Demenzkonzepte in der Pflege: Ein umfassender Überblick

Die Betreuung von Menschen mit Demenz stellt eine besondere Herausforderung dar, die ein tiefes Verständnis für die Erkrankung und ihre Auswirkungen erfordert. Im Mittelpunkt aller Bemühungen sollte das Wohlbefinden des Betroffenen stehen, wobei Konzepte wie Validation, personzentrierte Pflege und basale Stimulation eine wichtige Rolle spielen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Demenzkonzepte in der Pflege, von den Grundlagen der Kommunikation bis hin zu praktischen Tipps für den Alltag.

Einführung in die Demenzpflege

Bei der Pflege von Menschen mit Demenz ist es wichtig zu verstehen, dass ihr Verhalten oft eine Folge der fortschreitenden Krankheit und der damit verbundenen Verluste ist. Ein zentrales Konzept ist die Akzeptanz des Menschen mit Demenz, so wie er ist, und die Schaffung einer sicheren und angstfreien Umgebung. Ein bedürfnisorientiertes, umfassendes und individuelles Pflegeverständnis ist dabei unerlässlich.

Kommunikation mit Menschen mit Demenz

Die Kommunikation mit Menschen mit Demenz erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, sich auf ihre veränderte Wahrnehmung einzulassen. Je nach Stadium der Erkrankung kann die Kommunikation verbal oder nonverbal erfolgen.

Kommunikation in verschiedenen Stadien der Demenz

  • Leichte Demenz: In einem frühen Stadium der Demenz ist die Wahrnehmung des Betroffenen nur geringfügig verändert. Es ist wichtig, dem Betroffenen mehr Zeit zum Antworten zu geben und in einfachen, kurzen Sätzen zu sprechen. Gesten können das Gesagte unterstützen.
  • Mittelschwere Demenz: In diesem Stadium treten deutliche Denk- und Gedächtnislücken auf. Empathie ist entscheidend, um auf die Gefühlslage des Betroffenen einzugehen. Es kann hilfreich sein, eine Pause in der Kommunikation einzulegen, wenn Schwierigkeiten auftreten.
  • Schwere Demenz: Im letzten Stadium der Demenz geht oft die Fähigkeit zur verbalen Kommunikation verloren. Nonverbale und emotionale Kommunikation werden immer wichtiger. Die Methode der basalen Stimulation kann in diesem Stadium besonders hilfreich sein.

Kommunikationsregeln

Es ist wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, wie man am besten mit den Betroffenen kommunizieren kann. Dabei spielen Kommunikationsregeln eine große Rolle. Wenn wir diese Regeln beachten, können wir Missverständnisse vermeiden und auf die Bedürfnisse der Erkrankten eingehen. Je nachdem, wie weit die Demenz schon fortgeschritten ist, muss die Kommunikation ganz unterschiedlich aussehen.

Wichtige Konzepte in der Demenzpflege

Validation

Die Validation ist ein Konzept, das die Gefühle von Demenzerkrankten anerkennt und akzeptiert. Anstatt die Person zu korrigieren oder in die Realität zurückzuholen, geht man auf ihre aktuelle Gefühlslage ein. Ziel ist es, Stress zu reduzieren, Unruhe und Aggressionen entgegenzuwirken und die Kommunikations- und Wahrnehmungsfähigkeiten zu erhalten.

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Die grundlegende Annahme der Methode der Validation: Dementiell erkrankte Menschen sind überaus feinfühlig und äußern ihre Gefühle sehr authentisch. Bei der Validation geht man auf diese aktuelle Gefühlslage des Betroffenen ein anstatt die Person zu korrigieren und ins „Hier und Jetzt“ zurückholen zu wollen. Versucht werden soll, die Perspektive des Demenzerkrankten einzunehmen und Verständnis für dessen aktuelle emotionale Lage aufzubringen.

Personzentrierte Pflege nach Tom Kitwood

Die personzentrierte Pflege stellt den Menschen in den Mittelpunkt und nicht die Krankheit. Erhalt und Förderung des Personseins ist der Kern bei dieser Art der Kommunikation. Die Bedürfnisse, die jeder Menschen braucht, um sich wahrgenommen, wertgeschätzt und als Person zu fühlen, können nach Tom Kitwood in einer Blumenform illustriert werden. Kern der Blüte ist das Bedürfnis nach Liebe, an welches sich die „Blütenblätter“ Trost, Bindung, Einbeziehung, Beschäftigung und Identität anknüpfen.

Basale Stimulation

Eine basale Stimulation bei Demenz - oder auch multisensorische Stimulation - hat das Ziel, die Fähigkeiten von dementiell erkrankten Menschen in den Bereichen Kommunikation, Wahrnehmung und Bewegung zu fördern und sie zu aktivieren. Im Gegensatz zur Validation und der personzentrierten Pflege setzt sie hauptsächlich auf die nonverbale Kommunikation. Über die Stimulation von visuellen (Sehen), akustischen (Hören), gustatorischen (Riechen und Schmecken) und taktilen (Fühlen) Reizen kann die Aufmerksamkeit angeregt und eine Verbindung aufgebaut werden.

Praktische Tipps für den Alltag

  • Biographiearbeit: Zeigen Sie Ihrem Angehörigen beispielsweise Fotos aus einem Abschnitt seines Lebens, wie der Schulzeit, dem Studium und frühen Arbeitsleben oder der Hochzeit, den kleinen Kindern.
  • Tagesstruktur: Eine gut strukturierte Tagesroutine und ein sicherer Haushalt können den Alltag für Ihren demenzerkrankten Angehörigen und für Sie selbst spürbar erleichtern.
  • Sicherer Haushalt: Überprüfen Sie Ihren Haushalt auf mögliche Gefahrenquellen und treffen Sie präventive Maßnahmen, um Unfälle zu vermeiden.
  • Beschäftigung: In vielen Fällen fühlen sich Demenzerkrankte bedeutungslos. Langeweile kann im schlechten Fall auch in Apathie münden. Dies können Angehörige verhindern, indem sie ihn mit einer Aktivität beschäftigen.

Unterstützung für pflegende Angehörige

Die Betreuung eines an Demenz erkrankten Menschen ist eine der größten Herausforderungen, die Angehörige meistern können. Es ist wichtig, Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um Überlastung zu vermeiden.

Entlastungsmöglichkeiten

  • Ambulante Pflegedienste: Ambulante Pflegedienste bieten wertvolle Unterstützung bei der Betreuung zu Hause und entlasten pflegende Angehörige im Alltag.
  • Stundenweise Betreuung: Eine stundenweise Betreuung bei Demenz kann dabei helfen, eine Struktur aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die pflegenden Angehörigen zu entlasten.
  • Teilstationäre Betreuung: Teilstationäre Betreuung bedeutet, dass die betroffene Person tagsüber in einer spezialisierten Einrichtung betreut wird, während sie weiterhin überwiegend zu Hause lebt.
  • Betreuungsgruppen: In Betreuungsgruppen für Menschen mit Demenz steht das Miteinander im Mittelpunkt. Hier können sich Demenzkranke in einem geschützten Rahmen wohlfühlen und an vielfältigen Aktivitäten teilnehmen, die an ihre noch vorhandenen Fähigkeiten anknüpfen.

Finanzielle Hilfen

Um finanzielle Hilfen der Pflegeversicherung beanspruchen zu können, benötigt die demenzerkrankte Person einen Pflegegrad. Die Pflegeversicherung bietet verschiedene Leistungen, die je nach Pflegegrad in Anspruch genommen werden können. Dazu gehören Pflegesachleistungen, Pflegegeld, der Entlastungsbetrag und Leistungen für Kurzzeit- oder Verhinderungspflege.

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Wohnformen für Menschen mit Demenz

  • Betreutes Wohnen: Betreutes Wohnen für Menschen mit Demenz in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft bietet eine ideale Alternative zum klassischen Pflegeheim.
  • Stationäre Pflege: Wenn der Zustand eines demenzerkrankten Menschen sich verschlechtert oder herausfordernde Verhaltensweisen wie Aggressionen häufiger auftreten, kann eine speziell auf Demenz ausgerichtete stationäre Pflegeeinrichtung die beste Lösung sein.

Patientenverfügung

Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.

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