Neurolyse und Dekompression eines Nerven: Behandlung von Nervenkompressionssyndromen

Nerven sind essenzielle "Kabel" im Körper, die elektrische Impulse nutzen, um Informationen zu übertragen. Sie ermöglichen es uns, Berührungen und Temperaturen zu fühlen und unsere Muskeln zu bewegen. Wenn ein Nerv durch umliegendes Gewebe eingeengt wird, kann dies zu Schäden und Beschwerden führen. Die Neurolyse und Dekompression eines Nerven sind operative Verfahren, die darauf abzielen, diese Einengung zu beseitigen und die Nervenfunktion wiederherzustellen.

Was ist ein Nervenkompressionssyndrom?

Ein Nervenkompressionssyndrom entsteht, wenn ein peripherer Nerv außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks chronisch eingeengt wird. Diese Einengung führt zu einem erhöhten Druck auf den Nerv, der dadurch geschädigt werden kann. In schweren Fällen kann dies zu Lähmungserscheinungen führen.

Ursachen und betroffene Körperbereiche

Die Ursachen für ein Nervenkompressionssyndrom sind vielfältig und können je nach betroffener Körperstelle variieren. Man unterscheidet zwischen chronischen (im zeitlichen Verlauf erworbenen) und akuten (durch ein Ereignis ausgelösten) Nervenkompressionen.

Häufige Ursachen sind:

  • Abnutzungserscheinungen (Arthrose)
  • Rheuma
  • Entzündungen (Arthritis)
  • Vernarbungen oder Brüche nach Unfällen
  • Verknöcherungen
  • Das Tragen eines Gipses oder Schwellungen
  • Veränderungen an Gewebe oder Sehnen

Nerven verlaufen durch natürliche Engstellen im Körper, beispielsweise an Knochen oder Sehnen. Wenn diese Engstellen chronisch verkleinert sind, entsteht Druck auf den Nerv.

Lesen Sie auch: Behandlung bei Nervenkompression

Häufige Nervenkompressionssyndrome sind:

  • Karpaltunnelsyndrom: Einengung des Nervus medianus im Handgelenk.
  • Sulcus Ulnaris Syndrom (Kubitaltunnelsyndrom): Einengung des Nervus ulnaris an der Innenseite des Ellenbogens.
  • Wartenberg-Syndrom: Betrifft den Oberarmspeichennerv.
  • Morton-Metatarsalgie: Schmerzhafte Erkrankung im Mittelfußbereich.
  • Tarsaltunnelsyndrom: Einengung des Schienbeinnervs.
  • Meralgia Paraesthetica: Betrifft den Hüftnerv.

Symptome

Eine chronische Einengung eines peripheren Nervs kann sich durch unterschiedliche Symptome äußern. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Kribbeln oder "Ameisenlaufen"
  • Sensibilitätsstörungen
  • Taubheitsgefühle
  • Missempfindungen (Parästhesien)
  • Ausstrahlende oder stechende Schmerzen
  • Funktionsausfälle
  • Schwächeerscheinungen
  • Lähmungserscheinungen

Ein unbehandeltes Nervenkompressionssyndrom kann zu einer Schädigung des Nervs und in weiterer Folge zu bleibenden Lähmungen führen.

Diagnose

Die Diagnose eines Nervenkompressionssyndroms erfordert eine sorgfältige Untersuchung durch einen Neurologen oder anderen Facharzt. Ziel ist es, die Ursache der Kompression festzustellen.

Nach der Diagnose wird zunächst versucht, die Nervenkompression konservativ zu behandeln. Dazu gehören beispielsweise:

Lesen Sie auch: Wie Neuronen Signale übertragen

  • Physiotherapie
  • Medikamente (z. B. Kortison)
  • Elektrotherapie
  • Schonung
  • Tragen von speziellen Schienen

Wenn die konservative Therapie keinen Erfolg verspricht, können operative Maßnahmen in Betracht gezogen werden.

Neurolyse und Dekompression: Operative Behandlung

Unter Dekompression versteht man die Druckentlastung des betroffenen Nervs. Dies wird im Rahmen einer Neurolyse-Operation erreicht, bei der der Nerv freigelegt wird.

Operationsmethoden

Da Nervenkompressionssyndrome vielfältige Ursachen haben und an unterschiedlichen Körperregionen auftreten können, sind Dekompressions-Operationen sehr individuell. Die Vorgehensweise kann daher nicht verallgemeinert werden.

Häufig wird eine Freilegung des peripheren Nervs erreicht, indem störendes Gewebe oder Verknöcherungen entfernt und anatomische Veränderungen minimalinvasiv beseitigt werden.

Beispiel Karpaltunnelsyndrom:

  • Offene Methode: Chirurgischer Schnitt zwischen Daumen- und Kleinfingerballen (Karpalband). Entfernung von Gewebe, das für die Einengung des Nervs verantwortlich ist.
  • "Schlüssellochtechnik": Winziger Schnitt quer entlang der Beugefalte des Handgelenkes. Einführung eines Endoskops zur Durchführung der Operation.

Andere Operationen an Nerven und Nervenganglien

Neben der Dekompression bei Nervenkompressionssyndromen gibt es weitere operative Eingriffe an Nerven, wie:

Lesen Sie auch: Was macht ein Neurologe wirklich?

  • Transposition eines Nerven: Verlagerung des Nerven, um ihn aus einem Bereich mit hohem Druck zu entfernen.
  • Nervenrekonstruktion: Bei Nervenverletzungen können Nervennähte oder -transplantationen erforderlich sein, um die Nervenfunktion wiederherzustellen.
  • Neurolyse bei Narbenbildung: Lösung von Verwachsungen um einen Nerv, z. B. bei Narbenbildung nach Verletzungen oder Frakturen (äußere Neurolyse).

Neurodestruktion: Zerstörung von Nervengewebe (wird nur in Ausnahmefällen angewendet)

Bei neurodestruktiven Verfahren (Neuroablation, Neurolyse, Neurochirurgische Schmerztherapie) handelt es sich um invasive Eingriffe zur langfristigen Ausschaltung von Nerven bzw. Nervengeflechten. Diese Verfahren werden nur in Ausnahmefällen bei extrem starken chronischen Schmerzzuständen eingesetzt, wenn andere Behandlungsmethoden nicht erfolgreich waren.

Die Destruktion des Nervengewebes kann auf verschiedene Arten erfolgen:

  • Chemische Neurolyse: Injektion von neurotoxischen Substanzen (z. B. Alkohol, Phenol) an das Zielgewebe.
  • Thermokoagulation: Zerstörung des Nervengewebes durch Hitze.
  • Kryochirurgie (Kyrotherapie, Vereisung): Zerstörung des Nervengewebes durch Kälte.
  • Chordotomie: Chirurgische Durchtrennung der Schmerzbahn im Rückenmark.
  • Rhizotomie: Durchtrennung der Hinterwurzel im Hinterhorn des Rückenmarks.

Wichtig: Neurodestruktive Verfahren sind mit erheblichen Komplikationen und Risiken verbunden und werden nur als letzte Therapiestufe in Betracht gezogen.

Nachsorge

Die Nachsorge nach einer Dekompressions-OP ist individuell und hängt von der Art des Eingriffs ab. In der Regel wird die Wunde mit einem selbstauflösenden Faden vernäht und ein Wundverband angelegt.

Häufig ist eine postoperative Physio- und Ergotherapie notwendig, um die Muskulatur zu aktivieren und die Beweglichkeit wiederherzustellen. Auf Sport sollte in der Regel mindestens 6 Wochen verzichtet werden.

Risiken und Komplikationen

Wie bei jedem operativen Eingriff gibt es auch bei der Neurolyse-OP einige Risiken. Dazu gehören:

  • Operationsfehler
  • Verletzung des Nervs
  • Probleme bei der Wundheilung
  • Entzündungen oder Infektionen
  • Mitzerstörung anderer Nervenfasern (bei neurodestruktiven Verfahren)

Es ist wichtig, sich von einem erfahrenen Ärzteteam behandeln zu lassen, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren.

tags: #Neurolyse #und #Dekompression #eines #Nerven