Okzipitalnerv: Verlauf, Anatomie und klinische Bedeutung

Die Anatomie des Okzipitalnervs ist komplex und seine Kenntnis ist entscheidend für das Verständnis und die Behandlung von verschiedenen Schmerzzuständen im Bereich des Hinterkopfes und Nackens. Dieser Artikel beleuchtet den Verlauf, die Anatomie und die klinische Bedeutung des Nervus occipitalis major und minor.

Anatomie des Okzipitalnervs

Der Nervus occipitalis major (großer Hinterhauptnerv) entspringt dem hinteren Ast des zweiten Spinalnerven (C2). Er versorgt motorisch drei Muskeln im Nackenbereich: den Musculus semispinalis capitis, den Musculus longissimus capitis und den Musculus splenius capitis. Sensibel innerviert er die Haut des Hinterkopfes bis zum Scheitel.

Der Nervus occipitalis minor (kleiner Hinterhauptnerv) stammt aus dem Plexus cervicalis, genauer gesagt aus den Spinalnerven C2 und C3. Er verläuft entlang des hinteren Randes des Musculus sternocleidomastoideus und innerviert die Haut der seitlichen und unteren Hinterkopfregion sowie einen Teil der Haut hinter dem Ohr.

Verlauf der Okzipitalnerven

Die beiden Hinterhauptnerven und der große Ohrnerv verlaufen am Hinterkopf. Der Nervus occipitalis major zieht durch den Musculus trapezius und verläuft dann zusammen mit der Arteria occipitalis nach kranial. Der Nervus occipitalis minor verläuft hinter dem Musculus sternocleidomastoideus und versorgt die Haut der seitlichen und unteren Hinterkopfregion.

Okzipitalis-Neuralgie: Reizung und klinische Symptome

Eine Reizung oder Kompression eines oder beider Okzipitalnerven kann zur Occipitalis-Neuralgie führen. Bei der Occipitalis-Neuralgie kommt es durch Irritationen oder Reizung eines der beiden Hinterhauptnerven (Occipitalnerven, Nervus occipitalis major und Nervus occiptalis minor) zu scharfen, einschießenden und stechenden Schmerzen im Bereich von Hinterhaupt (Os occipitale) und Nacken. Manchmal strahlt der Schmerz auch in Richtung Auge aus. Eine Reizung oder Druck auf den großen Hinterhauptnerven können einseitige Nacken- und Gesichtsschmerzen verursachen. Bei einer Reizung des kleinen Hinterhauptsnervens kann es sogar zu Schmerzen bis hin zu den Augen kommen. Daneben kommt es auch zu Missempfindungen in der Kopfhaut. Zu den auftretenden Sensibilitätsstörungen zählen Kribbeln, Jucken, Überempfindlichkeit, aber auch Taubheit der betroffenen Hautareale.

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Ursachen der Okzipitalis-Neuralgie

Die Ursachen einer Occipitalis-Neuralgie sind vielfältig. In den meisten Fällen ist die Ursache einer Occipitalisneuralgie eine Einklemmung des Nervens durch Muskelverspannungen der darüber liegenden Nackenmuskeln. Diese tritt v. a. bei Personen auf, die viel Zeit im Sitzen verbringen. Durch eine stundenlange Sitzhaltung kann eine dauerhafte Steifheit der Nacken- und Hinterkopfmuskulatur entstehen. Die Hinterhauptsnerven können so dauerhaft gereizt und sogar eingeklemmt werden. Auch bei Personen mit schwerer körperlicher Arbeit kann es durch häufige Wiederholung belastender Bewegungen zu einer Nervenreizung kommen.

So können die Nervenwurzeln, aus denen die Hinterhauptnerven hervorgehen, durch arthrotische Veränderungen an der Halswirbelsäule (Spondylarthrose) eingeengt werden. Weitere Ursachen sind Verletzungen der Nerven, Tumoren im Bereich des Nervens oder Infektionen. Manchmal wird der Nerv in seinem Verlauf auch durch benachbarte Arterien komprimiert und geschädigt.

Daneben kann durch ein Trauma in diesem Bereich, etwa durch eine Verletzung oder ein Sturz, mechanisch Druck auf die Nerven ausgeübt werden und so zu dieser Symptomatik führen. Das auslösende Trauma kann dabei auch mit etwas Abstand zur Verletzung zu Problemen führen. Auch degenerative Veränderungen im Bereich der Halswirbelsäule können im Alter eine Okzipitalneuralgie auslösen. Durch Arthrose in den oberen Wirbeln der Halswirbelsäule kann ein direkter Druck auf den Hinterhauptsnerven entstehen. Aber auch eine allgemeine Versteifung des Nackenbereichs in Folge der Arthrose kann eine Einklemmung der Nerven bewirken.

Sogar Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder Diabetes können einen negativen Effekt auf die Gelenke der Halswirbelsäule haben und dadurch die Halsnerven in Mitleidenschaft ziehen. Zusätzlich haben Patienten mit Diabetes ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Neuralgien im Allgemeinen, da durch die erhöhten Blutzuckerwerte die Nerven im ganzen Körper geschädigt werden können.

In seltenen Fällen können durch raumfordernde Prozesse im Austrittsbereich der Nerven in der oberen Halswirbelsäule die Nerven eingeklemmt und gereizt werden. Hierzu gehören neben Infektionen auch Tumore oder Metastasen.

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Häufig kann jedoch keine eindeutige Ursache ausgemacht werden. Dies ist aber auch in den meisten Fällen und sofern schwerwiegendere Erkrankungen ausgeschlossen werden können, auch nicht für eine erfolgreiche Therapie erforderlich.

Differentialdiagnose

Es ist wichtig, eine Okzipitalneuralgie von anderen Kopfschmerzarten zu unterscheiden. Zu den Differentialdiagnosen gehören:

  • Migräne, Cluster- oder Spannungskopfschmerzen bei starken, anfallsartigen Schmerzen
  • andere sekundäre Kopfschmerzen, die von Störungen, Verletzungen etc. ausgelöst werden
  • postherpetische Neuralgie bei Schmerzen an der Kopfhaut
  • bei starken Schmerzen im Nackenbereich auch Bandscheibenvorfälle oder andere Störungen in der oberen Halswirbelsäule

Diagnose der Okzipitalis-Neuralgie

Bei plötzlich auftretenden, starken Schmerzen im Bereich des Hinterkopfes sollte unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Wenn das Schmerzgeschehen immer wieder ohne erkennbare Ursache auftritt, sollte ebenfalls ein Arzt zur Diagnostik und Therapie hinzugezogen werden. Auch zum Ausschluss von anderen chronischen Erkrankungen wie Migräne ist eine genaue Abklärung empfehlenswert. Generell handelt es bei einer Okzipitalneuralgie um eine eher seltene Diagnose, die nicht immer zweifelsfrei gestellt werden kann. Der Fokus des behandelnden Arztes liegt deshalb hauptsächlich auf dem Ausschluss anderer Erkrankungen und der erfolgreichen Linderungen der Schmerzen durch eine geeignete Therapie.

Als Erstes werden Lokalisation und Ausprägung der Schmerzen erfragt. Wenn der Arzt bei der anschließenden körperlichen Untersuchung des Hinterkopfes einen Druckschmerz feststellen kann, ist dies ein Hinweis auf eine Okzipitalneuralgie. In der weiteren Anamnese, der Befragung des Patienten zum Krankheitsgeschehen, werden weitere Symptome wie Missempfindungen oder Überempfindlichkeiten erfasst. Um mögliche Ursachen abzuklären, erkundigt sich der Arzt nach früheren Verletzungen oder weiteren Erkrankungen, die ursächlich für die Symptomatik sein können.

Eine Option zur Diagnose kann eine anästhetische Blockade des Okzipitalnervens sein. Dabei wird der Nerv durch lokale Betäubungsmittel betäubt. Wenn dadurch eine deutliche Schmerzlinderung erzielt werden kann, liegt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine Okzipitalneuralgie vor. Zum Ausschluss von Tumoren in der Halswirbelsäule oder Ursachen, die im Kopf lokalisiert sind, kann als weitere Untersuchung ein MRT oder CT sinnvoll sein.

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Therapie der Okzipitalis-Neuralgie

Leider spricht die Occipitalis-Neuralgie auf eine medikamentöse Behandlung oft nicht an. Therapeutisch wird dann eine lokale Nervenblockade empfohlen. Bei starken Beschwerden und einem nachgewiesenen Gefäß-Nerv-Kontakt kann eine mikrochirurgische Operation zur Entlastung des Nerven (Neurolyse) helfen.

Zunächst versuche ich den gesamten Kopf- /Halsbereich manualtherapeutisch zu behandeln und eine gute Funktion aller Bestandteile der Halswirbelsäule einschliesslich des Atlas herzustellen. Dazu kommt eine Überprüfung der Kiefergelenke und der oberen Rippen, sowie der Übergang zur Brustwirbelsäule. Begleitend kann mit Neuraltherapie oder kleinen Injektionen eine bestehende Reizung adressiert werden.

Daneben können Eigenübungen oder anpassungen im Alltag maßgebliche sein. Es gibt unzählige Möglichkeiten Ihre Wirbelsäule zu stärken, Ihre Beweglichkeit zu verbessern, und Ihre Schmerzen ohne OP zu lindern. Jeder Patient zeigt ein individuelles Bild, dem man geduldig auf den Grund gehen muss. Die richtige Therapie für Ihre Gelenkschmerzen Jedes menschliche Gelenk unterscheidet sich in Funktion und Anatomie.

Myogelosen und Triggerpunkte

Myogelosen und Triggerpunkte sind kleinste Knötchen in der Muskulatur, die unter anderem zu Schmerzen führen können. Fast jeder Mensch hat Triggerpunkte. Werden diese Beschwerden durch Triggerpunkte ausgelöst, dann kannst du sie mit einer Triggerpunkt-Selbstmassage lindern bis lösen. Nur so weißt du, in welchen anderen Muskeln du neben dem Frontalis und Occipitalis nach Triggerpunkten suchen und diese massieren musst. Um deine Schmerzen ganz und nachhaltig zu lösen, empfehle ich zusätzlich, für deine Beschwerden passende Dehn- und Kräftigungsübungen auszuführen. So behandelst du auch noch weitere Schmerzauslöser in der Muskulatur und beugst der erneuten Entstehung von Triggerpunkten im Frontalis und Occipitalis und allen anderen Muskeln vor. Um aber zu beginnen, kannst du dich jetzt in einem ersten Schritt auf die Selbstmassage des Frontalis und Occipitalis konzentrieren und dich damit vertraut machen. Du kannst den Frontalis und Occipitalis am besten ertasten, wenn du sie anspannst. Als Massagetechnik kannst du die Ischämische Kompression, die Präzisen Massagestriche oder die Druck-Bewegungstechnik anwenden. Du hast den Occipitalis bereits ertastet. Allerdings gibt es noch einen kleinen Punkt in dem Muskel, welchen du ohne eine genaue Anleitung übersehen wirst. Ertaste die Vertiefung neben diesem Band. Auf dem Kopf verbinden sie sich mit dem Skalp.

Mit den richtigen Kräftigungsübungen werden all diese Muskeln stärker und belastbarer. Das heißt, dass sie nicht mehr so schnell überlasten. Die Selbstmassage ist wunderbar und der einzige Weg Triggerpunkte selbst zu lösen, aber sie hat ihre Grenzen.

Anatomische Variationen der Arteria occipitalis

Die Äste der Arteria carotis externa (ACE), wie z. B. die A. occipitalis, können als Gefäßvariation aus dem zervikalen Segment der Arteria carotis interna (ACI) entspringen. Anhand der Literatur ist die A. occipitalis der Ast der ACE, welcher am häufigsten als Gefäßvariation aus der ACI entspringt.

Newton und Young konnten diese Gefäßvariation 1968 angiographisch nachweisen. In einer neueren Studie führten Uchino et al. entsprechende Untersuchungen auch mittels MR-Angiographie durch. Diese Studie umfasste insgesamt 2866 Patienten. In 6 Fällen zeigte sich eine Anomalie der A. occipitalis, was einer Inzidenz von 0,21% entspricht. Bei 4 dieser 6 Patienten zeigte sich ein Abgang der A. occipitalis aus der ACI (bei einem Patienten trat diese Anomalie beidseits auf). Bei einem dieser Patienten ist die A. occipitalis aus der Bifurkation der Arteria carotis communis (ACC) entsprungen; bei einem anderen aus der A. vertebralis.

Die genaue Ursache der oben beschriebenen Abgangsvarianten der A. occcipitalis ist bislang noch nicht eindeutig geklärt. Ernemann et al. erklärten diese Variation anhand der Embryologie des Carotissystems zwischen der 4.

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