Die Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, bei der mehrere Nerven gleichzeitig geschädigt sind. Dies führt zu einer gestörten Reizweiterleitung zwischen Nerven, Rückenmark und Gehirn, was sich in vielfältigen Symptomen äußern kann.
Was ist Polyneuropathie?
Der Begriff "Polyneuropathie" leitet sich vom griechischen "poly" (viel, mehrere) und "Neuro" (Nerv) ab. Es handelt sich um eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, das alle Nerven außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks umfasst. Das periphere Nervensystem besteht aus motorischen, sensiblen und autonomen Nerven, die Organe und Gewebe mit dem zentralen Nervensystem verbinden. Es leitet motorische Befehle an die Muskeln weiter und überträgt Sinneseindrücke wie Berührungen, Temperatur und Schmerz.
Wenn mehrere periphere Nerven geschädigt sind, spricht man von Polyneuropathie. Die Reizweiterleitung der Nerven ist gestört, was zu unterschiedlichen Symptomen führen kann, je nachdem, welche Nerven betroffen sind.
Symptome der Polyneuropathie
Die Symptome einer Polyneuropathie können vielfältig sein und hängen davon ab, welche Nerven betroffen sind. Mediziner unterscheiden sensible, motorische und vegetative Polyneuropathien. Es können auch mehrere Formen gleichzeitig auftreten. Der Verlauf kann akut, sich schnell verschlechternd oder chronisch sein.
Sensible Polyneuropathie
Sensible Nerven senden Informationen von der Haut zum Gehirn. Beeinträchtigungen können zu Empfindungsstörungen wie Ameisenlaufen, Brennen, Jucken, Taubheitsgefühlen oder Kribbeln führen. Auch ein vermindertes Temperatur- oder Schmerzempfinden ist möglich. Diese Form der Polyneuropathie macht sich vor allem an Füßen oder Händen bemerkbar. Typische Symptome sind sensible Reizerscheinungen wie Kribbeln, Ameisenlaufen, Stechen, Elektrisieren und sensible Ausfallerscheinungen wie Pelzigkeitsgefühl, Taubheitsgefühl, Gefühl des Eingeschnürtseins, Schwellungsgefühle sowie das Gefühl, wie auf Watte zu gehen. Oft bestehen eine Gangunsicherheit, insbesondere im Dunkeln, und ein fehlendes Temperaturempfinden mit schmerzlosen Wunden.
Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei alkoholischer Polyneuropathie
Motorische Polyneuropathie
Die motorischen Nerven leiten Signale vom Gehirn zu den Muskeln weiter. Eine Nervenschädigung kann Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Muskelzucken oder Muskelkrämpfe verursachen. In einer klinischen Untersuchung stellt man häufig abgeschwächte oder ausgefallene Muskelreflexe (insbesondere Achillessehnenreflex) und schlaffe Lähmungen fest.
Vegetative Polyneuropathie
Das vegetative Nervensystem koordiniert automatisierte Körperfunktionen wie Verdauen, Atmen oder Schwitzen. Eine vegetative Polyneuropathie steht unter anderem mit Beschwerden wie Schwindel, Blasenschwäche, Durchfall oder verstärktem Schwitzen in Verbindung - sie betrifft die Organfunktionen.
Weitere Symptome
Die Nervenschädigung kann sich an einer oder beiden Körperhälften bemerkbar machen. Betroffene berichten neben körperlichen Symptomen auch von Erschöpfungszuständen. Oft leiden Betroffene unter brennenden, schneidenden oder stechenden Schmerzen.
An den Extremitäten können sich Sensibilitätsstörungen socken-, strumpf- oder handschuhförmig ausbreiten. Zu den weiteren Symptomen gehört einerseits eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit, z. B. auf Berührung, Wärme oder Kälte. Je nach Schädigung der Nerven kann aber auch das Berührungs- und Schmerzempfinden abgeschwächt sein.
Viele Menschen mit Diabetes mellitus entwickeln im Verlauf ihrer Erkrankung eine Polyneuropathie, die häufig an den Füßen beginnt. Erste Anzeichen sind Kribbeln, Brennen oder ein vermindertes Schmerzempfinden. Gefährlich ist, dass Verletzungen dadurch oft unbemerkt bleiben und sich schwer heilende Wunden bilden können (Diabetischer Fuß).
Lesen Sie auch: Aktuelle Forschung zu Polyneuropathie und psychosomatischen Ursachen
Ursachen der Polyneuropathie
Polyneuropathie kann erblich bedingt oder im Laufe des Lebens erworben sein, was häufiger der Fall ist. Es gibt mehr als 300 Ursachen für eine Polyneuropathie.
Häufige Ursachen
- Diabetes mellitus: Ein dauerhaft zu hoher Blutzuckerspiegel schädigt die Nerven und führt zu den Beschwerden.
- Alkoholmissbrauch: Alkohol hat eine nervenschädigende Wirkung bei langjährigem hohen Konsum.
- Entzündungen: Entzündungsprozesse im Körper als Folge einer Autoimmunerkrankung oder einer Infektion mit bestimmten Viren beziehungsweise Bakterien können Schädigungen an den peripheren Nerven verursachen. Dafür bekannte Erkrankungen sind unter anderem Borreliose, Diphtherie oder Gürtelrose.
- Vitaminmangel: Insbesondere ein Mangel an Vitamin B12 kann eine Polyneuropathie auslösen.
- Weitere Ursachen: Erkrankungen der Leber, Mangelernährung, Autoimmunerkrankungen wie das Guillain-Barré-Syndrom oder rheumatoide Arthritis, Einnahme bestimmter Medikamente wie zum Beispiel die Antibiotika Nitrofurantoin oder Metronidazol, Kontakt mit giftigen Substanzen, etwa Schwermetalle, HIV-Infektionen, Erkrankungen, die auf Infektionen beruhen: Borreliose oder Syphilis, Krebserkrankungen, beispielsweise Brustkrebs oder Blutkrebs, hormonelles Ungleichgewicht, zum Beispiel ausgelöst durch eine Schilddrüsenunterfunktion, erbliche Veranlagung (hereditäre Neuropathien).
Die häufigste Ursache für eine Polyneuropathie sind der Diabetes mellitus oder ein übermäßiger Alkoholkonsum. Die entzündlichen, meist immunvermittelten Polyneuropathien sind seltener. Eine wahrscheinlich weiterhin unterdiagnostizierte Gruppe sind die erblichen Neuropathien. Eine Vielzahl von Medikamenten und weiteren Substanzen kann eine „exotoxische“ Polyneuropathie verursachen. Dazu gehören u.a. verschiedene Chemotherapeutika, Antibiotika, Immun-Checkpoint-Inhibitoren.
Risikofaktoren
Nicht alle genannten Ursachen führen automatisch zu einer Polyneuropathie. Sie können jedoch das Risiko für Nervenschäden deutlich erhöhen - insbesondere, wenn weitere belastende Faktoren hinzukommen. Wer diese Risikofaktoren meidet oder reduziert, kann die Entstehung einer Polyneuropathie möglicherweise verhindern oder verzögern:
- Hoher Alkoholkonsum schädigt direkt die Nerven und die Leber.
- Rauchen beeinträchtigt die Sauerstoffversorgung der Nerven.
- Mangelernährung oder einseitige Kost führen zu Vitamin- und Nährstoffmangel.
- Bewegungsmangel verringert die Durchblutung und damit auch die Sauerstoffversorgung.
- Starkes Übergewicht fördert Leber- und Gefäßschäden.
- Drogen- oder Medikamentenmissbrauch schädigt Leber und Nieren.
Diagnose der Polyneuropathie
Eine neurologische Facharztpraxis ist die richtige Anlaufstelle bei Polyneuropathie. Betroffene können sich aber auch an den Hausarzt oder die Hausärztin wenden - diese erstellen eine Verdachtsdiagnose und überweisen zu einem Neurologen oder einer Neurologin.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Um festzustellen, ob tatsächlich eine Polyneuropathie vorliegt, findet zuerst ein Gespräch statt. Dabei erkundigt sich der Mediziner oder die Medizinerin nach der Krankengeschichte und nach den vorliegenden Beschwerden. Von Interesse ist etwa, ob den Betroffenen das Gehen Probleme bereitet oder ob sie feinmotorische Einschränkungen der Hände oder Finger haben. Relevant ist auch, ob die Betroffenen Schmerzen haben und wie stark die Schmerzen sind.
Lesen Sie auch: Polyneuropathie und Demenz: Was Sie wissen sollten
Auch eine körperliche Untersuchung ist wichtig. Dabei prüft der Mediziner oder die Medizinerin, ob Muskeln gelähmt oder geschwächt sind. Einschränkungen beim Reizempfinden oder eine Beeinträchtigung der Reflexe können bei der körperlichen Untersuchung ebenfalls auffallen.
Apparative Diagnostik
Um den Ursachen auf den Grund zu gehen und um herauszufinden, welche Nerven wie stark geschädigt sind, gibt es zahlreiche Untersuchungsmethoden.
- Elektroneurographie (ENG): Bei der Elektroneurographie wird ein Elektrodenset im Gebiet des Nervenverlaufs auf die Haut geklebt - so lassen sich die elektrischen Impulse der Nerven messen. Die Untersuchung hilft dabei, herauszufinden, wie die Nervensignale transportiert und im Körper verteilt werden - Nervenschädigungen führen zu einem auffälligen Ergebnis und geben Hinweise zur Abgrenzung der Nervenausfälle.
- Elektromyographie (EMG): Macht deutlich, ob und wie stark die Muskeln auf die Nervensignale ansprechen. Bei dieser Untersuchung werden dünne Nadelelektroden durch die Haut in den entsprechenden Muskel eingeführt.
- Untersuchungen von Urin, Gehirnwasser, Blut oder Gewebeproben sowie genetische Tests und bildgebende Verfahren: Diese Methoden sind sinnvoll, wenn etwa Diabetes und Alkoholkrankheit als Ursache unwahrscheinlich sind und das Beschwerdebild sowie elektrophysiologische Untersuchungsbefunde weiteren Abklärungsbedarf ergeben. Auch wenn die Symptome sehr plötzlich auftreten, kann eine zusätzliche Diagnostik sinnvoll sein.
Bei der neurophysiologischen Untersuchung mit Elektroneurographie (ENG) werden mit Stromimpulsen periphere Nerven stimuliert und Antworten von Muskeln oder sensiblen Fasern abgeleitet. Damit lässt sich die Art der Nervenschädigung feststellen. Die Elektromyographie (EMG) untersucht Muskeln mit Nadeln und stellt so das Ausmaß der Schädigung fest.
Weitere Untersuchungen können sein:
- Test auf Berührungsempfindlichkeit: z. B. mit einem Nylonfaden, der leicht auf Hände und Füße gedrückt wird
- Test auf Vibrationsempfindlichkeit (Stimmgabeltest): Eine angeschlagene Stimmgabel wird an den Hand- oder den Fußknöchel gehalten. Der Stimmgabeltest prüft, ob die Tiefensensibilität erhalten ist.
- Untersuchung der Muskeleigenreflexe
- Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit (Elektroneurografie): Dabei misst man, wann ein absichtlich gesetzter Nervenreiz an einer bestimmten Stelle als Signal ankommt. Bei beginnenden Nervenschädigungen ist die Leitgeschwindigkeit vermindert.
- Untersuchung der Aktivität von Muskeln mithilfe der Elektromyografie
- Bei Bedarf werden auch Proben des Nervengewebes (Nervenbiopsien) und ggfls. Proben des Muskelgewebes, welches mikroskopisch und histochemisch untersucht wird, sowie das Druck- und Temperaturempfinden untersucht.
Differenzialdiagnostik
Die Symptome einer Polyneuropathie können denen einer Wirbelkanalverengung (Spinalkanalstenose) ähneln. Bei einer degenerativen Wirbelkanalverengung handelt es sich um eine Abnutzungserscheinung der unteren Lendenwirbelsäule: Knochensporne drücken auf das Rückenmark. Dadurch kann ein brennender Schmerz im Rücken und in den Beinen entstehen. Sowohl eine Polyneuropathie als auch eine Wirbelkanalverengung können Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Taubheit und brennende Schmerzen in den Händen und Füßen hervorrufen. Darum ist es wichtig, Krankheiten mit ähnlichen oder gleichen Symptomen vor dem Beginn einer Behandlung durch sorgfältige Untersuchungen auszuschließen (Differenzialdiagnostik).
Behandlung der Polyneuropathie
Bei einer Polyneuropathie gibt es verschiedene Behandlungsansätze:
- Auslöser vermeiden und behandeln: Um weitere Schäden zu verhindern und um die Beschwerden zu lindern, wird die zugrunde liegende Ursache beseitigt oder behandelt. Liegt etwa eine unbehandelte Diabeteserkrankung vor, muss der Blutzucker richtig eingestellt werden. Alkoholabhängige Menschen profitieren von einer Suchttherapie. Bei einem Vitaminmangel können Betroffene durch Ernährungsumstellungen einen Ausgleich schaffen. Führen Infektionen oder Entzündungen zu den Nervenschäden, können Antibiotika oder Kortison sinnvoll sein.
- Schmerzen lindern: Eine begleitende Schmerztherapie verschafft Betroffenen Linderung. Zum Einsatz kommen Antidepressiva und bestimmte Medikamente, die ursprünglich für Epilepsien entwickelt wurden (Antikonvulsiva). Durch die Einnahme von Antidepressiva produziert der Körper vermehrt Botenstoffe - diese dämpfen die Weiterleitung von Schmerzsignalen. Antikonvulsiva sind meist die erste Wahl, sie bremsen die Erregbarkeit der Nerven, was schmerzlindernd wirkt. Bei ausgeprägten Schmerzen sind womöglich Opioide angezeigt. Da diese zu einer Abhängigkeit führen können, verschreiben Mediziner und Medizinerinnen sie nur für kurze Zeit.
- Begleitende Therapien: Je nach vorliegender Nervenschädigung können weitere Behandlungsansätze hilfreich sein, etwa Physio- oder Ergotherapie - sie unterstützen bei ungünstigen Bewegungsabläufen oder Gleichgewichtsstörungen sowie bei der Regeneration akuter Polyneuropathien. Spezielle Schienen, sogenannte Orthesen, helfen Betroffenen mit Muskellähmungen dabei, Hände und Füße beweglich zu halten.
Entscheidend ist stets die Behandlung der Grunderkrankung, z. B. bei Diabetes mellitus eine Verbesserung der Blutzuckereinstellung, das strikte Vermeiden von Alkohol oder die Behandlung einer Tumorerkrankung. Bei autoimmunvermittelten, entzündlichen Polyneuropathien gibt es verschiedene gegen die Entzündung wirkende Medikamente (Immunglobuline, Kortikoide, Immunsuppressiva). Bei schweren Verläufen kann auch eine Blutwäsche durchgeführt werden. Bei erblichen Neuropathien gibt es bisher keine Therapie. Bei ca. einem Viertel der Polyneuropathien kann die Ursache nicht geklärt werden, meist haben diese Formen jedoch eine gute Prognose. Reizerscheinungen und Muskelkrämpfe lassen sich mit verschiedenen Medikamenten dämpfen.
Therapie bei neuropathischen Schmerzen
Übliche Schmerzmedikamente wirken bei neuropathischen Schmerzen nicht. Bei der Behandlung neuropathischer Schmerzen hat man gute Erfahrungen mit Medikamenten gemacht, die bei Depressionen oder zur Verhinderung von Krampfanfällen bei Epilepsie eingesetzt werden. Häufig muss man jedoch verschiedene Präparate ausprobieren, bis man das im Einzelfall wirksamste und verträglichste Mittel herausfindet.
Pflaster mit lokalen Betäubungsmitteln können Nervenschmerzen punktuell lindern. Manchen Patient*innen helfen auch Capsaicin-Pflaster. Capsaicin stammt aus Chilischoten. Es kann Schmerzen lokal betäuben und fördert die Durchblutung. Capsaicin kann als Salbe auf die schmerzenden Stellen aufgetragen werden. Wichtig ist, dass lokale Betäubungsmittel und Capsaicin-Präparate nach ärztlicher Verordnung angewendet werden, um Nebenwirkungen zu vermeiden.
Im Einzelfall können auch physikalische Therapien und Naturheilverfahren helfen, die Schmerzen zu lindern. Elektrotherapien können Nervenschmerzen lindern, indem sie die Schmerzempfindung in ein Kribbeln „umwandeln“. Tägliche Bewegung und Sport, zum Beispiel Wassergymnastik und Nordic Walking, sowie Physiotherapie unterstützen die medikamentöse Behandlung. Das gilt auch für Verfahren zur Schmerzbewältigung, wie z. B. Entspannungsmethoden.
Rehabilitation
In vielen Fällen ist die Polyneuropathie eine langwierige Erkrankung, die vielfältige Auswirkungen auf den Beruf und das Privatleben der Betroffenen hat. In einer stationären oder ambulanten Reha können sich Patient*innen ganz auf ihre Behandlung konzentrieren. Ziele der Rehabilitation bei Polyneuropathie sind:
- Wiederherstellung gestörter Nervenfunktionen
- Wenn eine vollständige Heilung nicht möglich ist, lernen Sie, wie Sie Ihren Alltag im Rahmen Ihrer körperlichen Fähigkeiten bestmöglich bewältigen können.
- Falls Sie Hilfsmittel wie Gehhilfen oder einen Rollstuhl brauchen, passen wir diese genau an Ihre Bedürfnisse an. Sie lernen auch, wie Sie diese sicher und bequem nutzen.
- Heilung chronischer Wunden und Regeneration strapazierter Haut
Zur Therapie bei einer Polyneuropathie gehören je nach Bedarf:
- Behandlung der Ursachen
- Physikalische Therapie: Bäder, Elektrotherapie und Wärmeanwendungen können die Symptome der Polyneuropathie lindern.
- Physiotherapie und Krankengymnastik: Die Muskulatur wird gestärkt, die Beweglichkeit gesteigert, Gleichgewicht und Gangsicherheit werden verbessert und Fehlhaltungen korrigiert.
- Schmerztherapie: Neben physikalischer Therapie helfen individuell angepasste Medikamente sowie Strategien zur Schmerzbewältigung.
- Wundbehandlung: Chronische Wunden behandelt unser spezialisiertes Fachpersonal. Sie werden außerdem darin geschult, chronische Wunden zu vermeiden.
- Ergotherapie: verbessert die Feinmotorik und unterstützt dabei, alltägliche Aufgaben trotz körperlicher Einschränkungen - mit oder ohne Hilfsmittel - besser zu meistern
- Psychologische Therapie: psychische Krankheitsbewältigung in Gruppen oder Einzelsitzungen; wir unterstützen Sie auch bei spezifischen Problemen, z. B. nach einem Alkoholmissbrauch
- Bewegungstherapie: verbessert Ihre Beweglichkeit und Ihr Körpergefühl
- Sport und Krafttraining werden angepasst an Ihre persönlichen körperlichen Möglichkeiten und verbessern Ihre Ausdauer, Ihre allgemeine körperliche Kondition und Ihr Wohlbefinden
- Individuell angepasste Ernährung bei Begleitbeschwerden, wie Verdauungsstörungen oder häufiger Übelkeit
- Schulungen z. B. zum gesunden Lebensstil, Alltag mit Polyneuropathie und vielen anderen Themen
- Gemeinsame Einschätzung der beruflichen Leistungsfähigkeit mit dem Sozialdienst
Was können Betroffene selbst tun?
Blutzucker kontrollieren: Menschen mit Diabetes kontrollieren am besten regelmäßig ihren Blutzucker und nehmen ärztlich verordnete Medikamente ein. Schließlich kann eine suboptimale Blutzuckereinstellung das Risiko für die Entstehung und einen raschen Fortschritt der Erkrankung erhöhen.
Füße kontrollieren: Eine Polyneuropathie an Beinen oder Füßen erhöht das Risiko für Fußgeschwüre - eine regelmäßige Kontrolle auf Wunden ist also wichtig.
Bewegen: Menschen mit Polyneuropathie können bei Schmerzen und Missempfindungen von verschiedenen Angeboten wie Aquagymnastik oder Gehtraining profitieren.
Alltag mit Polyneuropathie: Der Alltag mit einem eingeschränkten Temperatur- und Schmerzempfinden kann herausfordernd sein und erfordert besondere Vorsicht und Vorsorge, um Verletzungen zu vermeiden und frühzeitig zu erkennen sowie um Stürze zu vermeiden.
- Wie kann ich Verletzungen frühzeitig erkennen? Kontrollieren Sie täglich sorgfältig Ihre Hände und Füße und achten Sie auf Rötungen, kleine Schnitte oder Druckstellen. Nutzen Sie für schwer einsehbare Stellen einen Handspiegel.
- Welche Rolle spielt Hautpflege? Regelmäßiges Eincremen beugt trockener, rissiger Haut vor, die anfällig für Erreger ist. Stellen Sie Wunden oder Entzündungen fest, sollten Sie frühzeitig ärztlichen Rat einholen. Auch medizinische Fußpflege kann eine sinnvolle Ergänzung sein.
- Wie schütze ich mich vor Verbrennungen oder Erfrierungen? Nutzen Sie ein Thermometer, um die Wassertemperatur zu überprüfen. Verzichten Sie zudem auf Wärmflaschen oder Heizdecken. Im Winter können warme Handschuhe und gut isolierte Schuhe vor Kälte schützen.
- Worauf sollte ich zuhause und draußen achten? In den eigenen vier Wänden sind unter anderem rutschfeste Böden, ausreichende Beleuchtung und das Entfernen von Stolperfallen wie losen Teppichen, wichtig, um Stürzen vorzubeugen. Im Freien sollten Sie auf festes Schuhwerk, Gehhilfen, gut beleuchtete Wege und die Vermeidung glatter oder unebener Flächen achten.
Polyneuropathie und Sexualität
Die Nervenschädigung kann bei Männern und Frauen zu sexuellen Funktionsstörungen führen. Durch die Polyneuropathie sind die Nerven geschädigt, die für die Empfindungen und Steuerung von Körperfunktionen zuständig sind - darunter auch die Nerven, die an der sexuellen Reaktion beteiligt sind. Männer haben häufig Schwierigkeiten eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten. Frauen hingegen verspüren oft eine geringere Empfindlichkeit im Intimbereich, wodurch Erregung und Orgasmus erschwert sind. Zudem kann auch eine vaginale Trockenheit auftreten, was den Geschlechtsverkehr unangenehm macht.
Auch Schmerzen oder Unsicherheiten können die Lust mindern und den Sexualtrieb negativ beeinflussen.
Was kann Betroffenen helfen? Sprechen Sie offen mit Ihrem behandelnden Arzt, am besten einem Neurologen oder Sexualmediziner.
Verlauf und Prognose
Der Verlauf ist je nach Ursache der Polyneuropathie unterschiedlich. Es gibt akute Verläufe, bei denen sich die klinische Symptomatik auch wieder rasch bessert. Zum Beispiel sind die weniger häufig vorkommenden entzündlichen Neuropathien mit Medikamenten meist sehr gut zu behandeln, akute Formen heilen oft komplett aus.
Bei Diabeteserkrankten können die Schädigungen an den Sinnesnerven langsam zunehmen, wenn der Blutzucker nicht richtig eingestellt ist. Halten Erkrankungen eine Polyneuropathie aufrecht , kann diese sich auch in Schüben äußern. Bei Zellgiften wie Alkohol kommt es auf die aufgenommene Menge an - ein ausgeprägter Konsum belastet die Nerven entsprechend stärker als eine gelegentliche Aufnahme von Alkohol.
In Abhängigkeit von der Ursache besteht nur begrenzt die Aussicht auf Heilung. Je nach Schwere der Ausfälle bestehen Einschränkungen beim Ausüben verschiedener beruflicher Tätigkeiten. Es sollten Tätigkeiten auf Leitern und Gerüsten gemieden werden, Vorsichtsmaßnahmen beim Laufen auf unebenem Untergrund (Baustellen) oder im Dunkeln müssen beachtet werden. Feinmotorische Tätigkeiten (z. B. Uhrmacher) sind oft nicht mehr möglich. Dennoch sollten Patienten mit einer Polyneuropathie so lange wie möglich am Berufsleben teilhaben.
Eine pauschale Aussage zur Lebenserwartung bei Polyneuropathie gibt es nicht - hier kommt es maßgeblich auf die Ursache der Krankheit an.
Vorbeugung
Durch gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung lässt sich das Risiko für die Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2 häufig eindämmen. Außerdem helfen Alkoholabstinenz und der regelmäßige ärztliche Check-up dabei, die eigene Gesundheit im Blick zu behalten.
tags: #Polyneuropathie #Ursachen #Symptome #Therapie