Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die viele Symptome verursacht. Die meisten Menschen verbinden mit der Krankheit vor allem das typische Zittern. Doch nicht alle Betroffenen leiden unter dem sog. Ruhe-Tremor (Parkinson-Tremor). Zwar sind deutlich sichtbare Störungen der Motorik essentiell für das Krankheitsbild und die Diagnose. Aber im Frühstadium zeigt sich Morbus Parkinson oft nur durch subtile erste Anzeichen für gestörte Bewegungsabläufe, etwa in Störungen der Feinmotorik. Auch Verhaltensveränderungen oder Depressionen, Tagesmüdigkeit, Verdauungsprobleme, ein gestörter Geruchssinn und bestimmte Schlafstörungen sind mögliche Anzeichen einer beginnenden Parkinson-Erkrankung.
Neben den motorischen Symptomen können bei Parkinson-Patienten auch nicht-motorische Symptome auftreten, die die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten teils erheblich beeinträchtigen. Unter ihnen spielen neuropsychiatrische Symptome eine wichtige Rolle. Eines dieser Symptome kann eine Veränderung der Haut sein, insbesondere eine fettige Haut.
Wie Parkinson die Haut beeinflusst
Die Haut ist ein wahres Multitalent. Sie hindert Schadstoffe und Krankheitserreger daran, in den Körper einzudringen, wirkt wie eine Klimaanlage und schützt vor Verletzungen. Zugleich ist sie unser größtes Sinnesorgan, reagiert auf Berührung und nimmt Schmerzreize auf. Darüber hinaus gilt unsere sensible Hülle als „Spiegel der Seele“. Um ihre vielfältigen Aufgaben bewältigen zu können, ist sie idealerweise gesund und intakt.
Auch wenn es vielleicht nicht als Erstes in den Sinn kommt: Parkinson kann sich auch auf die natürlichen Funktionen der Haut auswirken. Krankheitsbedingt können die Talg- und Schweißdrüsen in der oberen Hautschicht übermäßig aktiv sein. Darüber hinaus verdient Ihre Haut besondere Aufmerksamkeit, wenn Sie Medikamentenpflaster nutzen oder über eine Pumpe eine nicht orale Folgetherapie erhalten.
In der Haut befinden sich spezielle Drüsen, die Talg produzieren. Dieses fetthaltige Sekret hält die oberste Hautschicht geschmeidig. Die Talgdrüsen werden vom vegetativen Nervensystem gesteuert - und das autonome Nervensystem wiederum wird von dem Botenstoff Dopamin mit beeinflusst. Fehlt es wie bei Parkinson an Dopamin, hat das zur Folge, dass die Talgdrüsen nicht ausreichend reguliert werden. Sie produzieren zu viel Talg und die Haut wird fettiger und glänzender, vor allem im Gesicht. Das kann aus kosmetischen Gründen als störend empfunden werden. Der überschüssige Talg bietet zudem einem bei jedem Menschen auf der Haut vorkommenden Hefepilz geeignete Bedingungen, um sich übermäßig zu vermehren. In der Folge kann die Haut rot werden, schuppen, jucken und sich entzünden. Der Dopaminmangel kann auch dazu führen, dass die Schweißdrüsen in der Haut zu aktiv sind. Vor allem nachts, wenn besonders wenig Botenstoff verfügbar ist, können regelrechte Schweißausbrüche auftreten.
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Eine fettige, glänzende Gesichtshaut ("Seborrhoea oleosa") war in früheren Jahren, noch vor Beginn der L-Dopa-Therapie, ein typisches Parkinson-Symptom und wurde als "Salbengesicht" bezeichnet, da es aussah, als ob sich der Betroffene eingesalbt hätte. Ursächlich wird eine vermehrte Produktion von Talg angenommen. Diese vermehrte Talgproduktion wird "Seborrhoe" genannt. Der Name setzt sich aus den Begriffen "sebum" (lateinisch) und dem griechischen Wort für Fluss zusammen - Talgfluss. Dieser übermäßige Talgfluss wird auf eine Überproduktion von Fetten durch die Talgdrüsen in der Haut zurückgeführt. Auch die Funktion der Schweißdrüsen in der Haut ist gesteigert. Bevorzugt findet sich diese ölige, fettige Hautveränderung im Gesicht (Stirn, Nase, Nasen-Lippen-Falte, Augenlider) und im Bereich der behaarten Kopfhaut.
Seborrhoische Dermatitis
Diese fettige Haut lockt bestimmte Hautkeime (Hefepilze) an, welche sich in diesem Klima wohlfühlen und übermäßig vermehren. Abbauprodukte dieser Hefepilze reizen die Haut, welche sich im Bereich der befallenen Stellen entzündet; es entsteht eine "seborrhoische Dermatitis" (Synonym seborrhoisches Ekzem), eine Hautentzündung aufgrund der Seborrhoe. Krankheitszeichen sind Rötung, gelbliche Schuppen und Juckreiz. Diese seborrhoische Dermatitis fiel bereits 1927 James Parkinson auf, dem Erstbeschreiber der Erkrankung. Der Hautausschlag betrifft insbesondere die behaarte Kopfhaut, aber auch die Augenbrauen und -lider, die Haut um die Ohren und die bereits oben beschriebene Nasen-Lippen-Rinne. Der Name des Hefepilzes ist Malassezia furfur. Er gehört zu den natürlich vorkommenden Hautkeimen - bei Parkinson vermehrt er sich übermäßig stark. Auch die Zusammensetzung des Talgs verändert sich. Normalerweise bilden Talgdrüsen ein fettiges Sekret, welches sich wie ein dünner Schutzfilm über die Haut legt, um sie vor Austrocknung zu schützen.
Nach Einführung der L-Dopa-Therapie ist diese Hautentzündung deutlich seltener geworden.
Gesichtsrötung (Flushing)
Viele Parkinson-Patienten weisen eine anfallsartige oder dauerhafte deutliche Rötung der Haut im Gesicht auf, besonders im Bereich der Wangen. Aktuell wird dies oft als "Flush" oder "Flushing" bezeichnet oder auch Gesichtsrubeose, Erythem oder Erythrose. Durch einen vermehrten Einstrom gefäßerweiternder körpereigener Stoffe (vasoaktive Substanzen) dehnen sich die Blutgefäße aus (Gefäßdilatation) und es kommt zu einer Zunahme des Blutvolumens. Diese Gefäßinstabilität ist auf eine gestörte Regulation der Blutgefäße durch die bei Parkinson bestehende Störung des autonomen Nervensystems zurückzuführen. In den Lehrbüchern der Hautärzte wird diese Besonderheit bei Parkinson schon seit vielen Jahren beschrieben. Bereits 1996 wurde dieses "Flushing" in einer neurologischen Fallstudie mit 130 Patienten den nicht-motorischen Symptomen der Krankheit zugeordnet. In einer Studie mit 70 Parkinson-Betroffenen 2001 litt jeder dritte Patient unter dieser Hautrötung.
Rosazea
Einen fließenden Übergang gibt es zwischen dieser einfachen Rötung der Gesichtshaut und der Rosazea. Die Rosazea, auch Acne rosacea, Couperose, Kupferrose oder Gesichtsrose genannt, ist eine häufige entzündliche Hauterkrankung, vorzugsweise das Gesicht betreffen. Sie zeichnet sich durch einen schubförmigen Verlauf aus, wobei verschiedene Stadien unterschieden werden. Im Stadium I treten ebenfalls Rötungen (Erytheme) der Gesichtshaut auf, zunächst nur flüchtig, später dauerhaft. In höheren Stadien sind Gefäßerweiterungen (Teleangiektasien), Knötchen und Knoten möglich. Auch Kopfhaut, Hals und Rücken können betroffen sein. Bei ca. 20 % der Patienten sind auch die Augenlider (Lidrand) befallen. In einer ganz aktuellen Studie aus Dänemark (JAMA Neurology 2016) wurde festgestellt, dass Betroffene deutlich häufiger an Parkinson erkranken, als andere Menschen. Die Ursachen der Hautentzündung sind nicht bekannt. Es kommt unter anderem zu einer Aktivitätszunahme eines Enzyms (Matrix-Metalloproteinase), welche bestimmten Eiweißstoffe (Proteine) in der Haut abbaut. Das gleiche Enzym ist nach Ansicht einiger Wissenschaftler auch an der Entstehung der Parkinson-Krankheit beteiligt.
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Was hilft der sensiblen Hülle?
Bei zu fettiger Haut ist eine sorgsame Hautpflege wichtig. In Apotheken sind entsprechende Pflegeserien erhältlich. Ist die Haut deutlich beansprucht oder gar entzündet, sollten Sie nach ärztlichem Rat spezifische Produkte verwenden. Der störende Schweißfluss lässt sich mit einem Antitranspirant aus der Apotheke oder speziellen Hautpflegeprodukten etwas eindämmen. Zudem können Bäder mit Eichenrinde und Thymian ausgleichend wirken.
Behandlung von seborrhoischer Dermatitis
Neben einer täglichen Grundpflege der Gesichtshaut stehen Mittel gegen Pilzinfektionen (Antimykotika) zur Verfügung. Gute Erfahrung haben wir mit Ketoconazol gemacht, welches als Gesichtspflege, aber auch als Antischuppenshampoo für die behaarte Kopfhaut zur Verfügung steht. Wenn die akute Entzündung abgeklungen ist, benötigt die betroffene Haut weiterhin intensive Pflege, um Rückfälle zu vermeiden. Dafür geeignet sind fettarme Gesichtscremes, eventuell mit Zusatz von Harnstoff oder Salicylsäure.
Behandlung von Rosazea
• seifenfreie Hautpflege (z.B.• Antibiotika lokal (z.B.• Azelainsäure lokal (z.B.
Tipps für die Verwendung von Pflastern
Verwenden Sie Medikamentenpflaster oder Pflaster, die bei einer Pumpentherapie die Kanüle in der Haut abdecken, ist eine aufmerksame Hautpflege ebenfalls sehr wichtig. Denn eine gesunde, ausgeglichene Haut ist grundsätzlich widerstandsfähiger. Hinzu kommt ein weiterer wesentlicher Punkt: eine sorgsame Hygiene. Waschen Sie die Hautpartie, auf die Sie ein Pflaster aufbringen wollen, zunächst mit warmem Wasser ab. Tupfen Sie die Stelle danach mit einem Handtuch sanft trocken. Desinfizieren Sie die Haut zusätzlich mit einem milden Mittel, wenn Sie eine Kanüle in die Haut einbringen wollen. Pflegen Sie die Hautstelle nach Entfernen des Pflasters auf die gleiche Weise. Tragen Sie anschließend gegebenenfalls eine hautschützende Creme oder Salbe auf.
Weitere Aspekte der Hautpflege bei Parkinson
Prof. Dr. David Weise: Die Haut ist eine natürliche Barriere zur Umwelt und bewahrt den Körper vor übermäßigem Wärme- und Flüssigkeitsverlust. Die Veränderungen bei Parkinson schwächen sie in ihrer Schutzfuntion. Durch vermehrtes Schwitzen geht Flüssigkeit verloren und Haut und Körper können austrocknen. Generell haben Parkinson-Betroffene unabhängig vom individuellen Hauttyp oft eine trockene, mitunter schuppige Haut. Sie kann jucken und zum Kratzen verleiten, was die Haut noch mehr strapaziert und ihre Barrierefunktion weiter herabsetzt. Trockene Haut kann außerdem Mikroorganismen wie Bakterien oder allergieauslösende Substanzen weniger effektiv abwehren. Entsprechend steigt das Risiko für Hautinfektionen.
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Prof. Dr. David Weise: Ratsam ist, die Haut regelmäßig, am besten täglich, schonend zu reinigen. Dabei sollte das Wasser nicht zu heiß sein, damit es die Haut nicht reizt und austrocknet. Geeignete Produkte sind milde Seifen und Duschgels ohne Duft-, Konservierungs- und Farbstoffe. Nach der Wäsche sollte man die Haut gut abspülen und sanft, aber gründlich abtrocknen. Für die anschließende Pflege gilt: Je trockener die Haut, umso fetthaltiger die Pflege. Im Fettgehalt absteigend sind Fettsalben, Salben oder Fettcremes, Cremes, Lotionen. Für eine Rasur empfehlen sich die nasse Variante und ausreichend scharfe Klingen.
Was ist bei einer subkutanen Pumpentherapie für die Pflege der Haut bzw.
Prof. Dr. David Weise: An oberster Stelle steht eine sorgfältige Hygiene. Die für die Infusion verwendeten Hautstellen sollten mit mäßig warmem Wasser und einer milden Seife sanft gereinigt werden. Desinfizieren sollte man gründlich, aber nicht im Übermaß. Zu starke Reibung mit dem Desinfektionstuch zum Beispiel strapaziert die Haut. Am besten beobachtet man die Haut aufmerksam und tastet sich vorsichtig heran, was sie individuell gut verträgt. Generell ist es ratsam, als Infusionsstelle eher wenig behaarte Partien auszuwählen. Gereizte oder gerötete Hautbereiche sollten ausgespart werden. Zeigen sich Auffälligkeiten wie Rötungen oder Entzündungen, ist das ein Thema für das Arztgespräch.
Anpassung der Parkinson-Therapie
Treten die beschriebenen Auffälligkeiten auf, kann das zudem darauf hinweisen, dass die Parkinson-Medikamente den Dopaminmangel im Körper nicht ausreichend ausgleichen. Sprechen Sie über Hautauffälligkeiten oder vermehrtes Schwitzen daher mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Gegebenenfalls sollte die Parkinson-Therapie überprüft und angepasst werden. Erste Anhaltspunkte dazu, ob Sie mit Ihrer aktuellen Therapie noch gut eingestellt sind, bietet die Seite www.parkinson-check.de.