Muskelkrämpfe im Oberbauch können sehr schmerzhaft und einschränkend sein. Sie können verschiedene Ursachen haben, von harmlosen Muskelverspannungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen von Oberbauchmuskelkrämpfen.
Muskelkontraktionen und Muskelkrämpfe
Damit sich unsere Muskeln gezielt an- und entspannen können, sendet unser Gehirn über die Nervenzellen Stromimpulse in die Muskeln. Daraufhin spannen sich die Muskeln an oder entspannen sich. Senden die Nerven aber zu viele, zu wenige oder falsche Spannungen, führt dies zu unkontrollierten Kontraktionen - was wir dann als schmerzhaften Krampf zu spüren bekommen.
Ursachen von Oberbauchmuskelkrämpfen
Die Ursachen für Oberbauchmuskelkrämpfe können vielfältig sein. Es ist wichtig zu beachten, dass Bauchschmerzen im Allgemeinen unspezifisch sind und von Ärzten so genannt werden, was bedeutet, dass es mehrere mögliche Ursachen gibt. Die genaue Lokalisation der Schmerzen im Oberbauch kann jedoch helfen, die Ursache näher einzugrenzen.
Hier sind einige der häufigsten Ursachen für Muskelkrämpfe im Oberbauch:
Muskelzerrung: Eine Bauchmuskelzerrung ist eine meist schmerzhafte Verletzung der Muskulatur des Bauches, die durch Traumen oder chronische Fehlbelastung entsteht. Traumabedingte Ursachen können Stürze oder Autounfälle sein, bei denen der Oberkörper ruckartig nach vorn und hinten geschleudert wird. Auch Überlastung durch ungewohnte Bewegungen oder sportliche Aktivitäten wie Sit-ups kann zu einer Zerrung führen. Fehlbelastungen, also unsymmetrische und unphysiologische Belastungen der Muskeln, können ebenfalls zu chronischen Schmerzen im Bereich der Bauchmuskeln führen.
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Magen-Darm-Probleme: Bauchkrämpfe können auch durch Magen-Darm-Probleme verursacht werden, darunter:
- Blähungen: Blähungen entstehen durch Luftansammlungen in den Darmschlingen und können zu mehr oder weniger starken Schmerzen führen.
- Magen-Darm-Infekte: Infektionen mit Viren wie dem Norovirus oder Bakterien wie Salmonellen können Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen verursachen.
- Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis): Häufige Anzeichen einer Gastritis sind Völlegefühl, Schmerzen im Oberbauch, Appetitmangel, Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen, Aufstoßen und Mundgeruch.
- Magengeschwür (Ulcus ventriculi): Typisch sind teils starke Oberbauchschmerzen linksseitig, aber auch im mittleren Oberbauch. Die Bauchschmerzen sind meist direkt nach dem Essen besonders stark und lassen mit der Zeit nach (bis zur nächsten Mahlzeit). Sie können aber auch unabhängig vom Essen auftreten.
- Reizmagen (funktionelle Dyspepsie): Die Verdauungsbeschwerden treten als krampfartige Bauchschmerzen und unabhängig vom Essen in Erscheinung. Oftmals gesellen sich Völlegefühl, Blähungen und Appetitlosigkeit hinzu.
- Reizdarmsyndrom: Wiederkehrende diffuse Bauchschmerzen mit Völlegefühl und dem Gefühl der unvollständigen Darmentleerung können auf ein Reizdarmsyndrom hindeuten.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Unverträglichkeiten gegenüber Laktose (Milchzucker), Gluten (Klebereiweiß) oder Fructose (Fruchtzucker) können ebenfalls Bauchkrämpfe verursachen.
- Ungleichgewicht der Darmflora: Ein Ungleichgewicht der Darmflora, beispielsweise aufgrund einer Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO), kann ebenfalls zu Bauchkrämpfen führen.
Erkrankungen der Organe im linken Oberbauch: Schmerzen links im Oberbauch können von den dort liegenden Organen ausgehen, darunter Magen, Milz, Herz, Lunge und Teile des Darms und der Bauchspeicheldrüse. Mögliche Ursachen sind:
- Milzvergrößerung (Splenomegalie): Eine leicht vergrößerte Milz verursacht nur selten Beschwerden. Wird sie jedoch größer, können mitunter Bauchschmerzen im linken Oberbauch auftreten.
- Milzriss (Milzruptur): Die Milz reißt meist durch Verkehrsunfälle, Stürze oder Schläge auf den Bauch, seltener im Rahmen einer Milzvergrößerung. Betroffene spüren teilweise starke linksseitige Oberbauchschmerzen, insbesondere wenn man auf den Bauch drückt.
- Milzinfarkt: Wird Milzgewebe nicht mehr durchblutet, geht es zugrunde. So ein Infarkt ruft in der Regel plötzlich extrem starke Bauchschmerzen hervor, die Betroffene am stärksten im linken Oberbauch verspüren. Die Schmerzen strahlen womöglich in die linke Schulter aus, hinzu kommen gegebenenfalls Übelkeit, Erbrechen und Fieber.
- Entzündungen: Infektionen und anders begründete Entzündungen können ebenfalls Schmerzen hervorrufen, wenn sie die Organe im linken Oberbauch betreffen. Beispielsweise können Lungenentzündungen, ein Magen-Darm-Infekt oder eine entzündete Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) linksseitige Oberbauchschmerzen verursachen.
- Krebs: Auch ein dort sitzender Krebs (z.B. Magenkrebs) kann Schmerzen im linken Oberbauch verursachen.
Herzprobleme: Schmerzen im linken Oberbauch können auch herzbedingt sein. Leiden Sie zudem an Schwindel, Atemnot, Schweißausbrüchen und/oder anderen Kreislaufbeschwerden, rufen Sie umgehend einen Arzt.
Andere Ursachen: Weitere mögliche Ursachen von Muskelkrämpfen sind:
- Medikamente: Vor allem Arzneimittel mit entwässernder Wirkung, wie etwa bestimmte Blutdruck- oder Cholesterinsenker, können das Risiko von Muskelkrämpfen erhöhen.
- Schilddrüsenfehlfunktion oder Diabetes: Eine unerkannte Schilddrüsenfehlfunktion oder ein Diabetes kann ebenfalls zu vermehrten Krämpfen führen.
- Stress und psychische Belastungen: Stress und andere psychische Belastungen können ebenfalls Bauchkrämpfe verursachen.
- Schwangerschaft: Eine Schwangerschaft kann ebenfalls Bauchkrämpfe verursachen.
- Rektusdiastase: Bei einer Rektusdiastase (Mittellinienbruch) stehen der rechte und der linke Muskelstrang des geraden Bauchmuskels (Musculus rectus abdominis) so weit auseinander, dass in der Bauchdecke ein senkrechter Spalt zu tasten ist. Dies kann die Funktionen der Bauchmuskeln beeinträchtigen und für die Betroffenen ein belastendes ästhetisches Problem darstellen.
Symptome von Oberbauchmuskelkrämpfen
Die Symptome von Oberbauchmuskelkrämpfen können je nach Ursache variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
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- Schmerzen: Das Hauptsymptom ist meistens der ziehende Schmerz, der im Bereich des gezerrten Bereichs auslösbar ist, aber sich auch ausbreiten kann. Die Schmerzen können dumpf, stechend, krampfartig oder kolikartig sein.
- Bewegungseinschränkungen: Schmerzbedingt kommt es meistens dann auch zu einer Bewegungsbeeinträchtigung, d.h, die Betroffenen gehen in eine Schon-, und Fehlhaltung, um den ausgelösten Schmerz zu vermeiden.
- Verspannungen: Die Bauchdecke ist oft hart und gespannt.
- Begleitbeschwerden: Zusätzlich können die Begleitbeschwerden der Bauchkrämpfe Betroffenen das Leben schwermachen, darunter Blähungen, Völlegefühl, Übelkeit bis hin zum Erbrechen und Durchfall.
Diagnose von Oberbauchmuskelkrämpfen
Die Diagnose einer Bauchmuskelzerrung wird in der Regel durch die körperliche Untersuchung gestellt. Nach der genauen Krankenbefragung wird der Behandler den Bauch mit dem Stethoskop abhören, um zu hören, wie die Darmperistaltik ist und betasten. Hierbei überprüft er, ob die Bauchdecke geschlossene ist und schaut nach, ob es auf dem Bauch Schwellungen gibt, die für eine andere Ursache wie beispielsweise einen Leistenbruch sprechen können. Des Weiteren wird er auch den Patienten bitten beugende Bewegungen im Bereich des Bauches durchzuführen, um zu sehen, wie sich die Bauchmuskeln zusammenziehen und ob die Schmerzen durch dieses Manöver verstärkt werden.
Neben der körperlichen Untersuchung und auch der Krankenbefragung gibt es noch einige bildgebende Verfahren, die bei der Diagnostik zum Einsatz kommen können. Ultraschall steht als gut geeignete Bildgebung bei der Diagnose einer Muskelzerrung des Bauches zur Verfügung. Der Untersucher wird mit dem Ultraschallkopf über den als schmerzhaft angegebenen Bauchbereich fahren und sich die Konsistenz und Beschaffenheit der Bauchmuskeln aber auch deren Verzahnung untereinander ansehen. Im Ultraschall kann man Bruchlücken und auch Flüssigkeitsansammlungen sowie auch Hämatome gut darstellen. Ein Auseinandertreiben der Bauchwandmuskeln zeigt nicht nur mindestens eine Bauchmuskelzerrung an, sondern gibt auch einen deutlichen Hinweis darauf, dass es sich um eine Muskelfaserriss oder aber eine Hernie handelt. Nicht bei alle Patienten, die einen Verdacht auf eine Bauchwandzerrung haben ist es notwendig, dass ein Ultraschall angefertigt wird.
In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, weitere Untersuchungen durchzuführen, um die genaue Ursache der Bauchkrämpfe zu ermitteln. Dazu gehören:
- Blutuntersuchung: Eine Analyse des Blutes kann helfen, einzelne Organe als Ursache unter die Lupe zu nehmen. Vor allem Werte zu Fetten, Eiweißen, Blutzucker und Hormonen sind aufschlussreich.
- Stuhluntersuchung: Laut Bundesverband Deutscher Internistinnen und Internisten kann ergänzend auch der Stuhl im Labor untersucht werden: Dabei lassen sich Rückstände von Blut und Krankheitserregern erkennen. Außerdem liefert die Farbe des Stuhls Hinweise: Gelblicher oder eher farbloser Stuhl deutet auf Probleme der Leber oder Gallenblase hin.
- Ultraschalluntersuchung (Sonografie): Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) kann der Bauchraum kontrolliert werden, um beispielsweise Gallensteine oder Tumore zu erkennen. Mit der sogenannten Endsonografie werden Hohlorgane wie Magen oder Darm untersucht. Dabei wird der Ultraschallkopf in den Körper eingeführt.
Behandlung von Oberbauchmuskelkrämpfen
Die Behandlung von Oberbauchmuskelkrämpfen richtet sich nach der Ursache. Oft braucht es keine ärztliche Hilfe - beispielsweise wenn zu enge Kleidung oder zu üppiges Essen Ursachen sind. Sind die Bauchschmerzen sehr stark und plötzlich aufgetreten, sollten Betroffene ärztliche Hilfe suchen.
Hier sind einige allgemeine Behandlungsmöglichkeiten:
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- Schonung: Das Wichtigste ist, den betroffenen Bereich zu schonen.
- Wärme: Wärme kann helfen, die Muskeln zu entspannen und die Durchblutung zu fördern. Legen Sie eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen auf den Bauch.
- Dehnübungen: Sanfte Dehnübungen können helfen, die Muskeln zu lockern und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Kinesiotaping: Im Falle der gezerrten Bauchmuskeln können ein oder auch mehrere Kinesiotapes auf die Bauchwand geklebt und dort einige Tage belassen werden. Die Patienten merken schon nach wenigen Tagen, dass es zu einer Lockerung der Muskeln im Bereich der Bauchmuskeln kommt.
- Medikamente: Unter anderem können krampflösende Medikamente helfen. Bei gasbedingten Bauchkrämpfen sind die Lefax®-Produkte gut geeignet. Die pflanzlichen Arzneimittel Iberogast® Classic und Iberogast® Advance lindern verschiedene funktionelle Magen-Darm-Beschwerden im Rahmen eines Reizmagen- und Reizdarmsyndroms, wie Magenschmerzen, Magen-Darm-Krämpfe, Völlegefühl und auch Blähungen.
Hausmittel gegen Oberbauchmuskelkrämpfe
Bei einer Bauchmuskelzerrung können verschiedene Hausmittel helfen, die Schmerzen zu lindern und die Heilung zu unterstützen. Hausmittel sollten immer nur als unterstützende Maßnahme zu den Empfehlungen des Spezialisten durchgeführt werden.
- Kühlen: In den ersten 48 Stunden nach der Zerrung kann Kühlen helfen, Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren.
- Tees: Trinken Sie entspannende und krampflösende Teesorten wie Fenchel, Pfefferminze, Kamille, Anis, Kümmel oder Salbei.
- Entspannungstechniken: Stress und Anspannung können auf die Verdauung schlagen. Wenn auch bei Ihnen die Psyche ein Auslöser für Bauchschmerzen ist, profitieren Sie von Entspannungstechniken wie dem Body Scan oder der Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson.
Vorbeugung von Oberbauchmuskelkrämpfen
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Oberbauchmuskelkrämpfen vorzubeugen:
- Bewegung: Achten Sie darauf, dass Sie sich jeden Tag mindestens 30 Minuten bewegen. Das lockert die Muskeln und fördert die Durchblutung.
- Dehnen: Nehmen Sie sich vor dem Schlafengehen ein paar Minuten Zeit, um Ihre Waden- und Oberschenkelmuskulatur jeweils dreimal für zehn Sekunden zu dehnen, indem Sie die Fersen kräftig nach unten durchdrücken.
- Trinken: Trinken wir nicht genug, kann unser Körper Nährstoffe nicht richtig transportieren. Dehydrierung ist insbesondere auch bei Sportlern und bei Hitze ein Risiko. Mindestens 1,5 Liter Wasser oder andere kalorienfreie Getränke wie Tee sollte es täglich sein. Bei hohen Belastungen ist Apfelsaftschorle ideal oder auch Wasser, dem etwas Salz zugesetzt ist.
- Ernährung: Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit ausreichend Mineralstoffen wie Magnesium, Kalium und Natrium. Statt zu Nahrungsergänzungsmitteln zu greifen, sollten Sie auf natürliche Mineralstofflieferanten wie Vollkornprodukte, Hülsenfürchte, Obst, Gemüse und Fisch setzen.
- Stressmanagement: Vermeiden Sie Stress und sorgen Sie für ausreichende Ruhephasen.
- Bewusst essen: Im Alltag isst man oft zu schnell und zu viel. Schaffen Sie sich besser eine Umgebung, in der Sie bewusst die Hauptmahlzeiten einnehmen. Langsames Essen und langes Kauen sind nicht nur magenschonend, sondern führen auch zu einem stärken Sättigungsgefühl.
- Ernährungstagebuch führen: Für Patient*innen mit Reizdarm ist es Pflicht, aber auch allgemein bei Menschen mit Verdauungsproblemen hilfreich: das Führen eines Ernährungstagebuchs. Das funktioniert sowohl mit Papier und Stift als auch digital - Hauptsache Sie notieren konsequent, was Sie essen und ob danach Beschwerden auftreten.
- Ernährung überdenken: Viele Menschen essen nicht nur zu üppig, sondern vor allem auch zu fettig, zu salzig oder zu süß. Dabei genügt es für eine gesündere Ernährung bereits, sich an ein paar einfache Regeln zu halten. Viel Zucker, Fett oder Salz verstecken sich etwa in Fertigprodukten oder gesüßten Getränken. Besser ist es, selbst zu kochen, dabei nur frische Lebensmittel zu verwenden und hauptsächlich Wasser oder Tee zu trinken. Auch die einfache Regel, täglich mehrere Portionen Gemüse und etwas Obst zu essen, hat sich bewährt. Tierische Lebensmittel hingegen sollten einen geringeren Teil der Ernährung ausmachen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
In den meisten Fällen sind Oberbauchmuskelkrämpfe harmlos und verschwinden von selbst. Wenn die Schmerzen jedoch sehr stark sind, plötzlich auftreten oder von anderen Symptomen begleitet werden, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dies gilt insbesondere, wenn Sie folgende Symptome haben:
- Heftigste Bauchschmerzen, die plötzlich einsetzen und rasch zunehmen (akutes Abdomen)
- Kolikartige Schmerzen (wellenartig), die sich mit beschwerdefreien Intervallen abwechseln
- Blitzartiger Schmerzbeginn („wie ein Messerstich“)
- Schmerzen, die in andere Körperregionen ausstrahlen (z.B. linke Schulter)
- Schleimige Durchfälle
- Blutiges Erbrechen
- Fieber
- Appetitverlust
- Starker Gewichtsverlust
- Zunehmende Verstopfung
- Brettharte Bauchdecken
- Kaltschweißigkeit
- Herzrasen
- Angst
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