Die Ernährung spielt bei der Parkinson-Krankheit eine entscheidende Rolle, da sie sowohl die Wirksamkeit der Medikamente beeinflussen als auch die Lebensqualität der Betroffenen verbessern kann. Besonders bei Nahrungsverweigerung ist es wichtig, alternative Wege der Nährstoffversorgung zu finden, um Mangelernährung und deren Folgen zu vermeiden.
Ernährungsempfehlungen bei Parkinson
Es gibt keine spezielle Ernährung oder Diät, die Parkinson heilen kann. Eine zielgerichtete Kost und bestimmte Maßnahmen können jedoch die Lebensqualität der Betroffenen steigern und die Freude am Essen wiederfinden lassen. Gerade für Parkinson-Patienten ist die Nahrungsaufnahme aufgrund von Schluckstörungen, Verdauungsstörungen und vermindertem Geruchs- und Geschmacksempfinden oft problematisch.
Allgemeine Ernährungstipps
- Ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Kost ist wichtig, um den Körper mit Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Proteinen zu versorgen. Dies hilft, bei Kräften zu bleiben und Begleiterkrankungen wie Osteoporose vorzubeugen.
- Ballaststoffreiche Ernährung: Ballaststoffe verbessern die Verdauung und wirken Verstopfung entgegen, einem häufigen Problem bei Parkinson. Täglich sollten etwa 30-35 g Ballaststoffe mit ausreichend Flüssigkeit (1,5 bis 2 Liter pro Tag) aufgenommen werden. Geeignete Lebensmittel sind Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Müsli und Trockenfrüchte.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Ausreichende Trinkmengen sind sehr wichtig, da im Alter das Durstgefühl oft nachlässt. Als Grundregel gilt die Aufnahme von 2,5 Litern am Tag.
- Fünf Portionen Obst und Gemüse: Süßes sollte nur in Maßen konsumiert werden, stattdessen lieber fünf gesunde Portionen Obst und Gemüse pro Tag. Am besten frisch, möglichst unverarbeitet und nur kurz gegart. Auch Säfte sind zu empfehlen.
- Gesunde Fette: Die mediterrane Ernährung mit viel Pflanzenkost, wenig Fleisch, Ballaststoffen und gesunden Fetten ist empfehlenswert. Fischöl mit Omega-3-Fettsäuren kann ebenfalls vorteilhaft sein.
- Vorsicht bei Süßigkeiten und Milchprodukten: Diese können für dicken, zähen und schleimigen Speichel sorgen, was Schluckprobleme verstärken kann.
Ernährung und L-Dopa-Therapie
Bei der Einnahme des Parkinson-Medikaments L-Dopa ist Vorsicht beim Verzehr von Eiweiß geboten. Eiweiß kann die Wirkung von L-Dopa beeinträchtigen, da es seine Aufnahme hemmt.
- Eiweißmenge reduzieren: Bei fortgeschrittenem Parkinson sollte nicht mehr als 10% der täglichen Energie aus Eiweiß stammen.
- Eiweiß über den Tag verteilen: Die notwendige Eiweißmenge sollte in kleinen Portionen über den Tag verteilt aufgenommen werden und nicht in einer großen Mahlzeit.
- L-Dopa auf leeren Magen einnehmen: Im Idealfall eine halbe Stunde vor oder eine Stunde nach dem Essen.
Umgang mit Verdauungsproblemen
Verdauungsprobleme wie Schluckstörungen, Magenentleerungsstörungen und Verstopfung sind häufige Begleiterscheinungen von Parkinson.
- Schluckstörungen: Bei Schluckbeschwerden kann eine spezielle Dysphagie- oder Breikost empfohlen werden. Ungeeignet sind meist Speisen von körniger, trockener, faseriger oder harter Konsistenz sowie Mischkonsistenzen wie klare Suppe mit Einlagen.
- Magenentleerungsstörungen: Häufig klagen Parkinson-Patienten über Sodbrennen oder Völlegefühl, verursacht durch eine verzögerte Magenentleerung. Frischen Sie Ihren Ernährungsplan mit Fisch, Obst und Gemüse auf.
- Verstopfung: Um Verstopfungen entgegenzuwirken, ist eine ballaststoffreiche Ernährung sinnvoll. Sorgen Sie für genügend Ballaststoffe, z. B. in löslicher Form wie Flohsamen oder geschrotetem Leinsamen. Außerdem eignen sich Müsli, Trockenfrüchte in Wasser eingeweicht, Sauerkrautsaft und Vollkornprodukte.
Mangelernährung und Gewichtsverlust
Häufig verlieren Parkinson-Patienten an Körpergewicht. Sie haben weniger Appetit und Schwierigkeiten beim Essen, zum Beispiel aufgrund von Schluckstörungen und Verdauungsproblemen.
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- Energiereiche Ernährung: Bei ihrer Ernährung sollten Parkinson-Patienten darauf achten, dass ihr Essen energiereich ist, um ihre Kräfte und Fähigkeiten weitestgehend zu erhalten. Auch Süßes ist hier durchaus erlaubt, zumindest in Maßen.
- Snacks: Mehrere kleine Mahlzeiten und Snacks über den Tag verteilt können helfen, die Kalorienaufnahme zu erhöhen.
- Gesunde Fette: Eine höhere Zufuhr gesunder Fette kann ebenfalls dazu beitragen, den Energiebedarf zu decken.
Künstliche Ernährung bei Nahrungsverweigerung
Ist eine natürliche Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich, müssen die für den Körper wichtigen Nährstoffe anderweitig zugeführt werden. Eine Möglichkeit ist die künstliche Ernährung - etwa über eine Sonde oder einen Port.
Medizinische Indikation
Die Entscheidung, ob jemand eine künstliche Ernährung braucht, ist niemals leicht zu treffen. Hierfür ist immer eine medizinische Indikation erforderlich. Es muss also von Arztseite die künstliche Ernährung für eine bestimmte Person angeordnet werden. Das ist grundsätzlich dann der Fall, wenn es Betroffenen nur unzureichend oder nicht mehr möglich ist, Flüssigkeit und Nährstoffe in ausreichendem Ausmaß über den Mund bzw. den Verdauungstrakt aufzunehmen.
Formen der künstlichen Ernährung
Über die künstliche Ernährung erhält der Körper alle lebenswichtigen Nährstoffe. Dabei werden die normalen Verdauungswege teils oder ganz umgangen. Es gibt zwei Formen der künstlichen Ernährung:
- Enterale Ernährung: Über eine Ernährungssonde in den Magen. Diese Form kann dann erfolgen, wenn der Betroffene selbst nicht mehr essen kann oder darf (etwa weil aufgrund von Schluckstörungen die Gefahr zu groß ist, dass Nahrungsbestandteile in die Lunge geraten), der Magen-Darm-Trakt aber noch funktionsfähig ist. Bei der enteralen Ernährung erfolgt die Nahrungsaufnahme über eine Sonde in der Nase oder über eine Sonde direkt in den Magen. Dabei werden jeweils Mund, Rachen und Speiseröhre umgangen. Bei der Magensonde wird ein Zugang durch die Bauchdecke direkt in den Magen gesetzt. Dafür ist ein kleiner Schnitt in der Bauchdecke nötig, was unter leichter Narkose erfolgt. Beide Sonden können zu Hause verwendet werden. Die Sondennahrung enthält alle erforderlichen Nährstoffe und kann vom Darm gut verwertet werden. Sie wird entweder über viele Stunden (16h/Tag) verabreicht, was die Bewegungsfähigkeit der Person allerdings stark einschränkt. Die Nahrung kann aber auch portionsweise zu den normalen Essenszeiten verabreicht werden, was dem natürlichen Rhythmus entspricht. Die Voraussetzung dafür ist eine normale Magen-Darm-Funktion. Alle Sonden müssen regelmäßig darauf überprüft werden, ob sie dicht sind, nicht verstopft und ob die Nahrung korrekt ein- und durchläuft. Im Fall von PEG-Sonden muss die Einstichstelle täglich mit antiseptischen Lösungen gereinigt werden, vor dem Gebrauch sind die Hände zu desinfizieren und Handschuhe anzuziehen. PEG-Sonden sind ebenfalls regelmäßig zu inspizieren, und die Haut um die Eintrittsstelle muss trocken gehalten werden.
- Parenterale Ernährung: Direkt in den Blutkreislauf. Bei der „parenteralen“ Ernährung hingegen wird der gesamte Verdauungstrakt umgangen („par-enteral“ = „um den Darm herum“): Alle Nährstoffe werden in Form von Nährstofflösungen über einen Zugang in die Venen direkt in die Blutbahn geleitet. Ein intravenöser Port ist ein Zugang, der in einem chirurgischen Eingriff direkt unter die Haut gelegt wird, meist im Brustbereich. Die Verabreichung von Nährstofflösungen oder Medikamenten erfolgt nun über ein spezielles „Portnadelsystem“. Der Port ist von außen nur wenig sichtbar. ZVK (zentralvenöser Venenkatheter) oder „Venen-Verweil-Kanüle“: Der ZVK ist ein dünner Katheter, der in eine der großen Venen gelegt wird (im Arm, unter dem Schlüsselbein oder am Hals). Venenverweilkanülen sind kleinere Katheter, die in Venen etwa am Arm gelegt werden. Falls dies noch machbar ist, können und sollen auch Patienten unter parenteraler Ernährung Nahrung über den Mund erhalten. Die Nährlösung, die über eine Infusion direkt in die Venen und damit in den Blutkreislauf geleitet wird, enthält alle lebensnotwendigen Nährstoffe wie Glukose, Fett, Aminosäuren (Baustoffe von Eiweiß) oder Vitamine. Die genaue Menge und Zusammensetzung werden individuell auf die Bedürfnisse Ihres betroffenen Familienmitglieds abgestimmt. Tipp: Ist Ihr Angehöriger grundsätzlich noch mobil, empfiehlt es sich, diese Infusionen über Nacht zu verabreichen. Am wichtigsten ist die Hygiene, um Infektionen zu vermeiden. Das heißt, Sie sollten immer „sauber“ mit den Zugängen wie dem Port arbeiten (nur nach Händereinigung und Händedesinfektion) und mit intakten Materialien. Auch eine regelmäßige Reinigung des Systems ist erforderlich.
Beendigung der künstlichen Ernährung
Ja, falls die künstliche Ernährung nicht mehr erforderlich ist: etwa wenn die betroffene Person nach einem Schlaganfall wieder sicher schlucken kann, oder wenn Hindernisse im Verdauungstrakt (Narben, Tumore) entfernt wurden.
Kostenübernahme
Bei einer ärztlich verordneten Indikation für künstliche Ernährung übernimmt die Krankenkasse in der Regel die meisten Kosten.
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Patientenwille
Die Einleitung, Fortführung oder Beendigung einer künstlichen Ernährung setzt, wie eingangs erwähnt, zwingend eine medizinische Notwendigkeit (Indikation) voraus. Allerdings muss gleichzeitig der Wille des Betroffenen beachtet werden: Ein Mensch darf grundsätzlich nicht gegen seinen Willen künstlich ernährt werden. Es gibt aber auch Ausnahmen, etwa wenn die Nahrung wegen einer psychischen Störung verweigert wird . Ist die betroffene Person nicht mehr entscheidungsfähig, ist eine eventuell vorliegende Patientenverfügung rechtlich bindend. Fehlt diese, muss der mutmaßliche Wille des Betroffenen ermittelt werden.
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