Polyneuropathie Diagnose MRT: Ein umfassender Überblick

Die Polyneuropathie, eine Erkrankung, die mehrere periphere Nerven betrifft, kann vielfältige Ursachen haben und sich durch unterschiedliche Symptome äußern. Die Magnetresonanztomographie (MRT) spielt eine zunehmend wichtige Rolle bei der Diagnose und Beurteilung dieser Erkrankung. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Polyneuropathie, die Bedeutung der MRT-Diagnostik und die verfügbaren Therapieansätze.

Einführung in die Polyneuropathie

Der Begriff Polyneuropathie stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Erkrankung mehrerer Nerven“. Schätzungen zufolge erkranken etwa drei bis acht Prozent der deutschen Bevölkerung im Lauf ihres Lebens an einer Polyneuropathie (PNP). Die Erkrankung tritt in etwa der Hälfte aller Fälle als Langzeitfolge von Diabetes mellitus oder einer Alkoholabhängigkeit auf. Insgesamt tragen vor allem ältere Menschen ein erhöhtes Risiko.

Bei den meisten Menschen beginnt die Polyneuropathie mit Reizerscheinungen im Sinne von Kribbelgefühlen, brennenden Missempfindungen bis hin zu heftigen Schmerzen und Taubheitsgefühlen an den Füßen. Häufig beschrieben wird ein Schwellungsgefühl, unangenehmer Druck, Gefühl wie auf Watte zu gehen, ein Elektrisieren oder Stechen. Meistens sind zunächst nur die Zehen und der Fußballen bds. betroffen. Im Verlauf von mehreren Monaten bis Jahren kommt es zur Ausweitung der Symptome auf die Füße und Unterschenkel mit Socken-förmiger oder Kniestrumpf-förmiger Begrenzung. Die Oberschenkel können im Verlauf einer weiteren Verschlechterung oder bei einigen Patienten auch primär betroffen sein. Auch das Temperaturempfinden leidet, so dass beispielsweise die Badewassertemperatur in der Badewanne an den Füßen nicht mehr richtig eingeschätzt werden kann. Zumeist erst im Verlauf der Erkrankung können zusätzlich die Fingerspitzen und Hände mit Handschuh-förmiger Begrenzung der Taubheitsgefühle betroffen sein. Parallel dazu kann es zunehmend zu Lähmungen, beispielsweise der Fußheber oder Zehenheber oder Fußsenker kommen, so dass Muskelschwund und Gangstörungen entstehen. Alle Symptome entstehen zumeist symmetrisch und nur seltener asymmetrisch mit Betonung auf einer Seite. Krämpfe, insbesondere nachts oder bei Belastungen, sind nicht selten. Viele Patienten klagen über kalte Füße. Auch das Lageempfinden wird zunehmend gestört, so dass die akkurate Aufrechterhaltung des Standes leidet. Dies führt zu Schwanken, Schwindel und Gangstörungen. Das Schmerzempfinden wird allmählich herabgesetzt, so dass Verletzungen am Fuß nicht oder nur zu spät wahrgenommen werden. Dies kann, z.B. beim Diabetes mellitus, zur Entstehung von Druckgeschwüren führen. Letztlich können auch die inneren Organe im Sinne einer autonomen Polyneuropathie betroffen sein. Dies führt beispielsweise zur Blasenlähmung, Darmträgheit oder zur mangelnden Regulation des Herzschlages bei Anstrengung.

Ursachen der Polyneuropathie

Es gibt über 300 bekannte Ursachen von Polyneuropathie. Ca. 35 % der Polyneuropathien sind in Deutschland auf den Diabetes mellitus (Zuckererkrankung) zurückzuführen und etwa 20 % auf Alkoholkonsum. Die Ursache von etwa 1/4 aller Polyneuropathien bleibt auch nach ausführlicher Abklärung ungeklärt.

Polyneuropathie im Rahmen anderer Erkrankungen:

  • Diabetes mellitus
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Schilddrüsenentzündungen
  • Nierenversagen
  • Gewisse Lebererkrankungen
  • Gewisse Krebserkrankungen
  • Bluteiweißerkrankungen
  • nach lebensbedrohlicher Erkrankungen mit Intensivbehandlung
  • HIV/AIDS
  • Porphyrie
  • Amyloidose

Polyneuropathie bei entzündlichen Erkrankungen:

  • Borreliose (Zeckenbisserkrankung)
  • Gefäßentzündungen (Vasculitis)
  • HIV/AIDS
  • als Autoimmunerkrankung nach stattgehabter Entzündung

Polyneuropathie bei Vitaminmangel:

  • Vitaminmangel von B1, B2, B6, B12, E

Polyneuropathie bei Schwermetallvergiftung:

  • Blei, Arsen, Thallium, Quecksilber, Gold

Polyneuropathie als Nebenwirkung von Medikamenten:

  • gewisse Chemotherapeutika
  • Interferone
  • Virustherapeutika bei HIV
  • viele weitere Einzelsubstanzen

Genetisch bedingte Polyneuropathien:

Es sind mehrere genetisch bedingte Polyneuropathien bekannt. Nicht immer sind betroffene Familienmitglieder zu beobachten. Die Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung (CMT), auch hereditäre motorische und sensorische Neuropathie (HMSN) genannt, ist die häufigste Form der hereditären Neuropathien mit einer Prävalenz von ca. 1:2.500. In Abgrenzung zur CMT sind die rein motorischen und rein sensiblen Neuropathien zu sehen, u.a. die hereditären distal motorischen Neuropathien (dHMN) und hereditären sensiblen Neuropathien (HSN) oder mit (autonomer Beteiligung) HSAN. Eine Sonderform ist die HNPP (hereditäre Neuropathie mit Neigung zu Druckparesen).

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Symptome der Polyneuropathie

Eine PNP macht sich häufig zuerst an Händen, Füßen und Beinen bemerkbar, kann sich in ihrem Verlauf aber auch weiter ausdehnen oder innere Organe betreffen. Abhängig von der Art der betroffenen Nervenfasern entstehen unterschiedliche Symptome:

  • Sensible Beschwerden: Sensible Nerven leiten Informationen aus dem Körper zum Gehirn, sodass beispielsweise Druck, Wärme, Kälte oder Schmerz empfunden werden kann. Kommt es durch eine PNP zu Schäden an diesen sensiblen Nerven, entstehen Fehlempfindungen: Die Haut fühlt sich ohne erkennbaren Auslöser pelzig oder taub an, sie kribbelt, juckt, brennt oder sticht. Viele PNP-Patienten berichten außerdem von schmerzlosen Wunden und dem Gefühl, wie auf Watte zu gehen. Darüber hinaus nehmen Betroffene Temperaturen häufig verfälscht wahr oder empfinden schon bei leichtesten Berührungen extreme Schmerzen.

  • Motorische Beschwerden: Motorische Nerven leiten Befehle des Gehirns an die einzelnen Muskelfasern des Körpers weiter: So kann etwa der Arm willentlich gebeugt oder das Bein abgewinkelt werden. PNP-Schäden an diesen motorischen Bahnen können Muskelzuckungen und -krämpfe verursachen und Schmerzen auslösen. Häufig erlahmen die betroffenen Muskeln im Verlauf der Erkrankung und die körperliche Ausdauer lässt allmählich nach.

  • Autonome Beschwerden: Das Gehirn steuert die Organe unbewusst über sogenannte autonome Nerven. Werden diese durch eine PNP in Mitleidenschaft gezogen, kann es zu unterschiedlichsten Symptomen kommen: Übermäßiges oder vermindertes Schwitzen, Ohnmachts- und Schwindelanfälle vor allem nach dem Aufstehen, Herzrasen in Ruhe oder zu langsamer Herzschlag bei Anstrengung, Schluckbeschwerden, Völlegefühl, Verstopfung und Durchfall, Erschwertes oder ungewolltes Wasserlassen, Wassereinlagerungen und Hautveränderungen an den Füßen, Fortschreitende Schädigungen von Fußknochen und -gelenken, Erektionsstörungen, Fehlende Pupillenbewegungen.

Diagnose der Polyneuropathie

Wenden Sie sich mit den typischen Symptomen einer PNP an Ihren Neurologen. Dieser befragt Sie zunächst zu Ihren individuellen Beschwerden, Vorerkrankungen und Ihrer familiären Krankengeschichte. Darüber hinaus informiert er sich in der Regel, welche Medikamente Sie momentan einnehmen, und führt anschließend verschiedene Untersuchungen durch:

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  • Neurologische Untersuchung: Zunächst prüft Ihr Neurologe, inwiefern die Funktion Ihrer Nerven eingeschränkt ist. Er ermittelt beispielsweise, ob Empfindungsstörungen auf beiden Körperseiten symmetrisch vorliegen oder ob Ihr Schmerz- und Temperaturempfinden beeinträchtigt ist. Darüber hinaus testet er Ihr sogenanntes Lageempfinden für einzelne Gliedmaßen und prüft mit einer Stimmgabel, ob Sie Vibrationen wahrnehmen können. Abschließend sind einige Koordinations- und Gleichgewichtsübungen Teil der Untersuchung - ebenso wie mehrere Reflextests.

  • Blutuntersuchung: Eine Blutprobe kann zum Beispiel Aufschluss über Ihren Langzeit-Blutzuckerspiegel sowie Ihre Vitamin-B12- und Folsäurewerte geben: Diese und weitere Faktoren können Ihrem Neurologen einen Hinweis auf den Ursprung der PNP liefern.

  • Elektroneurografie (ENG): Im Rahmen einer elektroneurografischen Untersuchung reizt Ihr Neurologe einen Nerv gezielt über eine auf der Haut angebrachte Elektrode - gleichzeitig misst er, ob und wie schnell dieser Reiz im Nerv weitergeleitet wurde. Diese Untersuchung erlaubt ihm Rückschlüsse auf die genaue Art der Nervenschädigung.

  • Elektromyografie (EMG): Bei einer Elektromyografie führt Ihr Arzt entweder eine feine Nadel in den Muskel selbst ein oder bringt eine Elektrode auf der Haut darüber an. So kann er messen, ob ein bestimmter Muskelabschnitt ausreichend starke Signale von den jeweiligen Nerven erhält - oder ob diese geschädigt sind.

  • Weitere Untersuchungen: Bei Bedarf kann Ihr Arzt weitere Untersuchungsmethoden wie eine Nerven-Muskel-Biopsie, molekulargenetische Tests oder eine Hirnwasseruntersuchung veranlassen. Darüber hinaus kann eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll sein.

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Die Rolle der MRT bei der Diagnose von Polyneuropathie

Die MR-Neurographie wird zur Abklärung von Polyneuropathien erst seit relativ kurzer Zeit eingesetzt. Erste Ergebnisse zeigen jedoch, dass sich die durch eine Polyneuropathie hervorgerufenen Nervenschäden sehr gut mit der MR-Neurographie nachweisen lassen. Gerade zu Beginn der Beschwerden müssen andere, die Symptomatik verursachende Erkrankungen, wie z.B. lokale Druckschädigungen, Raumforderungen, Entzündungen oder muskuläre Erkrankungen (sog. Myopathien) ausgeschlossen werden.

Eine Polyneuropathie führt in der MR-Neurographie typischerweise zu langstreckigen Signalanhebungen und Schwellungen der peripheren Nerven, insbesondere des Nervus ischiadicus (Ischiasnerv) sowie des Nervus peroneus (Wadenbeinnerv) und Nervus tibialis (Schienenbeinnerv). Diese sind je nach Erkrankungsschwere und in Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Ursache unterschiedlich stark ausgeprägt. Ist es bereits zu einer Beteiligung der Muskulatur gekommen (z.B. im Rahmen von Muskelschwund), so lassen sich auch hier typische Veränderungen nachweisen.

MR-Neurographie: Eine detaillierte Betrachtung

Die MR-Neurographie, oder auch kurz Nerven-MRT, ist ein innovatives, neuroradiologisches Untersuchungsverfahren, mit dem das periphere Nervensystem hochaufgelöst dargestellt werden kann. Bei der MR-Neurographie handelt es sich um eine spezielle MRT-Untersuchung, bei der mithilfe von hochauflösenden Sequenzen die peripheren Nerven dargestellt werden können. Bei diesem Untersuchungsverfahren benutzt man spezialisierte Aufnahmetechniken in Kombination mit hochauflösenden Empfangsspulen.

Die Technik der MR-Neurographie wurde in den letzten 20 Jahren technisch und klinisch maßgeblich in der Neuroradiologie am Universitätsklinikum Heidelberg entwickelt. Hier kommen Wissenschaft und Praxis zusammen. Die Untersuchungsverfahren der MR-Neurographie benutzen speziell für die Darstellung der peripheren Nerven entwickelte bzw. optimierte Aufnahmetechniken (sogenannte Pulssequenzen) und werden an leistungsstarken 3 Tesla MRT-Geräten in Kombination mit hochauflösenden Empfangsspulen durchgeführt. Nervenschädigungen können auf diese Weise sehr präzise auf radiologischen Bildern lokalisiert werden - auch in Körperregionen die mit anderen Verfahren nicht oder nur sehr schwer untersuchbar sind. Hierzu zählen beispielsweise das Armnervengeflecht (auch Plexus brachialis genannt), das Becken- bzw.

Vor der MR-Neurographie findet ein Aufklärungsgespräch statt, um mögliche Kontraindikationen wie Herzschrittmacher festzustellen. Wichtig ist dabei, wann die Beschwerden zum ersten Mal aufgetreten sind, ob es ein auslösendes Ereignis gab, wie sich die Beschwerden seitdem entwickelt haben und ob Missempfindungen, Lähmungserscheinungen oder Schmerzen vorliegen.

Die MR-Neurographie dauert je nach Aufwand meist zwischen 45 und 60 Minuten, wobei viele Unterbrechungen durch das Umpositionieren der Emfpangsspulen auftreten. In Einzelfällen wird ein venöser Zugang gelegt, um während der Untersuchung ein Kontrastmittel applizieren zu können. Während der MR-Neurographie liegt man auf der ausfahrbaren MRT-Liege meist auf dem Rücken (bei der Untersuchung der Armnerven kann auch eine Bauchlagerung erforderlich sein). Die Empfangsspule wird dann auf die zu untersuchende Körperregion aufgelegt und mit der Untersuchung begonnen. Anders als bei den meisten herkömmlichen MRT-Untersuchungen, welche unterschiedliche Sequenzen an der exakt gleichen Körperregion erfordern (zum Beispiel bei der Untersuchung des Kopfes, Knies etc.), erfordert die MR-Neurographie meist die langstreckige Abbildung der Nerven einer Extremität (zum Beispiel von der Schulterregion über den Oberarm zum Ellenbogen und bis hin zum Unterarm).

Um einen reibungslosen Ablauf und eine auf Sie ausgerichtete Durchführung der MR-Neurographie zu ermöglichen, sind eine Überweisung mit der konkreten Fragestellung sowie eventuell vorliegende Untersuchungsbefunde erforderlich. Für den Aufenthalt in der Abteilung sollten etwa 2 Stunden eingeplant werden.

Vorteile der MR-Neurographie

  • Hochauflösende Darstellung der peripheren Nerven
  • Präzise Lokalisation von Nervenschädigungen
  • Früher Nachweis von Nervenschäden möglich
  • Ausschluss anderer Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können
  • Beurteilung des Schweregrades der Erkrankung
  • Unterstützung bei der Therapieplanung

Einschränkungen der MRT

Obwohl die MRT ein wertvolles diagnostisches Werkzeug ist, gibt es auch Einschränkungen:

  • Nicht geeignet für Patienten mit bestimmten Metallimplantaten oder Herzschrittmachern
  • Lange Untersuchungsdauer
  • Engegefühl im MRT-Gerät kann für manche Patienten unangenehm sein
  • Hohe Kosten

Therapie der Polyneuropathie

Die empfohlene, möglichst ursachenspezifische, teils aber auch symptomatische Therapie einer Polyneuropathie hängt von der zugrundeliegenden Grunderkrankung ab und kann von Patient zu Patient sehr stark variieren. Insbesondere zu Beginn der Erkrankung bei noch milden Symptomen, kann die MR-Neurographie zur Diagnosefindung und damit zu einer frühzeitigen Behandlung beitragen. Des Weiteren hilft die MR-Neurographie dabei, andere Erkrankungen der peripheren Nerven oder der Muskulatur auszuschließen.

Das primäre Ziel der Behandlung ist die Ausschaltung der Ursache der Polyneuropathie. Die bedeutet z.B. einen Diabetes mellitus optimal mit Medikamenten einzustellen. Medikamente, die eine Polyneuropathie verursachen, müssen abgesetzt oder ausgetauscht werden, insofern sie nicht aus anderem Grund unabdingbar notwendig sind. Eine toxische Exposition, beispielsweise durch Schwermetalle oder Umweltgifte, muss beendet werden. Ist Alkohol die Ursache der Polyneuropathie, so muss vollständige, lebenslange Abstinenz eingehalten werden. Auch kleinere Mengen Alkohol können eine Verschlechterung herbeiführen oder eine Ausheilung verhindern, da das Nervensystem bereits vorgeschädigt ist. Alkoholabstinenz ist immer eine Voraussetzung für eine Verbesserung oder Ausheilung der Symptomatik.

Ursachenspezifische Therapie

  • Diabetes mellitus: Weil ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel nervenschädigend wirkt, erkrankt in Deutschland beinahe jeder zweite Diabetiker im Lauf seines Lebens an einer PNP. Eine optimale Insulin-Therapie kann vor dieser Langzeitfolge des Diabetes mellitus schützen.
  • Alkoholsucht: Chronischer Alkoholmissbrauch führt vor allem in Kombination mit vitaminarmer Ernährung häufig zu nachhaltigen Nervenschäden - Schätzungen zufolge sind bis zu 66 Prozent aller chronischen Alkoholiker betroffen. Die PNP-Therapie konzentriert sich neben einer Vitaminkur entsprechend vor allem auf einen dauerhaften Alkoholentzug.
  • Medikamente: Manche chemotherapeutischen Medikamente können abhängig von der Dosis und der Behandlungsdauer Nebenwirkungen auf das Nervensystem haben. Ähnliches gilt unter anderem für verschiedene Medikamente gegen Infektionen, Rheuma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Umweltgifte: Schwermetalle wie Blei, Arsen und Thallium können das Nervensystem ebenso wie Quecksilber und einige Lösungsmittel nachhaltig schädigen.
  • Genetische Veranlagung: Bei den seltenen erblich bedingten Neuropathien wie der Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung (CMT) führt ein Gendefekt zur Entstehung einer PNP.
  • Fehlgeleitetes Immunsystem: Greift das Immunsystem körpereigene Zellen an, kann es zu Schäden am Nervensystem kommen. Abhängig von den genauen Prozessen entstehen dabei unterschiedliche Erkrankungen, die meist innerhalb kurzer Zeit einer stationären Behandlung bedürfen: Guillain-Barré-Syndrom (GBS), Chronisch-inflammatorische Polyradikuloneuropathie (CIDP), Vaskulitische Neuropathien.

Symptomatische Therapie

  • Medikamentöse Schmerztherapie: Verschiedene Antikonvulsiva, Antidepressiva und Opioide können die Schmerzen einer PNP lindern. In der Regel steigert Ihr Arzt die Dosierung dieser Medikamente langsam, um auf etwaige Nebenwirkungen unmittelbar reagieren zu können. Sollten die Schmerzen hauptsächlich auf bestimmten Hautarealen auftreten, kann auch ein örtlich betäubendes Lidocain-Pflaster sinnvoll sein.
  • Physio- und Ergotherapie: In der Regel empfiehlt Ihr Arzt Ihnen zusätzlich eine physiotherapeutische Behandlung, um geschwächte Muskelgruppen gezielt zu stärken. Sind die Hände von der PNP betroffen, kann außerdem eine Ergotherapie helfen, um alltägliche Handgriffe oder neue Techniken intensiv zu trainieren.
  • Medizinische Fußpflege: Häufig bemerken PNP-Patienten kleinere Wunden an ihren Füßen nicht mehr. Weil sich diese ohne Behandlung leicht entzünden können, spielt eine regelmäßige medizinische Fußpflege eine wichtige Rolle in der PNP-Behandlung.
  • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Bei diesem Verfahren werden Elektroden auf den schmerzenden Hautarealen angebracht. So können die darunterliegenden gesunden Nervenfasern elektrisch stimuliert und gleichzeitig die Weiterleitung der schmerzhaften PNP-Signale zum Hirn blockiert werden.

Tipps für den Alltag

Abhängig von Ihren individuellen Symptomen können Ihnen im Alltag ganz unterschiedliche Tricks und Kniffe helfen:

  • Achten Sie auf kleine, dafür häufigere Mahlzeiten, um Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen vorzubeugen.
  • Nehmen Sie viel Flüssigkeit und ballaststoffreiche Lebensmittel zu sich, um Verstopfungen entgegenzuwirken.
  • Wählen Sie eine Schlafposition mit erhobenem Oberkörper und tragen Sie auch nachts Stützstrümpfe, um Schwindelgefühle beim Aufstehen zu reduzieren.
  • Testen Sie warme, kalte oder Wechselbäder, um Schmerzen und Fehlempfindungen zu lindern. Auch warme oder kalte Umschläge können eine wohltuende Wirkung haben.
  • Gewöhnen Sie sich einen routinemäßigen Gang zur Toilette alle drei Stunden an, um einem veränderten Harndrang zu begegnen und Unannehmlichkeiten zu vermeiden.
  • Lassen Sie sich bei Erektionsstörungen oder trockener Vaginalhaut ärztlich beraten. Eine Vakuumpumpe oder Gleitmittel können hier sehr hilfreich sein.
  • Entfernen Sie Stolperfallen und schaffen Sie eine barrierefreie Umgebung, um die Sturzgefahr zu mindern.

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