Parkinson-Krankheit: Neue Forschungsergebnisse und Therapieansätze geben Anlass zur Hoffnung

Berlin - Neue Therapieansätze und Diagnostiktests bei Parkinson geben aus Sicht von Fachleuten Grund für Optimismus. Insbesondere der monoklonale Antikörper Prasinezumab und GLP-1-Rezeptoragonisten stehen derzeit im Fokus der Forschung, wie Kathrin Brockmann, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG), vor dem Welt-Parkinson-Tag mitteilte.

Fortschritte in der Parkinson-Forschung

Die Parkinson-Krankheit ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung des Nervensystems. In Deutschland sind etwa 400.000 bis 500.000 Menschen betroffen. Die Erkrankung ist durch das Absterben von Nervenzellen im Hirnstamm gekennzeichnet, was zu einem Mangel des Botenstoffs Dopamin führt. Dopamin spielt eine wichtige Rolle bei der Feinabstimmung der Muskelbewegung. Bisher können die Symptome von Parkinson nur behandelt, aber die Krankheit selbst nicht geheilt werden.

Hoffnungsträger Prasinezumab

Ein vielversprechender Therapieansatz ist der monoklonale Antikörper Prasinezumab. Dieser richtet sich gegen das Eiweiß Alpha-Synuclein, dessen Aggregate in den betroffenen Nervenzellen gefunden werden. Die Hoffnung ist, dass Prasinezumab das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen kann. Bisherige Studienergebnisse sind vielversprechend, und es wird derzeit überlegt, eine Phase-3-Zulassungsstudie zu planen. Laut Johannes Levin gibt es "erste Ergebnisse, die auf eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs hindeuten".

GLP-1-Rezeptoragonisten im Visier

Auch GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) sind für die Parkinson-Forschung von Interesse, da sie neuroprotektive Wirkungen haben sollen. Allerdings zeigte der GLP-1-RA Exenatid in einer Phase-3-Studie keine signifikanten Vorteile hinsichtlich einer Krankheitsmodifikation bei Morbus Parkinson. Multizentrische klinische Studien haben jedoch ergeben, dass der GLP-1-RA Lixisenatid das Fortschreiten der Parkinson-Symptome in einem geringen, aber statistisch signifikanten Umfang verlangsamen kann. David Standaert betont, wie wichtig es sei, ob der Effekt länger als ein Jahr anhält und ob er mit den Behandlungsjahren zunimmt oder klein bleibt.

Biomarker für die Früherkennung

Neben neuen Therapieansätzen gibt es auch deutliche Fortschritte bei der Entwicklung von Biomarkern, die einen frühzeitigen Nachweis der Erkrankung ermöglichen. Ein Durchbruch könnte die verlässliche Identifikation krankheitsauslösender Proteine im Nervenwasser, im Blut oder in der Haut sein. Franziska Hopfner erklärt, dass man inzwischen in der Lage sei, aus dem Nervenwasser von Parkinson-Patienten mit einer recht hohen Genauigkeit sagen zu können, ob der Patient die Erkrankung habe oder nicht - oder ob sie womöglich im Entstehen sei.

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Ursachenforschung und Risikofaktoren

Die Ursachen für das Absterben der Nervenzellen bei Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass eine Kombination aus genetischen, Umwelt- und Lebensstilfaktoren eine Rolle spielt. Genetische Studien haben bestimmte Gene identifiziert, die mit einem erhöhten Risiko für Parkinson in Verbindung stehen, wie das LRRK2-Gen. Umweltfaktoren, wie die Exposition gegenüber bestimmten Pestiziden oder Schwermetallen, werden ebenfalls untersucht. Studien haben gezeigt, dass Landwirte und Winzer, die regelmäßig Pestizide verwenden, ein höheres Risiko haben, an Parkinson zu erkranken.

Gestörte Qualitätskontrolle der Mitochondrien

Ein weiterer möglicher Faktor für das Absterben der Nervenzellen sind Defekte in ihren Mitochondrien. In gesunden Zellen werden die Mitochondrien einer ständigen Qualitätskontrolle unterzogen. Fallen sie dabei durch, werden sie mit dem Protein Ubiquitin für den zellulären Abbau durch die Mitophagie markiert. Eine fehlerhafte Markierung beschädigter Mitochondrien kann ihren Abbau verhindern. Verantwortlich dafür sind bestimmte Schlüsselenzyme der Mitophagie, die in der erblichen Variante von Parkinson krankhaft verändert vorliegen.

Schlüsselenzym USP30 im Fokus

Ein wichtiges Schlüsselenzym der Mitophagie ist die Deubiquitinase (DUB) USP30. Sie entfernt Ubiquitin-Markierungen von defekten, für den Abbau bestimmten Mitochondrien. Ein Hemmstoff des Enzyms, der die Mitophagie fördern und somit die Nervenfunktion verbessern könnte, wird derzeit in klinischen Studien untersucht. Forscher des Max-Planck-Instituts für molekulare Physiologie haben die Wirkungsweise des Hemmstoffs durch die Herstellung chimärer Proteine aufgeklärt. Die Erkenntnisse bilden eine wichtige Grundlage für die Entwicklung innovativer Therapeutika gegen Parkinson sowie andere Erkrankungen.

Herausforderungen und Ausblick

Trotz der Fortschritte in der Parkinson-Forschung gibt es noch viele Herausforderungen. So ist die Parkinson-Krankheit nach wie vor nicht heilbar, und die derzeitigen Therapien können lediglich die Symptome lindern. Zudem verlieren die Medikamente mit der Zeit an Wirkung.

Zunehmende Fallzahlen

Eine Studie im Fachblatt BMJ prognostiziert, dass sich die Zahl der Parkinson-Erkrankten weltweit von 11,9 Millionen im Jahr 2021 bis 2050 mehr als verdoppeln könnte. Für Deutschland sagt die Studie bis dahin 574.000 Krankheitsfälle voraus. Diskussionen gibt es um die Entwicklung der Prävalenz in Deutschland. Erst vor wenigen Tagen berichtete ein Team des Robert-Koch-Instituts (RKI) auf Basis von AOK-Krankenkassendaten, dass die altersstandardisierte Parkinsonprävalenz in Deutschland zwischen 2017 und 2022 abgenommen habe. Für den Rückgang der Erkrankungshäufigkeit liegt noch keine abschließende Erklärung vor.

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Bedeutung von Bewegung und Ernährung

Die neue Behandlungsleitlinie betont, dass es neben dem Zittern und den Bewegungsstörungen weitere häufige Probleme bei Parkinson gibt, die aber oft übersehen werden. Dazu gehören niedriger Blutdruck, Verstopfung, Schwierigkeiten mit der Blase und Sprach- oder Schluckstörungen. Ganz wichtig ist, dass Parkinson sich auch mit Bewegung und Ernährung positiv beeinflussen lässt. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Ausdauersport dem Abbau von körperlichen und geistigen Fähigkeiten bei Menschen mit Parkinson entgegenwirkt. Wer an Parkinson leidet, könnte auch von spezieller Physiotherapie und kognitiven Übungen profitieren.

Stammzellforschung als Hoffnungsträger

Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist die Stammzellforschung. Forscher wollen die Entdeckung von Stammzellen im menschlichen Gehirn nutzen, um neue Therapien gegen neurologische Erkrankungen zu entwickeln. Durch die Aktivierung von Stammzellen könnten Dopamin-produzierende Nervenzellen erzeugt und die abgestorbenen Zellen im Gehirn von Parkinson-Patienten ersetzt werden.

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