Rückenschmerzen im oberen Rücken sind Schmerzen, die am oberen Ende der Wirbelsäule (Nackenregion) auftreten. Sie strahlen oftmals in Schultern, Arme und/oder Hinterkopf aus. Rückenschmerzen können im Grunde überall an der Rumpfrückseite auftreten: Häufig werden diese im unteren Rücken lokalisiert, wesentlich seltener - aber nicht weniger schmerzhaft oder einschränkend - sind Beschwerden im oberen Bereich. Die obere Rückenmuskulatur stabilisiert den Oberkörper und ist daher einer ständigen Belastung ausgesetzt. Es ist nicht verwunderlich, dass es in diesem Bereich zu Problemen kommen kann. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Nervenschmerzen im oberen Rücken, von häufigen Muskelverspannungen bis hin zu selteneren, aber schwerwiegenderen Erkrankungen.
Häufige Ursachen für Schmerzen im oberen Rücken
Muskelverspannungen
Sehr oft sind Muskelverspannungen die Ursache von Rückenschmerzen im oberen, aber auch im Rücken generell. Bei Fehlhaltungen (auch durch psychische Faktoren wie Anspannung ausgelöst), einseitigen Belastungen und mangelnder Bewegung kommt es zu einer ungleichmäßigen Belastung der Muskeln - manche Muskeln überfordert das, andere unterfordert es. In der Folge verkürzen oder verhärten sich Muskeln, dadurch kann es unter Umständen zu Verspannungen und Schmerzen kommen. Muskelverspannungen führen manchmal auch zu einem eingeklemmten Nerv und verursachen so Rückenschmerzen.
Die häufigste Ursache für Schmerzen im oberen Teil der Wirbelsäule sind Fehlhaltungen. Viele Menschen ziehen den Nacken unwillkürlich nach vorne, wenn sie am Schreibtisch sitzen. Durch unseren modernen Lebensstil, bei dem wir große Teile des Tages mit gerundetem Rücken vor dem Computer sitzen, mit nach vorne geneigtem Kopf auf das Smartphone blicken oder uns aus anderen Gründen für längere Zeit nach vorne beugen, wird aus dieser Haltung, die evolutionsbedingt nur für kurze Zeiträume vorgesehen ist, eine permanente Fehlhaltung.
Auch Muskelverspannungen aufgrund von Fehlbelastungen können Schmerzen im mittleren und oberen Rücken verursachen. Durch die permanente Anspannung und Überlastung der Muskulatur kommt es zu einer Verkürzung, Verhärtung, Überspannung und insgesamt schlechteren Durchblutung der Muskeln sowohl im mittleren und oberen Rücken als auch im Bauch- und Brustbereich. Auch die Muskeln zwischen den Rippen (Interkostalmuskeln) verspannen sich. Dabei verkürzen und verkleinern sie den Brustraum. So wird vermehrt Druck auf Gelenke, Bandscheiben, Zwerchfell und Brustbein aufgebaut.
Blockade (Wirbelblockade, Wirbelfehlstellung)
Ein verspannter Muskel zieht unter Umständen mit der Zeit einen Wirbel aus seiner normalen Position. Zu einer solchen Wirbel-Fehlstellung oder -Blockade kommt es beispielsweise auch durch ruckartige Bewegungen wie beim Sport. Wirbelblockaden verursachen mitunter Schmerzen an der Muskulatur, an den Wirbelgelenken oder den Austrittskanälen der Nerven aus dem Rückenmark und treten oft einseitig auf. Blockaden im oberen Rücken führen beispielsweise zu einem steifen Hals, Schmerzen im Nacken oder im Schulterbereich. Manchmal strahlen die Schmerzen in die Arme aus. Eine Blockade in der Wirbelsäule ist ebenfalls häufig verantwortlich für Beschwerden im oberen Rücken. Dabei sind einzelne, manchmal auch mehrere, Wirbel verschoben beziehungsweise in ihrer Bewegung eingeschränkt. Lokalisieren lässt sich die Wirbelblockade dabei im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) oder Brustwirbelsäule (BWS). Das verursacht mitunter starke Schmerzen und kann mit Kribbeln oder Taubheitsgefühlen (vorwiegend in den Armen) einhergehen, wenn nahe Nerven ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden.
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Bandscheibenvorfall
Schmerzen im oberen als auch im mittleren wie unteren Rücken sind in manchen Fällen auf einen Bandscheibenvorfall zurückzuführen. Die Bandscheiben liegen als polsterförmige Stoßdämpfer zwischen den einzelnen Wirbelkörpern. Sie bestehen aus einem weichen Gallert-Kern, umschlossen von einem Ring aus Faserknorpel. Wenn der Gallert-Kern verrutscht und die Faserhülle durchbricht, liegt ein Bandscheibenvorfall vor. Er verursacht heftige Rückenschmerzen, wenn die aus der verrutschten Bandscheibe austretende Gallert-Masse auf die benachbarten Nerven drückt. Im Hals- und oberen Brustbereich führt dies unter anderem auch zu ausstrahlenden Schmerzen in Schultern, Armen und/oder Händen. Zu einem Rückenleiden im oberen Bereich kann ferner ein Bandscheibenvorfall führen. Ein solcher bringt häufig neurologische Ausfälle wie Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühle in den Armen mit sich.
Seltenere Ursachen für Schmerzen im oberen Rücken
Pancoast-Tumor
Der Pancoast-Tumor ist eine seltene bösartige Wucherung an der Lungenspitze. Sie verursacht unter anderem Rückenschmerzen, genauer gesagt: Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule.
Erkrankungen der Organe
Verschiedene Erkrankungen und Entzündungen der Lunge können zu Schmerzen im Rücken führen. Lungenentzündung (Pneumonie): Sie wird durch Bakterien verursacht und kann neben Husten und Fieber auch zu Rückenschmerzen führen. Lungeninfarkt (Lungenembolie): Auch ein Lungeninfarkt, dessen Ursache ein angeschwemmtes Blutgerinnsel ist, kann in den Rücken ausstrahlen. Lungenkollaps (Pneumothorax): Kollabiert die Lunge sammelt sich Luft in dem schmalen Raum zwischen Lunge und Brustwand an. Das kann spontan ohne erkennbare Ursache passieren oder aber die Folge einer Erkrankung oder Verletzung der Lunge sein. Der betroffene Lungenflügel fällt bei einem Pneumothorax in sich zusammen, was zu plötzlich auftretenden Schmerzen im Brustbereich führt, die bis in den Rücken ausstrahlen können. Führend sind jedoch Atemprobleme beziehungsweise Atemnot. Entzündung des Rippenfells (Pleuritis): Die Rippenfellentzündung ist meist die Folge einer Lungenerkrankung, zum Beispiel einer Lungenentzündung. Die trockene Form dieser Erkrankung macht sich durch heftige, stechende Brustschmerzen oder Rückenschmerzen bemerkbar. COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung): Die Einnahme von Cortison bei einer COPD führt langfristig zur Osteoporose und Rückenschmerzen. Circa 65 Prozent der COPD-Patient:innen beschreiben Schmerzen im unteren Rücken. Rückenbeschwerden können durch Entzündungen und Raumforderungen mit ausstrahlendem Schmerz in die Flanken und den Lendenwirbelbereich auftreten. Nierenbeckenentzündung: Sie wird meist durch Bakterien ausgelöst und tritt vorwiegend bei Frauen auf. Besonders bei einem chronischen Verlauf können langwierige Rückenschmerzen auftreten. Nierensteine: Besonders Männer sind von Nierensteinen betroffen. Handelt es sich um kleine Steine werden sie meist mit dem Urin ausgeschieden. Ein Wirbelsäulen- oder Rippentumor kann ebenfalls zu Schmerzen im Rücken führen. Solche Tumore können gutartig, aber auch bösartig sein. Bei letzterem handelt es sich fast immer um eine Metastasierung, etwa bei Prostata-, Brust- oder Lungenkrebs. Die akute Blasenentzündung kann verschiedene Symptome mit sich bringen, etwa ständiger Harndrang, Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen im Unterbauchbereich. Wenn die Entzündung der Blase auf die Nieren übergeht, können Schmerzen in den Rücken ausstrahlen. Hinter Rückenschmerzen kann auch der Darm stecken: „Alle chronischen und auch akuten Darmerkrankungen mit Beanspruchung der Rumpfmuskulatur können zu Beschwerden führen", sagt Dr. Thomas Cegla. Im oberen Rücken lassen sich die Probleme meist auf eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder ein Geschwür zurückführen. Brustenge (Angina Pectoris): Der Herzmuskel erhält vorübergehend zu wenig Sauerstoff, wodurch ein Angina Pectoris-Anfall ausgelöst wird. Zu den Symptomen zählen Schmerzen und Enge in der Brust, Beklemmungsgefühle, plötzliche Atemnot, Übelkeit, Erbrechen und auch Rückenschmerzen. Herzinfarkt: Oft klagen vor allem Männer darüber, dass sie bei einem Herzinfarkt Schmerzen im linken Arm verspüren. Die Schmerzen während eines Herzinfarkts strahlen aber nicht nur in den Arm aus, sondern auch in andere Körperregionen, etwa zwischen die Schulterblätter in den Rücken. Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis): Viren oder Bakterien können eine Myokarditis auslösen. Diese kann zu Schmerzen im Rücken führen. Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis): Auslöser einer Perikarditis sind etwa Viren oder Bakterien, andere Erkrankungen oder eine Herzoperation. Patient:innen nehmen stechende Schmerzen hinter dem Brustbein oder im linken Brustkorb wahr.
Diagnose von Schmerzen im oberen Rücken
Die Ausprägung der Schmerzen im mittleren oder oberen Bereich des Rückens - drückend, stechend oder ziehend - sowie Ort und Zeitpunkt des Auftretens helfen dem Rückenspezialisten, die richtige Diagnose zu stellen. Brennende oder stechende Schmerzen im Verlauf eines Rippenbogens werden oft von Interkostalneuralgien verursacht. Sie werden meist durch Husten verstärkt. Einseitige Schmerzen können auf Arthrose, Gelenkblockaden oder Rippenfellentzündungen beruhen. Gleichzeitige Probleme mit der Atmung sind manchmal mit einer Lungenerkrankung oder einer Erkrankung des Rippenfells verbunden. Häufiger stecken jedoch Verspannungen der Muskulatur zwischen den Rippen oder des Zwerchfells dahinter. Gürtelförmige Rückenschmerzen weisen oft auf Gallenprobleme hin. Bauchspeicheldrüsenentzündungen und Magengeschwüre können ebenfalls in den mittleren Rücken ausstrahlen. Sie sind dann z.B. Schmerzen im mittleren Rücken seitlich links können Erkrankungen von Niere, Milz und Pankreas zugrunde liegen, auf der rechten Seite sind manchmal Leber, Gallenblase oder Darm die Auslöser. Auch die Niere kann schmerzhaft in den mittleren Rücken ausstrahlen. entzündliche Veränderungen: rheumatoide Arthritis, M.
Tauchen Rückenschmerzen das erste Mal auf, ist es immer besser, diese beim Orthopäden abklären zu lassen. Wenn Rückenschmerzen vor allem beim Einatmen auftauchen, kann das mehrere Ursachen haben. Diese reichen von einfachen muskulären Verspannungen über eine Interkostalneuralgie bis zu Wirbelblockaden. Zudem können auch Erkältungen oder eine Grippe zu Rückenschmerzen beim Atmen führen. Treten solche Schmerzen plötzlich und sehr stark auf oder halten sie länger an, sollten sie ärztlich abgeklärt werden. Schmerzen im mittleren Rücken seitlich links werden manchmal auch von erkrankten Organen ausgelöst. In Frage kommen dabei die Nierenbeckenentzündung oder Nierensteine sowie eine einseitige Entzündung des Rippenfells. Orthopädische Rückenschmerzen treten eher bei Bewegungen wie Bücken oder Aufheben schwerer Lasten auf, ein Herzinfarkt dagegen bei akuter Belastung, wie z. B. Treppensteigen oder Sport. Typisch für den Herzinfarkt sind zudem vegetative Symptome wie Kaltschweißigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Beim geringsten Verdacht auf einen Herzinfarkt muss immer der Notarzt gerufen werden. Wenn messerstichartige Schmerzen im Rücken sehr plötzlich und stark auftreten, sollte rasch ärztliche Hilfe gesucht werden.
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Da Rückenschmerzen viele Ursachen haben, ist es zunächst wichtig herauszufinden, was dem zugrunde liegt. Klarheit verschafft hier der Besuch beim Hausarzt. Er wird den betroffenen Bereich abklopfen und die Bewegungsfähigkeit des Patienten testen. Zudem können, wenn Nacken oder Halswirbelsäule betroffen sind, Kopfschmerzen hinzukommen. Starke Rückenschmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule, die mit einem Engegefühl und Atemnot einhergehen, können ernsthafte Anzeichen für einen Herzinfarkt darstellen. In einem solchen Fall sollten Sie umgehend den Notarzt rufen.
„Betroffene sollten zum einen bei Rückenschmerzen, die nicht erklärbar heftig ausfallen oder nicht mehr weggehen, eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Auch bei Schmerzen in Verbindung mit den Red Flags sollte eine sofortige Abklärung in der hausärztlichen Praxis erfolgen“, rät Dr.
Behandlung von Schmerzen im oberen Rücken
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Meist helfen spezielle Übungen, Wärme oder Schmerzmittel, die akuten Beschwerden zu lindern und die Muskeln zu entlasten. Wichtig ist außerdem, eine mögliche Fehlstellung in Zukunft zu vermeiden. Ob Medikamente oder gar eine Operation notwendig sind, wird individuell entschieden.
Konservative Behandlung
Häufig sind die Probleme muskulär bedingt, weshalb physiotherapeutische Maßnahmen wie Krankengymnastik, Wärmebehandlungen oder Massagen gegen die Verspannungen helfen können. In der Regel vergehen mit einer Lockerung der Muskulatur auch die Schmerzen wieder. Um zu vermeiden, dass es alsbald wieder zu Problemen kommt, empfehlen sich präventive Maßnahmen. Ein besonderes Augenmerk sollten Patienten dabei auf die richtige Körperhaltung legen: Besuchen Sie doch beispielsweise eine Rückenschule. Dort lernen Sie nicht nur eine aufrechte und rückenschonende Haltung - sei es nun im Stehen oder Sitzen -, häufig werden auch Entspannungstrainings sowie Übungen zur muskulären Mobilisation durchgeführt.
Bei stark verspannter Muskulatur hilft häufig eine sanfte Gymnastik, Yoga oder eine Massage. Darüber hinaus kann auch schonende Wärme helfen, die Verspannung zu lösen und den eingeklemmten Nerv im Nacken oder den Schultern zu entlasten. Schmerzstillende oder entzündungshemmende Medikamente können darüber hinaus helfen, wenn Sie sich einen Nerv im Rücken geklemmt haben. Auch einen leichten Bandscheibenvorfall können Sie mit vorsichtiger Bewegung lindern. Eine schonende Physiotherapie kann helfen, die Symptome zu lindern und eine OP zu verhindern. Ist der Bandscheibenvorfall bereits schwerer, kann eine OP beispielsweise durch minimalinvasive Verfahren erfolgen. Wurde bei Ihnen eine Spinalkanalstenose festgestellt, können ebenfalls physiotherapeutische Maßnahmen, Rückenschule oder Schmerztherapie zur Linderung der Symptome beitragen.
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Vor allem bei akuten Schmerzen zeigt Bewegung in der Regel schnell Wirkung. Bettruhe oder übertriebene Schonung ist genauso falsch wie Überlastung. Krankengymnastik/Funktionstraining: Viele Menschen lassen sich von Rückenschmerzen in eine Schonhaltung zwingen. Das vermindert die Schmerzen, aber die unnatürlichen Belastungen führen zu weiteren Verspannungen. In diesem Fall hilft eine Physiotherapie weiter. Anfangs begleitet man diese Therapie oft mit Medikamenten, um den Patienten die Angst vor dem Schmerz bei der Bewegung zu nehmen. Bei der Krankengymnastik versucht der Therapeut überwiegend durch aktive Übungen, die der Patient selbst durchführt, diesen zu mobilisieren, die Muskelkraft zu erhöhen, bessere Beweglichkeit herzustellen, um so auch Schmerzlinderung zu erreichen. Das Ziel ist, ein Muskelkorsett aufzubauen, das die Wirbelsäule stützt. Auch das Funktionstraining der Deutschen Rheuma-Liga bietet qualifizierte Übungsprogramme. Manuelle Therapie: Bei der Manuellen Therapie überwiegen die passiven Elemente. Das heißt, der Manualtherapeut versucht Störungen im Bewegungsapparat, in den Muskeln und Gelenken zu ertasten und durch manuelle Einwirkungen zu lösen. Osteopathie: Eine alternative Behandlungsform ist die Osteopathie, die bei einem gesunden Menschen von einer Balance von Körper, Seele und Geist ausgeht. Stehen diese Elemente nicht im Einklang, so bilden sich Blockaden, die zu körperlichen Schmerzen führen. Die Aufgabe des Osteopathen besteht darin, Blockaden abbauen und das Gleichgewicht aller Körpersysteme wiederherstellen. Dazu verwendet der Osteopath verschiedene Massage, Dehn- und Grifftechniken, die gleichzeitig die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen sollen. Inwieweit die Krankenkasse die Kosten übernimmt, sollten Patienten vor der Therapie klären. Akupunktur: In der Schmerztherapie kommt immer öfter auch Akupunktur zum Einsatz. Speziell bei Rückenschmerzen zeigen sich dabei Erfolge. Die Patienten sollten darauf achten, dass ein erfahrener Akupunkteur die Behandlung durchführt. Einen Teil der Kosten erstatten oft die Krankenkassen. Wärmebehandlung: Bei akuten Beschwerden kann Wärme helfen, die Muskeln zu entspannen, die Durchblutung zu fördern und so den Stoffwechsel anzuregen. Bei einer Ischias-Reizung oder anderen entzündlichen Erkrankungen kann Wärme die Schmerzen noch verschlimmern. In diesen Fällen ist es ratsam, die betroffenen Stellen zu kühlen, etwa mit gelgefüllten Coldpacks oder Eispackungen. Die Kälte verlangsamt die Übertragung der Schmerzsignale. Massage: Laut den Empfehlungen der Nationalen Versorgungs-Leitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz (NVL) soll eine Massage nicht zur Behandlung von akuten Kreuzschmerzen angewendet werden. Zur Behandlung subakuter/chronischer Beschwerden kann sie in Verbindung mit Bewegungstherapie angeboten werden. Multimodale Schmerztherapie: Wenn Schmerzen schon über eine längere Zeit anhalten, lassen sie sich oft nur schwer behandeln. Die gute Nachricht ist: Bekämpfen lassen sie sich so gut wie immer. Oft ist es dazu notwendig, dass verschiedene medizinische Fachbereiche zusammenarbeiten. Viele wissenschaftliche Studien belegen, dass sich das am besten erreichen lässt mit einer sogenannten multimodalen Schmerztherapie. Bei dieser Art der Therapie arbeiten Schmerzspezialisten Hand in Hand mit Physiotherapeuten und Psychologen. Sie wählen für den Patienten zusammen die beste Kombination aus physikalischen Therapien und psychosozialer Betreuung aus. Studien haben gezeigt, dass nach einer multimodalen Behandlung deutlich mehr Teilnehmer an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können als nach einer herkömmlichen Therapie. Rehabilitation: Auch im Rahmen einer ambulanten oder stationären Rehabilitationsmaßnahme erfolgt ein multidisziplinäres Behandlungskonzept über mehrere Wochen in einem intensiven täglichen Programm. Hier kann sehr gezielt auf die Analyse der relevanten Risikofaktoren eingegangen werden und eine entsprechend abgestimmte multimodale Behandlung umgesetzt werden, ggf. auch unter Berücksichtigung des Arbeitsumfeldes und der sozialmedizinischen Konsequenzen.
Das Ziel der medikamentösen Schmerzbehandlung ist, den Teufelskreis aus Schmerz und Bewegungslosigkeit zu durchbrechen. Bei der Behandlung starker Rückenschmerzen haben sich sogenannte Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) bewährt. Wirkstoffe wie Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen lindern Schmerzen und hemmen Entzündungen und gelten als Therapie der Wahl. Für Patienten mit ausgeprägten Herz- oder Nierenproblemen sind sie jedoch nur eingeschränkt geeignet. Bei Kontraindikationen können Cox II-Hemmer, Metamizol oder Opioide kurzzeitig eingesetzt werden. Ergänzende Medikamente: Da oft Muskelverspannungen die Rückenschmerzen auslösen, werden auch oft muskelentspannende Medikamente verordnet. Aufgrund der Nebenwirkungen (z.B. Benommenheit, Leberschädigung oder ggf. Abhängigkeit) wird hiervon in der NVL abgeraten. Spezifischer Kreuzschmerz bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen: Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis werden Kortison und langfristig wirkende Antirheumatika oder Basismedikamente einschließlich der Biologika verwendet. Sie bekämpfen nicht den akuten Schmerz, sondern hemmen die schädliche Autoimmunreaktion des Körpers. Auch beim M. Bechterew werden vor allem NSAR empfohlen. Helfen bei diesem Krankheitsbild die NSAR nicht ausreichend, kommen auch Biologika zum Einsatz. In jedem Fall sollten Betroffene mit einem Arzt besprechen, welche Mittel sie nehmen. Wer ohne ärztlichen Rat über einen längeren Zeitraum Medikamente einnimmt oder die mit dem Arzt vereinbarte Dosis überschreitet, riskiert schwere Folgen. Das gilt auch für frei verkäufliche Medikamente.
Operative Behandlung
Eine Operation ist nur dann sofort notwendig, wenn eine Nervenschädigung zu einer Störung der Blasen- und Darmkontrolle geführt hat. Dann ist es nötig, schnell innerhalb weniger Stunden zu handeln. Außerdem kann eine Operation sinnvoll sein, wenn die ins Bein ausstrahlenden Schmerzen nicht nachlassen oder der Gefühlsausfall beziehungsweise die Muskelschwäche über einen längeren Zeitraum andauern. Die häufigsten Rückenoperationen sind Eingriffe an der Bandscheibe und bei Verengungen von Wirbelkanälen (Spinalkanalstenosen). In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die operative Technik deutlich verändert und verbessert, minimal-invasive mikrochirurgische Eingriffe stehen im Vordergrund. Dennoch sind Operationen nicht immer die richtige Wahl. Neben dem unmittelbaren Operationsrisiko sollten auch die möglichen mittel- und langfristigen Probleme berücksichtigt werden. Bei einer Bandscheibenoperation entfernt der Arzt das vorgefallene Bandscheibenmaterial und entlastet so die Nervenwurzel. Es kann nach einigen Wochen allerdings zur Bildung von Narbengewebe kommen, das den Nerven erneut einengt. Bei der Spinalkanalstenosen wird ein Teil des einengenden Knochens entfernt und somit das Nervengewebe entlastet. Hier kann es im späteren Verlauf zu Instabilitäten kommen, die erneut operiert werden müssen. Bei gleichzeitiger knöcherner Entlastung und metallischer Stabilisation der Segmente kann es zu sogenannten Anschlussdegenerationen in den benachbarten Gelenken kommen. Vor der Entscheidung für einen operativen Eingriff ist es in jedem Fall ratsam, eine zweite Expertenmeinung einzuholen oder dies im Rahmen des multimodalen Therapieprogrammes gemeinsam zu besprechen. Entscheidend nach der Operation sind der Muskelaufbau und die Wiedererlangung eines Köpergefühls incl. Balance, Gangschulung, Bücken, Drehen und Heben.
Prävention von Schmerzen im oberen Rücken
Um zu vermeiden, dass es alsbald wieder zu Problemen kommt, empfehlen sich präventive Maßnahmen. Ein besonderes Augenmerk sollten Patienten dabei auf die richtige Körperhaltung legen: Besuchen Sie doch beispielsweise eine Rückenschule. Dort lernen Sie nicht nur eine aufrechte und rückenschonende Haltung - sei es nun im Stehen oder Sitzen -, häufig werden auch Entspannungstrainings sowie Übungen zur muskulären Mobilisation durchgeführt.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Vor allem plötzliche und starke, aber auch lang andauernde Schmerzen können ein Hinweis auf ein organisches Problem sein.