Parkinson, auch bekannt als Schüttellähmung oder Morbus Parkinson, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vorwiegend Menschen zwischen dem 50. und 72. Lebensjahr betrifft. Die Krankheit manifestiert sich durch den Verlust von Nervenzellen im Gehirn, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dieser Mangel führt zu einer Vielzahl von motorischen und nicht-motorischen Symptomen, die den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kann eine umfassende Pflege notwendig werden, die entweder im häuslichen Umfeld oder in einem Pflegeheim erfolgen kann.
Was ist Parkinson?
Die Parkinson-Krankheit ist eine langsam fortschreitende Erkrankung des Gehirns, bei der eine kleine Gruppe von Zellen in der Substantia nigra beschädigt wird und abstirbt. Diese Zellen sind für die Produktion von Dopamin zuständig, einem Neurotransmitter, der für die Übertragung von Signalen zwischen Nervenzellen unerlässlich ist. Ein Dopaminmangel führt zu den typischen Symptomen der Parkinson-Krankheit, wie Zittern, Muskelsteifheit, verlangsamte Bewegungen und Haltungsinstabilität.
Die "echte" Parkinson-Krankheit, auch idiopathisches Parkinson-Syndrom genannt, äußert sich bei jedem Patienten anders. Typische Symptome sind Zittern der Hände (Ruhetremor), zunehmender Speichelfluss und zurückgehende Schluckbewegungen. In seltenen Fällen kann eine akinetische Krise auftreten, d.h. totale Bewegungsunfähigkeit, die plötzlich oder innerhalb weniger Tage auftritt. Zuletzt sind Betroffene unfähig zu sprechen oder zu schlucken.
Symptome von Parkinson
Die Symptome von Parkinson entwickeln sich schleichend und können anfangs nur eine Körperhälfte betreffen. Im weiteren Verlauf nehmen die Beschwerden zu und beeinträchtigen den Alltag. Zu den typischen Parkinson-Symptomen gehören:
- Zittern (Tremor): Unkontrolliertes Zittern, meist in Ruhe.
- Steife Muskeln (Rigor): Erhöhte Muskelspannung, die zu Steifheit und Bewegungseinschränkungen führt.
- Verlangsamte Bewegungen (Bradykinese): Verlangsamung der Bewegungen, die alltägliche Aufgaben erschwert.
- Gleichgewichtsstörungen: Instabilität und erhöhte Sturzgefahr.
- „Eingefrorene“ Bewegungen (Freezing): Plötzliches Anhalten der Bewegung, insbesondere beim Gehen.
- Sprachprobleme: Schwierigkeiten beim Sprechen, leise oder undeutliche Sprache.
- Schluckbeschwerden: Probleme beim Schlucken von Nahrung und Flüssigkeiten.
- Verdauungsschwierigkeiten: Insbesondere Verstopfung.
- Blutdruckschwankungen: Unregelmäßiger Blutdruck.
- Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen.
- Depressionen: Gefühl der Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Antriebslosigkeit.
- Geistige Beeinträchtigungen: Kognitive Einschränkungen, wie Gedächtnisprobleme und Verwirrtheit.
Störungen des Geruchssinnes, schmerzende Muskeln und Gelenke, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Zittrigkeit und REM-Schlaf-Verhaltensstörungen können schon Jahre vor der Parkinson-Diagnose auf die Erkrankung hinweisen.
Lesen Sie auch: Parkinson-Medikamente: Was Sie beachten müssen
Diagnose von Parkinson
Die Diagnose von Parkinson erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst erfragt der Arzt die Krankheitsgeschichte und die aktuellen Symptome (Anamnese). Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der Reflexe, Beweglichkeit und Empfindlichkeit getestet werden. Manchmal wird auch der L-Dopa-Test durchgeführt, um Parkinson auszuschließen oder den Verdacht zu bestätigen. Dabei nehmen Patienten Levodopa (L-Dopa) ein, eine Vorläufersubstanz von Dopamin. Bessern sich die Symptome unter der Behandlung mit Levodopa, spricht das für eine Parkinson-Erkrankung.
Im Frühstadium von Parkinson kann es schwierig sein, die Erkrankung von anderen zu unterscheiden. Daher setzen Ärzte auf die Differenzialdiagnostik, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.
Behandlung von Parkinson
Die Behandlung von Parkinson zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Da Parkinson nicht heilbar ist, konzentriert sich die Therapie auf die Kompensation des Dopaminmangels und die Behandlung der Begleitsymptome.
- Medikamentöse Therapie: Medikamente können das fehlende Dopamin im Körper ersetzen oder die Wirkung von Dopamin verstärken. Die Dosierung der Medikamente muss im Laufe der Zeit angepasst werden, da immer mehr Nervenzellen zerstört werden.
- Ergotherapie: Ergotherapie hilft den Betroffenen, ihre Beweglichkeit und Koordination zu verbessern und alltägliche Aufgaben besser zu bewältigen.
- Bewegungsübungen und Sport: Regelmäßige Bewegung kann die Beweglichkeit fördern und die Muskelkraft erhalten.
- Sprachtherapie: Bei Sprachproblemen kann eine Sprachtherapie helfen, die Verständlichkeit zu verbessern.
- Tiefe Hirnstimulation: In bestimmten Fällen kann eine tiefe Hirnstimulation in Betracht gezogen werden. Dabei werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die elektrische Reize abgeben und die Symptome lindern können.
Pflegegrade bei Parkinson
Parkinson schreitet stetig voran, wobei die Geschwindigkeit individuell variiert. Zur Beurteilung des Krankheitsfortschritts dient die Skala nach Hoehn / Yahr, die die Parkinson-Erkrankung in fünf Stadien einteilt. Im letzten Stadium liegt eine schwere Pflegebedürftigkeit vor. Viele Patienten sind aber bereits Jahre davor auf pflegerische Hilfe angewiesen.
Sobald Morbus Parkinson zu einer Einschränkung der Selbstständigkeit führt, ist es sinnvoll, einen Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung zu stellen. Die Pflegekasse beauftragt dann den MDK (Medizinischen Dienst der Krankenversicherung), der die verbliebene Selbstständigkeit prüft und bei Bedarf einen Pflegegrad empfiehlt. Mit einem Pflegegrad können Betroffene verschiedene Leistungen der Pflegekasse wie Pflegegeld, Pflegesachleistungen oder den Entlastungsbetrag beanspruchen.
Lesen Sie auch: Die Stadien der Parkinson-Krankheit erklärt
Die Pflegegrade reichen von 1 bis 5, wobei 1 eine geringe und 5 eine sehr schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit bedeutet. Die Einstufung in einen Pflegegrad hängt von der Selbstständigkeit des Betroffenen in verschiedenen Bereichen ab, wie Mobilität, kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Verhaltensweisen und psychische Verfassung, Selbstversorgung und Bewältigung von krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen.
Leistungen der Pflegegrade 1 bis 5
Die Pflegegrade sind mit unterschiedlichen Leistungen der Pflegeversicherung verbunden:
- Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit. Leistungen: Beratung und Unterstützung, Versorgung mit Pflegehilfsmitteln, Zuschüsse für Wohnraumanpassung.
- Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit. Leistungen: Zusätzlich zu Pflegegrad 1: Pflegegeld oder Pflegesachleistungen, teilstationäre Pflege, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege.
- Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit. Leistungen: Höheres Pflegegeld oder höhere Pflegesachleistungen, höhere Zuschüsse für teilstationäre Pflege, Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege.
- Pflegegrad 4: Schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit. Leistungen: Noch höheres Pflegegeld oder noch höhere Pflegesachleistungen, höchste Zuschüsse für teilstationäre Pflege, Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege.
- Pflegegrad 5: Schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung. Leistungen: Höchste Leistungen der Pflegeversicherung.
Pflegerische Maßnahmen bei Parkinson
Pflegerische Maßnahmen sind bei Parkinson ab einem bestimmten Krankheitsfortschritt unverzichtbar. Vor allem im Spätstadium benötigen Patienten Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben wie der Nahrungsaufnahme, dem Aufstehen oder Mobilisieren. Auch die Körperpflege oder das Anziehen fällt Betroffenen in der Regel schwer.
Um die pflegerischen Maßnahmen bei Parkinson zu koordinieren, ist eine Parkinson-Pflegeplanung sehr hilfreich. Diese kann von Angehörigen in vereinfachter Form für die häusliche Pflege angefertigt werden.
Pflegeplanung für die häusliche Pflege
Ein Pflegeplan kann folgende Aspekte berücksichtigen:
Lesen Sie auch: Überblick zur Dopamin-Erhöhung bei Parkinson
| Pflegeproblem | Häusliche Pflegemaßnahmen | Pflegeziel |
|---|---|---|
| Patient:innen haben Sprachprobleme, Außenstehende können sie nur schlecht verstehen. | Geduld und Verständnis zeigen, gemeinsam Singen und Sprechübungen durchführen. | Die Sprachqualität verbessern. |
| Betroffene haben Bewegungseinschränkungen. | Den Patienten oder die Patientin zur Krankengymnastik begleiten, die Übungen auch zu Hause durchführen. Um Stürzen vorzubeugen, wird auf die Nutzung von Gehhilfen wie einem Rollator geachtet. | Die Bewegungsfähigkeit steigern. |
| Patient:innen haben einen erhöhten Speichelfluss | Betroffene werden mit einem Halstuch aus Baumwolle ausgestattet, Papiertaschentücher liegen stets bereit. | Das Wohlbefinden der Betroffenen stärken. |
Tipps für die Pflege von Parkinson-Patienten
Die Pflegesituation ändert sich mit Voranschreiten der Parkinson-Erkrankung. Daher ist eine vorausschauende Pflege besonders wichtig.
- Passen Sie die Wohnumgebung an: Sorgen Sie für genügend Platz zum Gehen (auch mit Rollator), räumen Sie Stolperfallen aus dem Weg, reduzieren Sie Barrieren mit Rampen oder einem Treppenlift und sorgen Sie für genügend Möglichkeiten zum Abstützen und Festhalten, zum Beispiel mit Haltegriffen im Bad. Nutzen Sie den Zuschuss der Pflegekasse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen.
- Ermöglichen Sie eine aktivierende Pflege: Kümmern Sie sich nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ um Ihr Familienmitglied. Das, was der Erkrankte noch selbst tun kann, sollte ihm auch überlassen werden. Damit können Sie die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein Ihres Angehörigen tatkräftig unterstützen.
- Holen Sie sich Unterstützung: Bei der Pflege ist es stets gut, einen Plan B zu haben. In diesem Fall können Sie die Verhinderungspflege der Pflegekasse beanspruchen. Außerdem kann es hilfreich sein, eine nahestehende Person des Betroffenen einzuweihen. Ist die Parkinson-Erkrankung weit fortgeschritten, ist womöglich eine „24-Stunden-Pflege“ oder -Betreuung eine clevere Versorgungsform.
Parkinson und Pflegeheim: Voraussetzungen
Die Entscheidung, ob ein Parkinson-Patient in ein Pflegeheim umziehen sollte, ist eine sehr persönliche und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es gibt keine allgemeingültige Antwort auf diese Frage, da die individuellen Bedürfnisse und Umstände jedes Patienten unterschiedlich sind.
Gründe für eine Pflegeheimunterbringung
Es gibt jedoch nachvollziehbare Gründe, sich für ein Pflegeheim zu entscheiden:
- Der Pflegebedürftige selbst wünscht die Unterbringung im Heim.
- Die pflegenden Angehörigen fühlen sich der Situation nicht gewachsen, zum Beispiel, weil gleichzeitig Demenz und Parkinson vorliegen und der Pflegebedarf sehr hoch ist.
- Die Angehörigen wohnen weit entfernt von dem Patienten oder haben nicht genügend Zeit, die Pflege sicherzustellen.
- Die Angehörigen haben bereits die Pflege des Parkinson-Patienten übernommen, stoßen aber nun an ihre körperlichen und psychischen Belastungsgrenzen.
- Die häusliche Umgebung eignet sich nicht für die Unterbringung eines Parkinson-Patienten.
Voraussetzungen für die Aufnahme in ein Pflegeheim
Um in ein Pflegeheim aufgenommen zu werden, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:
- Pflegebedürftigkeit: Der Patient muss einen Pflegegrad (mindestens Pflegegrad 2) haben, der die Notwendigkeit einer umfassenden Pflege bestätigt.
- Gesundheitliche Eignung: Der Patient muss in der Lage sein, in einem Pflegeheimumfeld zu leben und die dort angebotenen Leistungen in Anspruch zu nehmen.
- Freier Platz: Das gewünschte Pflegeheim muss über einen freien Platz verfügen.
- Finanzierung: Die Kosten für die Pflegeheimunterbringung müssen gesichert sein. Diese können durch die Pflegeversicherung, Eigenmittel oder Sozialhilfe gedeckt werden.
Leistungen im Pflegeheim
Ein Pflegeheim bietet Parkinson-Patienten eine umfassende Versorgung, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Leistungen umfassen in der Regel:
- Pflegerische Versorgung: Unterstützung bei der Körperpflege, Ernährung, Mobilität und anderen alltäglichen Aufgaben.
- Medizinische Versorgung: Regelmäßige ärztliche Visiten, Medikamentenmanagement und Behandlung von Begleiterkrankungen.
- Therapeutische Angebote: Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie und andere Therapien zur Förderung der Selbstständigkeit und Lebensqualität.
- Soziale Betreuung: Angebote zur Freizeitgestaltung, soziale Kontakte und Teilnahme an Gruppenaktivitäten.
- Verpflegung und Unterkunft: Vollverpflegung und ein Zimmer, das den Bedürfnissen des Patienten entspricht.
Auswahl des richtigen Pflegeheims
Bei der Auswahl des richtigen Pflegeheims für einen Parkinson-Patienten sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:
- Spezialisierung auf Parkinson: Einige Pflegeheime haben sich auf die Betreuung von Parkinson-Patienten spezialisiert und bieten spezielle Therapieangebote und geschultes Personal.
- Lage und Erreichbarkeit: Das Pflegeheim sollte gut erreichbar sein, damit Angehörige den Patienten regelmäßig besuchen können.
- Atmosphäre und Ausstattung: Das Pflegeheim sollte eine angenehme Atmosphäre haben und über eine Ausstattung verfügen, die den Bedürfnissen von Parkinson-Patienten entspricht (z.B. barrierefreie Zimmer, Bewegungsräume).
- Kosten: Die Kosten für die Pflegeheimunterbringung sollten transparent und nachvollziehbar sein.
Unterstützung für pflegende Angehörige
Die Pflege eines Parkinson-Patienten kann für Angehörige sehr belastend sein. Daher ist es wichtig, dass sie sich Unterstützung suchen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung:
- Pflegeberatung: Pflegestützpunkte und andere Beratungsstellen bieten Informationen und Unterstützung zu allen Fragen rund um die Pflege.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein.
- Entlastungsangebote: Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege und andere Entlastungsangebote können Angehörigen eine Auszeit von der Pflege ermöglichen.
- Psychologische Unterstützung: Bei Bedarf kann eine psychologische Beratung oder Therapie helfen, mit der Belastung umzugehen.
tags: #parkinson #pflegeheim #voraussetzungen