Ein Schlaganfall kann vielfältige Folgen haben, darunter motorische Ausfälle, die die Gehfähigkeit beeinträchtigen. Über 50 % der Schlaganfallpatienten weisen bei der Aufnahme in eine Klinik motorische Ausfälle auf, und etwa 20 % sind in ihrer Fortbewegung vollständig auf Hilfe angewiesen. Zu den häufigsten Folgen gehören Geh- und Gangstörungen, Gleichgewichtsstörungen, Bewegungsstörungen, Muskelschwäche und Lähmungen. Eine besondere Herausforderung stellt die Fußheberschwäche dar, eine der häufigsten Folgen nach einem Schlaganfall.
Was ist eine Fußheberschwäche?
Die Fußheberschwäche ist eine neurologische Erkrankung, die das Anheben des Fußes erschwert. Normalerweise sendet das Gehirn Signale an die Beinnerven, um die Bewegung zu steuern. Bei einer Nervenschädigung werden diese Impulse jedoch nicht richtig weitergeleitet. Oft ist der Peroneusnerv betroffen, der vom Oberschenkel bis zum Fuß verläuft und das Anheben der Fußspitze steuert. Wenn das Signal zum Wadenbeinnerv unterbrochen ist, kommt es zu Problemen beim Anheben des Fußes und somit beim Gehen.
Man unterscheidet drei Arten der Fußheberschwäche:
- Zentrale Fußheberschwäche: Ursache ist eine Schädigung des Zentralnervensystems (Gehirn oder Rückenmark) durch eine neurologische Erkrankung wie Schlaganfall, Multiple Sklerose, Hirnschädigung oder Rückenmarksverletzung. Diese beeinträchtigen die motorischen Bahnen zum betroffenen Bein.
- Periphere Fußheberschwäche: Frakturen, Bandscheibenvorfälle, eingeklemmte Nervenwurzeln oder Wunden, die die Nerven des peripheren Nervensystems (vom Rückenmark bis zum Muskel) verletzen, können die Ursache sein.
- Mechanische Fußheberschwäche: Die Ursache liegt direkt im Bein, beispielsweise durch einen Sehnenriss.
Weitere Faktoren, die zu einer Fußheberschwäche beitragen können, sind Bewegungsmangel, fehlende Belastung, altersbedingte Veränderungen und Degeneration der Nerven oder Muskeln. Die Fußheberschwäche kann einseitig oder beidseitig auftreten und sowohl vorübergehend als auch chronisch sein.
Was ist was?
- Fußheber- und Fußsenkermuskel: Der Fußhebermuskel (vorderer Schienbeinmuskel) ermöglicht die Beugung von Fuß und Zehen in Richtung Fußrücken (Dorsalflexion). Der Fußsenkermuskel (Teil der Wadenmuskulatur des Unterschenkels) ermöglicht die Beugung von Fuß und Zehen in Richtung Fußsohle (Plantarflexion).
- Peroneusnerv: Dieser Nerv verläuft von der Kniekehle aus am Unterschenkel entlang und steuert mehrere Muskeln im Unterschenkel.
- Schwäche: Medizinisch bezeichnet der Verlust oder die Verringerung von Muskelkraft als Schwäche. Betroffene sind nicht in der Lage, einen Muskel normal zu bewegen. Eine Fußheberschwäche bedeutet den Kraftverlust der Muskeln, die den Fuß heben.
- Lähmung (Plegie): Die Muskeln können komplett nicht angespannt werden. Die Muskulatur ist durch eine Nervenschädigung vollständig gelähmt.
- Unvollständige Lähmung (Parese): Die Muskelkraft ist gemindert und es kommt zu teilweisen Ausfällen motorischer Funktionen.
Folgen der Fußheberschwäche
Eine Fußheberschwäche kann weitreichende Folgen haben:
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- Einschränkungen der Mobilität
- Gangstörungen und Veränderungen des Gangbildes
- Erhöhtes Stolper- und Sturzrisiko
- Verminderte Fußkontrolle
- Fehlhaltungen
- Unsichere Schritte
- Verkrampfen der Zehen
- Schmerzen in Rücken, Knie, Hüfte oder Becken
- Schwächung der Muskulatur
- Eingeschränkte Gelenkbewegung
- Eingeschränkte Gleichgewichtskontrolle
- Verlangsamung der Gehgeschwindigkeit
- Einschränkung der Gehstrecke
- Notwendigkeit von Hilfsmitteln beim Gehen
Behandlung der Fußheberschwäche nach Schlaganfall
Die Behandlung der Fußheberschwäche hängt von der Ursache und der Grunderkrankung ab. Bei einem Schlaganfall ist die Behandlung der Fußheberschwäche Teil der gesamten Therapie, die von einem Neurologen geleitet wird. Die periphere und die zentrale Fußheberschwäche werden unterschiedlich behandelt. Nervenschäden sind nicht immer vollständig rückgängig zu machen, daher zielt die Therapie darauf ab, Funktionsausfälle so gut wie möglich zu beheben, die Fußhebefunktion und das Gangbild zu verbessern sowie Fehlstellungen oder Muskelabbau zu verhindern.
Zu den Therapiemöglichkeiten gehören:
- Fußheberorthesen
- Physiotherapie und gezielte Übungen
- Operation der Sehne
Die Fußheberorthese: Unterstützung für den Fuß
Eine Orthese ist ein medizinisches Hilfsmittel, das Körperabschnitte von außen stützt, entlastet, fixiert, ruhigstellt und korrigiert. Die Fußheberorthese (auch Sprunggelenk-Fuß-Orthese oder AFO-Orthese) unterstützt Betroffene beim Anheben und Abrollen des Fußes. Sie gewährleistet die Dorsalflexion der Zehen während der Schwungphase.
Fußheberorthesen:
- erleichtern das Anheben des Vorderfußes
- verbessern die Fußhebefunktion
- unterstützen den Bewegungsablauf
- helfen, die Fußmuskulatur zu stärken
- stabilisieren das Sprunggelenk
- tragen zu mehr Sicherheit und Flüssigkeit bei der Bewegung bei
- vermeiden Unsicherheiten beim Gehen
- fördern das natürliche Gehen
- können die Mobilität wiederherstellen
Welche Fußheberorthese ist geeignet?
Die Wahl der Orthese hängt davon ab, wie viel Unterstützung benötigt wird. Die Orthese wird ärztlich verordnet und im Sanitätshaus individuell angepasst.
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Dynamische Gang-Unterstützung für aktive Menschen
Die Fußheberorthese AFO Dynamic unterstützt Patienten mit Fußheberschwäche infolge eines Schlaganfalls. Die Karbonfaser-Technologie speichert und setzt Energie frei, was zu dynamischen Eigenschaften führt. Orthesen aus Karbon sind stabil und leicht. Der lange Vorfußhebel bietet volle Unterstützung beim Gehen und schont die kontralaterale Seite. Die AFO Dynamic ist besonders für aktive Patienten geeignet.
Leichte Orthese für gezielte Unterstützung
Die Fußheberorthese AFO Light hilft Menschen mit leichter bis mittelschwerer Fußheberschwäche. Sie bietet nur dort Unterstützung, wo sie erforderlich ist. Auch hier sorgt die Karbonfaser-Technologie für einen Stützeffekt beim Absetzen der Zehen. Trotz ihrer Robustheit ist die Fußheberorthese besonders leicht und fördert eine dynamische Bewegung.
Hoher Tragekomfort durch Fersenfreiheit
Die Fußheberorthese AFO Leaf Spring wird bei Fußheberschwäche, Peroneuslähmung und Fallfußsyndrom eingesetzt. Sie unterstützt bei Fehlfunktionen der Dorsalflexion, begrenzt die Plantarflexion und verhindert das Herunterfallen des Fußes. Das leichte Polypropylen-Material und die dünne, flexible Fußplatte sorgen für hohen Tragekomfort.
Weitere Hilfsmittel und Technologien
Die REHACARE, die weltgrößte Messe für Hilfsmittel und Rehabilitation, präsentiert regelmäßig Neuheiten und Bewährtes.
- Das Sanitätshaus Rahm stellte moderne Neuroorthetik vor, darunter das C-Brace von Ottobock. Diese prozessorgesteuerte Ganzbeinorthese ist für Schlaganfall-Betroffene mit Halbseitenlähmung geeignet, denen die Kraft im Oberschenkel und die Kniekontrolle fehlt. Sie unterstützt die Gehbewegung, wirkt wie ein Stoßdämpfer und verhindert Stürze.
- THERA-Trainer entwickelt robotikgestützte Therapiegeräte für Kliniken, Praxen und das Heimtraining, mit Fokus auf Arm- und Beintraining, Stehen und Balance sowie robotisches Gangtraining.
- CUREO bietet virtuelle Therapie-Spiele für Physio- und Ergotherapie sowie Neuropsychologie.
- RECK präsentierte die Bandbreite der MOTOmed-Geräte für das Training von Armen und Beinen. Neu ist die XXL-Reihe.
- Mercado Medic produziert Spezialstühle mit Aufstehhilfe für das Büro und zuhause, geeignet für Schlaganfall-Betroffene mit Beeinträchtigung der Beine.
- Die Carbonhand-Orthese von Exxomove verstärkt die reduzierte Greifkraft einer Hand.
- HASE Bikes stellte das „Kettwiesel one“ vor, ein Premium-Dreirad mit E-Antrieb.
- Easy-Up von Handigood ist ein Einhänder-Hilfsmittel, das Gegenstände fixiert und einhändige Hausarbeiten ermöglicht.
- PARAVAN präsentierte umgerüstete Fahrzeuge mit Unterflurrampe.
- Die exomotion hand one ist eine elektronische Handorthese, die das Öffnen und Schließen der Finger ermöglicht.
Selbsthilfe und Beratung
Der Schlaganfall-Selbsthilfe Landesverband Niedersachsen informierte und beriet Betroffene und ihre Angehörigen auf der REHACARE.
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Orthesen für verschiedene Körperteile
Für die Versorgung von Schulter, Hand, Knie und Fuß gibt es verschiedene Orthesen.
- Die Schultergelenksorthese kann Schmerzen lindern und eine natürliche Haltung fördern.
- Für eine gelähmte Hand stehen vorkonfektionierte Schienen zur Verfügung.
- Eine Knieorthese soll eine Überstreckung des Knies verhindern und das Knie während des Gangtrainings sichern.
Funktionelle Elektrostimulation
Die funktionelle Elektrostimulation aktiviert die Nerven, die das zentrale Nervensystem nicht mehr ansteuert. Ein Oberflächensensor am Unterschenkel und ein Fersenschalter am Fuß aktivieren die Fußhebung im richtigen Moment. Eine Implantation des Stimulators ist ebenfalls möglich.
Kostenerstattung
Hilfsmittel, die von den Kostenträgern erstattet werden, sind im Hilfsmittelkatalog aufgeführt und erhalten eine Hilfsmittelnummer. Gemäß § 33, Sozialgesetzbuch V, sind Hilfsmittel auch ohne Hilfsmittelnummer als Einzelfallentscheidung erstattungsfähig.
Weitere Einsatzbereiche von Orthesen
Orthesen schützen, entlasten, stützen, limitieren schadhafte Bewegungen und trainieren. Sie sind wichtige Hilfsmittel in der Reha und werden für jeden Bereich des Körpers angeboten.
Arten von Orthesen
- Halswirbelsäulenorthesen (cervical)
- Rückenorthesen (orthopädisches Korsett)
- Hüftorthesen
- Knieorthesen
- Fußorthesen
- Sprunggelenk-Fuß-Orthesen
- Schulterorthesen
- Handorthesen
- Orthesen für Daumen, Finger, Ellenbogen, Arm, Wade, Leiste und Rumpf
- Wasserdichte Orthesen
Die Hilfsmittel werden in aktive und passive Orthesen unterschieden.
Ganzbeinorthesen
Ganzbeinorthesen wie die C-Brace umschließen das Bein inklusive Knie und Knöchel mit elastischen Bandagen und Schienen. Sie unterstützen bei physio- und ergotherapeutischen Maßnahmen und können dauerhaft im Alltag eingesetzt werden. Ganzbeinorthesen werden individuell angepasst.
Fazit
Orthesen sind wertvolle Hilfsmittel, um die Mobilität nach einem Schlaganfall zu verbessern. Die richtige Anpassung im Sanitätshaus ist entscheidend, um den Heilungsprozess gezielt zu unterstützen.
C-Brace: Ein Hightech-Orthesensystem
Das C-Brace ist ein Orthesensystem, das das Bein von Fuß bis Oberschenkel umschließt und sich in Echtzeit den Bewegungen anpasst. Sensortechnologie und individuelle Einstellungen per App ermöglichen es, auch schwieriges Gelände zu bewältigen. Die neue Generation ist leichter und kleiner.
Voraussetzungen und Kontraindikationen
Voraussetzung für die Nutzung des C-Brace ist ein inkompletter Querschnitt, der die Beine betrifft. Die Spastik darf nicht zu stark ausgeprägt sein. Kontraindikationen sind:
- Gewicht über 125 kg
- Mäßige bis schwere Spastik
- Beinlängendifferenz von über 15 cm
- Knievalgus-Fehlstellung von über 10°
- Beugekontraktur im Knie- bzw. Hüftgelenk von über 10°
Wie bekomme ich die Orthese?
Ein spezialisierter Orthopädietechniker prüft die Eignung für das C-Brace. Bei Zustimmung ist ein Rezept vom Arzt erforderlich. Der Orthopädietechniker fertigt zunächst eine Testorthese und anschließend die Definitivorthese an.
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