Post-Zoster-Neuralgie: Behandlungserfahrungen und innovative Therapieansätze

Die Post-Zoster-Neuralgie (PZN) ist eine chronische Schmerzerkrankung, die als Komplikation nach einer Gürtelrose (Herpes Zoster) auftreten kann. Viele Betroffene leiden unter erheblichen Einschränkungen ihrer Lebensqualität. Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen von Betroffenen, die Ursachen und Symptome der PZN sowie innovative Therapieansätze und präventive Maßnahmen.

Was ist Post-Zoster-Neuralgie?

Die Gürtelrose entsteht durch die Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus (VZV), das auch Windpocken verursacht. Nach einer Windpockenerkrankung verbleibt das Virus inaktiv in den sensorischen Nervenganglien. Bei etwa 10-20 % der Betroffenen bleiben nach dem Abheilen der Hautläsionen anhaltende Schmerzen entlang der Nervenbahn bestehen. Diese Schmerzen sind das Kennzeichen der Post-Zoster-Neuralgie.

Ursachen und Entstehung

Einige Varicella-Zoster-Viren überdauern nach einer akuten Windpocken-Infektion in bestimmten Nervenknoten (Ganglien) im Gehirn und Rückenmark. Ein intaktes Immunsystem hält die Viren in Schach. Wird es durch bestimmte Erkrankungen, Medikamente oder zunehmendes Lebensalter geschwächt, können die Viren aktiv werden und sich vermehren. Sie wandern entlang der Nervenbahnen in die Haut und schädigen mitunter die Nervenzellen.

Bei der akuten Gürtelrose verursachen vor allem die entzündlichen Verletzungen der Nervenstrukturen die Schmerzen. Diese Nervenstrukturen können geschädigt werden und vernarben. Die Folge: Nach der Krankheitsphase kommt es zu einem gestörten Schmerzempfinden mit den Symptomen einer Post-Zoster-Neuralgie.

Risikofaktoren

Das Risiko, an einer Post-Zoster-Neuralgie zu erkranken, hängt von mehreren Faktoren ab:

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  • Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko. Während das Risiko bei den 55- bis 59-Jährigen bei 30 Prozent der Herpes-Zoster-Fälle liegt, bleiben die Schmerzen bei der Hälfte der Betroffenen über 60 Jahren länger bestehen und sogar bei zwei Dritteln der über 70-Jährigen.
  • Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • Betroffene Körperstelle: Das Risiko ist nach einer Gürtelrose im Gesicht und an den Augen sowie am Steißbein erhöht.
  • Starke Schmerzen zu Beginn der Gürtelrose: Wenn die Betroffenen bereits zu Beginn der Gürtelrose - teilweise noch vor dem Ausschlag - starke Schmerzen haben, steigt das Risiko.
  • Chronische Erkrankungen: Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder einer Immunschwäche haben ein höheres Risiko.
  • Stress: Stress kann ebenfalls ein Auslöser sein.

Symptome

Die Post-Zoster-Neuralgie-Symptome variieren je nach betroffener Nervenregion:

  • Anhaltende brennende oder bohrende Schmerzen
  • Plötzlich einschießende Schmerzen
  • Heftige Schmerzen bei Berührung
  • Missempfindungen wie Juckreiz oder Taubheitsgefühle
  • Schmerzen und Missempfindungen treten im Bereich der vorangegangenen Gürtelrose auf: am Rumpf, manchmal auch an einem Arm oder im Gesicht.
  • Der Schmerz kann intensiver werden und sich über die Stellen des ursprünglichen Ausschlags ausbreiten.

Die Haut ist an diesen Stellen überempfindlich und jede Berührung schmerzhaft. Menschen mit einer Post-Zoster-Neuralgie haben häufig Probleme, diese Hautregionen zu waschen, sich im Bett zu drehen oder sich zu umarmen.

Diagnose

Zur Diagnose einer Post-Zoster-Neuralgie ist die Krankengeschichte wichtig. Fragen nach der Dauer der Schmerzen, einem vorangegangenen schmerzhaften Hautausschlag (Gürtelrose), dem Impfstatus und der Intensität der Schmerzen gehen in die Diagnose ein. Eventuell wird ein standardisierter Fragebogen verwendet, um die Schmerzen mittels einer Skala einzuschätzen. Anschließend wird das betroffene Hautareal untersucht, um Rötungen, Pusteln oder Narben zu erkennen und die Berührungsempfindlichkeit der Haut zu prüfen. In unklaren Fällen kann eine Blutuntersuchung die Entzündungswerte und eventuell spezielle Antikörper gegen das Varicella-Zoster-Virus ermitteln. Wenn noch andere Ursachen für die Nervenschmerzen in Frage kommen, erfolgt eine Überweisung in eine Fachpraxis für Neurologie.

Behandlung

Bei einer Post-Zoster-Neuralgie zielt die Therapie darauf ab, die Schmerzen zu lindern, Missempfindungen zu unterdrücken und die Lebensqualität zu verbessern. In vielen Fällen werden die Symptome mit der Zeit schwächer. Es kann aber auch zu einem chronischen Verlauf kommen, bei dem die Beschwerden zwar nachlassen, aber immer wieder auftreten.

Die Behandlung richtet sich danach, wie schwer die Symptome sind. Es kann sein, dass nach ärztlicher Rücksprache mehrere Wirkstoffe und Dosierungen ausprobiert werden müssen, bis die passende Post-Zoster-Neuralgie-Therapie gefunden ist. Dabei gibt es unterschiedlichen Wirkstoffe:

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  • Schmerzpflaster: Diese wirken gezielt an den betroffenen Stellen.
  • Antikonvulsiva: Medikamente gegen Krampfanfälle, die die Nervenzellen weniger erregbar machen und sich seit Jahren in der Schmerztherapie bewährt haben (z.B. Pregabalin oder Gabapentin).
  • Antidepressiva: Diese verhindern unter anderem, dass Schmerzsignale im Rückenmark weitergeleitet werden.
  • Schmerzmittel: Können einzeln oder mit anderen Therapieverfahren kombiniert werden und die Schmerzen dämpfen.
  • Nervenblockaden: Eine neuere Therapieoption für schwer zu behandelnde Schmerzen, bei denen bestimmte Nerven mit lokal angewendeten Betäubungsmitteln oder Steroiden „abgeschaltet“ werden. Diese Therapie führen ausschließlich spezialisierte Schmerzärzte und -ärztinnen durch.
  • Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Hierbei werden mithilfe von Elektroden auf der Haut die Nerven mit Stromimpulsen angesprochen. Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit dieses Verfahrens fehlen allerdings noch.

Es ist sehr wichtig, der Ärztin oder dem Arzt möglichst genau zu beschreiben, wie stark die Schmerzen sind, wie die Mittel wirken und ob es Nebenwirkungen gibt.

Mikroimmuntherapie

Die Mikroimmuntherapie ist ein innovativer Behandlungsansatz, der darauf abzielt, das Immunsystem auf schonende Weise zu modulieren, um ihm zu helfen, wieder in seine gesunde Balance zurückzufinden. Sie basiert auf der Verwendung von Immunbotenstoffen wie Zytokinen, die in sehr niedrigen Dosen verabreicht werden, um die natürliche Funktion des Immunsystems wiederherzustellen.

Traditionell werden zur Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie oft Schmerzmittel wie Analgetika, Antidepressiva oder Antikonvulsiva eingesetzt, um kurzfristig die Symptome zu lindern. Sie sorgen aber nicht dafür, die Ursachen langfristig zu behandeln. Diese traditionellen Therapien können je nach Bedarf und in Absprache mit dem behandelnden Therapeuten auch in Kombination mit der Mikroimmuntherapie angewendet werden. Eine der Stärken der Mikroimmuntherapie liegt darin, dass sie als komplementärmedizinischer Ansatz problemlos mit diesen konventionellen Methoden kombiniert werden kann.

Erfahrungen von Betroffenen

Petra berichtet von einer schweren Gürtelrose-Erkrankung mit unerträglichen Nervenschmerzen. Sie beschreibt die Schmerzen als schlimmer als die bei der Geburt ihrer Kinder. Zum Glück hat sich bei ihr keine Post-Zoster-Neuralgie entwickelt, aber die Schmerzen haben sie wochenlang gequält.

Karin L. erkrankte Ende 2017 an Herpes Zoster und entwickelte eine Post-Zoster-Neuralgie. Sie litt unter starken Schmerzen und einer starken Empfindlichkeit gegenüber Berührungen. Im Klinikum Fürstenfeldbruck fand sie kompetente Hilfe in der Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin, die ihr Leistungsspektrum um die Therapie chronischer Schmerzerkrankungen erweitert hat.

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Gudrun bekam die Diagnose Rheuma, bevor sie an Gürtelrose erkrankte. Sie war zu spät beim Arzt, sodass die antiviralen Medikamente nicht mehr wirkten. Noch heute leidet sie unter Beschwerden, wenn auch nicht mehr so stark.

Prävention

Impfung

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt in Deutschland allen Menschen ab 60 Jahren eine Impfung gegen Gürtelrose. Für Personen mit einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung infolge einer Grunderkrankung gilt die Empfehlung bereits ab 50 Jahren. Die Kosten für diese Impfung übernimmt die Krankenkasse. Auch wer schon eine Gürtelrose-Erkrankung hatte, sollte sich impfen lassen, denn die Erkrankung selbst bewirkt keine Stärkung des Immunsystems gegen den Erreger. Voraussetzung dafür ist aber, dass zum Zeitpunkt der Impfung alle Symptome der Gürtelrose abgeklungen sein sollten.

Stärkung des Immunsystems

Eine ausgewogene Ernährung, reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien, ist entscheidend für die Unterstützung eines gesunden Immunsystems. Der Verzehr von frischem Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Protein und gesunden Fetten kann dazu beitragen, die Immunabwehr zu stärken. Insbesondere Vitamine wie Vitamin C und D sowie Zink sind bekannt dafür, eine wichtige Rolle in der Immunfunktion zu spielen.

Stress hat einen erheblichen Einfluss auf das Immunsystem und kann das Risiko einer Virusreaktivierung und die Entwicklung von PZN erhöhen. Effektive Stressmanagement-Strategien wie Meditation, Yoga, Atemübungen und Achtsamkeitspraxis helfen, das Stressniveau zu senken und die Immunfunktion zu stärken.

Regelmäßige körperliche Aktivität ist nicht nur vorteilhaft für die allgemeine Gesundheit, sondern auch für die Unterstützung gesunder Immunfunktionen. Bewegung fördert die Durchblutung, unterstützt den Stoffwechsel und senkt den Stresshormonspiegel im Körper.

Eine gute Schlafqualität ist essenziell für die Erhaltung einer starken Immunbalance, die uns vor Zoster-Reaktivierungen schützen kann. Während des Schlafes durchläuft unser Körper wichtige regenerative Prozesse, die das Immunsystem stärken und die Abwehrkräfte gegen Viren und Infektionen, einschließlich des Varizella-Zoster-Virus, verbessern. Ausreichender und erholsamer Schlaf fördert die Produktion von Immunzellen und Zytokinen, die eine entscheidende Rolle bei der Verteidigung gegen Pathogene spielen. Chronischer Schlafmangel hingegen kann das Immunsystem schwächen und die Wahrscheinlichkeit einer Herpes-Zoster-Reaktivierung erhöhen.

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