Parkinson-Krankheit: Verlauf und Lebenserwartung nach 10 Jahren

Die Parkinson-Krankheit, auch Morbus Parkinson genannt, ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die vor allem das zentrale Nervensystem betrifft. Sie ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. Charakteristisch für Parkinson ist das Absterben von Nervenzellen im Gehirn, insbesondere in der Substantia nigra, die für die Produktion des Botenstoffs Dopamin verantwortlich sind. Dieser Dopaminmangel führt zu den typischen motorischen Symptomen wie Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamten Bewegungen.

Symptome und Diagnose

Die Parkinson-Krankheit äußert sich durch vielfältige Symptome, die sich im Laufe der Zeit verstärken können. In der Frühphase der Erkrankung sind die Anzeichen oft unspezifisch und können Schlafstörungen, Verstopfungen und Geruchsstörungen umfassen. Auch ein fehlendes Mitschwingen des Armes beim Gehen oder eine leisere und monotonere Stimme können erste Symptome sein.

Die deutlichsten Symptome im Verlauf der Erkrankung betreffen das Bewegungssystem, die Motorik. Zu den Hauptsymptomen gehören:

  • Zittern (Tremor): Ein Zittern, das vor allem in Ruhe auftritt und sich bei Bewegung bessert.
  • Verlangsamte Bewegungen (Bradykinese): Eine allgemeine Verlangsamung der Bewegungen, die das Ausführen alltäglicher Aufgaben erschwert.
  • Muskelsteifheit (Rigor): Eine Steifheit und Anspannung der Muskeln, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.
  • Haltungsinstabilität: Verlust des Gleichgewichts und erhöhte Sturzgefahr.

Die Diagnose von Parkinson ist nicht immer einfach, da viele andere Erkrankungen ähnliche Symptome verursachen können. In der Regel erfolgt die Diagnose durch eine eingehende körperliche Untersuchung, ein ausführliches Gespräch über die Beschwerden und die bisherige Krankheitsgeschichte. Ergänzend können bildgebende Verfahren wie MRT oder DaTSCAN eingesetzt werden, um die Diagnose zu sichern. Ein L-Dopa-Test, bei dem die Reaktion auf die Einnahme von L-Dopa beobachtet wird, kann ebenfalls zur Diagnosefindung beitragen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen der Parkinson-Krankheit sind bis heute nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren eine Rolle spielt, darunter:

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  • Genetische Veranlagung: In etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle liegen einzelne schädliche Genmutationen vor, die vererbt werden können.
  • Umweltfaktoren: Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können sowohl direkt als auch indirekt giftig auf Nervenzellen wirken. Seit dem Frühjahr 2024 ist Parkinson für Pestizid-Einsetzende Personen in Deutschland auch als Berufserkrankung anerkannt.
  • Veränderungen im Darm-Mikrobiom: Es wird angenommen, dass es bei einem Teil der Betroffenen zuerst zu einer Veränderung im Darm-Mikrobiom kommt, wodurch die Zusammensetzung der Mikroorganismen ungünstig verändert wird.
  • Ablagerungen von alpha-Synuklein: Am Ende gehen die Nervenzellen durch Ablagerung von falsch gefaltetem alpha-Synuklein, einem Protein, zugrunde.

Verlauf der Parkinson-Krankheit

Die Parkinson-Krankheit verläuft bei jedem Patienten unterschiedlich. Im Allgemeinen schreitet die Erkrankung langsam fort, wobei sich die Symptome im Laufe der Zeit verstärken. Der Verlauf lässt sich grob in verschiedene Phasen einteilen:

  • Prodromalphase: In dieser Phase, die Jahre bis Jahrzehnte vor den typischen motorischen Symptomen liegen kann, treten unspezifische Symptome wie Schlafstörungen, Verstopfung, Geruchsstörungen und Depressionen auf.
  • Frühphase: In dieser Phase treten die ersten motorischen Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamte Bewegungen auf. Die Symptome lassen sich in der Regel gut mit Medikamenten behandeln.
  • Mittlere Phase: Nach einigen Jahren kann die Wirkung der Medikamente nachlassen und es treten Wirkungsschwankungen auf. Es kommt zu sogenannten "On-Off"-Phasen, in denen sich gute und schlechte Beweglichkeit abwechseln.
  • Spätphase: In dieser Phase treten zusätzliche Beschwerden wie Sprachstörungen, Gedächtnisprobleme, Blasenstörungen, Halluzinationen oder Depressionen auf. Die Betroffenen benötigen zunehmend Unterstützung im Alltag.

Mediziner unterscheiden bei Morbus Parkinson vier Arten bzw. Verlaufsformen:

  • Akinetisch-rigider Typ: Vor allem Bewegungslosigkeit und Muskelsteife, Tremor ist kaum oder gar nicht vorhanden.
  • Tremor-Dominanz-Typ: Das Hauptsymptom ist Zittern (Tremor).
  • Äquivalenz-Typ: Bewegungslosigkeit, Muskelsteife und Zittern sind ungefähr gleich ausgeprägt.
  • Monosymptomatischer Ruhe-Tremor: Das Zittern in Ruhe ist das einzige Symptom (sehr seltene Verlaufsform).

Der Tremor-Dominanz-Typ hat die günstigste Prognose, schreitet aber langsamer voran als die anderen Formen.

Lebenserwartung bei Parkinson

Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson hat sich dank moderner Medikamente und Therapien deutlich verbessert. Laut Statistik hat ein optimal behandelter Mensch mit Parkinson-Syndrom heute fast die gleiche Lebenserwartung wie eine gleichaltrige gesunde Person. Wer heute mit 63 Jahren die Diagnose Parkinson bekommt, kann schätzungsweise mit weiteren 20 Lebensjahren rechnen.

Die Parkinson-Krankheit selbst ist in der Regel nicht tödlich. Allerdings können Komplikationen wie Schluckstörungen, Stürze oder eine Demenz die Lebenserwartung verkürzen. Atypische Parkinson-Syndrome, bei denen die Betroffenen nicht oder kaum auf eine Behandlung mit L-Dopa ansprechen, schreiten meist rascher voran und haben in der Regel eine deutlich schlechtere Prognose.

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Therapie und Behandlung

Die Parkinson-Krankheit ist bis heute nicht heilbar. Die Therapien zielen darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Behandlung besteht in der Regel aus mehreren Bausteinen:

  • Medikamentöse Therapie: Medikamente wie L-Dopa, Dopaminagonisten, COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer können den Dopaminmangel ausgleichen und die Symptome lindern.
  • Physiotherapie: Bewegungsübungen und Sport helfen, die Beweglichkeit und Koordination zu verbessern und Muskelkraft zu erhalten.
  • Ergotherapie: Alltagsbewegungen und -tätigkeiten werden geübt, um die Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten.
  • Logopädie: Sprachtherapie kann helfen, die Verständlichkeit der Sprache zu verbessern und Schluckstörungen zu behandeln.
  • Tiefe Hirnstimulation (THS): Bei dieser operativen Methode werden Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns eingesetzt, um die Symptome zu lindern.

Zusätzlich können alternative Therapien wie Akupunktur, Magnetstimulation oder Massage im Einzelfall sinnvoll sein, um Muskelverspannungen zu lockern und das Wohlbefinden zu verbessern.

Leben mit Parkinson

Die Parkinson-Krankheit kann viele Lebensbereiche beeinträchtigen, von Beruf und Familie bis hin zu Freizeitaktivitäten. Es ist wichtig, sich auf die Zeit einzustellen, in der zunehmend Unterstützung nötig wird. Eine gute ärztliche Begleitung, der Austausch mit anderen Betroffenen und die Einbindung von Angehörigen können helfen, mit der Erkrankung umzugehen und die Lebensqualität zu erhalten.

Viele Menschen mit Parkinson berichten, dass es ihnen guttut, so weit wie möglich aktiv zu bleiben. Körperliche Aktivität, regelmäßiger Kaffeekonsum und eine gesunde mediterrane Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Polyphenolen können das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten von Parkinson senken.

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