen wichtig", so Ertürk: „Darüber hinaus könnte die Charakterisierung dieser Proteine die Entwicklung gezielter Therapien und Biomarker unterstützen, um neurologische Beeinträchtigungen durch COVID-19 besser zu behandeln oder sogar zu verhindern.“
Prävention
Obwohl die genauen Ursachen und Risikofaktoren für neurologische Schmerzen nach einer COVID-19-Impfung noch nicht vollständig bekannt sind, gibt es einige Maßnahmen, die zur Prävention beitragen können:
- Impfung: Die Impfung gegen COVID-19 ist der beste Schutz vor schweren Krankheitsverläufen und Long COVID. Die Studie von Helmholtz Munich und der LMU zeigte, dass mRNA-COVID-19-Impfstoffe die Anreicherung des Spike-Proteins im Gehirn deutlich reduzieren können.
- Früherkennung und Behandlung: Neurologische Komplikationen sollten frühzeitig erkannt und behandelt werden, um langfristige Schäden zu vermeiden.
- Gesunder Lebensstil: Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung, ausgewogener Ernährung und Stressmanagement kann das Immunsystem stärken und das Risiko für neurologische Erkrankungen reduzieren.
Bedeutung der Forschung
Prof. Ulrike Protzer, leitende Virologin bei Helmholtz Munich und an der Technischen Universität München, betont die weitreichende Bedeutung der Studie: „Angesichts der anhaltenden globalen Auswirkungen von COVID-19 und des zunehmenden Interesses an Langzeitfolgen ist diese Studie, die neue Erkenntnisse über Invasionswege ins Gehirn und unerwartete langfristige Wechselwirkungen mit dem Wirt liefert, besonders relevant.
Lesen Sie auch: Erfahren Sie mehr über Neuroteam Elmenhorst
Post-Vac-Syndrom: Eine Übersicht
Das Post-Vac-Syndrom (PVS) ist eine Impfkomplikation, bei der Patient*innen an einer LC-ähnlichen Symptomatik leiden, ohne zuvor an COVID-19 erkrankt zu sein. Typisch ist, dass die Beschwerden mit mehreren Wochen Latenz nach der Impfung ihren Höhepunkt erreichen und jahrelang persistieren können. Das Krankheitsbild ist, ähnlich wie LC, mit einer Vielzahl an Symptomen verbunden, bei denen häufig Fatigue, kardiovaskuläre und neurologische Symptome im Vordergrund stehen. Oft führen körperliche oder geistige Beanspruchung zur Beschwerdezunahme, der sogenannten Post-Exertional-Malaise. Phasenweise bestehen zudem Gelenk-, Glieder- und Kopfschmerzen.
Definition und Diagnose
Angelehnt an die LC-Definition von der Weltgesundheitsorganisation bietet sich für die klinische Praxis an, von einem PVS auszugehen, wenn innerhalb von drei Monaten nach einer COVID-19-Impfung Beschwerden auftreten, die mindestens zwei Monate andauern und nicht anders erklärt werden können.
Therapieansätze
Zu den Therapieansätzen, die teilweise denen von LC entsprechen, existieren derzeit nur kleinere Studien oder Expertenmeinungen. Heilversuche werden hierzulande nach ausgiebiger Diagnostik unter anderem an der Marburger Post-Vax-Ambulanz, den Post-Vac- bzw. LC-Ambulanzen der Unikliniken in Augsburg, Hannover, Göttingen, Erlangen und weiteren Hochschulen unternommen. Sie erfolgen teilweise im Rahmen von Studien. Zum Einsatz kommen international derzeit unter anderem Statine und AT1-Antagonisten (Uni Marburg), Triple-Antikoagulation (Uni Stellenbosch, Südafrika) oder extrakorporale Blutwäscheverfahren. In den USA sind zudem Maraviroc, Ivermectin, Nattokinase und andere Substanzen verbreitet. Diese werden auch hierzulande in einigen Praxen eingesetzt. Die meisten Therapien werden durch ein personalisiertes Energiemanagement (sogenanntes Pacing) und Diäten ergänzt.
Selbsthilfe und Unterstützung
PVS-Patienten sind meist körperlich, kognitiv und sozial erheblich eingeschränkt, viele dauerhaft berufsunfähig. Mit hohem Leidensdruck und großer Krankheitskomplexität stellen sie die Behandler vor Herausforderungen. Wegen der Unkenntnis über das Krankheitsbild werden weiterhin viele Patienten von ihren Behandlern psychiatrisiert und damit zusätzlich belastet.
Wichtig ist für viele Betroffene in dieser Gemengelage die Selbsthilfe. Bundesweit existieren zahlreiche Gruppen, deren Bundesverband CoVeRSE e. V. ihnen ehrenamtlich Hilfestellung und Interessenvertretung in der Politik bietet. Betroffenen kann der Verein helfen, eine lokale Gruppe zu finden. Dort erfahren sie über Gespräche psychosoziale Entlastung, können sich über Studien- und Therapieangebote austauschen und ihr Wissen durch Fachvorträge erweitern.
Was Neurologie-Patienten bei Corona beachten müssen
Neurologische Patient*innen sollten bei Corona einige besondere Aspekte beachten.
Impfung
Die zugelassenen Impfstoffe sind nach jetzigem Kenntnisstand sicher. Bei etwa zehn von einer Million Geimpften kann es schwere allergische Reaktionen geben. Das ist also extrem selten. Vor dem Impfen wird man außerdem nach Allergien gefragt. Die muss man auf jeden Fall angeben. Sollte es trotzdem eine Reaktion auf die Impfung geben, passiert das kurz danach. Man wird daher noch 15 Minuten vor Ort überwacht.
Es wurde ein insgesamt statistisch gering erhöhtes Risiko für Thrombosen (ca. 1:100.000) - vor allem des zerebralen Venensystems - bei jüngeren Frauen beobachtet und bei einem Teil der Betroffenen haben sich diese Thrombosen zusammen mit einer erniedrigten Zahl von Blutplättchen gebildet. Dieser Mechanismus deutet auf einen ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung hin. Daher wird auf Empfehlung der „Ständigen Impfkommission“ der Impfstoff nur noch für Personen über 60 Jahre empfohlen, bei denen diese Thrombosen nicht aufgetreten sind.
Symptome nach der Impfung
Falls geimpfte Personen nach einer Impfung Symptome entwickeln, die über die „üblichen“ grippeähnlichen Beschwerden für 1 bis 4 Tage hinausgehen, sollten sie einen Arzt aufsuchen. Symptome für eine Sinus- bzw. Leitsymptome von cerebralen Sinus- und Venenthrombosen (CSVT) sind anhaltende Kopfschmerzen und andere neurologische Symptome. Vorübergehende Kopfschmerzen sind bei vielen Menschen hingegen eine normale Impfreaktion. Zum Arzt gehen sollten Personen, die in den ersten zwei bis drei Wochen nach der Impfung über einen Zeitraum von mehreren Tagen neuartige und ungewöhnlich starke Kopfschmerzen bemerken, welche auf die üblichen, frei verkäuflichen Schmerzmittel nicht oder nur unzureichend ansprechen.
Neurologische Vorerkrankungen
Neurologische Patient*innen sollten sich impfen lassen. Denn einige neurologische Krankheiten können mit einem erhöhten Risiko einhergehen, dass man im Fall einer Corona-Erkrankung einen schwereren, lebensbedrohlichen Verlauf mit Beatmung erleidet als zuvor Gesunde. Dabei spielt nicht die neurologische Krankheit selbst die entscheidende Rolle, sondern die damit verbundenen allgemeinen Risiken wie beispielsweise Immobilität, Ausmaß von Lähmungen, Einschränkungen der Atmung usw.
Grundsätzlich ja, das sehen alle wissenschaftlichen Empfehlungen so, weil bei allen derzeit zugelassenen Impfstoffen keine aktiven Krankheitserreger verabreicht werden. Bei bestimmten Medikamenten gegen Multiple Sklerose kann es allerdings sein, dass sich die Impfwirkung nicht oder nicht voll entfaltet. Man kann dann zwischen der letzten Gabe des immunwirksamen Medikaments und der Impfung einen festgelegten Abstand einhalten.
Besonders durch Corona gefährdet sind Personen mit Demenz, weil sie die Verhaltens- und Hygieneregeln oft nicht mehr befolgen können. Patienten mit neuroimmunologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose scheinen kein höheres Risiko zu haben, sich mit Corona zu infizieren oder einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden.
Telemedizinische Beratung
Ungeimpfte Patienten vermeiden mitunter zum Neurologen zu gehen - aus Angst vor Ansteckung. Sie sollten zunächst telefonisch Kontakt zu ihrem behandelnden Neurologen aufnehmen und die Symptome oder Probleme schildern. Einige Neurologen bieten auch telemedizinische Sprechstunden an.
Schlaganfall
Gerade bei Problemen oder neuen Symptomen sollten neurologische Patienten immer zum Arzt gehen, auch in Corona-Zeiten. Bei Symptomen eines Schlaganfalls muss man immer und sofort einen Arzt aufsuchen. Das sind Symptome eines Schlaganfalls und da ist Schnelligkeit der wichtigste Faktor. Wird der Patient binnen weniger Stunden nach Einsetzen der Symptome behandelt, hat man gute Therapiechancen. Da können verstopfende Gerinnsel in den Hirngefäßen aufgelöst oder mit einem Katheter entfernt werden.
Long COVID
Die Spätfolgen können jeden Corona-Patienten treffen, auch junge und an sich gesunde Menschen. Die häufigsten anhaltenden Symptome sind Müdigkeit und Erschöpfung. Viele der Corona-Patienten leiden darunter auch nach Ende der Infektion (Long Covid-19-Syndrom). Betroffen sind mitunter sogar Patienten, die nur eine milde und wenig kraftzehrende Infektion hinter sich haben.
Eine vermehrte Müdigkeit und eine reduzierte Belastbarkeit bzw. Erschöpfung (Fatigue) gehört zu den häufigsten anhaltenden Symptomen nach einer Corona-Infektion. Aber auch Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen können auftreten. Dabei können diese Symptome im Verlauf sehr variieren und unterschiedlich an bestimmten Tagen ausgeprägt sein. Bei anhaltenden Symptomen und fehlender Besserung kann eine Objektivierung der Symptome beim Arzt helfen.
Auch bei Betroffenen mit anfänglich nur leichten Symptomen, können Beschwerden auftreten. Nach aktuellem Kenntnisstand, können die Beschwerden von wenigen Tagen bis hin zu Monaten anhalten.
Ursachen von Kopfschmerzen
Die Ursachen von Kopfschmerzen nach einer Corona-Infektion sind noch nicht ausreichend bekannt. Allerdings berichten viele Patienten im Rahmen der Infektion und auch noch Wochen danach von Kopfschmerzen, manchmal sogar als einziges Symptom überhaupt.
Es gibt verschiedene Ursachen. Zum einen kann das Coronavirus durch unterschiedliche Mechanismen ins Nervensystem vordringen, z.B. über die Nasenschleimhaut und die Riechnerven Richtung Gehirn vordringen und so neurologische Symptome auslösen. Bei schwer erkrankten Corona-Patienten entstehen die meisten neurologischen Probleme aber aus anderen Gründen. Nämlich weil der Körper mit einer zu starken Entzündungsreaktion auf das Virus antwortet, das Immunsystem falsch reagiert, das Blut vermehrt gerinnt oder die Gefäßwände geschädigt werden. Ein weiterer Grund können auch die mit Corona verbundenen Atemprobleme sein.
Wann zum Arzt?
Sind der Geschmack oder Geruch gestört, braucht man nicht gleich zum Neurologen zu gehen. Wenn man genesen ist, stellen sich beide meist nach wenigen Tagen wieder ein. Ähnlich ist es bei Kopfschmerzen nach Corona. Halten die Beschwerden länger an, wird der Hausarzt einen zum Neurologen überweisen. Das gleiche gilt, wenn sich neurologische Symptome erst einstellen, nachdem man eine erkannte Infektion bereits überstanden hat. Das können Probleme sein, sich zu konzentrieren, Wörter zu finden oder ein Kribbeln in den Gliedmaßen.
Bei deutlichen Einschränkungen und/oder unklaren Symptomen kann es sinnvoll sein, eine Post-Covid-Ambulanz aufzusuchen. Hier können diese Symptome näher untersucht und insgesamt eingeordnet werden. Bei schweren Symptomen sollte man sich immer sofort in die Notaufnahme eines Krankenhauses bringen lassen oder den Notruf wählen. Eile geboten ist z.B. bei Lähmungen, schwerer Benommenheit oder Verwirrtheit. Dasselbe gilt bei den typischen Anzeichen eines Schlaganfalls.
Dauer der Symptome
Die Probleme können von wenigen Tagen bis hin zu einem Jahr und länger anhalten. Eine anhaltende Müdigkeit oder Erschöpfung (Fatigue) etwa kann Wochen und Monate dauern. Viele Spätfolgen bilden sich in den ersten Wochen aber oft deutlich zurück.
Umgang mit Spätfolgen
Zunächst: Abwarten und Tee trinken - so könnte die Devise bei Corona-Spätfolgen lauten. Denn meistens verschwinden sie nach einiger Zeit von selbst. Vielen Betroffenen hilft in dieser Zeit ein „Symptom-Tagebuch“, in dem sie täglich festhalten, wie die Beschwerden sich entwickeln. So sieht man, dass es Stück für Stück besser wird.
Manche Spätfolgen lassen sich durch eine gezielte Reha behandeln. Also etwa, wenn man in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, anhaltende Lähmungen hat oder dauerhaft erschöpft ist. Es wird empfohlen, dass Betroffene bei einer Dauer von über vier Wochen zur Abklärung der möglichen Ursache zum Neurologen und Hals-Nasen-Ohren-Arzt gehen.
Mit einer deutlich reduzierten Belastbarkeit (Fatigue) umzugehen ist schwer. Am besten fährt man das Alltagsleben nur ganz langsam wieder hoch, lässt sich Zeit und passt die körperlichen Anstrengungen stufenweise an. Eine Überanstrengung sollte hierbei vermieden werden. Ebenso sollte man Stress als verstärkenden Faktor vermeiden. Sehr hilfreich kann auch ein Symptomtagebuch sein. Zum Beispiel, indem man jeden Tag mit einer Farbe der Ampel bewertet. Rot steht für schwere Symptome, gelb für mittelschwere und grün heißt, es wird schon besser.
Kopfschmerzen
Kopfschmerzen können unterschiedlichster Art und Ursache sein und müssen nicht von der Corona-Infektion herrühren. Sie sollten daher versuchsweise Schmerzmedikamente einnehmen, aber nicht länger als eine Woche am Stück. Wenn der Kopfschmerz von den Medikamenten in ausreichender Dosierung nicht besser wird, sollten Sie zum Hausarzt gehen. Bevor Sie das tun, ist es hilfreich, wenn Sie einige Fragen zu Ihrem Kopfschmerz beantworten können: Wann tritt er auf, wie lange hält er an, wird er durch etwas verstärkt oder gemildert? Gibt es Begleitsymptome?
Viele Folgeerscheinungen von Corona bessern sich bereits in den ersten acht bis zehn Wochen nach der Infektion deutlich.
Reha-Antrag
Eine Reha erfolgt entweder direkt nach dem Krankenhaus. Oder man beantragt sie, wenn die Spätfolgen so gravierend sind, dass der Patient berufsunfähig werden könnte. Der Hausarzt hilft dann, den Antrag für die Reha zu stellen und begründet, warum sie medizinisch notwendig ist.
tags: #neurologische #schmerzen #nach #covid #impfung #ursachen