Schlaganfall: Ursachen, Risikofaktoren und innovative Forschungsansätze

Der Schlaganfall ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland, von der täglich etwa 550 Menschen betroffen sind. In etwa 80 Prozent der Fälle handelt es sich um einen ischämischen Schlaganfall (Hirninfarkt), bei dem die Blutzufuhr zu Teilen des Gehirns durch einen Blutpfropf unterbrochen wird. Verkalkte und verdickte Arterienwände sind oft die Ursache. Um die Blutversorgung des Gehirns wiederherzustellen, muss das verstopfte Gefäß geöffnet werden, meist durch medikamentöse Thrombolyse, bei der Wirkstoffe das Blutgerinnsel auflösen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für einen Schlaganfall sind vielfältig. Zu den Hauptrisikofaktoren gehören:

  • Verkalkte und verdickte Arterienwände: Dies führt zu einer Verengung der Blutgefäße und kann die Bildung von Blutgerinnseln begünstigen.
  • Herzinfarkt und Diabetes: Diese Erkrankungen sind mittlerweile zu Volkskrankheiten geworden und erhöhen das Schlaganfallrisiko erheblich.
  • Bluthochdruck: Erhöhtes Risiko für Gefäßschäden und Blutgerinnselbildung.
  • Unzureichende Gesundheitsvorsorge: Viele Menschen sind gefährdet, ohne es zu wissen, da Risikofaktoren wie Bluthochdruck und erhöhte Blutzuckerwerte oft unentdeckt bleiben.

Innovative Forschungsansätze

Die Forschung zum Schlaganfall hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht und neue Therapieansätze hervorgebracht. Einige der vielversprechendsten Bereiche sind:

Einfluss der Darmflora auf das Immunsystem

Wissenschaftler haben einen Zusammenhang zwischen der Darmflora und verschiedenen Zellen unseres Immunsystems entdeckt. Forscher des Universitätsklinikums Essen und des ISAS konnten zeigen, wie die Mikrobiota die Aktivierung von neutrophilen Granulozyten beeinflusst, was sich nach einem Schlaganfall negativ auf das Gehirn auswirken kann.

  • Neutrophile Granulozyten: Diese weißen Blutkörperchen sind die ersten Immunzellen, die nach einem Schlaganfall im Gehirn ankommen. In aktivierter Form können sie den Erholungsprozess beeinträchtigen.
  • Studien: Vergleiche von Neutrophilen von Mäusen mit gesunder Darmflora und solchen mit reduzierter Mikrobiota zeigten, dass bei einer intakten Darmflora die Immunzellen aktiver werden. Ein Mikrobiota-Defizit hingegen schützt das Gehirn vor den Folgen eines Schlaganfalls.

Kollateralen und Wiederdurchblutung

Forschungen der Universität Zürich haben gezeigt, dass Blutgefäße, die benachbarte Arterienbäume miteinander verbinden (Kollateralen), die Genesung nach einem Schlaganfall beeinflussen können. Mäuse mit einem schlechten Kollateral-Netzwerk zeigten nach der Entfernung des Blutgerinnsels eine schlechte Regeneration. Ähnliches wurde bei menschlichen Schlaganfallpatienten beobachtet. Dies deutet darauf hin, dass der Erfolg der Behandlung von der Anzahl und Qualität der Kollateralen im Gehirn abhängt.

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Künstliche Intelligenz in der Bioimaging-Forschung

Ein internationales Forschungsteam um Dr. Jianxu Chen vom ISAS hat ein Framework entwickelt, das Biomedizinern den Umgang mit datenzentrierter KI erleichtern soll. Dies ermöglicht eine optimale Nutzung von KI in der Bioimaging-Forschung.

Bildgebende Massenspektrometrie

Prof. Dr. Sven Heiles betont die Bedeutung der bildgebenden Massenspektrometrie, die den Schritt von qualitativen zu quantifizierbaren Aussagen ermöglicht. Diese Methode erlaubt es, qualitative und quantitative Daten gleichzeitig zu erheben und so vernachlässigte Tropenkrankheiten besser zu verstehen.

Bedeutung der prähospitalen Phase

Die prähospitale Phase, also die Zeit zwischen dem Beginn des Schlaganfalls und der Aufnahme im Krankenhaus, ist entscheidend für den Behandlungserfolg. Ein strukturiertes Vorgehen in dieser Phase kann die Einweisungszeit verkürzen und eine optimale Dokumentation von Anamnese, Ereigniszeitpunkt und Begleitmedikation gewährleisten.

Identifizierung eines Schlaganfallpatienten

Sowohl das Personal der Rettungsleitstelle als auch das Sprechstundenpersonal in Arztpraxen müssen in der Lage sein, einen Schlaganfall anhand standardisierter Filterfragen zu erkennen. Die Stichworte „plötzlich aufgetretene Lähmungen, akute Sprach- oder Sehstörung, stärkste erstmalig eingesetzte Kopfschmerzen sowie Vigilanzminderung“ sind Warnhinweise, die eine sofortige Krankenhauseinweisung erfordern.

FAST-Test

Der FAST-Test (face-arm-speech-test) ist ein validiertes Screening-Instrument, das auch von nicht-ärztlichen Personen angewendet werden kann. Er hilft, Schlaganfallsymptome schnell zu erkennen.

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Praktisches Vorgehen vor und während des Transportes

  • Sicherstellung der Sauerstoffversorgung bei Hypoxämie.
  • Stabilisierung des Kreislaufs.
  • Vermeidung der Gabe von antithrombotischen oder thrombozytenaggregationshemmenden Substanzen vor der zerebralen Bildgebung.

Rehabilitation und Nachsorge

Die neurologische Frührehabilitation ist wesentlich für den Erfolg der Behandlung. Eine neue Rehaklinik in Bottrop namens "prosper" bietet 30 Reha-Betten und 60 ambulante Behandlungsplätze, um Informationsverluste und Behandlungsbrüche zu vermeiden.

Neurorehabilitationspädagogik

Die Neurorehabilitationspädagogik ist eine kooperative und interdisziplinär angelegte Schnittstellendisziplin, die rehabilitationspädagogische und neurowissenschaftliche Erkenntnisse integriert. In der Klinik für neurologische Intensivmedizin und Frührehabilitation übernehmen Neurorehabilitationspädagogen die Aufgabe der Angehörigenbegleitung.

Aufklärungsinitiativen

Die Aufklärungsinitiative „Herzenssache Lebenszeit“ setzt auf den „Schlaganfallbus“, um die Bevölkerung über Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen zu informieren.

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