Die personenzentrierte Pflege bei Demenz ist ein Ansatz, der die Individualität, die Bedürfnisse und Wünsche des Menschen mit Demenz in den Mittelpunkt stellt. Ziel ist es, die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern, indem eine akzeptierende, vertrauensvolle und respektvolle Beziehung zwischen Pflegenden und Patienten aufgebaut wird. Dieser Artikel beleuchtet das Konzept der personenzentrierten Pflege bei Demenz, seine Prinzipien, die historische Entwicklung, die praktische Umsetzung und die Rolle der Pflegekraft.
Einführung in die personenzentrierte Pflege
Die Personenzentrierte Pflege ist ein innovativer Ansatz in der Krankenpflege, der den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen von Patienten Rechnung trägt. Dieser Ansatz hebt die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Pflegepersonal und Patienten hervor. Es ist ein Pflegemodell, das den Menschen als Ganzes betrachtet und nicht nur seine Krankheit. Es ist ein Ansatz, der die körperliche, emotionale und soziale Dimension der Patientenbetreuung einbezieht. Die Personenzentrierte Pflege wird definiert als ein Ansatz, bei dem die individuellen Bedürfnisse, Wünsche und Erfahrungen der Person im Mittelpunkt der Pflegeplanung und -durchführung stehen.
Im Kern geht es darum, dass die Beziehungsgestaltung zwischen Pflegenden und den zu Pflegenden mit Demenz von Akzeptanz, Vertrauen und Respekt geprägt sein sollte. Menschen mit Demenz sollen sich akzeptiert und wohl fühlen. Die theoretische Grundlage dafür ist der person-zentrierte Ansatz. Der Erhalt und die Stärkung des Personseins sind dabei das oberste Ziel in der Betreuung von Menschen mit Demenz.
Grundlagen und Prinzipien der personenzentrierten Pflege
Die Prinzipien der Personenzentrierten Pflege basieren auf der Anerkennung der Individualität und der aktiven Beteiligung des Patienten an seiner eigenen Pflege. Dabei werden folgende Grundsätze beachtet:
- Respekt vor der Individualität: Patienten werden als Individuen mit einzigartigen Bedürfnissen und Werten behandelt.
- Förderung der Selbstbestimmung: Patienten werden ermutigt, aktiv an Entscheidungsprozessen teilzunehmen.
- Ganzheitliche Sichtweise: Physische, emotionale und spirituelle Dimensionen werden in die Pflege integriert.
- Kontinuierliche Kommunikation: Effektive und kontinuierliche Kommunikation zwischen Pflegenden und Patienten wird gefördert.
Eine wichtige Fähigkeit in der Personenzentrierten Pflege ist das aktive Zuhören, um die Bedürfnisse und Wünsche des Patienten richtig zu verstehen.
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Historische Entwicklung der personenzentrierten Pflege
Die Geschichte der Personenzentrierten Pflege ist geprägt von schrittweisen Veränderungen in der Gesundheitsversorgung, die von einem reinen Krankheitsfokus zu einem menschenorientierten Ansatz geführt haben. Die historische Entwicklung umfasst mehrere wichtige Meilensteine:
- In den 1950er Jahren begann man, den Fokus stärker auf die Bedürfnisse des Individuums zu legen.
- In den 1980er Jahren gewann das Konzept der Patientenautonomie zunehmend an Bedeutung.
- Mit Beginn des 21. Jahrhunderts erlebte die Personenzentrierte Pflege eine Renaissance mit vermehrtem Fokus auf Patientenerfahrungen und Feedback-Systeme.
Durchführung der personenzentrierten Pflege
Um die Personenzentrierte Pflege effektiv durchzuführen, müssen mehrere wesentliche Schritte befolgt werden. Jeder Schritt trägt dazu bei, den Patienten in den Mittelpunkt der Pflege zu stellen und seine individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Die folgenden Schritte sind entscheidend:
- Bewertung der Patientenbedürfnisse: Ein umfassendes Verständnis der körperlichen, emotionalen und sozialen Bedürfnisse des Patienten ist unerlässlich.
- Zielsetzung: Gemeinsames Festlegen von Zielen, die sowohl die Wünsche des Patienten als auch die Pflegestandards berücksichtigen.
- Individuelle Pflegeplanung: Eine maßgeschneiderte Pflegeplanerstellung, die die einzigartigen Bedürfnisse und Vorlieben der Patienten berücksichtigt.
- Kontinuierliche Kommunikation: Aufrechterhalten einer offenen und kontinuierlichen Kommunikation, um Änderungen in der Pflegebedürftigkeit rechtzeitig zu erkennen.
- Regelmäßige Evaluierung: Kontinuierliche Überprüfung und Anpassung des Pflegeplans, um die Ziele zu erreichen und die Pflegequalität zu verbessern.
Ein tiefes Verständnis von Interdisziplinärer Zusammenarbeit ist in der Personenzentrierten Pflege entscheidend. Die Kooperation zwischen verschiedenen Gesundheitsdienstleistern, einschließlich Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Sozialarbeitern, optimiert die Pflegestrategien und verbessert die Ergebnisse für die Patienten.
Die Rolle der Pflegekraft in der personenzentrierten Pflege
Die Pflegekraft spielt eine entscheidende Rolle in der Personenzentrierten Pflege. Ihre Verantwortung besteht nicht nur in der direkten Pflege, sondern auch in der Koordination der Versorgung und in der Interaktion mit verschiedenen Akteuren des Gesundheitssystems.
- Aktives Zuhören und Empathie: Verständnis für Patientenbedürfnisse und emotionale Unterstützung bereitstellen.
- Informationsvermittlung: Bereitstellung klarer Informationen, um die Entscheidungsfindung des Patienten zu unterstützen.
- Förderung der Autonomie: Unterstützung der Patienten bei der eigenständigen Entscheidungsfindung und täglichen Aktivitäten.
- Koordinator der Pflege: Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsdienstleistern zur Sicherstellung einer kohärenten Pflege.
Eine Pflegekraft sollte stets bestrebt sein, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln, um den Patienten bestmöglich betreuen zu können.
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Personenzentrierte Pflege bei Demenz: Besondere Aspekte
Demenzpatienten erfordern eine besondere Pflege, da ihre individuellen Bedürfnisse stärker variieren können als bei anderen Patienten. Eine Personenzentrierte Pflege bei Demenz fokussiert sich darauf, die Lebensqualität durch maßgeschneiderte Pflege zu verbessern.
Für Menschen mit fortgeschrittener Demenz ist eine aktive Auseinandersetzung mit der Lebensphase Alter - wie bei der aktivierenden Begleitung - nicht möglich. Eine Demenzerkrankung ist vergleichbar mit einer dauerhaften, nicht enden wollenden Krisenerfahrung. Leben mit Demenz bedeutet Leben in Unsicherheit und oftmals in Angst. Sich selbst als Person wahrzunehmen, ist ohne Hilfe kaum mehr möglich. Diese Menschen brauchen Orientierung im „Hier und Jetzt“.
Die Pflege und Betreuung demenzerkrankter Bewohner basiert auf der Mitte der 80-er Jahre postulierten ethischen und anthropologischen Ansatz von Tom Kitwood. Nach Kitwood geht es in der Betreuung demenziell erkrankter alter Menschen im Wesentlichen darum, sich trotz der einschneidenden Veränderungen als Person und nicht als Objekt zu erfahren. Jeder Mensch, egal wie stark dement er auch ist, besitzt einen absoluten Wert an sich, der es erfordert, einander in tiefem Respekt, mit Würde zu begegnen. Kerngedanke dabei ist, dass die Beziehung zum Betreuenden das wichtigste „Medikament“ für Menschen mit Demenz darstellt.
Zentrale Bestandteile dieses Ansatzes sind die Grundbedürfnisse des Menschen, der Wunsch nach Identität, Bindung, Bestätigung, Einbezogenwerden, Geborgenheit. Im Zentrum dessen stehen Liebe und Wertschätzung. Die Betreuungs- und Aktivierungsangebote für Menschen mit Demenz sollten sich deshalb weniger an den kognitiven Einschränkungen orientieren, sondern an den vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten sowie den individuellen Bedürfnissen.
Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz
Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) hat den Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz erstellt. Er soll Pflegekräften Empfehlungen und Anleitungen geben, die die Beziehungsgestaltung mit Demenzpatienten erleichtern. Die Expertenstandards des DNQP sollen die Grundlage für eine kontinuierlich verbesserte Qualität der Pflege in Deutschland bilden.
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Ein wichtiger Punkt dieses Expertenstandards ist, dass eine personenzentrierte Pflege von Demenzpatienten gefordert wird. Der Expertenstandard fordert, dass die Beziehungsgestaltung von Akzeptanz, Vertrauen und Respekt geprägt sein sollte. Unterschiede zwischen Patient und Pflegekraft sollen außer Acht gelassen und hingenommen werden. Der Demenzpatient fühlt sich dadurch verstanden und angenommen. Diese Kompetenz sollen Pflegekräfte dann auch an andere Personen vermitteln.
Der Expertenstandard richtet sich mit einet Anleitung an Pflegekräfte, die sie bei der Beziehungsgestaltung unterstützen soll. Demenzkranke verlieren nach und nach die Fähigkeit, sich zu orientieren, Informationen zu verstehen und einzuschätzen. Mit anderen Worten: Sie verstehen sich selbst und ihre Umwelt nicht mehr. Nach den Vorgaben des Expertenstandards sollen Sie ihm in dieser Situation Sicherheit und Halt bieten. Dies gelingt Ihnen am besten, wenn Sie erkennen, welche Unterstützung Ihr demenzerkrankter Patient benötigt.
Phasen der Demenz und entsprechende Kommunikationsstrategien
- Zu Beginn der Erkrankung ist das Erinnerungsvermögen nur punktuell beeinträchtigt. Der oberste Grundsatz lautet: Achten Sie die Selbstbestimmung. Nehmen Sie die Person unbedingt ernst und respektieren Sie die Selbstbestimmung. Fördern Sie eigenständige Aktivität und bleiben Sie tolerant. HinweisSie sind rechtlich dazu verpflichtet, die Selbstbestimmung Ihrer Patienten zu wahren. Äußert ein Patient, dass er etwas nicht tuen möchte, müssen Sie dies akzeptieren.
- Ihr Patient kann sich Neues immer schlechter merken. Er lässt sich leicht ablenken und kann sich nur noch über kurze Phasen hinweg konzentrieren. Alltagsaktivitäten kann er nicht mehr ohne Hilfe ausführen. Die Einsichtsfähigkeit (auch in die Erkrankung) lässt nach. Er verkennt häufig optische und akustische Umgebungsreize, d. Unterstreichen Sie Ihre Worte immer durch Gestik und Mimik. Dies kann leichter und länger verstanden werden als Sprache. Akzeptieren Sie Verhaltensauffälligkeiten. Behalten Sie einen möglichst gleichförmigen Tagesablauf bei. TippBleiben Sie gelassen.
- Ihr Patient hat kaum Erinnerungen, auch nicht an ganz frühe Lebensphasen. Das Sprachvermögen erlischt bis auf das Wiederholen einzelner Worte und Phrasen. Er versteht zunächst noch Körpersprache, später reduziert sich dieses Verständnis auf die Mimik. Die demenzerkrankte Person kann durch ihre verminderte Mobilität nicht mehr gezielt nach Reizen suchen oder Unangenehmes ausblenden. Daher ist es notwendig, dass Sie Reizüberflutung vermeiden und gezielt Sinnesanregungen anbieten. TippVermeiden Sie Reizüberflutung. Der Patient kann die verschiedenen Reize nicht zuordnen oder ausblenden.
Implementierung des Expertenstandards
Der Expertenstandard enthält ein 4-Phasenmodell, das die Vorgehensweise für seine Implementierung abbildet. Ganz zu Beginn des Prozesses sollten Sie sich Zeit für die Vorbereitung nehmen. Um den Expertenstandard umsetzen zu können, sollten Sie Ihre Mitarbeiter schulen und ihnen den Inhalt näherbringen. Nachdem das gesamte Pflegepersonal in die Implementierung miteinbezogen wurde, geht es an die Konkretisierung. Sie setzen sich mit dem Expertenstandard auseinander und arbeiten heraus, welche Prozesse in Ihrer Pflegeeinrichtung angepasst werden müssen. Mit Hilfe eines Audit-Instruments überprüfen Sie, ob die Kriterien umgesetzt wurden. Die Vorbereitungsphase und die Implementierung der vier Phasen sollen circa 6 Monate in Anspruch nehmen. Während der vier Phasen wird dann eine Projektverlaufsdokumentation erhoben. Sie notieren, welche Maßnahmen Sie einleiten, um die Kriterien des Expertenstandards umzusetzen.
Struktur, Prozess und Ergebnis des Expertenstandards
Der Expertenstandard Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz umfasst folgende Aspekte:
- Haltung und Kompetenz:
- Die Pflegefachkraft hat eine person-zentrierte Haltung in der Pflege von Menschen mit Demenz entwickelt.
- Die Pflegefachkraft hat das Wissen und die Kompetenz, Menschen mit Demenz zu identifizieren und damit einhergehende Unterstützungsbedarfe in der Beziehungsgestaltung fachlich einzuschätzen.
- Die Einrichtung fördert und unterstützt eine personzentrierte Haltung für eine die Beziehung fördernde und - gestaltende Pflege von Menschen mit Demenz sowie ihren Angehörigen und sorgt für eine person-zentrierte Pflegeorganisation.
- Planung und Durchführung:
- Die Pflegefachkraft verfügt über Kompetenzen zur Planung und Koordination von beziehungsfördernden und - gestaltenden Maßnahmen der Pflege von Menschen mit Demenz.
- Die Einrichtung stellt sicher, dass die Pflege von Menschen mit Demenz auf Basis eines personzentrierten Konzepts gestaltet wird und verfügt über eine interdisziplinäre Verfahrensregelung, in der die Zuständigkeiten für beziehungsfördernde und - gestaltende Angebote definiert sind.
- Anleitung, Schulung und Beratung:
- Die Pflegefachkraft verfügt über Wissen und Kompetenzen zur Information, Anleitung, Schulung und Beratung über beziehungsfördernde und -gestaltende Angebote sowie deren Einbindung in Alltagssituationen.
- Die Einrichtung schafft Rahmenbedingungen für individuelle Anleitungen und Schulungen von Angehörigen und stellt zielgruppenspezifische Materialien für Information, Anleitung, Schulung und Beratung über beziehungsgestaltende Maßnahmen zur Verfügung.
- Maßnahmen und Angebote:
- Die Pflegefachkraft kennt beziehungsfördernde und - gestaltende Angebote und ist in der Lage, die Pflege von Menschen mit Demenz darauf auszurichten.
- Die Einrichtung schafft Rahmenbedingungen für personzentrierte, beziehungsfördernde und -gestaltende Angebote und sorgt für einen qualifikationsgemäßen Kenntnisstand aller an der Pflege Beteiligten.
- Evaluation:
- Die Pflegefachkraft verfügt über das Wissen und die Kompetenz zur Evaluation beziehungsfördernder und - gestaltender Pflege.
Beziehungsgestaltung als zentraler Aspekt der Pflege
Die Beziehungsgestaltung ist ein wichtiger Punkt in der Pflege von Patienten mit Demenz. Durch die Krankheit werden sie häufig ausgeschlossen und gemieden. Eine gezielte Beziehungspflege soll dem entgegenwirken: Der Patient soll sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen und von Ihnen unterstützt werden. Durch beziehungsfördernde- und gestaltende Maßnahmen soll dem Patienten zu neuen Beziehungen verholfen werden und bereits bestehende sollen beibehalten und intensiviert werden.
Der personzentrierte Ansatz nach Tom Kitwood
Bei dem von dem britischen Psychologen Tom Kitwood entwickelte Ansatz der personzentrierten Pflege wird die Einzigartigkeit der Person in den Mittelpunkt gestellt. Oberstes Ziel ist der Erhalt und die Stärkung des Personseins in der Betreuung von Menschen mit Demenz. Basis bilden die aus diesem Konzept resultierende Grundhaltung gegenüber Menschen mit Demenz und die positive Arbeit/Beziehung mit der Person. Kitwood stellt die Hypothese auf, dass eine personzentrierte Pflege den Prozess einer Demenzerkrankung positiv beeinflussen kann. Nach Kitwood stellt der Erhalt des Personseins das oberste Ziel einer qualitativ hochwertigen Demenzpflege dar. Eine Grundvoraussetzung dafür ist die Befriedigung von seelischen Bedürfnissen von Menschen mit Demenz, da „ein Mensch ohne (deren) Befriedigung nicht einmal minimal als Person funktionieren kann.“ Gute Demenzpflege beinhaltet nach Kitwood einen „Remenzprozess“, der die Wiederherstellung personaler Funktionen unterstützt, grundlegende Bedürfnisse wie Halt und Trost, Nähe und Geborgenheit sowie soziale Verbundenheit stärkt und dabei Beschäftigung und Identitätsarbeit ermöglicht. Unter die „demenzspezifischen Bedürfnisse“ fasst er eine Gruppe von Bedürfnissen, die sich nicht klar voneinander trennen lassen, zum Beispiel die Bedürfnisse nach Liebe, Trost, Sicherheit, Einbeziehung, Beschäftigung und Identität. Diese Bedürfnisse sind unterschiedlich stark ausgeprägt, ihre Befriedigung ermöglicht es dem demenziell veränderten Menschen, sich als Person wahrzunehmen und positive Gefühle (sich wertvoll und geschätzt zu fühlen) zu erleben.
Pflegequalität in der Betreuung von Menschen mit Demenz hängt primär von der Qualität der Pflegebeziehung und der Interaktionsfähigkeit des Pflegepersonals ab.
Tipps für eine wertschätzende Haltung im Alltag
- Akzeptieren Sie die Realität des anderen. Korrigieren Sie nicht, sondern nehmen Sie Wahrnehmungen ernst.
- Begegnen Sie auf Augenhöhe. Sowohl psychisch als auch physisch.
- Seien Sie empathisch. Menschen mit Demenz erleben Verluste, Angst und Trauer sind oft Teil ihres Alltags.
- Vermeiden Sie Kindlichkeit. Menschen mit Demenz bleiben Erwachsene.
- Kommunizieren Sie klar und wertschätzend. Auch nonverbal.
- Sprechen Sie mit den Betroffenen, nicht über sie. Auch in Gesellschaft.
- Fördern Sie soziale Teilhabe. Isolation verstärkt Demenzsymptome.
Kommunikationsstrategien in verschiedenen Stadien der Demenz
Je nachdem, wie weit die Demenz schon fortgeschritten ist, muss die Kommunikation ganz unterschiedlich aussehen.
- Leichte Demenz: Bei der Kommunikation mit Menschen mit leichter Demenz ist es wichtig, den Betroffenen mehr Zeit zum „Re-Agieren“ oder antworten zu lassen. Seien Sie stets zugewandt und sprechen Sie in einfachen, kurzen Sätzen. Hilfreich ist es, wenn Sie langsam und deutlich sprechen und Ihr Gesagtes mit Gesten unterstützen.
- Mittelschwere Demenz: Ab diesem Krankheitsstadium ist es sehr wichtig, auf die jeweils aktuelle Gefühlslage Ihres Angehörigen einzugehen. Also mit Empathie zu reagieren und zu vermitteln, dass das Gefühl gerechtfertigt ist. Versuchen Sie mit Biographiearbeit das Identitätsempfinden Ihres Angehörigen möglichst lange zu erhalten: Zeigen Sie Ihrem Angehörigen beispielsweise Fotos aus einem Abschnitt seines Lebens, wie der Schulzeit, dem Studium und frühen Arbeitsleben oder der Hochzeit, den kleinen Kindern. Wichtig: In diesem Stadium spiegeln Erkrankte oft die Körpersprache Ihres Gegenübers. Wut, Frust und Unruhe aber ebenso gute Laune wirken ansteckend.
- Schwere Demenz: Für die Kommunikation mit Menschen mit schwerer Demenz eignet sich die Methode der basalen Stimulation besonders gut. Handeln Sie bitte gerade in diesem Krankheitsstadium nach dem Motto „Weniger ist mehr“. Viele der Betroffenen genießen auch ein schweigendes Beisammensitzen. Hand in Hand. Das muss auch nicht lange Zeit in Anspruch nehmen. Wichtig ist das Erleben „Ich bin nicht allein“, zum Beispiel für drei bis fünf Minuten. Berührungen werden in diesem Stadium besonders wichtig für viele Betroffene. Versuchen Sie Ihrem Angehörigen Zuneigung und Wertschätzung zu vermitteln.
Validation, Basale Stimulation und Personenzentrierte Pflege: Drei wichtige Konzepte
Validation, basale Stimulation und die personzentrierte Pflege sind Methoden und Konzepte für die Kommunikation mit Demenzerkrankten, die auf den Prinzipien der Akzeptanz und Wertschätzung basieren.
Validation
Die Gefühle von Demenzerkrankten anerkennen und akzeptieren steht im Fokus des Konzepts der Validation bei Demenzerkrankten. Die grundlegende Annahme der Methode der Validation: Dementiell erkrankte Menschen sind überaus feinfühlig und äußern ihre Gefühle sehr authentisch. Bei der Validation geht man auf diese aktuelle Gefühlslage des Betroffenen ein anstatt die Person zu korrigieren und ins „Hier und Jetzt“ zurückholen zu wollen. Versucht werden soll, die Perspektive des Demenzerkrankten einzunehmen und Verständnis für dessen aktuelle emotionale Lage aufzubringen. Ziel dabei ist es, Stress zu reduzieren, Unruhe und Aggressionen bei Demenz entgegenzuwirken, den Einsatz von Beruhigungsmitteln zu vermeiden und die Kommunikations- und Wahrnehmungsfähigkeiten des dementiell Erkrankten zu erhalten. Das Selbstwertgefühl der Betroffenen soll durch Validation gesteigert werden - indem man vermittelt, dass Ihnen zugehört und auf Ihre Gefühle eingegangen wird.
Personenzentrierte Pflege nach Kitwood
Das zentrale Element der personzentrierten Pflege nach Kitwood: Sie stellt den Mensch in den Mittelpunkt und nicht die Krankheit. Erhalt und Förderung des Personseins ist der Kern bei dieser Art der Kommunikation. Die Bedürfnisse, die jeder Menschen braucht, um sich wahrgenommen, wertgeschätzt und als Person zu fühlen, können nach Tom Kitwood in einer Blumenform illustriert werden. Kern der Blüte ist das Bedürfnis nach Liebe, an welches sich die „Blütenblätter“ Trost, Bindung, Einbeziehung, Beschäftigung und Identität anknüpfen.
Basale Stimulation
Eine basale Stimulation bei Demenz - oder auch multisensorische Stimulation - hat das Ziel, die Fähigkeiten von dementiell erkrankten Menschen in den Bereichen Kommunikation, Wahrnehmung und Bewegung zu fördern und sie zu aktivieren. Im Gegensatz zur Validation und der personzentrierten Pflege setzt sie hauptsächlich auf die nonverbale Kommunikation. Über die Stimulation von visuellen (Sehen), akustischen (Hören), gustatorischen (Riechen und Schmecken) und taktilen (Fühlen) Reizen kann die Aufmerksamkeit angeregt und eine Verbindung aufgebaut werden. Sinnvoll ist die basale Stimulation besonders für Menschen mit mittelschwerer und schwerer Demenz, die nicht mehr oder nur schwer in der Lage sind, verbal zu kommunizieren und sich zu verständigen.
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