Papst Johannes Paul II. und die Parkinson-Krankheit: Ein Leidensweg und sein Vermächtnis

Johannes Paul II., einer der prägendsten Päpste des 20. Jahrhunderts, hinterließ ein tiefes Vermächtnis. Sein Pontifikat war geprägt von unermüdlichem Einsatz für Frieden, Menschenwürde und interreligiösen Dialog. Doch in den letzten Jahren seines Lebens wurde er von einer schweren Krankheit gezeichnet: der Parkinson-Krankheit. Dieser Artikel beleuchtet den Leidensweg von Johannes Paul II. im Zusammenhang mit seiner Erkrankung, seinen Umgang damit und die Auswirkungen auf sein Pontifikat.

Die Anfänge eines dynamischen Pontifikats

Als Karol Wojtyla am 16. Oktober 1978 zum Papst gewählt wurde, überraschte er die Welt. Er war der erste Slawe und der erste Nicht-Italiener seit fast 500 Jahren auf dem Stuhl Petri. Sein jugendliches Auftreten und seine dynamische Art begeisterten die Menschen. Er reiste viel und schien die Türen der katholischen Kirche weit aufzustoßen. Schon drei Monate nach seiner Wahl trat Johannes Paul die erste seiner über hundert Auslands­reisen an, sie führte ihn nach Lateinamerika. Die Menschen erlebten einen jungen, dynamischen, einen volksnahen Papst, der die Türen der katholischen Kirche weit aufzustoßen schien.

Politisch veränderte er die Welt. Er war der Papst, der dem Kommunismus die Stirn bot. Durch seine Unterstützung der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc hat Johannes Paul einen entscheidenden Anstoß gegeben für die Umwälzung im Osten. Michail Gorbatschow sagt: Ohne Karol Woityla wäre die Mauer nicht oder zumindest deutlich später gefallen. Viel Anerkennung erhält der Papst auch Anfang 2003, als er die andere Weltmacht USA herausfordert, mit seinem klaren Nein zu einem Krieg im Irak. Angesichts des drohenden Blutvergießens bat Johannes Paul II.

Die ersten Anzeichen von Krankheit

Der Leidensweg von Johannes Paul II. begann jedoch nicht erst mit der Parkinson-Krankheit. Bereits 1981 wurde er bei einem Attentat auf dem Petersplatz schwer verletzt. Es seien Schüsse auf dem Petersplatz gefallen, berichtete der Reporter von Radio Vatikan. Er habe nur gesehen, wie der Heilige Vater wankte und dann in die Arme seines Sekretärs fiel. 1992 wurde ihm ein Darmtumor entfernt, 1993 brach er sich bei einer Audienz die Schulter, 1994 musste er sich nach einem Sturz im Bad eine Hüftprothese einsetzen lassen.

Ende der 80er Jahre zeigten sich erste Symptome der Parkinson-Krankheit, die seine Muskeln zunehmend lähmte. Das Atmen fiel ihm immer schwerer. Und am Dienstag abend scheint Johannes Paul II. beinahe erstickt zu sein - an einer zu großen Menge von Speichel und Säure in Hals und Mund.

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Der Umgang mit der Krankheit

Trotz seiner gesundheitlichen Probleme aber nutze Johannes Paul II. das Heilige Jahr 2000 zu historischen Versöhnungsgesten. Die Aussöhnung mit den anderen Religionen war für Johannes Paul II. eines der zentralen Themen seiner letzten Jahre. Sein theologisches Vermächtnis hat er zu seinem 25. Amtsjubiläum in dem apostolischen Schreiben Pastores Gregis hinterlegt. Gleichzeitig betonte Johannes Paul II. Rom.

Johannes Paul II. verbarg sein Leid nicht vor der Öffentlichkeit. Vielen Beobachtern schien es fast so, als habe er in seiner Krankheit ein neues Instrument gefunden, das Evangelium zu verbreiteten. Er weigerte sich, sein Amt aufzugeben, und trug seine Leiden mit Würde. Dies machte sein Leiden zum Teil seiner Verkündigung. "Auch Jesus ist nicht vom Kreuz gestiegen" - mit diesen Worten hatte Papst Johannes Paul II. stets Fragen nach seinem Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen zurückgewiesen. Bis zu seinem Tod blieb er diesem Prinzip treu. Auch in den letzten Wochen - als die Qualen am schlimmsten gewesen sein müssen - verbarg Johannes Paul II. sein Leid nicht vor der Öffentlichkeit.

Die letzten Lebensjahre

Mit fortschreitendem Verlauf der Krankheit fiel es dem Papst zunehmend schwerer zu gehen, zu reden und zu schlucken. Am Ende konnte Johannes Paul II. nur noch im Rollstuhl sitzen, und seine Ansprachen waren kaum mehr verständlich. Ausgerechnet der Papst, der sich im Vatikan den Spitznamen verdiente, der "Marathonmann Gottes" zu sein, der weiter reiste als alle Päpste vor ihm zusammen, der auf 104 Auslandsreisen 126 Länder besuchte, dieser Papst kann keinen einzigen Schritt mehr gehen. Der große Medienpapst, der Masseninszenierungen wie den Weltjugendtag erfand, zu denen sich im Jahr 1995 mehr als 3,5 Millionen Menschen zur größten Versammlung in der Geschichte des Globus trafen, dieser Papst, kann kaum mehr ein Wort sprechen.

Eine rapide Verschlechterung seines Gesundheitszustandes ist Anfang Februar zu beobachten, als das Kirchenoberhaupt mit Grippe und einer Kehlkopfentzündung in die römische Gemelli-Klinik eingeliefert wird. Zehn Tage später verläßt er die Klinik, doch am 24. Februar erleidet er einen Rückfall. Im Krankenhaus wird ein Luftröhrenschnitt vorgenommen. Ihm wird eine Kanüle in den Hals gesetzt. Dieses Mal bleibt er drei Wochen im Krankenhaus. Nach seiner Rückkehr in den Vatikan spricht er am 13. Eine Woche später spielt sich am Ostermontag die bewegende Szene ab, als Papst Johannes Paul zu den Gläubigen auf dem Petersplatz sprechen möchte, aber nur ein leises Stöhnen zu hören ist.

Der Tod und die Seligsprechung

Am 30. Einen Tag später verschlechtert sich der Gesundheitszustand des Papstes dramatisch. Von einem Herz-Kreislauf-Kollaps, hohem Fieber und einer Blutvergiftung ist die Rede. Es heißt, Johannes Paul habe die Krankensalbung erhalten. Der Papst wird jedoch seinem Willen entsprechend nicht ins Krankenhaus eingeliefert. Millionen Gläubige auf der ganzen Welt beten für ihn. Am 1. April bekam er Fieber und empfing die Krankensalbung. Einen Tag später, am 2. April 2005, gegen 15:30 Uhr, sprach er seine letzten Worte auf Polnisch mit sehr schwacher und gebrochener Stimme: „Lasst mich ins Haus des Vaters gehen!“ Kurz vor 19 Uhr fiel er ins Koma. Um 21:37 Uhr starb Johannes Paul II.

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Nach seinem Tod erwiesen mehr als drei Millionen Menschen Johannes Paul II. im Petersdom die letzte Ehre. Zur Beisetzung am 8. April kamen Staats- und Kirchenoberhäupter aus aller Welt. Der Seligsprechungsprozess begann im Mai 2005 und wurde von seinem Nachfolger Benedikt XVI. eingeleitet, der ihn schließlich auch seligsprach. Die Heiligsprechung durch Papst Franziskus erfolgte am 27. April 2014.

Das Wunder der Heilung

Erstmals hat eine französische Ordensfrau über ihre Genesung von der Parkinson-Krankheit berichtet, die als Wunderheilung im Seligsprechungsprozess für Papst Johannes Paul II. verwendet werden soll. Ob es sich tatsächlich um ein Wunder handle, müssten nun die kirchlichen Behörden entscheiden, sagte Schwester Marie-Simon-Pierre (46) am Freitag vor Journalisten im südfranzösischen Aix-en-Provence. Am Montag wird des am 2. Sie berichtete, die Heilung sei erfolgt, nachdem sie und ihre gesamte Ordensgemeinschaft ab April 2005 um die Fürsprache des gerade verstorbenen Papstes Johannes Paul II. gebeten hätten. In der Nacht zum 3. Juni 2005 habe sie plötzlich gespürt, dass die Krankheit verschwunden war. Dies sei wenige Tage später von ihrem Arzt bestätigt worden.

Der von Erzbischof Claude Feidt von Aix-en-Provence mit der Untersuchung des Falles beauftragte Kirchenrichter Jean-Luc Lalanne erklärte, Experten seien zu dem Schluss gekommen, dass die Heilung unerklärlich ist. Der Fall sei von Neurologen, Schriftsachverständigen und Psychiatern überprüft worden. Diese hätten ihre Ermittlungen vor einer Woche abgeschlossen. Die Akten des Falles gingen jetzt nach Rom. Dort müsse die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen untersuchen, ob es sich um ein Wunder handle. Am Montag, dem zweiten Sterbetag des polnischen Papstes ist in der römischen Lateranbasilika eine feierliche Zeremonie zur Übergabe der Dokumente geplant. Auch Schwester Marie-Simon-Pierre wird in Rom erwartet. Würde der Fall als Wunder anerkannt, wäre ein wichtiger Schritt im Seligsprechungsprozess für Papst Johannes Paul II. vollzogen. Erzbischof Feidt erklärte, die Untersuchung des Falles sei in völliger Objektivität vorgenommen worden. Die hinzugezogenen Experten hätten bestätigt, die Kirche sei bei ihren Ermittlungen anspruchsvoller als die Justiz.

Marie Simon-Pierre litt an Parkinson und ist geheilt. Die 46-jährige Ordensfrau der „Kleinen Schwestern der katholischen Mutterschaft" aus dem südfranzösischen Aix-en-Provence fungiert sozusagen als Kronzeugin im Seligsprechungsverfahren für Johannes Paul II. Gestern äußerte sich Marie Simon-Pierre erstmals vor Journalisten, der französischsprachigen Redaktion von Radio Vatikan berichtete sie anschließend am Telefon:„Ich finde schlicht keine Worte, das auszudrücken, was ich empfinde. Das ist zweifelsfrei eine große Gnade. Ich fühlte in mir etwas, das mein Herz komplett verändert hat, eine Leichtigkeit, ein Gefühl, das mich völlig verwandelt hat. Sofort fühlte ich mich zur Anbetung gedrängt. Ich habe den ganzen Tag vor dem Allerheiligsten gebetet, bis ich keine Kraft mehr hatte. Ich musste einfach beten."Die Heilung habe sich in der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 2005 ereignet. Die ganze Gemeinschaft habe mit ihr gebetet.

Ein Vermächtnis der Stärke und des Glaubens

Johannes Pauls Pontifikat von fast 27 Jahren war eines der längsten in der Kirchengeschichte - und eines der wirkungsvollsten. Als „Pilgerpapst“ bereiste er 104 Länder auf allen bewohnten Kontinenten. Sein Einsatz für Freiheit und Menschenwürde trug wesentlich zum Fall des Kommunismus bei. Bereits bei seiner ersten Reise in seine Heimat Polen 1979 löste er eine anhaltende Welle der Opposition gegen das kommunistische Regime aus. Franziskus charakterisierte ihn als einen Mann des Gebets, der Nähe und der Gerechtigkeit.

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Sein Vermächtnis geht jedoch weit über sein persönliches Zeugnis hinaus. Seine Worte „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus“ bei seiner Amtseinführung im Jahr 1978 haben bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren.

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