Piriformis Syndrom: Ursachen, Lähmung und Behandlungsmöglichkeiten

Das Piriformis-Syndrom ist eine häufige, aber oft fehldiagnostizierte Erkrankung, die durch eine Verspannung oder Verkürzung des Musculus piriformis, eines birnenförmigen Muskels in der tiefen Hüftmuskulatur, gekennzeichnet ist. Diese Verspannung kann den darunter verlaufenden Ischiasnerv einengen und zu Schmerzen im unteren Rücken, Gesäß und Bein führen. Es wird oft als eine Form der nicht-diskogenen Ischialgie beschrieben, bei der die tiefen Außenrotatoren der Hüfte den Ischiasnerv reizen.

Anatomische Grundlagen

Um das Piriformis-Syndrom besser zu verstehen, ist es hilfreich, die anatomischen Grundlagen der beteiligten Strukturen zu kennen:

  • HWS (Halswirbelsäule): Bestehend aus den Wirbeln C1-C7, den Wirbelkörpern, den Disci intervertebrales (Bandscheiben) und ligamentären Strukturen. Die HWS ermöglicht eine Beweglichkeit in Form von Inklination (Flexion), Reklination, lateraler Inklination und Rotation (60-80 Grad).
  • Nerven: Die peripheren Nerven innervieren die Muskulatur und leiten Gefühlsempfindungen zum Rückenmark und Gehirn zurück. Die Nervenfasern verlassen das Rückenmark in unterschiedlicher Höhe und verbinden sich außerhalb der Wirbelsäule in verschiedenen Nervennetzen (Plexus brachialis, Plexus lumbalis, Plexus sacralis). Diese Nervenstrukturen innervieren motorisch entsprechende Muskeln sowie sensibel entsprechende Hautregionen und tiefe Strukturen.
  • Musculus piriformis: Dieser Muskel verläuft unterhalb des großen Gesäßmuskels (Musculus gluteus maximus) und verbindet das Kreuzbein mit dem Oberschenkelknochen. Er ist hauptsächlich für die Außenrotation der gestreckten Hüfte, die Abspreizung des Oberschenkels und das Heben des Oberschenkels nach hinten verantwortlich.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen des Piriformis-Syndroms sind vielfältig und können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden:

  • Überlastung des Muskels: Intensives Training oder sportliche Aktivitäten wie Laufen oder Radfahren können den Piriformis-Muskel überlasten. Wiederholte, einseitige Bewegungen und regelmäßige sportliche Aktivitäten, die eine starke Beanspruchung des Gesäßes und der Hüfte erfordern, können ebenfalls zu einer Überlastung führen.
  • Bewegungsmangel und sitzende Lebensweise: Langes Sitzen, besonders in ungünstigen Positionen, kann zu einer Verkürzung und Verspannung des Piriformis-Muskels führen. Ein Beispiel hierfür ist der "Portemonnaiedruck", bei dem das Portemonnaie in der Gesäßtasche die Durchblutung des Muskels vermindert. Häufiges, längeres Sitzen in einer ungünstigen Position führt langfristig zu einer Fehlbelastung der Gesäßmuskulatur. Eine ungünstige Position kann durch den genannten „Portemonnaiedruck“ geschaffen werden oder durch eine Schiefe in der Sitzhaltung und beim Gehen.
  • Anatomische Anomalien: Bei manchen Menschen verläuft der Ischiasnerv durch den Piriformis-Muskel statt darunter, was das Risiko einer Reizung erhöht. In einigen Fällen verläuft der Ischiasnerv durch den Piriformis-Muskel oder teilt sich in Äste auf, die den Muskel durchqueren.
  • Direkte Verletzungen: Ein Sturz, Schlag oder eine Prellung im Bereich des Gesäßes oder der Hüfte kann den Piriformis-Muskel irritieren und zu Schwellungen führen.
  • Fehlhaltungen: Längeres Sitzen in schlechter Position oder das Tragen eines Portemonnaies in der Gesäßtasche können Fehlhaltungen verursachen, die das Piriformis-Syndrom begünstigen. Eine Schiefe in der Sitzhaltung und beim Gehen kann ebenfalls zu Fehlbelastungen führen.
  • Muskuläre Dysbalancen: Eine Schwäche der tiefen Rumpfmuskulatur oder der Hüftmuskulatur kann dazu führen, dass der Piriformis-Muskel kompensatorisch überbeansprucht wird.
  • Beinlängendifferenz: Menschen mit einer Beinlängendifferenz (ungleich lange Beine) sind anfälliger für muskuläre Dysbalancen, die den Piriformis-Muskel überlasten können.
  • Postoperative Veränderungen: Narbengewebe nach Operationen im Becken- oder Hüftbereich kann den Piriformis-Muskel und den Ischiasnerv beeinträchtigen, indem es den Nerv reizt oder den Muskel in seiner Funktion einschränkt.
  • Übergewicht: Übergewicht kann eine zusätzliche Belastung für den Piriformis-Muskel darstellen, da die Muskeln des Beckens und der Hüfte mehr Gewicht tragen müssen.
  • Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft verändert sich das Gewicht und die Haltung des Körpers, was zu einer zusätzlichen Belastung der Becken- und Gesäßmuskulatur führen kann.
  • Stress und Muskelverspannungen: Chronischer Stress kann zu allgemeinen Muskelverspannungen im Körper führen, insbesondere im Bereich der Hüften und des Gesäßes.
  • Weitere Faktoren: In einigen Fällen können auch Tumoren, chronische Entzündungen oder andere anatomische Abweichungen Ursachen sein. Auch Irritationen im Bereich der Muskelansätze bzw. Sehnen an Beckenknochen (Tendopathien) oder angeborene Steißbeinanomalien sind manchmal zu finden.

Symptome und Verlauf

Die Symptome des Piriformis-Syndroms können vielfältig sein, da der Musculus piriformis fünf verschiedene Nerven komprimieren kann. Dies kann dazu führen, dass die Symptome einen Bandscheibenvorfall "vortäuschen" oder ähnliche Beschwerden hervorrufen. Die typischen Symptome sind:

  • Schmerzen im Gesäß: Das Hauptsymptom ist ein stechender, oft quälender Schmerz im Gesäß, der bis in den hinteren Oberschenkel und sogar bis zum Knie ausstrahlen kann. Die Schmerzen treten meist einseitig auf und können durch Sitzen, Bücken oder längeres Gehen verstärkt werden. Starke Schmerzen am/im Gesäß sind das Hauptsymptom des Piriformis Syndroms. Die Schmerzen können vom Gesäß in den hinteren Oberschenkel und sogar bis zum Knie ausstrahlen.
  • Ausstrahlende Schmerzen: Ist der Ischiasnerv (Nervus ischiadicus) betroffen, zeigen sich häufig ausstrahlende Beschwerden bis in den Fuß mit eventuellen Muskelschwächen, welche meistens unter Belastung des betroffenen Beines auftreten.
  • Missempfindungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln und andere Empfindungsstörungen können bis in die Beine und Füße ausstrahlen. Die Betroffenen können Sinnesreize auf der Haut weniger gut wahrnehmen oder Beschwerden wie Kribbeln und Ameisenlaufen empfinden. Dies zeigt sich beispielsweise in Form eines eingeschlafenen Beines.
  • Muskelschwächen: Bei Druck auf den oberen und unteren Gesäßnerv (Nervus gluteus superior und Nervus gluteus inferior) kann es zu leichten Muskelschwächen im Bereich des Beckens und der Hüften kommen, beispielsweise mit Schwierigkeiten beim Aufstehen von einem Stuhl oder den ersten Schritten nach längerem Sitzen. Eventuell kann auch ein leichter Watschelgang (auch bezeichnet als Trendelnburg-Zeichen, Duchenne-Zeichen) auftreten.
  • Gangschwierigkeiten: Insbesondere Schmerzen beim Treppensteigen oder bei der Außenrotation des Beines können auftreten. Ein weiteres mögliches Symptom ist ein gestörter Fersen- und Zehenstand.
  • Druckempfindlichkeit: Äußere Druckempfindlichkeit über der großen Ischias-Kerbe.
  • Weitere Symptome: Bei Irritation des Schamnervs (Nervus pudendus) und des hinteren Hautnervs des Oberschenkels (Nervus cutaneus femoris posterior) kann es zu Missempfindungen im Unterleib-/Genitalbereich kommen. Leistenschmerzen gehören nicht zu den Hauptsymptomen des Engpass-Syndroms. Jedoch können die Schmerzen der Gesäßregion gelegentlich in untere Lendenwirbelsäule und Leisten ausstrahlen.

Die Dauer der Beschwerden ist abhängig von der "Verhärtung"/Fehlspannung des Musculus piriformis. Dies kann sich spontan lösen oder aber über andere Mechanismen/Therapien gelockert bzw. normalisiert werden.

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Diagnose

Die Diagnose des Piriformis-Syndroms wird in der Regel durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und gegebenenfalls bildgebenden Verfahren gestellt.

  • Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich der Art, Lokalisation und Dauer der Schmerzen. Auch mögliche Auslöser oder Risikofaktoren werden erfragt. Vor der Diagnose eines Piriformis-Syndroms werden der Arzt oder die Ärztin zunächst ein ausführliches Gespräch mit dir führen. Sie erfragen unter anderem, seit wann die Schmerzen und Beschwerden in deinem Körper bestehen, wo sie lokalisiert sind, in welchen Situationen sie auftreten und ob die Beschwerden möglicherweise auf einen Unfall, einen Sturz oder eine Verletzung zurückzuführen sind.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt führt eine manuelle Untersuchung durch, bei der er den Piriformis-Muskel abtastet und auf Druckschmerzhaftigkeit und Verspannungen prüft. Spezifische Tests, wie der sitzende Piriformis-Stretch-Test, können durchgeführt werden, um die Diagnose zu unterstützen. Die Diagnose kann durch einen im Piriformis-Syndrom erfahrenen Orthopäden anhand eines Gesprächs über die Beschwerden, einer gründlichen körperlichen Untersuchung und speziellen Muskeltests gestellt werden. Das bedeutet, dass die Diagnose rein klinisch gestellt werden kann. Im nächsten Schritt erfolgt eine körperliche Untersuchung. Der Arzt oder die Ärztin testet die Beweglichkeit deiner Hüften und sucht nach Anzeichen für Muskelverspannungen, Verkürzungen, Bewegungseinschränkungen oder Sensibilitätsstörungen.
  • Bildgebende Verfahren: In manchen Fällen werden bildgebende Verfahren wie MRT oder CT-Scans eingesetzt, um andere mögliche Ursachen der Symptome auszuschließen, z.B. einen Bandscheibenvorfall. Um ein Piriformis-Syndrom im MRT darzustellen muss ein MRT vom Beckens gefahren werdenAuch hier braucht der Diagnostiker eine große Erfahrung um die Bilder korrekt deuten zu können, da das Piriformissyndrom in einem Standard-MRT teilweise schwierig darzustellen ist.Um ein Piriformis-Syndrom im MRT darzustellen benötigt man in der Regel ein 3 Tesla MRT in dem speziellen Schichten gefahren werden, mit denen man den Ischiasnerv in der Passage am M. Stattdessen können neben der klinischen Untersuchung eine Röntgen- und MRT-Bildgebung erwogen werden.
  • Elektroneurophysiologische Untersuchungen: Elektroneurophysiologische Untersuchungen zur Sicherung der Diagnose.

Differentialdiagnose

Es ist wichtig, das Piriformis-Syndrom von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen abzugrenzen, wie z.B.:

  • Bandscheibenvorfall: Symptome, die sowohl beim Piriformis Syndrom als auch bei einem Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule auftreten. Während bei dem Piriformis Syndrom eine Einklemmung des Ischiasnervs im Bereich der tiefen Hüftmuskulatur vorliegt, kommt es bei einem Bandscheibenvorfall der LWS zu einer Kompression von Nervenwurzeln durch einen Vorfall (Prolaps) einer Bandscheibe. Es bedarf einer gründlichen Diagnostik, um hier die richtige Diagnose zu stellen.Neurologische Tests, wie der Lasegue- und Bragard-Test können angewendet werden, um einen Bandscheibenvorfall auszuschließen.
  • Hüftgelenksarthrose: Affektion des Hüftgelenkes durch Arthrose?, Dysplasie? usw
  • Coccygodynie: Coccygodynie bezeichnet chronische Schmerzen in der Umgebung des Steißbeins (Os coccygis). Die Erkrankung betrifft mit ~80% weit mehr Frauen als Männer und äußert sich als Schmerz vor allem im Sitzen (nach längerem Sitzen oder auch erst beim Aufstehen).
  • Weitere Ursachen: Auch Analthrombose, Entzündung des Pilonidalsinus in der Gesäßfalte sollten ausgeschlossen werden.

Behandlung

Die Behandlung des Piriformis-Syndroms ist in erster Linie konservativ und zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Muskelverspannungen zu lösen. Die Behandlung des Piriformis-Syndroms umfasst eine Kombination aus konservativen und in schwereren Fällen invasiven Methoden. „Maßnahmen sind Lockern und Dehnen, wodurch man Asymmetrien und Dysbalancen ausgleichen kann“, sagt Dr. Kim Tofaute. Erst bei schweren Fällen, so Kim Tofaute, folgen ärztliche und physiotherapeutische Behandlung.

  • Physiotherapie: Dehnungsübungen und Kräftigungsübungen zur Entspannung des Piriformis-Muskels und zur Linderung des Nervendrucks. Das Piriformis-Syndrom wird überwiegend manualtherapeutisch, das heißt mit einer speziellen Krankengymnastik, behandelt. Je nach Ursache wird direkt lokal intramuskulär (im Piriformismuskel liegend) mit manuellen Techniken (zum Beispiel Strain-Counterstrain oder Fascial Flush) oder extramuskulär (außerhalb des Piriformismuskels liegend) an den jeweilig gestörten Körperregionen (zum Beispiel Becken/Kreuzdarmbeingelenk/Wirbelgelenke) behandelt. Zusätzlich ist meistens ein individuelles Trainings-und Selbstbehandlungsprogramm mit Dehn- und Kräftigungsüben äußerst hilfreich. Physiotherapie (Osteopathie, Manualtherapie), regelmässige, ja täglich durchgeführte Übungen zur Verbesserung der Beckenboden- und unteren Rückenmuskulatur sind hilfreich.
  • Osteopathie: Die Osteopathie fokussiert sich auf die ganzheitliche Methode, bei der der ganze Mensch behandelt wird, um so die Selbstheilungskräfte des Körpers durch Lösung der Verspannungen und Blockaden zu unterstützen. Im Zentrum steht hierbei die körperliche und seelische Verfassung des Patienten. In der Behandlung durch unsere Spezialistenwird die Ursache durch eine ausführliche Anamnese bestimmt und somit eine speziell auf den Patienten abgestimme Therapie entwickelt. Sie arbeitet dabei einzig mit den Händen, da sanfte Methoden und manuelle Techniken bei der Osteopathie im Vordergrund liegen.
  • Stoßwellentherapie: Bleibt eine Besserung der Symptomatik eines Piriformis Syndroms bei konservativer Behandlung, das heißt Trainingstherapie, Dehnübungen etc. aus, wird bei Lumedis eine Stoßwellentherapie durchgeführt. Lumedis hat sehr gute Erfahrung mit der Stoßwellentherapie bei einem hartnackigen Piriformissyndrom gemacht. Gerade weil wir viel andernorts erfolglos behandelte Patienten haben, wird die Stoßwellentherapie häufig bei einem Piriformis-Syndrom eingesetzt.
  • Kinesiologisches Tape: Bei dem Piriformis Syndrom kann Kinesiotape verwendet werden, um eine Überbelastung der schmerzgeplagten Muskulatur zu verhindern. Ein Tapeverband stellt die Muskulatur teilweise ruhig und schränkt die Bewegung so ein, dass eine Überbelastung vorgebeugt wird.
  • Akupunktur: Die Akupunktur ist ein beliebtes alternatives Behandlungsverfahren. Diese Methode aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) kann neben weiteren Einsatzgebieten Schmerzen lindern, in dem durch eine gezielte Anbringung kleiner Akupunkturnadeln der Fluss der Lebensenergie (Qi) beeinflusst wird. Es gibt 365 Akupunkturpunkte. Der Akupunkteur positioniert die Nadeln auf mehreren Akupunkturpunkten und dort verbleiben die Nadeln für zwanzig bis dreißig Minuten. Gute Erfolge mit Akupunktur (sog. dry-needling-Technik) und Triggerpunkt-Stosswelle.
  • Wärmetherapie: Bei stark ausgeprägten Beschwerden können lokale Wärmeanwendungen genutzt werden. Dabei soll die Wärme helfen, den verhärteten Musculus piriformis zu lockern. Eine Möglichkeit der Wärmetherapie ist die sogenannte Moxibustion. Bei dieser Wärmebehandlung werden Akupunkturpunkte über eine Akupunkturnadel oder dem Kraut Beifuß erwärmt.
  • Schmerzmedikamente: Bei starken Schmerzen werden entzündungshemmende Schmerzmittel eingesetzt, um die Beschwerden zu lindern. Dazu gehören zum Beispiel Diclofenac (z.B.
  • Injektionstherapie: Unter Umständen kann eine Injektion von Kortikosteroiden oder Lokalanästhetika in den Piriformis-Muskel zur Schmerzlinderung beitragen. Falls keine Ursache auffindbar ist, können örtliche Infiltrationen mit Kortikoiden oder Lokalanästhetika an der Verbindung zwischen dem Kreuzbein und Steißbein eingebracht werden.

Selbsthilfetechniken

Folgende Selbsthilfetechniken können zur Linderung der Symptome beitragen:

  • Dehnübungen: Regelmäßige Durchführung spezifischer Dehnübungen für den Piriformis-Muskel.
  • Massage: Verwendung einer Schaumstoffrolle (Foam Roller) zur Massage des Piriformis-Muskels. Ein Tennisball eignet sich bei dem Piriformis sehr gut zur Selbstmassage. Es gibt verschiedene schmerzhafte Punkte, sogenannte Triggerpunkte, die mit dem Ball massiert werden können. Übungen mit dem Tennisball werden durchgeführt, indem man auf dem Rücken liegt, am besten auf einer harten Unterlage. Der Tennisball wird unter der schmerzhaften Gesäßhälfte platziert und das eigene Gewicht auf den Ball verlagert. Mit kleinen Rollbewegungen können diese Punkte massiert werden. Neben einem Tennisball können auch sogenannte Massage- oder Faszienbälle verwendet werden.
  • Wärme- und Kältetherapie: Anwendung von Wärme- und Kältetherapie zur Muskelentspannung und Entzündungsreduktion.
  • Akupressur: Akupressur und Massage zur Lösung von Muskelverspannungen.
  • Yoga und Tai Chi: Praktizierung von Yoga oder Tai Chi zur Verbesserung der Flexibilität und Stressreduktion.
  • Selbstbeobachtung: Selbstbeobachtung und Anpassung von Aktivitäten, die Symptome auslösen können.

Dehnübungen für das Piriformis-Syndrom

  • Dehnung in Seitenlage: Legen Sie sich in Seitenlage auf das Bett, der Kopf liegt auf dem Kissen, das obere Bein hängt entspannt über der Bettkannte, das untere Bein ist angewinkelt. Nun drehen Sie das obere Bein nach außen und halten diese Position zehn bis 15 Sekunden. Lassen Sie dann das Bein wieder locker hängen.
  • Knie zur Brust ziehen: Ziehen Sie in Rückenlage ein Bein angewinkelt in Richtung Bauchnabel. Umfassen Sie mit der Hand das Knie. Drücken Sie nun Hand und Knie leicht gegeneinander und halten Sie diese Position zehn bis 15 Sekunden. Atmen Sie dabei tief ein und wieder aus. Lassen Sie wieder locker und bewegen Sie das Knie noch ein Stück näher Richtung Bauchnabel.
  • Knie zur gegenüberliegenden Schulter ziehen: Ziehen Sie in Rückenlage ein Bein angewinkelt in Richtung gegenüberliegender Schulter. Umfassen Sie mit der Hand das Knie. Drücken Sie nun Hand und Knie leicht gegeneinander und halten Sie diese Position zehn bis 15 Sekunden. Atmen Sie dabei tief ein und wieder aus. Lassen Sie wieder locker und bewegen Sie das Knie noch ein Stück näher Richtung Schulter.
  • Knöchel auf Knie legen: Setzen Sie sich gerade hin und legen Sie einen Ihrer Knöchel auf das Knie. Beugen Sie sich nun mit gestrecktem Oberkörper langsam nach vorne bis zum Schmerzpunkt.
  • Dehnung im Sitzen: Eine ideale Dehnübung der tiefen Hüftbeuger erfolgt im Sitzen. Man sitzt dabei aufrecht und bringt ein Bein vor den Körper, genauer gesagt mit einer Beugung von 90° im Knie und 90° von Überschenkel zur Hüfte. Die Oberschenkelaußenseite liegt dabei auf dem Boden. Das andere Bein wird zum Boden hin nach hinten gestreckt. Wenn man diese Haltung eingenommen hat, beugt man sich mit dem Oberkörper so weit wie möglich nach vorne und stützt die Hände am Boden ab.

Kräftigungsübungen

  • Kräftigungsübung in Seitenlage: Ein Beispiel für eine Übung ist eine Lage auf einer Körperseite mit leicht gebeugten Knien (etwa 45°). Die Übung besteht darin, das obere Bein anzuheben.
  • Kräftigung der Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur: Ausgangsstellung: Stehe vor einem Stuhl. Die Knie berühren die Sitzfläche.Durchführung: Setz dich mit dem Gesäß nach hinten unten ab. Der Rücken bleibt gerade, die Knie halten den Kontakt zum Stuhl.Wiederhole die Bewegung 15-mal und wechsle dann das Bein. Dies entspricht einem Satz.

Prävention

Zur Prävention des Piriformis-Syndroms können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

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  • Regelmäßige körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität mit Fokus auf Dehnübungen zur Erhaltung der Flexibilität und Vermeidung von Muskelverspannungen.
  • Gute Körperhaltung: Aufrechterhaltung einer guten Körperhaltung, besonders bei längerem Sitzen.
  • Graduelle Steigerung der Aktivität: Graduelle Steigerung der körperlichen Aktivität bei Beginn eines neuen Trainingsregimes.
  • Aufwärmen und Abkühlen: Durchführung von Aufwärm- und Abkühlübungen vor und nach dem Training.
  • Vermeidung von Fehlbelastungen: Eventuell verursachende Faktoren wie zum Beispiel eine schlechte Sitzposition, längeres Autofahren oder die Aufbewahrung des Portemonnaies in der hinteren Hosentasche sollten zudem vermieden bzw. unterlassen werden.
  • Schlafposition: Wenn du am Piriformis-Syndrom leidest, solltest du öfter die Schlafposition wechseln, um Verspannungen zu vermeiden und die Durchblutung der Muskulatur in allen Bereichen anzuregen. Du kannst sowohl auf dem Rücken als auch auf der Seite schlafen. Allerdings solltest du bei starken Beschwerden in Seitenlage mit der schmerzenden Seite / Körperhälfte nach oben schlafen, was die Schmerzen lindern kann. Ein Kissen zwischen den Beinen sorgt darüber hinaus für Linderung der Beschwerden. Die Hüft- und Schulterregion sollte in die Matratze einsinken.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass das Piriformis-Syndrom häufiger bei Frauen mit anatomischen Abweichungen auftritt, während bei Männern eher Tumoren als Ursache in Betracht gezogen werden sollten.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:

  • Die Schmerzen im Gesäß oder Bein anhaltend oder stark sind.
  • Die Symptome Ihre täglichen Aktivitäten beeinträchtigen.
  • Sie Taubheitsgefühle oder Schwäche in den Beinen verspüren.
  • Die Selbsthilfemaßnahmen keine Linderung bringen.
  • Sie unsicher sind, ob Ihre Symptome auf ein Piriformis-Syndrom hindeuten.

Frühzeitige Diagnose und Behandlung können dazu beitragen, chronische Schmerzen zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.

Arbeitsunfähigkeit

Ja, ein Piriformis-Syndrom kann in manchen Fällen zu einer Arbeitsunfähigkeit führen.Die starken Schmerzen im Gesäß und Schmerzen im hinteren Oberschenkel, die oft bis in das Bein ausstrahlen, können die Bewegung beeinträchtigen.

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