Polyneuropathie bei Parkinson: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Einführung

Die Parkinson-Erkrankung und Polyneuropathie sind zwei unterschiedliche neurologische Erkrankungen, die jedoch gleichzeitig auftreten und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Polyneuropathie im Zusammenhang mit Parkinson, die Diagnoseverfahren und die verschiedenen Behandlungsansätze.

Was ist Polyneuropathie?

Polyneuropathie (PNP) ist eine Erkrankung, bei der mehrere periphere Nerven geschädigt sind. Diese Nerven befinden sich außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks und sind für die Übertragung von Informationen zwischen dem zentralen Nervensystem und dem Rest des Körpers verantwortlich. Eine Schädigung dieser Nerven kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter Schmerzen, Missempfindungen, Muskelschwäche und Koordinationsstörungen.

Ursachen von Polyneuropathie

Es gibt zahlreiche Ursachen für Polyneuropathie, wobei die häufigsten Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und Alkoholmissbrauch sind. Darüber hinaus können folgende Faktoren eine Rolle spielen:

  • Stoffwechselerkrankungen: Nierenversagen, Schilddrüsenerkrankungen
  • Vitaminmangel: Insbesondere ein Mangel an Vitamin B12 und Folsäure
  • Entzündungen: Entzündungen der Nerven oder der Blutgefäße, die die Nerven versorgen
  • Vergiftungen: Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien oder Schwermetallen
  • Medikamente: Einige Medikamente, insbesondere Chemotherapeutika, können Polyneuropathie verursachen.
  • Genetische Faktoren: In einigen Fällen kann Polyneuropathie genetisch bedingt sein.
  • Autoimmunerkrankungen: Bestimmte Autoimmunerkrankungen können das Nervensystem angreifen und zu Polyneuropathie führen.
  • Infektionen: Einige Infektionen können ebenfalls Polyneuropathie verursachen.

Es ist wichtig zu beachten, dass in etwa 20% der Fälle die Ursache der Polyneuropathie unklar bleibt.

Polyneuropathie bei Parkinson-Erkrankung

Bei Parkinson-Patienten kann Polyneuropathie als Begleiterkrankung auftreten. Dies kann die Symptome und die Lebensqualität der Betroffenen zusätzlich beeinträchtigen. Die genauen Ursachen für das Auftreten von Polyneuropathie bei Parkinson sind nicht vollständig geklärt, es gibt jedoch mehrere mögliche Faktoren:

Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei alkoholischer Polyneuropathie

  • Medikamente: Einige Medikamente, die zur Behandlung von Parkinson eingesetzt werden, können Polyneuropathie als Nebenwirkung verursachen.
  • Ernährungsmängel: Parkinson-Patienten haben oft Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme, was zu einem Mangel an wichtigen Nährstoffen führen kann, die für die Nervenfunktion notwendig sind.
  • Inaktivität: Parkinson-Patienten sind oft weniger aktiv, was zu einer schlechteren Durchblutung der Nerven führen und das Risiko einer Polyneuropathie erhöhen kann.
  • Weitere Ursachen: Es ist auch möglich, dass Parkinson-Patienten aus den gleichen Gründen wie die Allgemeinbevölkerung eine Polyneuropathie entwickeln, wie z.B. Diabetes oder Alkoholmissbrauch.

Symptome der Polyneuropathie

Die Symptome der Polyneuropathie können je nach den betroffenen Nerven variieren. Häufige Symptome sind:

  • Schmerzen: Brennende, stechende oder bohrende Schmerzen in den Füßen und Beinen
  • Missempfindungen: Kribbeln, Taubheit oder ein Gefühl von "Ameisenlaufen" in den Extremitäten
  • Muskelschwäche: Schwierigkeiten beim Gehen, Aufstehen oder Greifen von Gegenständen
  • Koordinationsstörungen: Unsicherheit beim Gehen oder Stehen
  • Verlust der Sensibilität: Vermindertes Empfinden für Berührung, Temperatur oder Schmerz
  • Schäden an vegetativen Nerven: Störung der Organsteuerung

Da die längsten Nervenfasern meist zuerst betroffen sind, beginnen die Symptome oft in den Füßen und breiten sich dann nach oben aus.

Diagnose der Polyneuropathie

Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um die Ursache der Polyneuropathie zu identifizieren und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Der Diagnoseprozess umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Der Arzt wird sich nach der Krankengeschichte des Patienten erkundigen, einschließlich der Symptome, Vorerkrankungen, Medikamente und Lebensstilfaktoren.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird eine neurologische Untersuchung durchführen, um die Sensibilität, Kraft und Reflexe des Patienten zu überprüfen.
  • Elektroneurographie (NLG): Diese Untersuchung misst die Geschwindigkeit, mit der elektrische Signale entlang der Nerven wandern. Eine Verlangsamung der Nervenleitgeschwindigkeit kann auf eine Nervenschädigung hinweisen.
  • Elektromyographie (EMG): Diese Untersuchung misst die elektrische Aktivität der Muskeln. Veränderungen in der Muskelaktivität können auf eine Nervenschädigung hinweisen.
  • Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen können durchgeführt werden, um mögliche Ursachen der Polyneuropathie zu identifizieren, wie z.B. Diabetes, Vitaminmangel oder Nierenversagen. Eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) kann ebenfalls erforderlich sein.
  • Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Ultraschall eingesetzt werden, um die Nerven und umliegenden Strukturen zu beurteilen.
  • Nervenbiopsie: In seltenen Fällen kann eine Nervenbiopsie erforderlich sein, um die Ursache der Polyneuropathie zu bestimmen.

Behandlung der Polyneuropathie

Die Behandlung der Polyneuropathie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Wenn die Ursache bekannt ist, kann die Behandlung darauf abzielen, die Ursache zu beseitigen oder zu kontrollieren. Zum Beispiel kann bei Diabetes eine gute Blutzuckereinstellung helfen, die Nervenschäden zu reduzieren. Bei Vitaminmangel kann die Einnahme von Vitaminpräparaten helfen, die Nervenfunktion zu verbessern.

Zusätzlich zur Behandlung der Ursache können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um die Symptome der Polyneuropathie zu lindern:

Lesen Sie auch: Aktuelle Forschung zu Polyneuropathie und psychosomatischen Ursachen

  • Schmerzmittel: Schmerzmittel können helfen, die Schmerzen zu lindern. Es gibt verschiedene Arten von Schmerzmitteln, darunter rezeptfreie Schmerzmittel, verschreibungspflichtige Schmerzmittel und Antidepressiva.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskelkraft und Koordination zu verbessern.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, den Alltag besser zu bewältigen und Hilfsmittel zu erlernen, die die Selbstständigkeit fördern.
  • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): TENS ist eine Therapie, bei der elektrische Impulse verwendet werden, um die Nerven zu stimulieren und Schmerzen zu lindern.
  • Akkupunktur: Einige Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur bei der Linderung von Schmerzen im Zusammenhang mit Polyneuropathie helfen kann.
  • Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Bewegung, eine gesunde Ernährung und Stressmanagement können ebenfalls helfen, die Symptome der Polyneuropathie zu lindern.

Schlafstörungen bei Parkinson und Polyneuropathie

Schlafstörungen sind ein häufiges Problem bei Parkinson-Patienten und können durch die Erkrankung selbst oder durch Begleiterkrankungen wie Polyneuropathie verursacht werden. Häufige Ursachen für Schlafstörungen sind:

  • Nächtliche Blasenentleerung: Häufiges Wasserlassen in der Nacht kann den Schlaf stören.
  • Bewegungseinschränkungen: Schwierigkeiten beim Umdrehen im Bett oder beim Finden einer bequemen Schlafposition.
  • Nächtliche Atemstörungen: Schnarchen oder Atemaussetzer (Schlafapnoe) können den Schlaf beeinträchtigen.
  • Albträume: Unruhe und heftige Bewegungen im Schlaf.
  • Schmerzen und Missempfindungen: Schmerzen und Missempfindungen aufgrund von Polyneuropathie können den Schlaf stören.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Schlafstörungen bei Parkinson und Polyneuropathie zu behandeln:

  • Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Schlafhygiene, Entspannungstechniken, Anpassung des Schlafumfelds.
  • Medikamentöse Behandlung: Medikamente zur Behandlung der Parkinson-Symptome oder der Polyneuropathie, Schlafmittel.
  • Atemmaske: Bei nächtlichen Atemstörungen kann eine Atemmaske (CPAP-Gerät) helfen.

Lesen Sie auch: Polyneuropathie und Demenz: Was Sie wissen sollten

tags: #Polyneuropathie #Parkinson #Ursachen