Maßnahmen zur Vorbeugung von Chemotherapie-induzierter Neuropathie

Die Chemotherapie ist eine lebensrettende Behandlung für viele Krebsarten, kann aber auch eine Reihe von Nebenwirkungen verursachen, darunter die Chemotherapie-induzierte periphere Neuropathie (CIPN). CIPN ist eine Nervenschädigung, die Kribbeln, Taubheit, Schmerzen und Schwäche in Händen und Füßen verursachen kann. In einigen Fällen kann CIPN schwerwiegend und behindernd sein. Es gibt verschiedene Maßnahmen, die ergriffen werden können, um CIPN vorzubeugen oder zu behandeln.

Was ist Chemotherapie-induzierte periphere Neuropathie (CIPN)?

CIPN ist eine häufige Nebenwirkung bestimmter Chemotherapeutika. Es entsteht durch Schädigung der peripheren Nerven, die für die Übertragung von Signalen zwischen Gehirn und Rückenmark und dem Rest des Körpers verantwortlich sind. Wenn diese Nerven geschädigt werden, können sie keine Signale mehr richtig übertragen, was zu einer Vielzahl von Symptomen führt.

Symptome der CIPN

Die Symptome der CIPN können von Person zu Person variieren, aber einige häufige Symptome sind:

  • Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Händen und Füßen
  • Brennende oder stechende Schmerzen
  • Schwäche in Armen und Beinen
  • Verlust des Gleichgewichts
  • Schwierigkeiten beim Gehen
  • Empfindlichkeit gegenüber Berührungen
  • Schwierigkeiten beim Greifen von Gegenständen
  • Muskelschwund
  • Hör- oder Sehstörungen

Die Symptome beginnen oft in den Fingerspitzen und Zehen und breiten sich dann auf Hände und Füße aus. In manchen Fällen können sich die Symptome auch auf andere Körperteile ausbreiten.

Risikofaktoren für CIPN

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die das Risiko einer CIPN erhöhen können, darunter:

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  • Bestimmte Chemotherapeutika, insbesondere Platinverbindungen, Taxane und Vinca-Alkaloide
  • Hohe Dosen von Chemotherapie
  • Lange Behandlungsdauer
  • Vorhandensein anderer Erkrankungen wie Diabetes oder Neuropathie
  • Alkoholmissbrauch
  • Genetische Faktoren

Es ist wichtig, mit Ihrem Arzt über Ihre Risikofaktoren für CIPN zu sprechen, bevor Sie mit der Chemotherapie beginnen.

Maßnahmen zur Vorbeugung von CIPN

Obwohl es keine Möglichkeit gibt, CIPN vollständig zu verhindern, gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die ergriffen werden können, um das Risiko zu verringern oder die Schwere der Symptome zu lindern:

  • Frühe Erkennung und Behandlung: Informieren Sie Ihren Arzt sofort, wenn Sie während der Chemotherapie Symptome einer Neuropathie entwickeln. Eine frühzeitige Intervention kann helfen, dauerhafte Schäden zu verhindern.
  • Dosisanpassung: Wenn Sie Symptome einer CIPN entwickeln, kann Ihr Arzt die Dosis Ihres Chemotherapeutikums reduzieren oder die Behandlung ganz abbrechen.
  • Kryotherapie: Die Kühlung von Händen und Füßen während der Chemotherapie kann dazu beitragen, die Nerven zu schützen. Dies kann durch das Tragen von Kühlhandschuhen und -socken oder durch die Verwendung von Eisbeuteln erfolgen. Studien haben gezeigt, dass eine systematische Hand-Fuß-Kühlung auf 10-12 Grad unmittelbar zum Zeitpunkt der Chemotherapie für 30-60 Minuten eine nachhaltige prophylaktische Anwendung zur Vermeidung von CIPN sein kann.
  • Kompression: Das Tragen von eng anliegenden Operationshandschuhen oder Kompressionsstrümpfen während der Chemotherapie kann ebenfalls dazu beitragen, die Nerven zu schützen.
  • Bewegung und Sport: Regelmäßige Bewegung kann dazu beitragen, die Durchblutung der Nerven zu verbessern und die Symptome der CIPN zu lindern. Geeignete Aktivitäten sind beispielsweise Walking, Yoga, Tai Chi und sensomotorisches Training.
  • Ergotherapie und Physiotherapie: Diese Therapien können Ihnen helfen, mit den Symptomen der CIPN umzugehen und IhreFunktion und Lebensqualität zu verbessern. Ergotherapeuten können Ihnen helfen, Strategien für alltägliche Aufgaben zu entwickeln, während Physiotherapeuten Ihnen helfen können, Ihre Kraft, Ihr Gleichgewicht und Ihre Koordination zu verbessern.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Einige Studien haben gezeigt, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmittel wie Acetyl-L-Carnitin und Alpha-Liponsäure bei der Vorbeugung oder Behandlung von CIPN helfen können. Es ist jedoch wichtig, vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Ihrem Arzt zu sprechen, da diese Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben können.
  • Medikamente: Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die zur Behandlung von Schmerzen im Zusammenhang mit CIPN eingesetzt werden können. Dazu gehören Antidepressiva, Antikonvulsiva und Schmerzmittel.
  • Sensomotorisches Training: Dieses Training kann dazu beitragen, die Nervenfunktion zu verbessern und die Symptome der CIPN zu lindern.
  • Vibrationstraining: Dieses Training kann ebenfalls dazu beitragen, die Nervenfunktion zu verbessern und die Symptome der CIPN zu lindern.

Spezifische Tipps zur Vorbeugung von CIPN im Alltag

  • Vermeiden Sie extreme Temperaturen: Wenn Sie an CIPN leiden, können Sie möglicherweise Temperaturen nicht mehr richtig spüren. Achten Sie darauf, sich vor Verbrennungen oder Erfrierungen zu schützen. Messen Sie beispielsweise die Wassertemperatur mit einem Thermometer, bevor Sie baden. Vermeiden Sie es auch, sich zu lange in kalten Umgebungen aufzuhalten.
  • Achten Sie auf Verletzungen: Aufgrund des Sensibilitätsverlusts bemerken Sie möglicherweise kleine Wunden an Händen oder Füßen nicht. Überprüfen Sie Ihre Hände und Füße regelmäßig auf Verletzungen und behandeln Sie diese sofort.
  • Tragen Sie festes Schuhwerk: Tragen Sie festes Schuhwerk, um Stürze zu vermeiden.
  • Verwenden Sie Hilfsmittel: Verwenden Sie Hilfsmittel wie Greifzangen oder Knöpfhilfen, um alltägliche Aufgaben zu erleichtern.
  • Passen Sie Ihre Umgebung an: Entfernen Sie Stolperfallen aus Ihrem Zuhause und sorgen Sie für eine gute Beleuchtung.
  • Suchen Sie Unterstützung: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, Ihrer Familie oder Freunden über Ihre Symptome. Es gibt auch Selbsthilfegruppen für Menschen mit CIPN.

Behandlung von CIPN

Die Behandlung von CIPN konzentriert sich in erster Linie auf die Linderung der Symptome und die Verbesserung der Lebensqualität. Da bereits geschädigte Nerven schwer zu behandeln sind, steht die Vorbeugung dauerhafter Schäden im Vordergrund. Hier sind einige gängige Behandlungsansätze:

  • Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel wie Antidepressiva (z. B. Duloxetin) und Antikonvulsiva (z. B. Gabapentin oder Pregabalin) können zur Linderung neuropathischer Schmerzen eingesetzt werden. Bei gelegentlichen Schmerzen können in Absprache mit dem Arzt Analgetika wie Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden. Es ist wichtig zu beachten, dass medikamentöse Behandlungen Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen haben können.
  • Bewegungstherapie: Gezielte Bewegungstherapie kann dazu beitragen, Beschwerden zu lindern und die Geschicklichkeit der Hände oder das Gleichgewicht beim Gehen zu fördern bzw. zu erhalten. Übungen, die Gleichgewicht und Koordination schulen, wie Qi Gong, Tai Chi oder Yoga, können besonders nützlich sein. Auch Laufen oder Nordic Walking kann sich positiv auf das Gangbild auswirken.
  • Ergotherapie: Ergotherapeuten können Betroffenen helfen, Strategien für alltägliche Aufgaben zu entwickeln und Hilfsmittel anzupassen, um die Selbstständigkeit zu erhalten.
  • Physiotherapie: Physiotherapeuten können helfen, Kraft, Gleichgewicht und Koordination zu verbessern.
  • SENSI-Bäder: SENSI-Bäder dienen der Stimulierung der Nerven durch das Setzen verschiedener Reize. Dies kann beispielsweise durch das Eintauchen der Hände oder Füße in Schüsseln mit Linsen, Tannenzapfen, Watte usw. erfolgen.

Forschung und aktuelle Entwicklungen

Die Forschung zur Vorbeugung und Behandlung von CIPN ist weiterhin aktiv. Wissenschaftler suchen nach neuen Medikamenten und Therapien, die Nervenschäden verhindern oder reparieren können. Einige vielversprechende Forschungsbereiche sind:

  • Nervenschützende Medikamente: Wissenschaftler suchen nach Medikamenten, die die Nerven vor Schäden durch Chemotherapie schützen können.
  • Gentherapie: Die Gentherapie könnte eines Tages eingesetzt werden, um geschädigte Nerven zu reparieren.
  • Alternative Therapien: Einige alternative Therapien wie Akupunktur und Massage können bei der Linderung von CIPN-Symptomen hilfreich sein.

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