Polyneuropathie, oft verbunden mit Taubheitsgefühlen, insbesondere in den Füßen, kann vielfältige Ursachen haben. In manchen Fällen tritt sie in Verbindung mit Augenproblemen auf, was die Suche nach den zugrunde liegenden Ursachen komplexer macht. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen einer Polyneuropathie mit Augenbeteiligung und gibt einen Überblick über Diagnose und Behandlung.
Polyneuropathie: Ursachen und Erscheinungsformen
Eine Polyneuropathie ist eine Erkrankung, die mehrere periphere Nerven betrifft. Die peripheren Nerven sind für die Übertragung von Informationen zwischen dem Gehirn und dem Rückenmark und dem Rest des Körpers verantwortlich. Schädigungen dieser Nerven können zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter:
- Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Brennen in den Händen und Füßen
- Schmerzen, die als stechend, pochend oder elektrisierend beschrieben werden
- Muskelschwäche oder -lähmung
- Verlust der Koordination
- Gleichgewichtsstörungen
Die Ursachen für Polyneuropathie sind vielfältig. Dazu gehören:
- Diabetes mellitus: Hohe Blutzuckerspiegel können die Nerven schädigen.
- Vitaminmangel: Insbesondere ein Mangel an Vitamin B12 kann zu Polyneuropathie führen.
- Alkoholmissbrauch: Übermäßiger Alkoholkonsum kann die Nerven schädigen.
- Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen wie das Sjögren-Syndrom oder rheumatoide Arthritis können eine Polyneuropathie verursachen.
- Infektionen: Bestimmte Infektionen, wie Borreliose oder HIV, können die Nerven schädigen.
- Medikamente: Einige Medikamente, wie beispielsweise Chemotherapeutika oder Benepali, können als Nebenwirkung eine Polyneuropathie verursachen.
- Gefäßentzündungen (Vaskulitis): Entzündungen der Blutgefäße können die Nerven schädigen, indem sie deren Blutversorgung beeinträchtigen.
- erbliche Faktoren: genetische Ursachen
Augenbeteiligung bei Polyneuropathie
Wenn eine Polyneuropathie mit Augenproblemen einhergeht, ist es wichtig, die möglichen Zusammenhänge zu verstehen. Einige der häufigsten Augenmanifestationen im Zusammenhang mit Polyneuropathie sind:
- Sehschärfenveränderungen: Verschwommenes Sehen oder Schwankungen der Sehschärfe können auftreten.
- Gesichtsfeldausfälle: Teile des Sichtfelds können fehlen, was zu Schwierigkeiten beim Erkennen von Objekten oder beim Navigieren im Raum führt.
- Doppelbilder: Störungen der Augenmuskeln oder der Nerven, die diese steuern, können zu Doppelbildern führen.
- Optikusneuropathie: Schädigung des Sehnervs, die zu Sehverlust führen kann.
- Trockene Augen: Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom können sowohl Polyneuropathie als auch trockene Augen verursachen.
- entzündete, schmerzende Augen und Sehstörungen (Visusausfall)
Mögliche Ursachen für Polyneuropathie mit Augenbeteiligung
Einige spezifische Erkrankungen und Zustände können sowohl Polyneuropathie als auch Augenprobleme verursachen:
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- Sjögren-Syndrom: Diese Autoimmunerkrankung kann sowohl Polyneuropathie als auch trockene Augen und andere Augenprobleme verursachen. In seltenen Fällen kann es auch bei rheumatoider Arthritis auftreten.
- Riesenzellarteriitis (RZA): Diese Vaskulitis betrifft häufig die Arterien im Kopfbereich, einschließlich der Arteria ophthalmica, die das Auge versorgt. Eine Entzündung dieser Arterie kann zu einer anterioren ischämischen Optikusneuropathie (AION) führen, die durch plötzlichen Sehverlust gekennzeichnet ist. Etwa 20-25 % der RZA-Patienten weisen eine Polyneuropathie auf.
- Granulomatose mit Polyangiitis (GPA): Diese seltene Vaskulitis kann verschiedene Organe betreffen, einschließlich der Nerven und der Augen. Augenbeteiligung kann sich in Form von Entzündungen, Sehstörungen oder Hervortreten des Augapfels äußern.
- CANVAS (cerebellar ataxia, neuropathy, and vestibular areflexia syndrome): Dieses Syndrom ist durch zerebelläre Ataxie, Neuropathie und vestibuläre Areflexie gekennzeichnet. Patienten mit CANVAS können auch über verschwommenes Sehen oder ein Schwanken des Bildes bei schnellen Kopfbewegungen klagen.
- LHON (Leber hereditäre Optikusneuropathie): Ursache für LHON sind Varianten der Gene in den Mitochondrien. Im Gegensatz zu anderen Zellbestandteilen haben die Mitochondrien eine eigene Erbinformation. Ist die Erbinformation in den Mitochondrien verändert, wird dadurch die Bereitstellung von Energie gestört. Die Folge ist eine Funktionsstörung der Ganglienzellen. Die Ganglienzellen bilden die Sehnerven und geben die Sehinformation an das Gehirn weiter. Ist die Funktion der Ganglienzellen gestört, werden Sehinformationen nicht ins Gehirn weitergeleitet.
- Endogene Candida-Endophthalmitis (ECE): Im Rahmen von schweren Allgemeinerkrankungen bzw. geschwächter Immunabwehr kommt es zur hämatogenen Aussaat der Candida-Erreger (Candidämie) in das Gefäßsystem der Aderhaut, Netzhaut und (seltener) der Iris mit Ausbildung einer Chorioretinitis bzw. Iridozyklitis. Vermehren sich die Keime vor Ort, ist ein Durchbruch in den Glaskörper möglich, was definitionsgemäß erst in diesem Stadium als Endophthalmitis bezeichnet wird, wenn Glaskörper und/oder Kammerwasser in signifikantem Maße mit betroffen sind.
Diagnose
Die Diagnose einer Polyneuropathie mit Augenbeteiligung erfordert eine umfassende Untersuchung, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren. Dazu gehören:
- Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt wird nach den Symptomen, der Krankengeschichte und möglichen Risikofaktoren fragen. Eine neurologische Untersuchung wird durchgeführt, um die Nervenfunktion zu beurteilen.
- Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen können helfen, Diabetes, Vitaminmangel, Autoimmunerkrankungen, Infektionen und Entzündungen zu erkennen.
- Elektrophysiologische Untersuchungen: Nervenleitgeschwindigkeitsstudien (NLG) und Elektromyographie (EMG) können helfen, die Art und das Ausmaß der Nervenschädigung zu bestimmen.
- Augenärztliche Untersuchung: Eine umfassende Augenuntersuchung kann helfen, die Ursache der Augenprobleme zu identifizieren. Dazu gehören die Messung der Sehschärfe, die Untersuchung des Gesichtsfelds, die Beurteilung der Augenbewegungen und die Untersuchung des Augenhintergrunds.
- Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie MRT oder CT erforderlich sein, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
- Biopsie: In seltenen Fällen kann eine Nerven- oder Muskelbiopsie erforderlich sein, um die Diagnose zu bestätigen.
Behandlung
Die Behandlung einer Polyneuropathie mit Augenbeteiligung hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Einige mögliche Behandlungsansätze sind:
- Behandlung der Grunderkrankung: Wenn die Polyneuropathie und die Augenprobleme durch eine Grunderkrankung wie Diabetes, Vitaminmangel oder Autoimmunerkrankung verursacht werden, muss diese Erkrankung behandelt werden.
- Medikamente: Schmerzmittel, Antikonvulsiva oder Antidepressiva können helfen, die Schmerzen zu lindern. In einigen Fällen können auch Immunsuppressiva eingesetzt werden, um die Entzündung zu reduzieren. Benepali wird in der Therapie der Rheumatoiden Arthritis eingesetzt, aber nicht bem Sjögren-Syndrom.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskelkraft und Koordination zu verbessern.
- Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, den Alltag besser zu bewältigen.
- Sehhilfen: Brillen, Kontaktlinsen oder andere Sehhilfen können helfen, die Sehschärfe zu verbessern.
- Sehtraining: Gezieltes Sehtraining kann helfen, das Sehvermögen wieder zu verbessern und/oder trotz Sehstörung die Umwelt besser wahrzunehmen.
- Chirurgische Eingriffe: In einigen Fällen können chirurgische Eingriffe erforderlich sein, um die Ursache der Augenprobleme zu beheben. Pars-plana-Vitrektomie (ppV).
- Psychologische Unterstützung: Andauernde Schmerzen können die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken und Depressionen auslösen.
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