Reha-Ziele in der Neurologie: Definition und Phasen

Die neurologische Rehabilitation unterstützt Menschen mit Störungen des zentralen und peripheren Nervensystems in Form einer Anschlussheilbehandlung oder eines Heilverfahrens. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Versorgung nach neurologischen Erkrankungen und Verletzungen.

Einführung in die neurologische Rehabilitation

Nach schweren neurologischen Erkrankungen wie einem Schlaganfall oder einer Hirnblutung kann der Weg zurück in einen möglichst beschwerdefreien und selbstständigen Alltag für Patientinnen und Patienten eine große Herausforderung sein. Die Rehabilitation in der Neurologie setzt genau hier an, denn Ziel der neurologischen Reha ist es, neurologische Ausfälle, Lähmungen und weitere Folgeschäden nach einem Schlaganfall, Hirnblutungen oder anderen Erkrankungen des Nervensystems zu behandeln oder zu lindern. In den neurologischen Rehakliniken steht die individuelle Betreuung im Mittelpunkt. Die interdisziplinären Teams aus erfahrenen Therapeutinnen und Therapeuten, Ärztinnen und Ärzten und Pflegekräften gestalten die Rehabilitation gezielt nach den persönlichen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten. Die neurologische Reha verfolgt dabei klare Ziele: die Wiederherstellung der Mobilität, der Selbstversorgung und damit einer verbesserten Lebensqualität.

Definition der neurologischen Rehabilitation

Die neurologische Reha unterstützt Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen oder Schädigungen des Nervensystems im Rahmen einer Anschlussbehandlung oder eines Heilverfahrens. Neben der Verbesserung der motorischen und kognitiven Funktionen ist es ein zentrales Ziel der Rehabilitation im Bereich Neurologie, die Selbstständigkeit der Patientinnen und Patienten wiederherzustellen.

Der Begriff Rehabilitation leitet sich von dem lateinischen „Habilitare“ oder „Habilis“ ab, das sich mit „fähig machen“ oder „Wiederherstellen“ übersetzen lässt. In seiner ursprünglichen Wortverwendung im Mittelalter bedeutete Rehabilitation, eine Person wieder umfassend in seine alten Rechte einzusetzen. Ebenso weitgreifend ist auch die heutige Definition von Rehabilitation. Im SGB XI ist Rehabilitation definiert als: „Alle Leistungen für Menschen mit Behinderung, um ihre Selbstbestimmung und ihre volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu fördern, Benachteiligungen zu vermeiden oder ihnen entgegenzuwirken.“ Rehabilitation umfasst demnach erstens eine medizinisch-therapeutische Dimension und zielt auf die möglichst vollständige Beseitigung körperlicher Einschränkungen, die durch eine Krankheit oder einen Unfall ausgelöst wurden. Zweitens soll Rehabilitation die Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderung an der Gesellschaft stärken und verbessern. Ziel der neurologischen Rehabilitation ist es, gemeinsam mit den Rehabilitandinnen und Rehabilitanden vorliegende Beeinträchtigungen im Bereich der Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL-Funktionen), körperliche Beeinträchtigungen oder auch kognitive Beeinträchtigungen so zu behandeln, dass ein möglichst selbstständiges Leben möglich ist - auch wenn dies nicht in jedem Fall vollständig gelingt. Dafür arbeiten in jeder Phase der neurologischen Rehabilitation Ergo- und Physiotherapie, Logopädie, Neuropsychologie, Sozialarbeit, Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte zusammen. Diese Berufsgruppen können auf unterschiedliche Maßnahmen zurückgreifen.

Voraussetzungen für eine neurologische Reha

Eine neurologische Reha wird für Patientinnen und Patienten empfohlen, die nach einer Erkrankung oder Schädigung des Nervensystems Unterstützung bei der Wiederherstellung ihrer körperlichen, kognitiven oder motorischen Fähigkeiten benötigen. Grundlegende Voraussetzungen für eine neurologische Reha sind:

Lesen Sie auch: Reha-Kliniken in St. Wendel im Vergleich

  • Rehabilitationsbedarf: Es muss eine Einschränkung der Selbstständigkeit, Mobilität oder Alltagsbewältigung vorliegen.
  • Rehabilitationsfähigkeit: Die Patientinnen und Patienten müssen aktiv an den Therapien teilnehmen können und eine ausreichende Belastbarkeit aufweisen.
  • Rehabilitationsprognose: Durch gezielte Maßnahmen muss eine Verbesserung des Gesundheitszustandes oder eine Stabilisierung zu erwarten sein.
  • Ärztliche Verordnung: Eine neurologische Reha wird von Ärztinnen und Ärzten verordnet und erfordert eine medizinische Einschätzung.
  • Kostenübernahme: Die Genehmigung erfolgt durch Krankenkassen, Rentenversicherungsträger oder andere Kostenträger.

Eine neurologische Rehabilitation kann entweder als Anschlussrehabilitation direkt nach einem Krankenhausaufenthalt oder als Heilverfahren unabhängig von einer akuten stationären Behandlung durchgeführt werden.

Wann ist eine neurologische Reha sinnvoll?

Eine neurologische Reha ist in folgenden Situationen sinnvoll:

  • Nach einem Schlaganfall: Viele Patient*innen benötigen intensive Rehabilitation, um motorische und kognitive Funktionen wiederherzustellen und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
  • Bei Schädel-Hirn-Trauma: Nach Unfällen oder Verletzungen, die das Gehirn betreffen, kann eine neurologische Reha helfen, die Funktionen des Gehirns neu zu strukturieren und zu verbessern.
  • Bei chronischen neurologischen Erkrankungen: Erkrankungen wie das Parkinsonsyndrom, die Multiple Sklerose oder ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) können durch spezielle Therapien in der neurologischen Reha positiv beeinflusst werden.
  • Nach Gehirntumoren: Nach neurochirurgischen Eingriffen oder anderen Behandlungen von Gehirntumoren ist häufig eine neurologische Reha erforderlich.
  • Nach Operationen am Gehirn oder Rückenmark: Menschen, die am Gehirn oder am Rückenmark operiert worden sind, benötigen häufig eine Anschlussrehabilitation, um die neurologischen Funktionen wiederherzustellen oder zu erhalten und zu verbessern.

Ziele der neurologischen Reha

Das wichtigste Ziel der neurologischen Reha ist es, Patientinnen und Patienten dabei zu unterstützen, wieder am öffentlichen und sozialen Leben teilzunehmen und ihren Alltag mit größtmöglicher Selbstständigkeit zu bewältigen. Da die Behandlung akuter Symptome und Krankheitsursachen in der Regel stationär erfolgt, ist die Reha in der Neurologie als Anschlussbehandlung konzipiert. Ziele der neurologischen Reha sind:

  • Förderung der Selbstständigkeit: Unterstützung bei der Rückkehr in den Alltag durch gezielte Maßnahmen zur Wiederherstellung grundlegender Fähigkeiten.
  • Verbesserung motorischer und kognitiver Funktionen: Therapie zur Wiederherstellung von Beweglichkeit, Koordination und Denkprozessen.
  • Wiedererlangung der Kommunikationsfähigkeit: Behandlung von Sprachstörungen, die z. B. nach einem Schlaganfall auftreten können.
  • Schmerzreduktion und Symptomlinderung: Maßnahmen zur Behandlung von Folgebeschwerden neurologischer Erkrankungen.
  • Individuelle Therapieplanung: Anpassung der Reha-Maßnahmen an die persönlichen Bedürfnisse und Fortschritte der Patientinnen und Patienten.
  • Unterstützung bei der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung: Vorbereitung auf den Wiedereinstieg in das Berufsleben oder soziale Aktivitäten.

Die Reha-Diagnostik

Der erste Schritt ist die „Reha-Diagnostik“, mit deren Hilfe zunächst festgestellt wird, welche Funktions- und Teilhabeeinschränkungen bei einem Betroffenen überhaupt vorliegen. Anschließend wird mit den Rehabilitanden besprochen, welche individuellen Ziele sie mit der Rehamaßnahme verfolgen. Dies ist die Grundlage für die Erarbeitung eines Rehabilitationskonzepts. Darin werden unterschiedliche Methoden kombiniert: Im Kern geht es um das wiederholte Training von Funktionsabläufen, von alltagsbezogenen Fähigkeiten wie zum Beispiel Essen, Trinken, sich Anziehen oder Freizeitgestaltung. Darüber hinaus werden neurokognitive Fähigkeiten wie das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit oder die Selbstorganisation wieder eingeübt.

Phasen der neurologischen Rehabilitation

Im Bereich der Neurologischen Rehabilitation gibt es nach der Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (BAR) ein so genanntes Phasenmodell mit den Phasen A bis F. Je nach Hilfebedarf des Patienten kommt für ihn eine bestimmte Rehabilitationsphase infrage.Im Verlauf der Rehabilitation kann es bei zunehmender Selbstständigkeit zu einem Wechsel in die nächste Phase kommen. Auch bei schnellen Fortschritten im Bereich der Selbstständigkeit können Patientinnen und Patienten eine Phase überspringen. Die neurologische Rehabilitation ist in mehrere Phasen unterteilt, die sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem individuellen Rehabilitationsbedarf richten:

Lesen Sie auch: Bad Aibling: Ihr Experte für neurologische Reha

  • Phase A - Akutbehandlung: Erste medizinische Versorgung im Krankenhaus oder auf einer Intensivstation, um lebensbedrohliche Zustände zu stabilisieren. Hier werden die Patient*innen auf einer Stroke Unit, Intensivstation oder Normalstation im Krankenhaus betreut. Ziel ist die Sicherung lebenswichtiger Köperfunktionen (Atmung, Kreislauf, etc.).
  • Phase B - Frührehabilitation: Intensive medizinische und therapeutische Betreuung für schwer betroffene Patientinnen und Patienten, die noch auf umfassende Unterstützung angewiesen sind. Hier werden Patient*innen umfassend medizinisch und therapeutisch versorgt. Meistens müssen die Betroffenen noch intensivpflegerisch unterstützt werden und haben schwere neurologische Funktions- und Bewusstseinseinschränkungen. Sie erhalten sie eine aktivierende und stimulierende Pflege, um verloren gegangene Fähigkeit wiederzuerlangen und die Selbstständigkeit zu fördern. In dieser Phase werden erste Schritte zur Entwöhnung von der künstlichen Beatmung (Weaning) eingeleitet. Ziele der Frühreha sind Stabilisierung und Frühmobilisierung.
  • Phase C - Weiterführende Rehabilitation: Patientinnen und Patienten können aktiv an Therapien teilnehmen, um ihre Selbstständigkeit wiederzuerlangen. Hier benötigen betroffene Personen nicht mehr so viel Unterstützung wie in Phase B. Sie sind in der Lage, selbst an der Therapie mitzuwirken und lernen (teilweise mit Hilfsmitteln) wieder mobil zu werden. Gleichzeitig müssen sie weiterhin medizinisch unterstützt und pflegerisch betreut werden. Ziele sind das Wiedergewinnen von Alltagsfähigkeiten (Essen, Anziehen, etc.) und die Förderung der Beweglichkeit.
  • Phase D - Medizinische Rehabilitation (Anschlussheilbehandlung AHB): Fokus auf die Rückkehr in den Alltag oder ins Berufsleben durch gezielte Therapieprogramme. Hier ist es das Ziel, Betroffene zu einem möglichst selbständigen Leben zu befähigen und bestehende Behinderungen und Fehlhaltungen zu verringern. Patient*innen werden darauf vorbereitet, in ihren Alltag und ggf. den Beruf zurückzukehren. Wenn nötig, werden individuelle Hilfsmittel (z. B. Rollator, Gehstock) angepasst und trainiert. Ziele sind die Steigerung der Alltagsfähigkeiten und eine weitgehende Selbstständigkeit.
  • Phase E - Nachsorge und berufliche Wiedereingliederung: Ambulante oder teilstationäre Maßnahmen zur langfristigen Stabilisierung und Integration. Die Phase der Nachsorge und beruflichen Reha ermöglicht den Übergang von der medizinischen Rehabilitation zurück zur Erwerbstätigkeit. Dabei bietet sie speziell Unterstützung und Begleitung, um den Erfolg der medizinischen Rehabilitation langfristig zu sichern. Hier steht besonders im Fokus, wie Menschen wieder am Arbeitsleben teilnehmen können. Dazu können beispielsweise auch Umschulungen gehören. Es wird eine intensive Behandlung und Rehabilitation mit ärztlichen und therapeutischen Schwerpunkten durchgeführt. Hier richten sich die Rehabilitationsziele nach den Maßgaben der Deutschen Rentenversicherung. Ziele sind die Minderung bestehender Behinderungen und Fehlhaltungen. Sie schafft einen möglichen Übergang von der medizinischen Rehabilitation zurück in die Erwerbsfähigkeit. Sie enthält insbesondere Leistungen sowie begleitende Hilfen zur nachhaltigen Sicherung des Erfolges der medizinischen Rehabilitation.
  • Phase F - Aktivierende, zustandserhaltende Langzeitpflege: Betreuung von Patientinnen und Patienten, die langfristig auf Pflege und therapeutische Maßnahmen angewiesen sind. Hier befinden sich Patient*innen, die trotz intensiver Behandlung und Rehabilitation dauerhaft pflegerisch unterstützt und betreut werden müssen (z. B. nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma). Hier liegt der Behandlungsschwerpunkt auf der aktivierenden Langzeitpflege.

Die lückenlose Rehabilitation mit den beschriebenen Phasen ist nicht überall in Deutschland verfügbar.

Post-Akute Neurorehabilitation (Phase E)

Die Post-Akute Neurorehabilitation ist ein spezielles Konzept, dass so nur im P.A.N. Zentrum der Fürst Donnersmarck-Stiftung angeboten wird. Hier werden Menschen rehabilitiert, die nach dem Abschluss ihrer medizinischen, stationären Rehabilitation zwar noch nicht selbstständig leben können, aber bei intensiver Förderung noch ein weitergehendes Rehabilitationspotential haben. Dese Menschen befinden sich in der Regel in Phase E des Phasenmodells der neurologischen Rehabilitation und haben einen Barthel-Index zwischen 25 und 65. Im speziellen Setting des P.A.N. Zentrums erhalten sie die Möglichkeit, im Rahmen einer bis zu 18 Monate andauernden Langzeitrehabilitation ihr Rehabilitationspotential voll auszuschöpfen und nochmals erhebliche Verbesserung ihrer Teilhabefähigkeiten zu erreichen.

Die Besonderheit des P.A.N. Konzeptes ist die Verbindung einer intensiven Therapie von 12,5 Stunden in der Woche mit einer pädagogischen Alltagsbetreuung. Die Neuro-Pädagogen im P.A.N. Zentrum begleiten die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden in ihrem Alltag, trainieren mit ihnen die während den Therapien erworbenen Fähigkeiten und können den Therapeutinnen und Therapeuten im P.A.N. Zentrum darüber hinaus zurückmelden, welche Fähigkeiten in den Therapien besonders berücksichtigt werden sollten. Da die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden dabei aktiv mitarbeiten müssen und zunehmend Eigeninitiative ergreifen sollen, ist ihre Motivation eine Grundvoraussetzung für das Gelingen der Rehabilitation. Darüber hinaus bietet die Architektur und die Umgebung des P.A.N. Zentrums den Rehabilitandinnen und Rehabilitanden ein Wohnumfeld mit möglichst weitgehender Privatheit. Nach oftmals langer Zeit in der Klinik erleben die Menschen hier wieder Selbstwirksamkeit und Autonomie. Auf diese Weise können sie die passive Patientenrolle schrittweise ablegen und wieder Eigenaktivitäten und eigene Ziele entwickeln. Aus diesem Grund können im P.A.N. Zentrum noch an einem Punkt Fortschritte erzielt werden, an dem die stationäre Rehabilitation nicht mehr weiterkam.

Therapieangebote in der neurologischen Reha

Das Therapieangebot in der neurologischen Reha umfasst unter anderem physiotherapeutische, ergotherapeutische und logopädische Maßnahmen sowie eine umfassende psychologische Begleitung. Der genaue Therapieplan wird individuell auf die neurologische Erkrankung, die Schwere der neurologischen Schädigung sowie den aktuellen Gesundheitszustand abgestimmt.

Physiotherapie

In der Physiotherapie werden verschiedenste Techniken angewendet, um die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des Körpers zu erhalten oder wiederherzustellen und die Kraft und Ausdauer zu verbessern. Dazu gehören zahlreiche aktive Therapien nach dem sogenannten Bobath-Konzept. Das Bobath-Konzept ist ein bewegungstherapeutisches Konzept auf neurophysiologischer Grundlage, das die individuellen motorischen und funktionellen Störungen des neurologischen Patienten berücksichtigt. Darüber hinaus wird nach der Methode von Vojta therapiert, bei dem das Erlernen elementarer Bewegungsmuster bei Menschen mit geschädigtem zentralem Nervensystem im Vordergrund steht, und mit der Methodik der propriozeptiven neuromuskulären Fazilitation (PNF), einer dreidimensionalen Methode bestehend aus physiotherapeutischen, ergotherapeutischen und logopädischen Elementen. Weitere Therapieformen, die zum Einsatz kommen, sind: Nach Maitland, Marsman, manuelle Therapie, Wassertherapie nach McMillan/Halliwick und medizinische Trainingstherapie. Für Patienten mit Lähmungen nach einem Schlaganfall sowie bei unvollständiger Querschnittslähmung wird eine spezielle patientengesteuerte Laufbandtherapie (Gangrehabilitation auf einem C-Mill Laufband mit virtueller Realität) genutzt.

Lesen Sie auch: Bewertung der neurologischen Reha in der Mediclin Klinik Reichshof

Ergotherapie

Im Rahmen eines ganzheitlichen Therapiekonzepts ist die Ergotherapie ein wichtiger Bestandteil der Behandlung in der neurologischen Rehaklinik. Ziel ist es, Patientinnen und Patienten durch gezielte Aktivitäten dabei zu unterstützen, ihre Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit im Alltag wiederzuerlangen. Das Behandlungskonzept in der Ergotherapie wird individuell auf die bestehenden Fähigkeiten, die zugrunde liegende neurologische Erkrankung oder Verletzung sowie die persönlichen Ziele der Patientinnen und Patienten abgestimmt. Die Ergotherapie hat das Ziel, funktionelle Bewegung wieder näher zu bringen, die Sensomotorik und die kognitiven Fähigkeiten zu stärken. Dazu wird eine Vielzahl an neurophysiologischen Behandlungstechniken genutzt: im Einzeltraining etwa Bobath-Therapie, Affolter-Modell, basale Stimulation, Johnstone-Therapie, Ergotherapie nach Perfetti, Neurotension und facio-orale Trakt-Therapie. Die Einzeltherapien werden durch Gruppentherapien ergänzt, darunter Schreibtraining, Haushaltstraining, Feinmotorik-Training, Gleichgewichtsschulung, Konzentrationstraining und Frühreha-Aktivierungs-Gruppe, Training in einem Armlabor zur Verbesserung der Arm-, Hand- und Fingerfunktion.

Logopädie

Nach einem Schlaganfall, einer Hirnblutung oder anderen neurologischen Erkrankungen und Verletzungen kann die Kommunikationsfähigkeit der Patientinnen und Patienten erheblich beeinträchtigt sein. Um die kommunikativen Fähigkeiten wiederherzustellen und zu verbessern, ist die Logopädie ein zentraler Bestandteil der neurologischen Reha. Durch gezielte logopädische Therapien wird daran gearbeitet, Sprache, Sprechmotorik und Stimmfunktion zu trainieren sowie das sichere Schlucken zu fördern. Die Logopäden nutzen Sprach-, Sprech- und Schlucktherapie bei Patienten mit neurologisch bedingten Störungen des Sprachsystems (z.B. Aphasie), des Sprechens (Dysarthrie; sprechpraktische Störungsformen), des Schluckens (Dysphagie) sowie bei Stimmstörungen (Dysphonie) oder Lähmungen im Gesichts- und Mundbereich. Die Patienten werden als gleichwertige Partner in den Therapieprozess mit einbezogen, d. h. Therapieziele werden gemeinsam entwickelt, besprochen und falls erforderlich modifiziert. Die Patienten werden ihren Fähigkeiten entsprechend über ihre Funktionseinschränkung aufgeklärt. Auch das soziale Umfeld wird mit einbezogen. Ihnen nahe stehende Menschen werden auf eine den Gesundungsprozess fördernde und unterstützende Weise integriert.

Neuropsychologie

Hier werden Einschränkungen der sogenannten höheren Hirnfunktionen wie logisches Denken, Aufmerksamkeit, Sprechen und Erinnern behandelt. Dabei wird jeder Patient individuell, entsprechend seiner Diagnose und des individuellen Störungsmusters behandelt. Die Therapie basiert auf den Rehabilitationsprinzipien der Restitution (Wiederherstellung einer Funktion), Kompensation (Erlernen von Ersatzstrategien unter Nutzung noch vorhandener Funktionen) und Adap­tation (Anpassung der Umwelt an die neue Situation des Patienten). Hauptziele der neuropsychologischen Therapie sind die Wiedererlangung der Selbstständigkeit sowie soziale und berufliche Wiedereingliederung. Eine besondere Therapieform ist das elektronische Lese- und Explorationstraining für Sehbehinderte. Mit einem speziellen Gesichtsfeldtraining wird z.B. die homonyme Hemianopsie, eine Sehstörung mit Gesichtsfeldausfall (z.B. nach Schlaganfall) behandelt.

Psychologische Betreuung

Ein Schlaganfall, eine Hirnblutung oder eine chronisch verlaufende neurologische Erkrankung stellen nicht nur eine körperliche Herausforderung dar, sondern belasten auch die psychische Gesundheit der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Deshalb ist die psychologische Betreuung ein wichtiger Bestandteil der neurologischen Rehabilitation.

Physikalische Therapie

Zur Schmerzbekämpfung und zur Erhaltung und Verbesserung der Funktion des Bewegungsapparates werden u. a. Kälte- und Wärmetherapie (Thermotherapie), Elektrotherapie (Stimulationsbehandlung), Hydro- und Balneotherapie, manuelle Lymphdrainage, Entstauungstherapie sowie klassische Bindegewebs- und Fußreflexzonenmassagen genutzt.

Wie beantrage ich eine neurologische Reha?

Wenn Sie eine neurologische Reha nach einer Akutbehandlung benötigen, hilft Ihnen der Sozialdienst des Krankenhauses beim Reha-Antrag. Das medizinische Team vor Ort kann auch entscheiden, welche Reha-Phase für Sie geeignet ist.

tags: #Reha #Ziele #Neurologie #Definition