Palmitoylethanolamid (PEA) bei Nervenschmerzen: Dosierung und Anwendung

Palmitoylethanolamid (PEA) ist ein körpereigenes Molekül, das zur Gruppe der Fettsäureamide gehört. Es wird bei Bedarf in der Lipiddoppelschicht synthetisiert und wirkt lokal in allen Geweben, einschließlich des Gehirns. PEA wird vom Körper selbst hergestellt, insbesondere wenn Gewebe gereizt oder entzündet ist. Es kann als körpereigener Schutzstoff betrachtet werden, der versucht, die übermäßige Aktivität von Immunzellen zu beruhigen und Nervenzellen vor Schäden zu bewahren. Bei langanhaltenden Schmerzen kann es zu einem Defizit an PEA kommen, da chronische Entzündungszustände zu niedrigeren PEA-Spiegeln führen können. Die exogene Verabreichung von PEA kann in solchen Fällen dazu dienen, den Spiegel des endogenen PEA wieder aufzufüllen und seine schützende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung wiederherzustellen.

Wirkmechanismus von PEA

PEA entfaltet seine therapeutische Wirkung im Körper vor allem über den Kernrezeptor PPAR-alpha (Peroxisom-Proliferator-aktivierter Rezeptor alpha). Nachdem PEA als Reaktion auf einen schädigenden Reiz in der Zellmembran gebildet wurde, wandert es in den Zellkern und bindet an PPAR-alpha. Nachdem der Kernrezeptor durch Bindung an PEA aktiviert wurde, hemmt er die Aktivität von Genen, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind.

Die Synthese von Palmitoylethanolamid (PEA) erfolgt in einer sogenannten „On-demand“-Weise. Dies impliziert, dass Zellen PEA dann produzieren, wenn es erforderlich ist, insbesondere wenn Zellen oder Gewebe geschädigt werden oder eine Verletzung droht.

Entzündungshemmende Wirkung

PEA bindet an Rezeptoren auf Immunzellen (z. B. PPAR-α), wodurch weniger entzündungsfördernde Substanzen freigesetzt werden. Besonders wichtig: Mastzellen, die bei vielen chronischen Erkrankungen eine Rolle spielen, werden beruhigt. Immunzellen im Gehirn und Rückenmark haben die unverzichtbare Aufgabe, geschädigte Gehirnzellen oder Krankheitserreger aufzuspüren und dafür zu sorgen, dass sie beseitigt werden. Diese Zellen, die Mikrogliazellen, spielen im Immunsystem eine wichtige Rolle. Auch Mastzellen sind vielfach im Nervengewebe zu finden. Wenn diese Zellen überaktiv werden, tragen sie zu entzündlichen Prozessen im Gehirn bei (Neuroinflammation). Eine Neuroinflammation ist die Ursache für mehrere neurologische Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose. PEA in Form von Nahrungsergänzungsmitteln überwindet leicht die Blut-Hirn-Schranke und hemmt die Infiltration von aktivierten Entzündungszellen in geschädigtes Hirngewebe.

Schmerzlindernde Eigenschaften

PEA interagiert mit dem Endocannabinoid-System - einem körpereigenen Netzwerk, das Schmerzsignale, Stimmung und Entzündungen steuert. Es wirkt nicht psychoaktiv wie THC, sondern moduliert die Schmerzverarbeitung sanft und natürlich. PEA ist für seine Interaktion mit dem Endocannabinoidsystem bekannt, insbesondere durch seine Wirkung auf Cannabinoidrezeptoren. PEA hemmt das hydrolytische Enzym FAAH (Fettsäureamid-Hydroxylase) und verstärkt somit die Aktivität von Anandamid, einem weiteren Endocannabinoid, an Vanilloidrezeptoren (TRPV1). PEA hemmt auch das hydrolytische Enzym FAAH (Fettsäureamid-Hydroxylase), wodurch es die antiinflammatorischen und schmerzlindernden Effekte von AEA (Anandamid, N-Arachidonyl-Ethanolamin), welches oft gemeinsam mit PEA produziert wird, verstärkt - der so genannte „Entourage-Effekt“. Zusätzlich wird die analgetische Wirkung über Vanilloidrezeptoren vermittelt, die Teil eines breiteren Signalnetzwerks sind, das Lipidmoleküle mit zellulären Reaktionen bei Schmerzen und Entzündungen verbindet. Außerdem stimuliert PEA die Aktivität des G-Protein-gekoppelten Rezeptors 55 (GPR55).

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Neuroprotektive Wirkung

Oxidativer Stress und dauerhafte Entzündungen können Nervenzellen schädigen. PEA wirkt antioxidativ und schützt die Nervenzellen vor weiteren Schäden. PEA passiert leicht die Blut-Hirn-Schranke und schützt das Nervengewebe vor oxidativem Stress, bei Sauerstoffmangel und vor Neuroinflammation.

Synergistische Effekte

In Kombination mit Substanzen wie B-Vitaminen, Alpha-Liponsäure, Omega-3-Fettsäuren oder proteolytischen Enzymen kann PEA seine Wirkung verstärken. Das macht es besonders interessant für multimodale Therapiekonzepte.

Anwendungsgebiete und therapeutischer Nutzen von PEA

PEA ist ein multifunktionaler körpereigener Wirkstoff, der nicht nur auf das Schmerzempfinden, sondern auch auf Entzündungsprozesse und das Nervensystem wirkt. Dadurch eröffnet sich ein breites Spektrum möglicher Anwendungen - sowohl in der Schmerztherapie als auch bei entzündlichen und degenerativen Erkrankungen.

Chronische Schmerzen

Chronische Schmerzen entstehen häufig durch eine Überempfindlichkeit der Nervenzellen und eine Daueraktivierung von Immunzellen. PEA kann beide Prozesse modulieren und so eine natürliche Schmerzdämpfung unterstützen.

Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen

PEA kann bei chronischen Rückenschmerzen, Nackenverspannungen sowie Kopfschmerzen unterstützend wirken, insbesondere wenn die Beschwerden durch Nervenreizungen oder muskuläre Entzündungsprozesse bedingt sind.

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Gelenkschmerzen, Fibromyalgie & Endometriose

  • Arthrose & Arthritis: PEA moduliert entzündungsbedingte Prozesse in Gelenken und kann so Schmerzen und Steifigkeit reduzieren.
  • Fibromyalgie: Studien zeigen, dass PEA bei dieser komplexen Schmerzstörung das überreizte Nervensystem beruhigen kann.
  • Endometriose: Durch die Reduktion entzündlicher Botenstoffe kann PEA Schmerzen im Beckenbereich lindern und das Wohlbefinden verbessern.

Neuropathische Schmerzen

Neuropathische Schmerzen entstehen, wenn Nerven selbst geschädigt oder überreizt sind. PEA wirkt hier zweifach:

  • Beruhigung überaktiver Immunzellen, die Nerven reizen.
  • Schutz der Nerven vor oxidativem Stress und Entzündungsschäden. Eine mögliche Ursache für neuropathische Schmerzen ist eine Nervenkompression, wie z. B. beim Karpaltunnelsyndrom, bei Ischias oder einem Leistenbruch.
  • Diabetische Neuropathie: Eine der häufigsten Komplikationen bei Diabetes ist die diabetische Polyneuropathie - Schmerzen, Taubheitsgefühle und Kribbeln in Händen und Füßen. PEA kann durch seine nervenschützenden und entzündungshemmenden Eigenschaften Linderung bringen.
  • Retinopathie & Nephropathie: Bei diabetischer Retinopathie (Netzhautschädigung) und Nephropathie (Nierenschädigung) stehen entzündliche und oxidative Prozesse im Vordergrund. PEA könnte hier durch seine antioxidativen und antiinflammatorischen Effekte unterstützend wirken.

Entzündliche Erkrankungen

Chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn (Darmentzündung), Psoriasis (Schuppenflechte) und Neurodermitis (atopische Dermatitis) gehen mit überschießenden Immunreaktionen einher. PEA kann hier helfen, die Entzündung zu modulieren und Symptome wie Juckreiz, Rötung oder Schmerzen zu lindern.

Atemwegsinfekte & Grippe

Seine entzündungsmodulierende Wirkung kann dazu beitragen, die Reizreaktionen im Atemwegssystem zu dämpfen und die Beschwerden abzumildern. Die vorbeugende Einnahme von PEA verringert die Wahrscheinlichkeit, eine Grippe oder Grippesymptome wie Kopfschmerzen, Halsschmerzen und Fieber sowie Infektionen der Atemwege zu bekommen, um 30-60%. Sollte man doch erkranken, vermindert PEA die Schwere der Symptome und das Krankheitsgefühl. Außerdem verkürzt die Anwendung von PEA die Dauer der Erkrankung.

Weitere mögliche Indikationen

Bei neurodegenerativen Erkrankungen spielt chronische Entzündung eine Schlüsselrolle. PEA wird als ergänzende Therapieoption erforscht, da es Nervenzellen schützt und entzündliche Reaktionen im Nervensystem bremst. Ein überaktives Immunsystem kann auch die Psyche belasten. Es gibt immer mehr Belege für die Wirksamkeit von PEA als Antidepressivum.

  • Alzheimer
  • Parkinson
  • Multiple Sklerose (MS)
  • Depression
  • Schlafprobleme
  • Stress
  • Glaukom

PEA Dosierungsempfehlungen

Die meisten Studien verwendeten eine Dosierung von 300 mg zweimal täglich oder 600 mg täglich. Die Ausnahme ist bei Depressionen, wo die verwendete Dosierung 600 mg zweimal täglich beträgt. Es wird empfohlen, zwei Monate lang 1200 mg pro Tag einzunehmen, verteilt auf zwei oder drei Tageszeitpunkte und zusammen mit einer Mahlzeit. Die meisten Menschen bemerken eine Verbesserung in den ersten Wochen der Anwendung. Wenn nach einem Monat keine Verbesserung eintritt, kann die Dosierung verdoppelt werden. Erst nach zwei Monaten konsequenter Anwendung kann die Wirkung richtig beurteilt werden.

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Sicherheit und Nebenwirkungen

PEA ist ein sehr sicherer Stoff und hat wenig bis keine Nebenwirkungen. PEA ist völlig sicher und ungiftig. In klinischen Studien wurden Dosen bis zu 100 mg/kg Körpergewicht pro Tag ohne unerwünschte Wirkungen verabreicht.

Wechselwirkungen und Kombinationen

Auch B-Vitamine, Alpha-Liponsäure, Acetyl-L-Carnitin und Vitamin D wirken in Kombination mit PEA synergistisch. Im Falle von Diabetes wird empfohlen, PEA mit R-Alpha-Liponsäure zu ergänzen (mindestens dreimal täglich 100 mg). Die Kombination von PEA und Alpha-Liponsäure wirkt schmerzstillend und zellschützend. Bei neuropathischen Beschwerden kann PEA auch zusammen mit Acetyl-L-Carnithin verabreicht werden. Die Kombination mit Vitamin D3 kann bei chronischen Schmerzen ebenfalls sehr sinnvoll sein.

PEA in Lebensmitteln

PEA ist in geringen Konzentrationen in Lebensmitteln wie Eigelb, Soja, Erdnüssen, Fleisch, Fisch und Innereien enthalten.

Verfügbare Formen von PEA

Es gibt zwei Hauptformen von PEA, die kommerziell erhältlich sind:

  • Eine synthetische Form, bei der der Ethanolamidteil mit Hilfe eines starken synthetischen Lösungsmittels wie Toluol an Palmitinsäure gebunden wird.
  • Eine natürlich gewonnene Form aus Saflorlecithin.

Ein hochwertiges PEA-Ergänzungsmittel enthält PEA-Partikel verschiedener Größen (von klein bis ultrafein) in einem bestimmten Verhältnis. Diese Zusammenstellung aus mikroskopisch kleinen Partikeln wird leichter aufgenommen und überwindet die Blut-Hirn-Schranke.

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