Pflege nach Schlaganfall zu Hause: Tipps für Betroffene und Angehörige

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben von Betroffenen und ihren Familien von einem Moment auf den anderen verändern kann. Nach der Akutbehandlung im Krankenhaus beginnt eine wichtige Phase der Rehabilitation und Pflege, idealerweise im vertrauten Umfeld des eigenen Zuhauses. Dieser Artikel gibt Ihnen umfassende Tipps und Informationen zur Pflege nach einem Schlaganfall zu Hause, um den Betroffenen bestmöglich zu unterstützen und Angehörige nicht zu überlasten.

Die Bedeutung der Rehabilitation nach dem Schlaganfall

Je schneller und effizienter ein Patient nach einem Schlaganfall behandelt wird, desto mehr Nervenzellen im Gehirn können "gerettet" werden. Das Spektrum an Therapie- und Rehamaßnahmen ist groß, insbesondere wenn der Patient schnell ärztliche Versorgung erhält und in einer speziellen klinischen Schlaganfall-Station ("Stroke Unit") untergebracht wird. Bei einem akuten Schlaganfall gilt der Leitsatz "Time is brain" - jede Minute zählt!

Frührehabilitation: Den Grundstein legen

Oberstes Ziel der Frührehabilitation ist es, die durch den Schlaganfall geschädigten Körperfunktionen wiederherzustellen. Je früher geeignete Therapiemaßnahmen und Übungen umgesetzt werden, desto eher können Schlaganfall-Symptome behandelt und schwerere Folgeschäden verringert werden. Viele Reha-Maßnahmen werden heute bereits ambulant, aber auch in stationären geriatrischen oder neurologischen Reha-Kliniken angeboten. Seit 2007 haben viele ältere Patienten einen Rechtsanspruch auf eine geriatrische Rehabilitation. Fragen Sie Ihren Arzt gezielt nach der Verordnung einer "geriatrischen Rehabilitation" und bitten Sie ihn, alle akuten und chronischen Krankheiten und Einschränkungen aufzulisten.

Die Rolle des Teams: Zusammenarbeit für den Erfolg

Wie im Krankenhaus und in der Reha ist die Rehabilitation auch zu Hause eine Team-Aufgabe: Hausarzt, professionelle Fachkräfte aus der ambulanten Pflege, Physio- und Sprachtherapeuten sowie die Familie bzw. der Ehe- oder Lebenspartner müssen gut zusammenarbeiten, um dem Patienten wieder zu Lebensqualität zu verhelfen. Erstellen Sie mit dem Hausarzt einen Plan, was an Rehamaßnahmen erforderlich ist, welche Berufsgruppe dies leisten kann und wer die Finanzierung übernimmt.

Vorbereitung auf die Rückkehr nach Hause

Bereits während des Krankenhausaufenthalts sollten Angehörige sich bei einer Beratungsstelle und im Krankenhaus darüber informieren, inwiefern im Alltag Änderungen zu erwarten sind, wie man sich darauf einstellen kann und ob es Möglichkeiten der finanziellen oder therapeutischen Unterstützung gibt. Gegen Ende des Reha-Aufenthaltes findet ein Gespräch statt, bei dem Betroffene sowie Angehörige sich über den Fortschritt und das weitere Vorgehen informieren können. So lässt sich die Zukunft im eigenen Zuhause besser planen.

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Anpassung des Wohnraums

Die Wohnung sollte auf die Betroffenen und ihre möglichen Behinderungen angepasst werden. Hilfsmittel können die Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben erleichtern, Umbauten können den Verlust des sicheren Gehens durch Handläufe an den Treppen oder einen Treppenlift ausgleichen. Da insbesondere Umbauten Zeit in Anspruch nehmen können, ist es sinnvoll, wenn Sie als Angehörige bzw. Angehöriger bereits in der Klinik den Sozialdienst auf dieses Thema ansprechen. Bei sehr umfassenden Einschränkungen müssen Sie sich vielleicht auch um einen Pflegedienst bemühen.

Praktische Hilfsmittel für den Alltag

  • Pflegebett: Ein elektromotorisch höhenverstellbares Pflegebett erleichtert Pflege, Mobilisation und den Transfer vom Bett in den Rollstuhl. Der Patient kann sich leichter selbst aufrichten, sogar selbst aufstehen. Ein Pflegebett - als Leihgabe und Kassenleistung oder selbst über wirtschaftliche Aufzahlung finanziert - kann nach einem Schlaganfall die Genesung beschleunigen. Durch ein Pflegebett auf Rollen ist der Patient von jeder Seite bequem zu erreichen.

  • Sitzgelegenheiten: Polstermöbel sind ungeeignet. Stabile Stühle mit Rückenlehne geben mehr Sicherheit. Wichtig ist ein Tisch vor der Sitzgelegenheit, der groß genug ist, damit der Patient den von der Lähmung betroffenen Arm darauf lagern bzw. abstützen kann.

  • Bad und Toilette: Für die Anpassung des Bades und der Toilette steht eine Reihe praktischer Hilfsmittel bereit, die dem Kranken gegebenenfalls eine selbstständige sichere Körperhygiene ermöglicht bzw.

  • Weitere Hilfsmittel: Rollstuhl, Gehhilfen, Badelifter und Treppenlift können bei eingeschränkter Mobilität Entlastung bringen.

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Barrierefreiheit schaffen

Gefahrenquellen wie Türschwellen sollten entschärft werden - etwa, indem eine Rampe mit rutschfestem Bodenbelag darüber verläuft. Im Bad geben Haltegriffe an Waschbecken und in der Dusche Sicherheit bei Körperpflege und Toilettengang. Achten Sie darauf, dass das Umfeld so sicher wie möglich ist, sich aber andererseits auch nicht bis zur Unkenntlichkeit wandelt! Denn der Patient, dessen Hirnleistung beeinträchtigt ist, muss sich orientieren können. Und dazu muss er sich erinnern - was besser gelingt, wenn viele Dinge am vertrauten, alten Platz bleiben. Außerdem muss bei Pflegebedürftigkeit alles Wichtige in greifbarer Nähe sein.

Die richtige Lagerung

Wichtig für die Erfolgsaussichten der Rehabilitation ist die richtige Lagerung des Kranken als passive Bewegungsübung von Anfang an. Praktiziert wird dazu im allgemeinen eine Lagerung nach der Bobath-Methode mit der Spasmen (Verkrampfungen der Muskulatur) gehemmt, normale Bewegungsmuster vorbereitet und die Wahrnehmung gefördert wird. Eine sachgerechte Lagerung dient aber auch der Bequemlichkeit und Schmerzvermeidung und hilft, Kontrakturen, Dekubiti und Lungenentzündungen vorzubeugen. Bei älteren, multimorbiden Schlaganfall-Patienten ist allerdings eine korrekte Bobath-Lagerung vor allem in der 90°-Seitenlage nicht immer möglich. Keineswegs sollte aber dann nur eine Rückenlage durchgeführt, sondern auch eine modifizierte, z. B. 30°-Seitenlage vorgenommen werden. Es ist sehr zu empfehlen, sich mit einer dafür speziell ausgebildeten Fachkraft ein individuelles Lagerungskonzept zu erarbeiten, das den Bedürfnissen und therapeutischen Erfordernissen Ihres kranken Angehörigen am besten entspricht. Die Durchführung der Lagerung wird durch spezielle Lagerungskissen, die über bessere Stütz- und Polstereigenschaften verfügen als Federkissen, sehr erleichtert.

Lagerungsbeispiele

Bei den hier abgebildeten Lagerungen wird von einer Schädigung der rechten Körperseite ausgegangen.

  • Liegen auf der geschädigten Seite: Verbessert das Gefühl des Patienten für diese Seite und sollte möglichst oft durchgeführt werden: Bett flach stellen. Der Kopf liegt gerade auf einem Kissen. Geschädigte Schulter nach vorne ziehen, damit sie nicht schmerzt. Der Ellbogen ist gestreckt, die Handfläche schaut mit geöffneten Fingern nach oben. Rücken mit einem dicken Kissen abstützen. Geschädigte Bein im Hüftgelenk strecken, im Kniegelenk leicht beugen.

  • Liegen auf der gesunden Seite: Erfolgt im Wechsel mit der Lagerung auf der geschädigten Seite und der Rückenlagerung, anfangs möglichst alle zwei Stunden, bis der Patient seine Stellung wieder selbstständig verändern kann: Der Kopf liegt gerade auf einem Kissen. Geschädigt Schulter nach vorne ziehen, Arm mit gestreckten Ellbogenauf einem Kissen lagern, Rücken abstützen. Gesundes Bein normal gestreckt lagern, geschädigtes Bein mit leicht gebeugtem Knie nach vorne auf ein weiches Kissen legen.

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  • Rückenlage: Schulter und Arm der geschädigten Seite mit gestrecktem Ellbogen auf einem Kissen lagern, Hand und Finger sind geöffnet (eventuell durch eine Greifkugel offen halten). Zugleich mit diesem Kissen Gesäß und Oberschenkel der geschädigten Seite so unterstützen, dass eine Außenrotation des geschädigten Beines verhindert wird. Fersen frei lagern, um Druckstellen (Dekubitus) zu verhindern. Der Rücken wird mit so vielen Kissen abgestützt, dass der Ober­ körper des Kranken geradegehalten wird. Das Bett bleibt dazu flachgestellt, damit sich keine halb liegende Stellung ergibt.

Therapien zu Hause fortsetzen

Abhängig davon, welche Funktionen des Körpers nach einem Schlaganfall eingeschränkt sind, finden auch nach dem Krankenhausaufenthalt längerfristig Therapien statt. Viele Fähigkeiten können im Rahmen einer intensiven Therapie wiedererlangt werden - und das auch noch Monate oder gar Jahre nach dem Schlaganfall. Entscheidend für eine möglichst schnelle Verbesserung aller Funktionen ist der frühe Therapiebeginn und das kontinuierliche Training. Für die Behandlung kommen die Therapeutinnen und Therapeuten teils nach Hause; sind die Betroffenen mobil genug, kann jedoch auch die Praxis aufgesucht werden. Hier ist es wichtig, sich frühzeitig um einen Therapieplatz zu bemühen, da es je nach Region und Zahl der Therapiezentren zu Wartezeiten kommen kann.

Motivation und Unterstützung im Alltag

Zusätzlich ist es essenziell, dass die Betroffenen auch ohne die Anwesenheit des therapeutischen Personals zu Hause üben. Dazu erhalten sie oft „Hausaufgaben“, die alleine durchgeführt werden können. Beispielsweise können bei mangelnder Kontrolle der Handmuskulatur bestimmte Greifbewegungen durchgeführt oder beim Neuerlernen der Sprache die Mundposition bei bestimmten Lauten vor einem Spiegel trainiert werden. Unterstützen Sie Betroffene dabei, diese Fähigkeiten neu zu erlernen. Hier ist es jedoch wichtig, nicht überhöhte Erwartungen zu schüren oder unwissentlich Druck aufzubauen, indem man versichert, dass bald schon wieder alles so werde wie früher. Motivierend ist es eher, Tätigkeiten vorzuschlagen, die Betroffene leicht heraus- aber nicht überfordern. Das können Tätigkeiten wie Malen, Spiele, aber auch kleine Ausflüge sein. Ein bisschen Bewegung hilft nicht nur dabei, körperliche Funktionen wiederaufzubauen, sondern kann auch bei gereizter Stimmung weiterhelfen, das Wohlbefinden zu erhöhen.

Umgang mit Einschränkungen

Vor und nach der Rückkehr ins eigene Zuhause müssen mögliche Alltagseinschränkungen berücksichtigt werden. Ist beispielsweise die Mobilität der Betroffenen nun eingeschränkt und muss eventuell die Wohnung mit entsprechenden Hilfsmitteln ausgestattet werden oder braucht die betroffene Person Unterstützung bei bestimmten Aufgaben? Beeinträchtigungen wie Schluckprobleme können zu Frustrationen führen, wenn beispielsweise das Abendessen plötzlich zur Herausforderung wird. Und gerade wenn nach einem Schlaganfall die Sprache oder das Verständnis beeinträchtigt ist, kann sich auch die Kommunikation schwierig gestalten: Schlaganfallbetroffene wissen oft genau, was sie sagen möchten, die richtigen Worte wollen sich schlicht nicht aussprechen lassen. Dies alles kann zu großer Unzufriedenheit bei den Betroffenen führen und auch für Angehörige emotional belastend sein.

Kommunikation trotz Sprachstörungen

Teilweise können hier Kommunikationshilfen wie Buchstabentafeln oder schlicht das Smartphone unterstützend zum Einsatz kommen, um die Zeit bis zur Wiederherstellung der sprachlichen Fähigkeiten zu überbrücken. Generell sollten jedoch weiterhin so häufig wie möglich Gespräche stattfinden, die nicht nur aus „Ja/Nein“-Fragen bestehen. Denn erstens trainiert das die sprachlichen Fähigkeiten und zweitens ist der Meinungsaustausch mit anderen Menschen für uns alle elementar. Sprechen Sie in kurzen, einfachen Sätzen langsam mit dem Aphasiker und regen Sie ihn zum Sprechen an. Vor allem hat man sich bewusst zu sein, dass der Betroffene durch seine Sprachstörung nicht automatisch geistig beeinträchtigt ist.

Emotionale Unterstützung

Das emotionale Gleichgewicht kann insbesondere am Anfang stark beeinträchtigt sein. Auch andere Persönlichkeitsveränderungen sind nach einem Schlaganfall nicht ungewöhnlich, zum Beispiel Distanzlosigkeit, Zurückgezogenheit, Reizbarkeit, Missachtung sozialer Normen oder Misstrauen. Viele Persönlichkeitsveränderungen bilden sich im Lauf der Zeit zwar zurück, damit konfrontiert zu werden, kann für Angehörige dennoch sehr belastend sein. Nicht immer merken Betroffene selbst, dass sich ihr Verhalten verändert hat, daher ist es sinnvoll, in Ruhe das Gespräch zu suchen. Machen Sie dabei keine Vorwürfe, sondern erfragen Sie, wie sich die betroffene Person fühlt und weisen Sie darauf hin, wo sich ihr Verhalten aus Ihrer Sicht verändert hat, um gemeinsam zu überlegen, wie man gemeinsam positive Veränderungen schaffen kann. Etwa ein Drittel der Erkrankten entwickelt nach einem Schlaganfall sogar eine behandlungsbedürftige Depression. Allgemein ist es also wichtig, dass auch die emotionale Seite nicht vernachlässigt wird. Betroffene sollten das ärztliche Gespräch suchen, wenn sie sich häufig niedergeschlagen, traurig oder hoffnungslos fühlen und keine Motivation mehr für weiterhin mögliche Aktivitäten aufbringen können, die ihnen bisher Freude bereiteten.

Alltagstipps für die Pflege zu Hause

  • Körperpflege: Bei Gesichtslähmung ist besonders auf die Mundhygiene zu achten, weil die geschädigte Seite oft vernachlässigt wird. Zudem kann durch die Bewegungseinschränkungen der Zunge diese Seite weniger gut von Speiseresten gesäubert werden. Deshalb sollte nach jeder Mahlzeit eine sorgfältige Reinigung der Mundhöhle erfolgen. Häufig sitzt durch die Lähmung auch die Zahnprothese nicht mehr gut genug und stört beim Essen und Sprechen.

  • Ernährung: Bestehen am Anfang durch die Lähmung Schluckbehinderungen, werden pürierte Speisen verabreicht. Achten Sie auf eine gesunde Ernährung im Alter, um Risikofaktoren wie zu hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte in Schach zu halten. Orientieren Sie sich an den Grundregeln der „mediterranen Diät“: Eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch.

  • Kontinenz: Bei Halbseitenlähmung besteht anfangs häufig Inkontinenz, die jedoch durch ein gezieltes Toilettentraining im Laufe der Zeit meist beherrscht werden kann. Der Kranke wird dazu in regelmäßigen Zeitintervallen zur Blasen- und Darmentleerung angehalten. Der Patient soll so früh wie möglich den Toilettenstuhl oder die Toilette benutzen, weil durch die sitzende Haltung die Funktionen wieder leichter in Gang kommen. Verstopfung ist unbedingt zu vermeiden, da starkes Pressen den Kranken erneut gefährden kann.

  • Mobilisation: Ziel aller Maßnahmen ist es, den Patienten so rasch wie möglich wieder aus dem Bett zu bringen und ihm größtmögliche Selbständigkeit zurückzugeben. Die Mobilisation beginnt mit Sitzübungen im Bett. Dann folgen Sitzen und Essen außerhalb des Bettes sowie Gleichgewichts- und Gehübungen. Für die Gehübungen empfiehlt sich aus Sicherheitsgründen anfänglich ein Gehwagen, bis der Gleichgewichtssinn wieder besser ausgebildet ist. Außerdem ist gutes Schuhwerk unerläßlich.

  • Alltag integrieren: Für den Aufenthalt außerhalb des Bettes sollte der Kranke trotz aller Mühen beim Anziehen seine normale Kleidung tragen. Auch ist anzustreben, den Kranken weitgehend am normalen Familienleben teilnehmen zu lassen und ihm wenn möglich, sogar kleinere Aufgaben im Haushalt zu übertragen.

  • Körpergefühl: Ein Hauptproblem von Hemiplegie-Patienten besteht darin, dass ihr Körpergefühl für die geschädigte Seite mehr oder weniger stark beeinträchtigt ist. Dadurch besteht die Neigung, alle Gegenstände, Personen oder Ereignisse, die auf dieser Seite stattfinden, zu ignorieren. Dies ist bereits bei der Raumaufteilung und Anordnung der Einrichtungsgegenstände zu beachten. Das Bett ist so zu stellen, dass alle Aktivitäten bzw. die für den Kranken wichtigen Gegenstände (z.B. Nachttischkästchen, Fernseher usw.) auf der Seite der geschädigten Körperseite stehen und sich die Personen von dieser Seite nähern. Um mit den Dingen oder Personen in Blickkontakt treten zu können, muss der Kranke seinen Kopf zur geschädigten Seite drehen. Dadurch lernt er, seinen Kopf wieder frei zu bewegen und auszubalancieren, was eine wichtige Voraussetzung für die späteren Gehübungen ist. Bei einer Halbseitenschwäche ist die betroffene Seite zu stimulieren. Auch Nachttisch (am besten auf Rollen) und Fernseher werden auf der geschwächten Seite positioniert. Denn über diese soll der Schlaganfall-Betroffene aktiv - und auch von dieser Seite angesprochen werden. Eine Körperhälfte ist gelähmt? Dann wird diese als erstes angezogen und zuletzt ausgezogen.

Finanzielle Unterstützung und Pflegeleistungen

Ein Schlaganfall-Patient kann von einem Tag auf den anderen auf tägliche Betreuung und Pflege angewiesen sein. Bei Pflegebedürftigkeit leistet die Pflegeversicherung finanzielle Unterstützung. Wurde bereits ein Pflegegrad festgestellt, kann die neue Situation den Aufstieg in einen höheren Pflegegrad erfordern, um auf diese Weise mehr Pflegeleistungen zu erhalten. Falls noch nicht, sollten Sie einen Antrag auf Pflegeleistungen umgehend stellen. Denn nur bei festgestellter Pflegebedürftigkeit besteht Anspruch auf medizinische Versorgung, körperliche Grundpflege und Maßnahmen von Aktivierung und Mobilisation - auch dann, wenn die Selbstständigkeit durch den Schlaganfall nur gering beeinträchtigt ist.

Pflegegrad beantragen

Für den Antrag auf einen Pflegegrad richten Sie bzw. die Person, die Sie dazu per Vollmacht - Vorsorgevollmacht, keine Betreuungsverfügung - ermächtigt haben, ein formloses Anschreiben an die Pflegeversicherung. Diese wird Ihnen nach getroffener Entscheidung in Form eines rechtskräftigen Bescheides antworten. Zunächst teilt man Ihnen jedoch einen Termin für die Begutachtung durch den MDK mit, der Pflegesituation und Anforderungen an die Pflege mithilfe des Instruments des Neuen Begutachtungsassessment (NBA) prüft. Dabei handelt es sich um einen Fragenkatalog zur Selbstständigkeit im Alltag. Diesen Begutachtungstermin des MDK sollten Sie gut vorbereiten. Sorgen Sie dafür, dass der Gutachter bei dieser kurzen Momentaufnahme (denn um nichts anderes handelt es sich) einen umfassenden Einblick erhält, was die Pflege nach Schlaganfall im Alltag erfordert. Achtung: Leistungen der Pflegeversicherung werden nicht rückwirkend gewährt, sondern erst ab Datum der Antragstellung. Alle Kosten, die davor für die Pflege auflaufen - wie für einen ambulanten Pflegedienst - sind selbst zu zahlen. Bei schwerem Schlaganfall wird der Pflegegrad in der Regel sofort gewährt. Bei leichtem Schlaganfall werden Anträge oft zunächst abgelehnt.

Leistungen der Pflegeversicherung

Wird Ihrem Antrag stattgegeben, können Sie entweder Pflegegeld oder Pflegesachleistungen (etwa zweimal so hoch wie das Pflegegeld) erhalten. Pflegesachleistungen können Sie nutzen, damit ein ambulanter Pflegedienst für die medizinische Behandlungspflege ins Haus kommt: Dieser rechnet darüber direkt mit der Pflegekasse ab. Pflegegeld kann dagegen für Betreuungsaufwand durch Angehörige oder 24-Pflegekräfte aufgewendet werden. Zusätzlich gibt es einen monatlichen Entlastungsbetrag von 125 Euro. Die Leistungen der Pflegeversicherung decken jedoch selten alle Kosten.

Ambulante Pflegedienste

Der ambulante Pflegedienst übernimmt medizinische Behandlungspflege, wie z. B. die Medikamentenvergabe oder Wundversorgung. Ihr Hausarzt kennt sich sicher in der Region aus - und weiß über Erfahrungen mit verschiedenen Anbietern zu berichten.

24-Stunden-Pflege

24-Stunden-Pflegekräfte leben mit dem Betroffenen im selben Haushalt und sind in (Ruf-)Bereitschaft verfügbar - der Patient ist auch in der Nacht nicht allein. Die Betreuungskraft achtet darauf, dass verordnete Medikamente über den Tag regelmäßig eingenommen werden, indem sie diese morgens - immer am selben Ort, etwa in einem Behältnis - bereitstellt. Sie begleitet auch zu (Wasser-)Gymnastik und Schwimmen - Sportarten, die neben Muskulatur und Gleichgewicht auch den Lebenswillen stärken.

Unterstützung für Angehörige

Wer nicht auf sich selbst Rücksicht nimmt, kann auf Dauer auch niemand anderen versorgen. Achten Sie also auch auf Ihre eigenen Grenzen, um sich nicht selbst zu überfordern. Anderen Hilfe zu leisten ist löblich und wichtig, doch die Unterstützung einer Person, die einen Schlaganfall erlitten hat, kann allein aufgrund von Terminorganisationen und Antragsstellungen viel Zeit einnehmen und sich als sehr anspruchsvoll herausstellen, gerade wenn Sie all diese Herausforderungen auch noch neben der Arbeit bewältigen müssen. Fühlen Sie sich nicht verpflichtet, alles selbst zu machen.

Hilfe annehmen

Vielleicht ist es Ihnen unangenehm, fremde Menschen in Ihre Wohnung zu lassen, doch es ist nie ein Zeichen mangelnder Kompetenz, Fachleute hinzuzuziehen. Das gilt auch für die Pflege von Familienmitgliedern. Selbst als ausgebildete Fachkraft ist es etwas anderes, Angehörige zu versorgen - noch dazu, wenn man im gleichen Haushalt lebt. Es ist nachvollziehbar, eine nahestehende Person komplett selbst versorgen zu wollen, doch im Gegensatz zum Beruf gibt es bei der Vollzeitpflege keinen Feierabend. Zusätzlich zu den eigentlichen pflegerischen Tätigkeiten muss man sich ohne fachliche Distanz mit den neuen Einschränkungen und Veränderungen im Alltag eines geliebten Menschen auseinandersetzen, der zuweilen vielleicht auch die eigene Frustration an einem auslässt. All das kann psychisch sehr belastend sein. Suchen Sie sich daher rechtzeitig Unterstützung und achten Sie darauf, auch einmal Zeit für sich zu nehmen und abschalten zu können.

Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen

Sollten Sie Hilfe benötigen, können Sie sich auch an eine der Beratungsstellen für pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige wenden oder eine Pflegeberatung beantragen. Auch Selbsthilfegruppen können eine wertvolle Unterstützung sein, um Erfahrungen auszutauschen und die Freizeit gemeinsam zu verbringen. Eine Liste von Selbsthilfegruppen stellt die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe bereit.

Berufstätige Angehörige

Übernehmen Sie als berufstätiges Familienmitglied die häusliche Pflege, können Sie außerdem gesetzliche Freistellungsansprüche geltend machen. Das bedeutet, dass Sie z.B. bis zu zehn Tage Ihre Arbeit ruhen lassen können, um kurzfristig eine Pflege zu organisieren. Als Lohnersatz erhalten Sie dann von der Pflegekasse ein Pflegeunterstützungsgeld.

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